Super, dass ihr offen für meine Erfahrung seid 👍.
Das Filmchen zeigt unseren Weg, den wir bisher gegangen sind. Der Teil mit Musik zeigt Newton mit ca. 2 Jahren. Etwa 6 Monate vorher war die Schlaufe der Schleppleine gerissen und Newton ist mit Schleppleine durch eine große Kuhherde gelaufen. Der Teil ohne Musik zeigt Newton, wie er vor 5 Wochen an Kühen vorbei geht. Ich denke man kann gut erkennen, welchen Weg wir gegangen sind. Viel beobachten, Ruhe in die Situation bringen, und gemeinsam einen Weg erarbeiten, den wir beide ganz gut finden. Dabei habe ich Wert auf körpersprachliche Kommunikation gelegt. Sicherlich auch gelobt, aber ruhig.
Nrwtons Charakter: Bereits als Welpe zeigte er ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein, beobachtete andere Hunde und traf dann seine Entscheidung, mit wem er Kontakt aufnehmen wollte oder ob er lieber seinen eigenen Weg geht. Da er ein Tervueren aus einer Arbeitslinie ist, liegt ihm das Arbeiten im Blut, was nicht bedeutet, dass er um Arbeit bettelt (will to please). Im Gegenteil. Er ist der Auffassung, dass er den Menschen nicht braucht, dennoch arbeitet er gerne mit seinen Menschen zusammen. Er hat einen ausgeprägten Jagdtrieb, zeigte aber nie einen Tötungsinstinkt.
Ich denke, dass es wichtig ist, die Vorgeschichte und auch den Charakter ein wenig zu kennen.
Vor 4 Wochen ergab sich eine Situation, in der ich an den Ulli-Weg gedacht habe. Eine Wiese mit jede Menge 🐁. Wir gingen auf die Wiese und Newton verfolgte die erste Spur. Ich lobte ihn (erste Veränderung). Die Nase verschwand im Gras (ich lobte ihn). Bisher legte er sich dann vor das Mauseloch und zeigte es mir an, bis ich bei ihm war und dann spielten wir. Doch dieses Mal fing er an zu buddeln (ich lobte weiter). Und dann veränderte sich sein Körper. Er schien nun in seiner eigenen Welt zu sein. Ich lobte weiter. Er hörte an diesem Loch auf, und rannte zum nächsten Loch. Er buddelte wild los. An diesem Punkt wollte ich ihn unterbrechen. Keine Chance. Irgendwann reagierte er wieder und ich lobte, was ihn aus meiner Sicht nicht interessierte.
Das ein anderer Weg Zeit braucht ist mir klar. Also wiederholte ich das immer wieder, aber nur an Mauselöcher. Da er auch auf Sicht und Bewegungsreizen jagd, behielt ich aus Sicherheitsgründen in diesem Bereich unseren alten Weg bei und zwar "unser" gemeinsames erarbeitetes Anzeigeverhalten.
Zurück zu den Mäusen. Auch nach mehreren Tagen veränderte sich sein Verhalten nicht. Ich habe gelobt (Lobblase), ich habe mit ihm gebuddelt (er wechselte zu einem anderen Loch), ich habe einen Hundekumpel dazu geholt (der war nicht mehr interessant). Und ich gebe zu, dass ich traurig wurde. Newton war in seiner Welt und da spielte niemand anderes mehr eine Rolle. Sobald wir an einer Mäusewiese vorbei kamen, war Newton weg. Er brauchte mich nicht zum Jagen. Wenn ich es mal menschlich ausdrücke würde er sagen:" Die kann mir das Wasser beim Jagen nicht reichen. Das kann ich besser alleine." Wo er mir vorher stolz das Mauseloch zeigte, war ich nun Luft.
Heute passierten dann 5 Sachen, die mir ein so starkes ungutes Gefühl bescherten, dass wir ab morgen unser Anzeigeverhalten auch an Mauselöcher wieder erarbeiten. Der erste Vorfall: Wir trafen eine Hündin, mit der Newton sehr gerne tobte. Sie begrüßten sich und die alte Dame zierte sich etwas (hier hätte Newton normalerweise seinen Gentleman ausgepackt). Der zweite Vorfall: Er ließ sie stehen und buddelte am nächsten Mauseloch. Die Hündin stand wie bestellt und nicht abgeholt auf der Wiese. Der dritte Vorfall: Dann sah ich nur noch, wie Newton kaute. Er hatte seine erste Maus gefressen. Die Leute mit der Hündin verabschiedeten sich. Ich sammelte Newton ein, der zum nächsten Mauseloch rannte. Der vierte Vorfall: Ich ging weiter auf eine andere Wiese. Er schaute zwar immer wieder hoch, aber ihn interessierte es null, dass ich mich entfernte. Als ich ca. 50 Meter weit weg war, kam er angelaufen. Aber nicht wie sonst mit Vollaspeed. Bei mir angekommen, suchte er das nächste Mauseloch. Der fünfte Vorfall: Ich bat ihn, sein Spielzeug zu holen, was ja mehr als 50 Meter entfernt war. Es interessierte ihn nicht. Erst als ich mit ihm ging und ihn immer wieder an sein Spielzeug erinnerte, holte er es.
Mir persönlich sind es zu starke Veränderungen, die mich eher an ein Suchtverhalten erinnern, als an ein gemeinsames Jagen.
Ich denke, dass Newtons Charakter und Genetik eine große Rolle spielen. Mich hat das an die Zeit erinnert, bevor wir mit unserem "Training" anfingen, einen gemeinsamen Weg zu finden, wie wir zusammen unsere Stärken einsetzen können. Er kann seine Nase einsetzen und ich kann mich darüber freuen, wie toll er mir z. B. eine verletzte Gans im hohen Gras anzeigen kann, ohne ihr zu Nahe zu kommen. Das war ein Gefühl von Teamarbeit. Diese Mäusejagd habe ich als Alleingang empfunden. Jetzt mag ich zu ungeduldig sein, aber mir ist das Risiko zu groß, dass er irgendwann wieder an die Schleppleine muss und diese aufgrund seiner Kraft wieder reißt. Mir fehlte auch unsere Teamarbeit und unser gemeinsamer Spaß danach. Auch scheint diese Lobblase Newton nicht wirklich zu interessieren. Er braucht es einfach nicht. Er weiß, dass er gut ist. Und genau das habe ich immer an ihm geschätzt. Das ist mir auf diesem Weg klar geworden und hat mich an seine Stärken erinnert 😉. Daher war es für mich keine negative Erfahrung, sondern eine weitere Erfahrung, aus der ich lernen kann ☺️.
Für Diskussionen bin ich selbstverständlich offen und ich lese gerne hier weiter mit und schaue mir neugierig Eure Filmchen an. Wer weiß, wer in Zukunft noch mal bei uns einzieht.
Vielen Dank, dass Du diese Erfahrung mit uns geteilt hast. 💖
Ich bin noch am Anfang des Ullihundewegs, habe das Buch immer noch nicht weiter gelesen (bisher ca. 1/3), daher kann ich keine Weisheiten von mir geben.
Mit Ella habe ich kürzlich fast dieselbe Erfahrung gemacht wie Du. Ich probiere noch viel aus, und dieses Mal habe ich Ella angefeuert, als sie Rehe bemerkt hatte. Ich habe schnell gemerkt dass sie das eher in ihren Tunnel rein treibt, als sie da raus zu holen. Das war so offensichtlich dass ich es gar nicht länger ausprobiert habe.
Ich mag falsch liegen, aber für mich ist der Ulliweg im Kern, den Hund so wie er ist vollständig anzunehmen, und mit ihm gemeinsam als Partner auf Augenhöhe durch's Leben zu gehen. Aus meiner Sicht geht es nicht darum, auf bestimmte Art mit dem Hund umzugehen. Man muss nicht den Weg des Anfeuerns gehen. Man muss das Bedürfnis des Hundes wahrnehmen und ihm zeigen dass man es wahrnimmt. Wenn möglich, sollte man sich am Geschehen aktiv beteiligen, aber man darf auch sagen "das geht jetzt nicht".
Ich würde daher gar nicht so pauschal sagen, dass der Ulliweg nichts für Euch ist. Die Methode des Anfeuerns eignet sich nur nicht für Eure Mäusebuddelei.
Bei uns ist Buddeln so ziemlich die schwierigste Jagdbeschäftigung. Da kriege ich Ella und Yohi nicht von weg.
Ich würde sogar sagen, dass Ihr schon längst auf dem Ulliweg gewesen seid. "Viel beobachten, Ruhe in die Situation bringen, und gemeinsam einen Weg erarbeiten, den wir beide gut finden." und "einen gemeinsamen Weg finden, wie wir zusammen unsere Stärken einsetzen können" sowie "unsere Teamarbeit und unser gemeinsamer Spass danach" spiegelt meiner Meinung nach bereits die erwünschte Form den Ulliwegs wider, die Wertschätzung für den Hund, die Teamarbeit.
Dass er Dir vor dem Versuch des Anfeuerns stolz das Mauseloch gezeigt hat, war bereits eine erwünschte Teamarbeit. Euer Weg mit den Kühen ebenfalls. Ich sehe bei Deinem Newton viel Selbstwirksamkeit. Er darf sich in einem gewissen Rahmen ausprobieren. Du bist gedanklich bei ihm, nimmst ihn und seine Bedürfnisse wahr, und gehst darauf ein.
Das ist für mich auch der Ulliweg, individuell umgesetzt.
Mein Weg mit Ella wird ebenfalls hauptächlich aus Beruhigung bestehen, aber nicht von oben herab, sondern an ihrer Seite, zu ihrer Unterstützung.