Home / Forum / Verhalten & Psychologie / Warum soviele Hunde die wieder abgegeben werden?

Verfasser-Bild
Maria
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 195
zuletzt 14. Juli

Warum soviele Hunde die wieder abgegeben werden?

Huhu, Ich bin immer mal rein interessehalber auf Kleinanzeigenportalen unterwegs und da fällt mir immer wieder auf, wieviele Hunde abzugeben sind. Ich meine nicht aus dem TS sondern von privat. Mir stellt sich die Frage warum?? Das lässt mich einfach nicht los. Meistens liest man in solchen Anzeigen ja auch davon, wie toll super, hübsch der Hund ist und doch soll er weg? Da ist es mal eine Allergie , mal der Jobwechsel oder die angeblich fehlende Zeit. Irgendwie sind diese Gründe für mich alle nicht ganz schlüssig... Wie seht ihr das ? Hat vlt jemand hier erfahrungen und eine Erklärung für mich ?
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Nina
24. Apr. 04:34
Ja das ist mir auch aufgefallen. Mir Jacke es manchmal in den gingen, diese Leute anzuschreiben, wenn ich lese, geben ab, wegen Nachwuchs, neue Wohnung ohne Hund bla bla... ein Tier ist ein Familienmitglied!!! Ich habe bereits meinen 2. Über eine solche plattform. Es waren Familien, die beide überfordert waren. Mein jetziger wurde als Kumpel für den ersten angeschafft. Schnell stellte sich heraus, dass 2 unerzogene jackies ziemlich anstrengend sein können. Nach 2 Wochen stand er wieder bei E... drin. Er war 5,5 Monate und wir die 3. Besitzer. Jetzt hat er endlich seine Familie gefunden und bleibt für immer
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
24. Apr. 06:16
Es kommt auf das Problem an, würd ich mal sagen. Es gibt Leute, die geben einen Welpen ins Tierheim, weil er zu aufdringlich und distanzlos ist. Rehpinscher, der einfach nur kuscheln und nah bei seinen Menschen sein will. Es gibt Menschen, die verkaufen ihren Gebrauchtwagen mit Hund im Kofferraum, der dann nach Tagrn mal gefunden wird. Es gibt Halter, die binden ihre ungechippten Tiere einfach vorm TH an, weil er nicht in ihre Urlaubspläne passt. Andere ziehen das an Raststätten durch und die Tiere verdursten elendig. Das ist Mist, keine Frage.

Aber diese allgemeine Geisteshaltung ›Wer seinen Hund abgibt, hat ihn nie wirklich geliebt/es eh nie versucht/hat vorher nicht nachgedacht/geht bestimmt auch mit Menschen scheiße um/‹ und so weiter, das find ich als Grundannahme auch widerlich, arrogant und wahrscheinlich haben viele, die das hier so leichtfertig von oben herab schreiben keine Erfahrung mit wirklich schwierigen Hunden.

Aber gerade die Kombination Hund-Kind, wenn es da brenzlig wird, kann ich gut verstehen, dass Eltern nicht noch den Nerv haben, da wochenlanges Training durchzuziehen. Während trainiert wird, hat man permanent die Gefahr im Hinterkopf, was ist, wenn es doch schief geht. Dazu der ganz normale Stress mit Hund und Neugeborenen, der schon allein manchen Menschen an die Grenze bringt. Und dann noch auf einem Mienenfeld hocken, weil der Hund womöglich droht, Menschen anzugreifen, weil er den Kinderwagen verteidigt, oder sogar das schreiende Kind überlegt maßzuregeln? Meinen Respekt an jeden, der das geregelt kriegt! Aber ich würde auch niemanden verurteilen, der in dieser Situation kapituliert, weil das Risiko ihm zu groß ist.

Dann Szenario 'neue Wohnung'. Nehmen wir mal folgendes Szenario an: Familienvater muss beruflich bedingt in ein Ballungsgebiet ziehen, Frau ist zuhause bei den Kindern, ohne eigenes Einkommen. Sie suchen nach einer neuen Wohnung, wo Hundehaltung erlaubt ist, finden aber nichts bis zum Stichtag. Soll der Mann nun die finanzielle Sicherheit seiner Familie riskieren und den Job schmeißen, in der Hoffnung, dass er was Neues findet, das besser zum Hund passt? Es gibt Menschen, die diese Entscheidung so treffen, aber ich finde es in solch einer Situation auch nicht verwerflich, darüber nachzudenken, dann eben den Hund abzugeben, meist übrigens SEHR schweren Herzens und mit viel Engagement bei der Suche nach einem guten Zuhause.

Ich habe mich früher auch immer über die Vorbesitzer meines Hundes echauffiert. Mit Erstbesitzer vier an der Zahl. Man wisse doch, was man sich mit einem HSH ins Haus holt. Sie wären doch vorher aufgeklärt worden. Was es bedeutet, vier, fünf Wochen mit einem Tier unter einem Dach zu leben, dass bei falscher Bewegung dazu übergeht, geliebte Menschen von mit zu attackieren, ständig auf der Hut zu sein, um dazwischengehen zu können, auch draußen erstmal mit jeder Regel infragegestellt zu werden, das komplette Sozialleben um den Hund planen zu müssen, kranke/sterbende Familienmitglieder nicht besuchen zu können, weil Hund mitnehmen absolut keine Option war und Alleinbleiben noch trainiert werden musste, Besuch über Wochen gar nicht empfangen zu können, auch heute noch nur in Kombination mit einem Aufenthalt in einer Hundepension für den Hund oder extremer Wachsamkeit und Konzentration auf meiner Seite - was das bedeutet, das begreift man erst, wenn man es erlebt. Ich mache den Vorbesitzern keine Vorwürfe mehr, auch wenn definitiv vermeidbare Fehler passiert sind.

Natürlich bedeutet ein Hund Verantwortung, er bedeutet auch Anpassung des Menschen, aber ich habe Verständnis, dass Kompromisse und Anpassung ihre Grenzen haben und werde da nicht allgemein über Menschen urteilen, die an diese Grenzen gestoßen sind. Hab ich nicht nötig, um mich als toller Mensch zu fühlen, nur weil ich meinen Hund behalten habe. Ich habe ein Umfeld und bin in einer Lebenssituation, die mir das möglich gemacht hat. Das war Glück und mein Privileg. Mehr aber auch nicht.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Nina
24. Apr. 06:23
Egal wie die Gründe sind, es ist immer schrecklich, wenn ein Tier abgegeben wird, aber besser so, als wenn diese menschen, die sich unüberlegt ein Tier angeschafft haben, dieses mit ach und krach behalten. Dann sitzt das arme Wesen dann 10 Stunden alleine zu Hause etc. Dann lieber vorher die reißleine ziehen und ein neues gutes zu Hause suchen. Auch die secondhand hunde aus dem Inland haben eine 2. Oder 3. Chance verdient.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Nina
24. Apr. 06:24
Daddy und Hope hatten beide schlimme Phasen hope war sehr sehr aggressiv aber aufgeben ? Niemals wie gesagt solche leute würden bei mir nie wieder ein Tier bekommen
Wenn man das den Leute nur vorher ansehen könnte
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Nina
24. Apr. 06:32
Ich schau mir die Anzeigen schon gar nicht mehr an. Grund dafür war eine Anzeige, die mir den Rest gegeben hat. In der Anzeige- geschrieben von einem Mann- stand sinngemäß drin: „Ja, also wir haben seit ein paar Monaten eine Podencohündin aus dem Tierschutz, die ein paar Angewohnheiten hat, die mir nicht gefallen. Eigentlich wollte ich den Hund nie haben, aber meine Freundin wollte den unbedingt. Jetzt konnte ich sie überzeugen, dass das keine gute Idee war und wir suchen für sie ein neues Zuhause.“ Weiter unten stand dann drin, dass das „störende Verhalten“ das Ausräumen des Mülleimers ist und die Tatsache, dass der Hund ängstlich ist. Ich habe selbst einen ängstlichen Hund aus dem Tierschutz und wenn er den Mülleimer ausräumen würde, dann würde ich halt einen verschließbaren Behälter besorgen. Und das mit der Angst…könnte ja vielleicht dran liegen, dass der Hund die Ablehnung merkt. Ganz toll war auch der Schlusssatz: „ Der Funke ist einfach nicht übergesprungen!“ Hätte ich können, hätte ich den durch die Anzeige gezogen und geschüttelt.😡
Das geht mir auch oft so. Aber besser der Hund findet ganz schnell ein neues zu Hause. Jeder Tag dort ist zu viel. Ich selbst habe auch schon so unglaubliche Kommentare gehört.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Heidi
24. Apr. 07:31
...viele ( emotional) einsame Menschen einerseits, anderseits Corona....und nicht zuletzt der derzeit herrschende Zeitgeist " alles dient meinem Zeitvertreib...und alles ist ja käuflich"...hinzu kommt die immer rasantere Entfremdung von der Natur.
An jeder Ecke steht ein E-Roller den ich mir gedankenlos nehmen kann wenn's gerade passt...und abstellen wenn er überflüssig wird.
Ich glaube, dass diese ständige Verfügbarkeit von Dingen auch ganz viel mit der Psyche der Menschen macht...die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse wird immer wichtiger wenn das tadellose Funktionieren im Alltag ( Job,...) immer wichtiger wird.
Gleichzeitig wird man von allen Seiten bombardiert mit " rette einen Hund aus dem Tierschutz- sie sind sooooo dankbar" 🤮
Nur zu gern wird verschwiegen dass ein TS- Hund ganz oft - und auch ganz oft ganz massive- Traumata mitbringt.
Ich hab/ hatte bis heute 6 Hunde aus dem TS...und nur bei einer einzigen Orga hatte ich auch nach der Übernahme einen Ansprechpartner und überhaupt die vollmundig angekündigte Nachkontrolle!
Aus dieser Orga hab ich denn auch einen zweiten Hund übernommen 🥰
Alle anderen Orgas hatten schlicht weder Interesse an dem vermittelten Hund ...noch überhaupt die Möglichkeit/ Kapazitäten um im worst case den Hund zurück zu nehmen!

Einerseits wird dem unbedarften und unerfahrenen zukünftigen Hundebesitzer suggeriert dass er ein unglaublich gutes Werk tut wenn er einen TS- Hund " rettet" ( auch hier ist die " Rütter-Fraktion" gerade sehr aktiv) ... andererseits lässt man diese Gruppe total alleine sobald das Geld den Besitzer gewechselt hat- zum Leid der Hunde UND der neuen Besitzer!

Hinzu kommt, dass die allermeisten Hundeschulen gar keine Ahnung/ Erfahrung mit traumatisierten Hunden haben.
Ich hatte das Glück, einen Trainer zu finden der genug Instinkt hatte um mit den Hunden und mir arbeiten zu können.
Alle Hunde wurden anschließend erfolgreich auf den jagdlichen Prüfungen geführt...konnten anschließend ihre Passion ( tierschutzkonform) ausleben und nach einer gewissen Zeit verstanden / vertrauten wir uns blind.
So manches Mal wurde ich gefragt ob ich den Hund verkaufen möchte ( für einen DD-Bretone-Mix bot man mir 2000,-€...ohne Papiere nur aufgrund der Leistung)... ich hab immer nur gegrinst und geantwortet: "die Tränen, die ( zeitweise) Verzweiflung, die Zeit, die Abende auf der Bettkante sitzend und grübelnd....die gemeinsamen Erfolge und Niederlagen...sind unbezahlbar!" Und natürlich hab ich keinen einzigen abgegeben!
Ja, manchmal hab ich mich auch mehr an den Hund gebunden als der Hund sich an mich...aber jeder einzelne meiner " Mitarbeiter" ( nenne sie so aus/ mit großem Respekt) hat mich nie enttäuscht...ich vermisse die Gegangenen...und liebe die, die derzeit mein Leben mit mir teilen.
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
29. Apr. 19:27
...viele ( emotional) einsame Menschen einerseits, anderseits Corona....und nicht zuletzt der derzeit herrschende Zeitgeist " alles dient meinem Zeitvertreib...und alles ist ja käuflich"...hinzu kommt die immer rasantere Entfremdung von der Natur. An jeder Ecke steht ein E-Roller den ich mir gedankenlos nehmen kann wenn's gerade passt...und abstellen wenn er überflüssig wird. Ich glaube, dass diese ständige Verfügbarkeit von Dingen auch ganz viel mit der Psyche der Menschen macht...die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse wird immer wichtiger wenn das tadellose Funktionieren im Alltag ( Job,...) immer wichtiger wird. Gleichzeitig wird man von allen Seiten bombardiert mit " rette einen Hund aus dem Tierschutz- sie sind sooooo dankbar" 🤮 Nur zu gern wird verschwiegen dass ein TS- Hund ganz oft - und auch ganz oft ganz massive- Traumata mitbringt. Ich hab/ hatte bis heute 6 Hunde aus dem TS...und nur bei einer einzigen Orga hatte ich auch nach der Übernahme einen Ansprechpartner und überhaupt die vollmundig angekündigte Nachkontrolle! Aus dieser Orga hab ich denn auch einen zweiten Hund übernommen 🥰 Alle anderen Orgas hatten schlicht weder Interesse an dem vermittelten Hund ...noch überhaupt die Möglichkeit/ Kapazitäten um im worst case den Hund zurück zu nehmen! Einerseits wird dem unbedarften und unerfahrenen zukünftigen Hundebesitzer suggeriert dass er ein unglaublich gutes Werk tut wenn er einen TS- Hund " rettet" ( auch hier ist die " Rütter-Fraktion" gerade sehr aktiv) ... andererseits lässt man diese Gruppe total alleine sobald das Geld den Besitzer gewechselt hat- zum Leid der Hunde UND der neuen Besitzer! Hinzu kommt, dass die allermeisten Hundeschulen gar keine Ahnung/ Erfahrung mit traumatisierten Hunden haben. Ich hatte das Glück, einen Trainer zu finden der genug Instinkt hatte um mit den Hunden und mir arbeiten zu können. Alle Hunde wurden anschließend erfolgreich auf den jagdlichen Prüfungen geführt...konnten anschließend ihre Passion ( tierschutzkonform) ausleben und nach einer gewissen Zeit verstanden / vertrauten wir uns blind. So manches Mal wurde ich gefragt ob ich den Hund verkaufen möchte ( für einen DD-Bretone-Mix bot man mir 2000,-€...ohne Papiere nur aufgrund der Leistung)... ich hab immer nur gegrinst und geantwortet: "die Tränen, die ( zeitweise) Verzweiflung, die Zeit, die Abende auf der Bettkante sitzend und grübelnd....die gemeinsamen Erfolge und Niederlagen...sind unbezahlbar!" Und natürlich hab ich keinen einzigen abgegeben! Ja, manchmal hab ich mich auch mehr an den Hund gebunden als der Hund sich an mich...aber jeder einzelne meiner " Mitarbeiter" ( nenne sie so aus/ mit großem Respekt) hat mich nie enttäuscht...ich vermisse die Gegangenen...und liebe die, die derzeit mein Leben mit mir teilen.
Eine sehr reflektierte und ungeschönte Meinung.
Und ja, man kann einem TS Hund nur gerecht werden, wenn man in Kauf nimmt, dass es das ganze Leben verändern kann und nicht nur zum Positiven.
Angst, Deprivation, Aggression brauchen bedingungslose Kraft, das durchzustehen.
Bei meinem Tierheim Hund hat es zwei Jahre gedauert. Die Wohnung war halbwegs auseinander genommen, die Teppichböden hochgerissen, die Stuhl, und Tischbeine rundgenagt, die Schuhe nicht mehr tragbar, jedes herumliegende Stück Nahrung wurde inhaliert, selbst, wenn dazu das Kaugummi aus der Jackentasche gerissen werden musste.
Ein TS Hund braucht, teilweise, mehr Kraft und Ausdauer, als viele "Retter" aufbringen können - und dann?
Ich wünschte, dass sich mehr Menschen vorher darüber klar wären, was sie erwarten könnte.
Teilweise wird für den Kauf eines neuen Handys mehr recherchiert als für die "Anschaffung" eines Hundes, ob TS oder Hund generell.
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
29. Apr. 19:36
Das geht mir auch oft so. Aber besser der Hund findet ganz schnell ein neues zu Hause. Jeder Tag dort ist zu viel. Ich selbst habe auch schon so unglaubliche Kommentare gehört.
Und wo soll dieser Hund ganz schnell ein neues Zuhause finden? Im Tierheim, bei einem neuen Versuch mit, vielleicht, auch so unreflektierten Menschen?
Ich würde es mir wünschen, aber die Realität sieht anders aus.
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
29. Apr. 19:51
Es kommt auf das Problem an, würd ich mal sagen. Es gibt Leute, die geben einen Welpen ins Tierheim, weil er zu aufdringlich und distanzlos ist. Rehpinscher, der einfach nur kuscheln und nah bei seinen Menschen sein will. Es gibt Menschen, die verkaufen ihren Gebrauchtwagen mit Hund im Kofferraum, der dann nach Tagrn mal gefunden wird. Es gibt Halter, die binden ihre ungechippten Tiere einfach vorm TH an, weil er nicht in ihre Urlaubspläne passt. Andere ziehen das an Raststätten durch und die Tiere verdursten elendig. Das ist Mist, keine Frage. Aber diese allgemeine Geisteshaltung ›Wer seinen Hund abgibt, hat ihn nie wirklich geliebt/es eh nie versucht/hat vorher nicht nachgedacht/geht bestimmt auch mit Menschen scheiße um/‹ und so weiter, das find ich als Grundannahme auch widerlich, arrogant und wahrscheinlich haben viele, die das hier so leichtfertig von oben herab schreiben keine Erfahrung mit wirklich schwierigen Hunden. Aber gerade die Kombination Hund-Kind, wenn es da brenzlig wird, kann ich gut verstehen, dass Eltern nicht noch den Nerv haben, da wochenlanges Training durchzuziehen. Während trainiert wird, hat man permanent die Gefahr im Hinterkopf, was ist, wenn es doch schief geht. Dazu der ganz normale Stress mit Hund und Neugeborenen, der schon allein manchen Menschen an die Grenze bringt. Und dann noch auf einem Mienenfeld hocken, weil der Hund womöglich droht, Menschen anzugreifen, weil er den Kinderwagen verteidigt, oder sogar das schreiende Kind überlegt maßzuregeln? Meinen Respekt an jeden, der das geregelt kriegt! Aber ich würde auch niemanden verurteilen, der in dieser Situation kapituliert, weil das Risiko ihm zu groß ist. Dann Szenario 'neue Wohnung'. Nehmen wir mal folgendes Szenario an: Familienvater muss beruflich bedingt in ein Ballungsgebiet ziehen, Frau ist zuhause bei den Kindern, ohne eigenes Einkommen. Sie suchen nach einer neuen Wohnung, wo Hundehaltung erlaubt ist, finden aber nichts bis zum Stichtag. Soll der Mann nun die finanzielle Sicherheit seiner Familie riskieren und den Job schmeißen, in der Hoffnung, dass er was Neues findet, das besser zum Hund passt? Es gibt Menschen, die diese Entscheidung so treffen, aber ich finde es in solch einer Situation auch nicht verwerflich, darüber nachzudenken, dann eben den Hund abzugeben, meist übrigens SEHR schweren Herzens und mit viel Engagement bei der Suche nach einem guten Zuhause. Ich habe mich früher auch immer über die Vorbesitzer meines Hundes echauffiert. Mit Erstbesitzer vier an der Zahl. Man wisse doch, was man sich mit einem HSH ins Haus holt. Sie wären doch vorher aufgeklärt worden. Was es bedeutet, vier, fünf Wochen mit einem Tier unter einem Dach zu leben, dass bei falscher Bewegung dazu übergeht, geliebte Menschen von mit zu attackieren, ständig auf der Hut zu sein, um dazwischengehen zu können, auch draußen erstmal mit jeder Regel infragegestellt zu werden, das komplette Sozialleben um den Hund planen zu müssen, kranke/sterbende Familienmitglieder nicht besuchen zu können, weil Hund mitnehmen absolut keine Option war und Alleinbleiben noch trainiert werden musste, Besuch über Wochen gar nicht empfangen zu können, auch heute noch nur in Kombination mit einem Aufenthalt in einer Hundepension für den Hund oder extremer Wachsamkeit und Konzentration auf meiner Seite - was das bedeutet, das begreift man erst, wenn man es erlebt. Ich mache den Vorbesitzern keine Vorwürfe mehr, auch wenn definitiv vermeidbare Fehler passiert sind. Natürlich bedeutet ein Hund Verantwortung, er bedeutet auch Anpassung des Menschen, aber ich habe Verständnis, dass Kompromisse und Anpassung ihre Grenzen haben und werde da nicht allgemein über Menschen urteilen, die an diese Grenzen gestoßen sind. Hab ich nicht nötig, um mich als toller Mensch zu fühlen, nur weil ich meinen Hund behalten habe. Ich habe ein Umfeld und bin in einer Lebenssituation, die mir das möglich gemacht hat. Das war Glück und mein Privileg. Mehr aber auch nicht.
Und wenn man sich vorher informiert, schaut, was ins Leben passt, auch bei Veränderung, die es immer geben kann. Dann ist es eben kein Mali oder sonst was Angesagtes. Dann schaut man, was man kann und was nicht.
Ich mag dieses ganze Erklären nicht. Ein Hund ist eine Entscheidung für ein Lebewesen, mit allem Fühlen, mit dem Wollen da zu bleiben. Und sorry, ich habe ne Freundin, die erst dann mit ihrem Mann zusammen leben konnte, als ihre Katze gestorben war, weil die, trotz aller Versuche, nie mit dem Jack Russel ihres Mannes klar kam.
Das ist eine Haltung dem anvertrauten Tier gegenüber. Und dieses Ganze, es kann aber schon mal was passieren, das diese Entscheidung rechtfertigt, finde ich nicht richtig. Wenn mir morgen was passiert, habe ich Vorsorge getroffen für meinen Hund. Genauso wie ich es für mein Kind gemacht habe.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Heike
12. Juli 15:20
Ich denke auch, dass momentan die wenigsten Leute die Abgabegründe "ehrlich" angeben. Es wurde ja quasi jeder vor der Corona-Hunde-Welle gewarnt und sich jetzt einzugestehen, dass der eigene Hund dazu gehört, will wohl niemand. Da fällt es dann leichter es mit "wenig Zeit" oder "Jobwechsel" zu umschreiben. Ich will das keinesfalls jedem unterstellen. Es gibt mit Sicherheit auch Leute, bei denen das tatsächlich zutrifft, aber die momentane Häufung ist schon verdächtig.
Wer gibt schon gerne zu dass er überfordert ist!