Ich bin oft nicht sicher bez des nicht anders Könnens. In extremen Stress-/Angstsituationen mag das zutreffen, ansonsten reduziert es mir Hunde zu sehr auf "instinktgesteuert" bzw Reiz-Reaktions-Maschinen.
Ich traue Ihnen eigentlich viel mehr Komplexität und Verstand zu.
Wenn man, so wie ich, zum übermässigen Aufbrausen und zum Jähzorn neigt, darf man getrost hart daran arbeiten, das in den Griff zu bekommen.
In gewissen isolierten Situationen auch mal böse (ärgerlich?) zu reagieren, ist aber ansich eine authentische und legitime Sache, die man imho nicht unterdrücken sollte, nur weil sie nicht in ein Trainings- oder Erziehungskonzept passt.
Gleichzeitig sollte es in vielen Fällen aber auch nicht isoliert als "Unterbinden" stehen bleiben, sondern in Kombination mir Ursachenfindung und Veränderungen auf Ebene der Auslöser einhergehen.
Einfach gesagt, ich finde man kann ruhig auch mal sagen "Oi, lass gefälligst das Springen und Schnappen!" oder "Nix mit Bocken, vorwärts marsch!", wenn man gleichzeitig daran arbeitet, mit dem Hund insgesamt in gutes Verständnis zu kommen und ihm möglichst viel Freiheit für seine Interessen und Freuden einzuräumen.
Ich persönlich hab allerdings auch nicht den Anspruch, jeden Blödsinn, den mein Hund macht, tiefenzuverstehen oder über Jahre mitzuspielen.
Es gibt Dinge, die gehen und Dinge die gehen nicht und was was ist sag ich, weil ich unsere Lebenswelt und ihre Regeln und Gefahren viel besser verstehe als er und weil auch ich ein Recht auf Meinung und Grenzen hab.
„In gewissen isolierten Situationen auch mal böse (ärgerlich?) zu reagieren, ist aber ansich eine authentische und legitime Sache, die man imho nicht unterdrücken sollte, nur weil sie nicht in ein Trainings- oder Erziehungskonzept passt.“
Wer hat gesagt, dass man nicht mal böse oder ärgerlich sein darf?
„Ich persönlich hab allerdings auch nicht den Anspruch, jeden Blödsinn, den mein Hund macht, tiefenzuverstehen oder über Jahre mitzuspielen.“
Wer sagt, dass man jahrelang sich anspringen und beißen lassen soll?
„Es gibt Dinge, die gehen und Dinge die gehen nicht und was was ist sag ich, weil ich unsere Lebenswelt und ihre Regeln und Gefahren viel besser verstehe als er und weil auch ich ein Recht auf Meinung und Grenzen hab.“
Natürlich, aber man kann halt nicht sagen „Nö, das geht nicht, das geht nicht, das auch nicht, das finde ich doof, das lässt du mal lieber ganz sein“.
Stell dir mal vor, du wärst in einer Beziehung und würdest dem anderen Menschen nie Komplimente machen, der Person nicht zeigen, dass du sie magst und nie ansprechen, was du an eurer Beziehung toll findest. Aber gleichzeitig würdest du immer wieder darauf bestehen, dass die Person deine Grenzen überschreitet, würdest ihr klarmachen, dass das was sie tut einfach scheiße ist und die Ideen sowieso daneben. Die Beziehung wäre sicherlich keine schöne.
Und so ist das nunmal auch mit einem Hund. Man kann einem Hund nicht abverlangen, dass er immer an lockerer und kurzer Leine läuft, dass er Futter liegen lässt und nur nimmt, wenn er das Ok bekommt, dass er sich nicht gegen andere Hunde wehrt, wenn sie ihn anpissen, dass er immer ruhig und gelassen ist. Ein Hund sollte auch mal rennen, sich wälzen, schnüffeln, raufen, zerstören, kauen, bellen dürfen und vor allem sollte er auch mal sauer sein dürfen. Natürlich sollte er das nicht am Menschen rauslassen, aber man muss ihm einen Rahmen schaffen, wo er das machen darf.
Ich sage nicht, dass Lena Samu nie lobt, oder dass sie gar fies zu ihrem Hund ist. Ich sage auch nicht, dass Samu absofort alles tun darf, was er will. Ich sage seit Anfang an, dass es darum geht, zu beachten, was ein Hund leisten kann. Das hatte ich damals nicht beachtet. Koya durfte nie mal „Dampf ablassen“ und sollte sich immer benehmen. Und dann war die Situation genau wie bei Laura und Samu und sogar vielleicht schlimmer: Anspringen, Beißen, Führung nicht akzeptieren, Rute jagen, Unruhe daheim, Durchfall, Erbrechen,…
Vielleicht passt einfach das Verhältnis von „Hey, ich bin so froh, dass ich dich haben darf und du bist so ein toller Hund, du machst das spitze“ nicht zu „Hey stop, das können wir jetzt gerade oder generell nicht machen“. Um nichts anderes geht es mir.