Liebe Franziska,
danke für deine offene Schilderung, das klingt nach einer belastenden Situation für euch beide. Auch wenn eine Ferndiagnose natürlich nicht möglich ist, möchte ich ein paar Gedanken teilen, da ich mich selbst viel mit dem Thema Hundeverhalten beschäftige.
Dass Indy sich beim Streicheln plötzlich anspannt, knurrt, sich im Kreis dreht und nun auch in deine Richtung droht, klingt nach einem hochgradig gestressten Hund, der mit einer Situation emotional überfordert ist. Gerade das Kreisen und Schwanzjagen wird häufig als Übersprungsverhalten oder Stressentladung beschrieben, und dass er danach erschöpft ist, spricht ebenfalls für ein sehr hohes inneres Erregungsniveau.
Mich würden ein paar Dinge interessieren, um das besser einordnen zu können:
1. Wie genau läuft das Streicheln ab? Kommt er aktiv zu dir und sucht Nähe, oder findet die Berührung eher von dir aus statt?
2. Wie sieht euer Alltag aus? Hat er Ruhezeiten? Wird er viel beschäftigt, zum Beispiel mit Spaziergängen, Training oder Hundekontakten?
3. Gab es in letzter Zeit Veränderungen in seinem Umfeld oder eurer Tagesstruktur?
4. Wie wurde bisher mit Grenzen umgegangen, zum Beispiel durch Rituale für Nähe und Rückzug?
5. Wie wird auf das Verhalten aktuell reagiert, zum Beispiel durch Unterbrechen mit Stimme, Berührung, Ignorieren oder Rückzug?
Es ist gut, dass du medizinisch schon einiges abgeklärt hast, das ist absolut wichtig. Aber selbst wenn organisch nichts feststellbar war, würde ich trotzdem empfehlen, eine verhaltenstherapeutisch geschulte Tierärztin oder einen Tierarzt hinzuzuziehen, die oder der sich auf komplexe emotionale Regulationsstörungen spezialisiert hat. Häufig ist es eine Kombination aus Lerngeschichte, Reizverarbeitung und hormonellem Zustand, gerade bei intakten Rüden in dem Alter.
Ich wünsche euch, dass ihr kompetente Unterstützung findet, denn mit dem richtigen Ansatz lässt sich da in vielen Fällen sehr gut helfen.
Liebe Grüße ☺️
Vielen Dank für Deine ausführliche Rückmeldung.
Grundsätzlich ist er ein verschmuster Hund, er liebt seine Ohr-Massage 😉 sitzt dann total entspannt mit geschlossenen Augen da.
Allerdings ist er auch ein sehr unruhiger, „hibbeliger“ Hund.
1. beides, von meiner Seite aus nicht in unpassenden Momenten, also nicht beim Spiel im Garten oder beim Spaziergang. Ich respektiere auch, wenn er sich wegdreht oder mir signalisiert, es ist genug.
2. Da er sehr schnell hochdreht, halten wir bewusst Ruhezeiten ein. Kombiniert mit Spaziergängen zum Schnüffeln, frei laufen aber auch Training. Das bauen wir sowieso in den Alltag mit ein.
3. keine bewusste Veränderung. Damit er zur Ruhe kommt, hat er im Wohnbereich seine abgegrenzte Ecke. Die habe ich aufgelöst, weil das Training gut lief. Eventuell ist das zu viel Freiheit - oder Verantwortung.
4. er hat eben seinen abgegrenzten Bereich.
5. Ich drehe mich ruhig weg oder verlasse den Raum. Oder unterbreche mit ruhiger Stimme, wenn die Situation es zulässt.
Vereinzelt tritt die Situation auch auf, wenn ich nicht in direkter Nähe bin. Z.B. beim Spaziergang, er schnüffelt im hohen Grad, ich stehe 3m entfernt und plötzlich wird das Verhalten ausgelöst.
Es ist mir ein Rätsel, denn beim Spaziergang ist er fröhlich, orientiert und reagiert super auf meine Signale, respektiert auch ein Nein, wenn er z.B. nicht dem Vogel hinterherjagen darf. Lieblingsspielzeug oder Futterbeutel kann ich ohne Probleme nehmen…
Ich schildere das mal so, erwarte natürlich keine Ferndiagnose. Aber vielleicht hat jemand ähnliches erlebt oder eben Erfahrung mit Verhaltensmedizinern.
Einen Termin habe ich vereinbart und jetzt heißt es abwarten und managen.
Liebe Grüße und danke für Deinen lieben Kommentar 😊