Hallo Annett, mir stellt sich heute schon die erste große Frage…
Wir waren gerade dabei das Haus zu verlassen, er wurde vorher an seinem Platz angebunden.. also nicht genau bevor wir gegangen sind, sondern in einem ruhigen Moment davor .. 20 Minuten vorher..
als er gemerkt hat, dass wir jetzt aus dem Haus wollen.. ist er DURCHGEDREHT.. also jaulen, quieken das ganze Programm.. wir wollten ihn mitnehmen.. wann soll hier der richtige Zeitpunkt gewählt werden? Ich muss ihn ja irgendwann abbinden, obwohl er einen Aufstand macht.. dann hat er doch Erfolg mit seinem Gejaule ?
Liebe Nicole,
ich glaube, es ist besser, wenn du dir einen Hundetrainer besorgst, der zu dir nach Hause kommt und dich im Umgang mit dem Hund beobachtet. Dein Hund ist 7 Jahre alt und du schreibst, er wäre stur. Das bedeutet, er kommt seit fast 7 Jahren mit diesem Verhalten durch und dadurch ist es leider auch schon sehr gefestigt. Ich hatte dir ja geschrieben, dass du viel Geduld benötigst und mit Geduld meine ich nicht Tage oder Wochen, sondern mindestens Monate. Das wird nur in kleinen Schritten mit viel Konsequenz gehen und auch Rückschritte gehören da dazu. Es liegt an eurem Verhalten und du musst vor allem lernen, wann der richtige Zeitpunkt ist, konsequent einzugreifen. Sonst wird der Hund es nicht verstehen. Du schreibst, ihr habt ihn in einem ruhigen Moment ca. 20 Minuten vorher bereits angebunden. Warum hast du ihn da angebunden? Das sollte nur als Notlösung sein, wenn er nicht an seinem Platz bleibt, obwohl er sich aufregt und du ihn bereits mehrmals da hingeschickt hast. Das war ja aber offensichtlich nicht der Fall und du hast damit sozusagen richtiges Verhalten „ bestraft“. Er war brav und wurde trotzdem angebunden! Außerdem musst du erst einmal mit Punkt 1 des Trainings (Deckentraining, der Hund soll seinen Platz lieben und dort gerne sein und entspannen können) beginnen. Ansonsten wird er das Körbchen nicht mögen und mit Strafe verbinden und das ganze Training wird dadurch sinnlos. Erst wenn das so weit ist, kannst du erwarten, dass er sich dort auch entspannen kann und das ist die Voraussetzung.
Ein Beispiel. Mein Mailo ist fast immer tiefenentspannt, außer es gibt Futter.
Sein Bett liebt er und geht dort auch ständig freiwillig zum Chillen und Schlafen hin ( das ist dein Ziel beim Deckentraining). Wird er aufgeregt und vordernd beim Füttern, sage ich nur Bettchen und zeige mit dem Finger in die Richtung und er verschwindet, manchmal auch mit einem kurzen Protestbeller. Oft tut er das aber sogar von ganz alleine, wenn er selber merkt, dass er sich zu sehr aufregt. Dann steht er sogar an der Küchentür und will rausgelassen werden. 🤪Mailo ist aber 12 und ich handhabe das von Anfang an so, also seit 10 1/2 Jahren (er ist aus dem Tierschutz).
Was ich damit sagen will, du kannst nicht Schritt 2 vor Schritt 1 üben und es wird dauern.
Zu deiner Frage. Da gäbe es für mich 2 Möglichkeiten, je nach Zeit in dieser Situation.
Möglichkeit 1 - ich habe keine Zeit zum Trainieren, weil wir z.B. zum Geburtstag eingeladen sind:
Bevor der Hund merkt, dass irgendwas passiert und er noch ruhig ist, würde ich den Hund anleinen und schonmal mit meinem Mann rausschicken, damit er sich gar nicht erst aufregt. Dann würde ich die Kinder und mich anziehen und los geht es.
Möglichkeit 2 - ich habe Zeit, will trainieren und kann auch notfalls dableiben:
Ich beginne mich in Ruhe und ohne Aufregung anzuziehen. Sobald der Hund auch nur das kleinste Anzeichen von Aufregung zeigt, breche ich ab, schicke ihn in sein Bett und setze mich hin und lese, oder was auch immer. Hat er sich beruhigt, das selbe Spiel von vorne und wieder abbrechen, wenn es nicht klappt, ohne Schimpfen oder Zuwendung. Wenn es gar nicht geht, geht es überhaupt nicht raus, was durchaus mehrmals passieren kann. Du musst den längeren Atem haben und er soll daraus lernen, bin ich nicht ruhig, geht es auch nicht nach draußen.
Schau dir doch mal in der Mediathek den „ Welpentrainer“ an. In einer Folge erklärt er sehr schön das Deckentraining und auch das Training für das Alleinebleiben. Das ist alles das gleiche Problem und die gleiche Vorgehensweise, egal ob Besuch kommt, er dich nicht ständig verfolgen soll, oder du das Haus verlassen willst.
Dass es sich hier um ein gesundheitliches Problem handelt, glaube ich auch nicht, bin aber natürlich auch kein Arzt. Hätte er Schmerzen, hätte er die immer und nicht nur in solchen Situationen und Urin kann ein Hund durchaus verlieren, wenn er sehr gestresst und aufgeregt ist. Aber wie gesagt, ich bin kein Arzt und von der Ferne ist das sowieso so eine Sache.