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Dogorama-Mitglied
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Was bringen Wesenstests?

Ich bin gerade űber Jessica Bokrs Äußerungen zum Wesenstest gestolpert. Jessica arbeitet seit Jahren erfolgreich mit bissigen, traumatisierten Hunden in ihrer "Hellhound-Foundation" Ich poste mal hier ihre Gedanken dazu und bin gespannt auf eure Meinungen... 🙂 ZITAT: Zauberwort : Wesenstest Anspruch ist: Dass der Hund durch einen Katalog an Situationen geht und dort möglichst kein auffälliges/ unangemessenes Verhalten zeigt. Er wird dabei vom Halter oder seiner Bezugsperson geführt, diese soll allerdings keinen Einfluss auf den Hund nehmen. Heißt in der Praxis (im niedersächsischen Test) : Der Hund wird unteranderem in 3 verschiedenen Situationen durch einen Prüfer angeschrien, bedrängt und mit einem Stock bedroht, während man selbst daneben steht und nichts tut. Heißt für uns das wir den Hund verraten und innerhalb weniger Sekunden all unsere Versprechen komplett in Frage stellen. .... Ich als Mensch kann in diesen künstlich gemachten Situationen natürlich verstehen was passiert – der Hund kann ggf. sehen dass ich unaufgeregt dort stehe- dennoch gleicht grade für einen Hund, der grade lernt Menschen zu vertrauen und sie um Hilfe zu fragen, diese „Überprüfung“ allerdings einem freien Fall aus dem 10ten Stock ungebremst in den Keller eigener Lösungen und dem aufkeimen alter Sorgen und Ängste. Zumal ich mir grade letzten Sonntag ernsthaft die Frage gestellt habe, wie anmaßend es doch ist zu erklären das man innerhalb 2 Stunden über ein anderes Lebewesen urteilen kann. Nicht falsch verstehen unsere Prüferin macht das sehr gut und fair, aber Come on ! 2 Stunden und man weiss alles ? Dann geh ich morgen zum Kartenlegen und gewinn im Lotto. Wenn dies eine erfolgsversprechende Methode wäre, frage ich mich allen Ernstes warum unsere Gefängnisse und die Zwinger in Tierheimen grade überquellen. Lasst die schuldig gesprochenen im Gerichtssaal doch einfach über ein paar Bänke hüpfen, bedroht sie mit einem Stock und sprecht sie danach nett an. Wenn sie bis dahin cool geblieben sind und sich artig vom Arzt abhören lassen, kann man die doch ungebremst laufen lassen. Genauso wie dann auch nicht verstehe warum wir aktuell 3 Hunde mit bereits mit den Ex Haltern abgelegtem Test haben, die trotzdem wieder auffällig wurden und Hunde mit Wesenstest die ich wegen meiner zwar bröseligen aber immer noch vorhandenen Nächstenliebe so nicht mehr vermitteln würde. Fehler in der Matrix…oder so. Mir ist klar, dass das alles übertrieben und für manch einen zu spitz formuliert ist- aber es geht hier immerhin auch darum, dass ein Verfahren durchgeführt wird, von dem man nicht überzeugt sein kann, wenn man sieht, wie Hund und Halter zum Teil darunter leiden und Ergebnisse varrieren. Dennoch sehe ich im Wesenstest folgende Risiken: Ich denke dass ein derartiger Test Hund und Halter unter extreme Bedingungen stellt und eine bereits durch einen Vorfall belastete Beziehung zusätzlich schädigen kann. Ich denke auch nicht, dass eine gute und aussagekräftige Wesensbeurteilung in so kurzer Zeit und unter derart unnatürlichen Bedingungen möglich ist Es gibt außerdem Ausnahmen, so wird z.B. nicht getestet wie Hunde auf Kinder reagieren- zu hohes Risiko… was aber doch im Nachhinein zu dem Risiko führen könnte, dass der Halter seinen Hund im Bezug auf Kinder falsch einschätzt In Bayern denkt man bereits um und gestaltet den Wesenstest nicht mehr unter „Laborbedingungen“ sondern geht mit dem Hund und Halter Gespann zum Gassi und durch die Stadt, wo Alltagssituationen entstehen und nicht gestellt werden. Ich verstehe, dass eine Überprüfung von Nöten wäre – allerdings nicht unter dem Aspekt, dass erst jemand gebissen werden muss. Oftmals ist es hier nämlich so, dass man bei genauerer Analyse dann Fehler in der Mensch Hund Beziehung entdeckt und auch feststellt, dass der Halter gewisse Verhaltensweisen verändern muss damit der Hund sich ausreichend orientieren lernt und sicher führen lässt. ZITAT ENDE
 
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Lena
28. Juni 17:31
Respekt! Mein Rambo würde so einen Test garantiert NICHT bestehen. Aber wir trainieren sowas auch nicht explizit. Wenn wir irgendwann mit den aktuellen Baustellen fertig sind, wäre das sicherlich nicht verkehrt. Wobei der Sinn dahinter immer noch fraglich bleibt. Ich denke mein Hund würde sehr schnell verstehen, dass das gestellte Situationen sind und er schön gelobt wird und Leckerli bekommt, wenn er brav mitmacht. Wenn dann in Echt ein vermummter Mann mit schwingendem Schlagstock auf uns zustürmt, wäre die Reaktion gewiss eine andere....
Also ich muss sagen, dass uns die Vorbereitung auf den Wesenstest definitiv auch für den Alltag sehr viel gebracht hat! Zumindest so wie unsere Trainer an die Sache rangegangen sind, mit den Methoden wie wir es trainiert haben.
Z.B. hat Samu gelernt, wenn jemand ihn anstarrt, dass er sich dann zu uns abwendet und Blickkontakt zu mir sucht und das macht er tatsächlich auch im Alltag!
Oder wir haben viel trainiert mit „Click for Blick“, also zuerst wurde er für das ruhige ansehen des Reizes belohnt, hat dadurch gelernt sich von selbst abzuwenden und wurde dann nur noch belohnt, wenn er von sich aus zu uns schaut, sobald ein Reiz auftaucht. Das hat Samu dann im Alltag auf alle Reize übertragen, egal ob Fußgänger, Jogger, Fahrrad, … klappt super bei uns!
Man kann das zwar auch trainieren ohne dass man zum Wesenstest muss, was ja auch viele machen, es ist auf jeden Fall im Alltag sehr nützlich, war es aber auch für die Prüfung! 🙃
(Bei uns ist es aber auch so, dass wir das ja nicht nur im Training trainiert haben, sondern immer und überall war und ist auch heute noch „Training“, sonst klappt es natürlich im Alltag nicht, wenn man die Methoden da dann nicht anwendet..)
 
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Anja
29. Juni 15:59
Respekt! Mein Rambo würde so einen Test garantiert NICHT bestehen. Aber wir trainieren sowas auch nicht explizit. Wenn wir irgendwann mit den aktuellen Baustellen fertig sind, wäre das sicherlich nicht verkehrt. Wobei der Sinn dahinter immer noch fraglich bleibt. Ich denke mein Hund würde sehr schnell verstehen, dass das gestellte Situationen sind und er schön gelobt wird und Leckerli bekommt, wenn er brav mitmacht. Wenn dann in Echt ein vermummter Mann mit schwingendem Schlagstock auf uns zustürmt, wäre die Reaktion gewiss eine andere....
Das ist ja nicht mein Verdienst 😅 Haley wäre einfach so. Was die gestellten Situationen am Ende beweisen ist und bleibt fragwürdig.
Haley hat z. B. panische Angst vor Feuerwerk... Selbst wenn es kilometerweit weg ist. Sie kann trotzdem schon unterscheiden ob es im Fernsehen läuft.
Genau wie bei schreienden Kindern.
 
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Ingo
30. Juni 07:17
Was mich zu dem Thema auch gerne mal interessieren würde, wie sieht es eigentlich aus, ab wann ein Hund gefährlich ist?

Für Bremen ist nachzulesen: Hunde (ausgenommen der aufgeführten Rassen) gelten nicht als gefährlich, wenn sie zur Verteidigung ihrer Aufsichtsperson oder zu ihrer eigenen Verteidigung gebissen haben.

Deshalb finde ich bestimmte Situationen im Test schon sehr fraglich. Wo zum Beispiel auf dem Hund oder Halter das Zuschlagen mit einem Gegenstand gespielt wird. Macht im Alltagsleben auch keiner so aus Spaß.
 
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Dogorama-Mitglied
30. Juni 11:54
Was mich zu dem Thema auch gerne mal interessieren würde, wie sieht es eigentlich aus, ab wann ein Hund gefährlich ist? Für Bremen ist nachzulesen: Hunde (ausgenommen der aufgeführten Rassen) gelten nicht als gefährlich, wenn sie zur Verteidigung ihrer Aufsichtsperson oder zu ihrer eigenen Verteidigung gebissen haben. Deshalb finde ich bestimmte Situationen im Test schon sehr fraglich. Wo zum Beispiel auf dem Hund oder Halter das Zuschlagen mit einem Gegenstand gespielt wird. Macht im Alltagsleben auch keiner so aus Spaß.
Leider muss ein Listie da wohl dann tatenlos daneben stehen, wenn Frauchen oder Herrchen geschlagen wird..... Oder der Hund selber.

Da fällt mir jetzt eine kleine unschöne Situation mit meinem Hund ein. Wir haben draußen vor dem Haus gefrühstückt. Plötzlich reißt das Nachbarskind die Tür auf und rennt mit so einer langen Wasserspritze auf uns zu. Mein Hund, der das Kind sehr gut kennt und es nie Probleme gab, springt wie von der Tarantel gestochen auf und rennt bellend auf das Kind zu. Zum Glück hatte ich die Leine an einem Geländer festgebunden. Er ist mit vollem Karacho in die Leine gelaufen, die blöderweise auch noch zwischen seinen Beinen war..... Aber immerhin hat die Leine ihn kurz vor dem Kind ausgebremst. Kind heulend zurück ins Haus gelaufen. Ich habe mich eine Million Mal bei den Eltern entschuldigt 😥, die haben das zum Glück sehr locker genommen.

Worauf ich hinaus will, manchmal ist es vielleicht gar nicht blöd, bedrohlich wirkende Situationen zu trainieren. Für meinen Hund sah das bestimmt nach einem Angriff aus, obwohl es ja keiner war. Sonst reagiert er Null auf Kinder, Jogger, Radfahrer, Nordic Walker... Alles egal. Aber plötzlich ist er losgeschossen. Ehrlich gesagt habe ich mich auch total erschrocken.
 
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Anja
30. Juni 13:53
So wie ich keinen Einbrecher verletzen darf, der Nachts in meiner Wohnung steht. Der Hund darf nichts und Niemandem schaden, egal mit welcher Begründung. Vermute ich zumindest.
Und auch ich weiß, daß meine Madame nur in diesem einen Fall durchaus sehr böse werden kann. Werde ich angegriffen, kann sie ganz anders. Hab ich einmal erlebt. Und hatte überhaupt nicht mit ihr gerechnet. Sie war so "Ich habe zwar Todesangst , aber eine falsche Bewegung und ich mach dich sowas von fertig" Diese Hündin, die noch nie auch nur Gebellt hat, kann auch anders. Aber sie hat auch sofort gestoppt als ich Entwarnung gab. Und ich habe ihr nichts Dergleichen beigebracht. Auch hier behaupte ich, können Hunde unterscheiden ob der Halter echte Gefahr empfindet.

Das Stock Ding ist uns wie gesagt nicht nur einmal Alltag begegnet. Nämlich mit Kindern und doofen Eltern dahinter. Oder Walking Stöcke die rumgetragen und geschwungen werden, Regenschirme. Die Menschen denken nicht nach, daß all das für Hunde oft schwer einzuschätzen ist. Ich denke dafür soll dieser Test dienen. Nicht um zu testen, wie der Hund reagiert wenn der Halter bedroht wird.
 
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Ingo
30. Juni 14:36
Leider muss ein Listie da wohl dann tatenlos daneben stehen, wenn Frauchen oder Herrchen geschlagen wird..... Oder der Hund selber. Da fällt mir jetzt eine kleine unschöne Situation mit meinem Hund ein. Wir haben draußen vor dem Haus gefrühstückt. Plötzlich reißt das Nachbarskind die Tür auf und rennt mit so einer langen Wasserspritze auf uns zu. Mein Hund, der das Kind sehr gut kennt und es nie Probleme gab, springt wie von der Tarantel gestochen auf und rennt bellend auf das Kind zu. Zum Glück hatte ich die Leine an einem Geländer festgebunden. Er ist mit vollem Karacho in die Leine gelaufen, die blöderweise auch noch zwischen seinen Beinen war..... Aber immerhin hat die Leine ihn kurz vor dem Kind ausgebremst. Kind heulend zurück ins Haus gelaufen. Ich habe mich eine Million Mal bei den Eltern entschuldigt 😥, die haben das zum Glück sehr locker genommen. Worauf ich hinaus will, manchmal ist es vielleicht gar nicht blöd, bedrohlich wirkende Situationen zu trainieren. Für meinen Hund sah das bestimmt nach einem Angriff aus, obwohl es ja keiner war. Sonst reagiert er Null auf Kinder, Jogger, Radfahrer, Nordic Walker... Alles egal. Aber plötzlich ist er losgeschossen. Ehrlich gesagt habe ich mich auch total erschrocken.
Richtig, ein Listi oder ein Hund der schon Auflagen hat. Wenn man mit so einem Hund arbeitet und der Hund keine Gefahr mehr für die Öffentlichkeit ist, würde er den Test trotzdem nicht bestehen und befreit werden?
 
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Lena
30. Juni 14:51
So wie ich keinen Einbrecher verletzen darf, der Nachts in meiner Wohnung steht. Der Hund darf nichts und Niemandem schaden, egal mit welcher Begründung. Vermute ich zumindest. Und auch ich weiß, daß meine Madame nur in diesem einen Fall durchaus sehr böse werden kann. Werde ich angegriffen, kann sie ganz anders. Hab ich einmal erlebt. Und hatte überhaupt nicht mit ihr gerechnet. Sie war so "Ich habe zwar Todesangst , aber eine falsche Bewegung und ich mach dich sowas von fertig" Diese Hündin, die noch nie auch nur Gebellt hat, kann auch anders. Aber sie hat auch sofort gestoppt als ich Entwarnung gab. Und ich habe ihr nichts Dergleichen beigebracht. Auch hier behaupte ich, können Hunde unterscheiden ob der Halter echte Gefahr empfindet. Das Stock Ding ist uns wie gesagt nicht nur einmal Alltag begegnet. Nämlich mit Kindern und doofen Eltern dahinter. Oder Walking Stöcke die rumgetragen und geschwungen werden, Regenschirme. Die Menschen denken nicht nach, daß all das für Hunde oft schwer einzuschätzen ist. Ich denke dafür soll dieser Test dienen. Nicht um zu testen, wie der Hund reagiert wenn der Halter bedroht wird.
Es gibt unterschiedliche Situationen im Test (hab ja verschiedenes in einer Antwort vor ein paar Tagen genauer erklärt, wie es hier bei uns abläuft) und ja, teilweise dienen sie der Nachstellung von möglichen Alltagssituationen, aber teilweise soll es tatsächlich eine bedrohliche Situation sein! Nennt sich nicht ohne Grund „drohfixieren“..
Sowas wie das mit Stöcken rumfuchteln und „den Hund schlagen“ gab’s bei uns nicht. Da denke ich kommt es drauf an wie genau die Übung aufgebaut ist, ob’s dann darum geht den Alltag zu proben oder ne Bedrohung..
Aber grundsätzlich gibt es beides in den Prüfungen!

(und ja, wie ich auch schon geschrieben hatte, darf dein Hund nichts und niemanden verletzen, auch keinen Einbrecher.. sonst kann dieser dich wegen fahrlässiger Körperverletzung anzeigen)
 
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Lena
30. Juni 14:57
Richtig, ein Listi oder ein Hund der schon Auflagen hat. Wenn man mit so einem Hund arbeitet und der Hund keine Gefahr mehr für die Öffentlichkeit ist, würde er den Test trotzdem nicht bestehen und befreit werden?
Ich versteh die Frage nicht ganz.. 🙈
Kannst du es nochmal anders formulieren bitte!? ☺️
Dir geht’s irgendwie darum was der Hund tun muss um durchzufallen oder wie das dann läuft, wenn er „blöd“ reagiert bei Test, oder so in die Richtung, oder!?
 
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Ingo
30. Juni 16:21
Ich versteh die Frage nicht ganz.. 🙈 Kannst du es nochmal anders formulieren bitte!? ☺️ Dir geht’s irgendwie darum was der Hund tun muss um durchzufallen oder wie das dann läuft, wenn er „blöd“ reagiert bei Test, oder so in die Richtung, oder!?
Ja genau darum geht es mir, wenn der Hund unauffällig ist im Test und nur bei einem Angriff reagiert?
 
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Olli
30. Juni 16:32
Ja genau darum geht es mir, wenn der Hund unauffällig ist im Test und nur bei einem Angriff reagiert?
Der §1 Abs 2 der Bremer zeugt zwar von mehr Verständnis für den Hund aber meine Vermutung ist, dass auch im Bremer Wesenstest auf Meideverhalten Wert gelegt wird. Vielleicht findet sich ja hier noch einer, der dort den Test gemacht hat.