Home / Forum / Verhalten & Psychologie / Unsicherer Spaziergänger

Verfasser-Bild
Chayenne
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 7
zuletzt 17. Apr.

Unsicherer Spaziergänger

Hallo liebe Fellnasenfreunde, unser kleiner Wall-E ist seit Oktober bei uns und mittlerweile knapp 10 Monate alt. Er ist zu und gekommen als er etwas 4 Monate alt war und der Anfang war schwierig. Seit er bei uns ist, ist er ein sehr unsicherer Hund. Er ist zwar auch sehr neugierig und die Neugier siegt auch meist über die Unsicherheit, doch sobald wir die Haustür verlassen ist er sich selbst zu viel, wie man so schön sagt. Draußen bewegt er sich nur sehr ungerne, bei Spaziergängen würde es ihm reichen, mal kurz vor die Tür zu gehen um sich zu lösen und wieder rein zu düsen. Allein im Wald fühlt er sich wohl und läuft auch prima an der Leine. In der Stadt, wo wir nunmal wohnen, aber auch in Parks oder ruhigen Wohngebieten möchte er einfach nicht an der Leine laufen. Er ist durch seine Umweltreize total abgelenkt, muss überall schnuppern, schauen, stehenbleiben, kann es nicht haben wenn jemand hinter uns läuft, fixiert alle Hunde und Menschen an, die uns entgegen kommen, verbellt andere Hunde, obwohl er beim Kennenlernen dann der freundlichste Geselle überhaupt ist. Dabei zieht er die Rute nicht ein, lediglich die Ohren sind immer gespitzt. Bei Regen, wenn die Umweltgeräusche noch lauter sind (durch nasse Straßen etc.) ist es am schlimmsten 🌧️ Dabei gehen wir beispielsweise morgens seitdem er bei uns ist dieselbe Runde. Natürlich ist sie über die Zeit etwas größer geworden, aber es ist schon lange nichts Neues mehr für ihn. Doch trotzdem gibt es Tage, an denen ich ihn nahezu hinter mir her ziehen muss, um überhaupt ein paar Meter zu machen. Mit Leckerchen in der Tasche läuft er aber wie eine Eins an der Leine, doch durch eine chronische Darmentzündung darf er nur wenige Leckerchen am Tag und bekommt sonst Nassfutter, was schwierig ist, unterwegs zu verfüttern 😅 Habt ihr Tipps, wie wir den kleinen Mann etwas sicherer bekommen und ihm beibringen, dass es völlig ungefährlich ist, wenn er mit Frauchen mal eine Runde durch den Park dreht? Vielen Dank im Voraus. Liebe Grüße, Chayenne
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Karin
Beliebteste Antwort
16. Apr. 13:17
Uns hat wirklich sehr geholfen zu anfangs immer den gleichen öden Weg zu gehen, Tag für Tag, total langweilig 🤣 Wenn ihr in eurer Nähe einen Park, ne kleine Anlage...habt, so geht mal ne zeitlang nur dort hin, lasst ihn schnüffeln, beobachten, . ..setzt euch mal auf ne Bank. Zuhause habe ich an der Bindung gearbeitet und draußen mit Aufmerksamkeit das ganze verbunden. Nach und nach ist sie immer mutiger geworden. Auch immer gut zuhause in entspannten Momenten ein Beruhigungssignal zu üben. Bei uns immer wenn Roxy entspannt lag hab ich sie ganz sanft gestreichelt und "aaaales guuut "gesagt. Wenn ihr draußen etwas unheimlich ist schaut sie mich fragend an, ich sag die heiligen Worte und seh wie die Anspannung von ihr abfällt.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Lisa-Eileen
16. Apr. 10:29
Läufst du einfach straight den Weg durch oder lässt du euch Zeit? Er muss ja erstmal alles wahrnehmen und verarbeiten können, wenn du als weiter läufst prasseln ja ständig neue Reize ein und die vorherigen konnte er noch garnicht verarbeiten. Jetzt müsste er ja langsam auch in die große Pubertät kommen, da wird das alles nochmal extremer mit dem Außenorientiert sein. Rocket ist auch unsicher, ich gehe meistens ganz langsam, bleib viel stehen und lass uns schön Zeit mit allem damit er sich entspannen kann und sich mit allem auseinandersetzen kann statt auf Durchzug zu schalten und gestresst nur durchzuhetzen. Das ist durchaus anstrengend für ihn, aber im guten Sinne und danach halt wieder viel Ruhe drinnen damit er es in Ruhe verarbeiten kann. Für Hunde ist es sehr schwer zu verstehen das sie auf uns und nicht das Außen achten sollen, grad wenn sie unsicher sind oder dann viele/ starke Reize kommen. Das Problem hab ich mit Rocket seit er 1 wurde sehr extrem. Hab jetzt im Hundeverein endlich ne Technik gefunden uns zu helfen. Wenn er im Freizeitmodus ist bleib ich stehen sobald er zu weit nach vorn geht, wenn er im Arbeitsmodus sein soll also Fuß laufen soll geh ich rückwärts sobald er mich überholt oder wenn er unkonzentriert ist und rumglotzt oder zu weit zur Seite weicht geh ich in die entgegengesetzte Richtung. Das braucht nen Moment bis er es gecheckt hat, aber irgendwann ist er dann bei mir und bleibt auch bei mir und das lobe ich dann extrem verbal und schieb immer wieder n Leckerlie rein. So lernt er das er bei mir bleiben und auf mich achten soll. Das klappt echt super. Zwischendrin zergeln wir dann als Belohnung, das liebt er und es bringt auch wieder mehr Motivation und Freude in die Arbeit, die war bei dem ganzen Frust vorher nämlich leider etwas untergegangen. Vielleicht hilft dir das ja auch.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Svenja
16. Apr. 11:48
Interessant wäre zu wissen wo dein hund her kommt?! Züchter? Tierschutz? Gut möglich dass er das sogenannte Deprivationssyndrom hat... Entsteht wenn Hunde in der Prägephase reizarm aufwachsen oder eben längere Zeit reizarm gehalten werden. Dann ist es völlig normal, dass dein Hund so reagiert. Er benötigt dann für alle neuen Reize dann viel länger und fühlt sich eher in reizarmer Umgebung wohl...
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Karin
16. Apr. 13:17
Uns hat wirklich sehr geholfen zu anfangs immer den gleichen öden Weg zu gehen, Tag für Tag, total langweilig 🤣 Wenn ihr in eurer Nähe einen Park, ne kleine Anlage...habt, so geht mal ne zeitlang nur dort hin, lasst ihn schnüffeln, beobachten, . ..setzt euch mal auf ne Bank. Zuhause habe ich an der Bindung gearbeitet und draußen mit Aufmerksamkeit das ganze verbunden. Nach und nach ist sie immer mutiger geworden. Auch immer gut zuhause in entspannten Momenten ein Beruhigungssignal zu üben. Bei uns immer wenn Roxy entspannt lag hab ich sie ganz sanft gestreichelt und "aaaales guuut "gesagt. Wenn ihr draußen etwas unheimlich ist schaut sie mich fragend an, ich sag die heiligen Worte und seh wie die Anspannung von ihr abfällt.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Mel und
16. Apr. 13:23
Ich würde ihm wirklich ganz viel Zeit geben! Und wie mit einem Welpen nochmal ganz von vorne beginnen damit er sicherer wird . Ein paar Meter gehen und dich dann eher mit ihm irgendwo hinsetzen damit er genug Zeit hat alles genau zu untersuchen ..zu riechen zu hören .. bring erstmal Ruhe rein ,wenn er sich dann dort sicherer fühlt ,wieder ein Stück weiter an einen anderen Ort und ihm dort auch erstmal wieder Zeit geben ..so würde ich es machen . Nichts überstürzen!
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Judith
16. Apr. 15:57
Man kann Rätselraten, warum das so ist. Ist das die Darmentzündung? Die anderen Hunde, die er gut findet, sich aber nicht traut? Oder die Stadt, die er doof findet? Ich denke, dass man ev. gucken kann nach einem Hundekumpel, der ihm zeigt, wie Stadt geht...Hunde lernen von anderen Hunden. Vielleicht geht auch ein Spielzeug oder was anderes als Motivation? Denke aber, soziale Kontakte sind der Schlüssel.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Elisa
16. Apr. 16:28
Ich denke, da könnte eventuell ein Trainer mal helfen. Das ist ja doch sehr komplex. Zum einen, sollte der Hund aus dem Tierschutz sein,ist nicht jeder für die Vermittlung in die Stadt geeignet(meiner würde wahnsinnig werden). Nun lässt sich das ja schlecht ändern. Darum am besten immer die gleiche Runde laufen, Ausflüge in ruhigere Gebiete und sehr drauf achten das das Nervensystem nicht überstrapaziert wird. Wie ist eure Bindung? Baust du zum runterkommen z.b. Inseln ein wo er einfach mal nur schnüffeln oder Futter suchen kann? Desweiteren muss man nicht Strecke machen. Wenn er gucken will, schnüffeln will dann ist das so. Unserem hilft es,Bögen zu laufen wenn er vor etwas Angst hat bzw einen anderen Weg gehen. Er darf auch anfragen,ob er die Runde abkürzen kann. Bei erkennbaren Gründen dies auch machen. Es bringt nichts den Hund durch Situationen zu zwingen. Es dauert und ich finde,nur durch Bindung, Management und Sicherheit vermitteln, wird das nach und nach besser. Auch nicht denn Hund andere verbellen lassen. Da frühzeitig auf die Körpersprache achten und schneller reagieren(z.b. Kommando "leise", Bogen laufen, Richtung wechseln).
 
Beitrag-Verfasser
Crispina
17. Apr. 15:03
Uns hat wirklich sehr geholfen zu anfangs immer den gleichen öden Weg zu gehen, Tag für Tag, total langweilig 🤣 Wenn ihr in eurer Nähe einen Park, ne kleine Anlage...habt, so geht mal ne zeitlang nur dort hin, lasst ihn schnüffeln, beobachten, . ..setzt euch mal auf ne Bank. Zuhause habe ich an der Bindung gearbeitet und draußen mit Aufmerksamkeit das ganze verbunden. Nach und nach ist sie immer mutiger geworden. Auch immer gut zuhause in entspannten Momenten ein Beruhigungssignal zu üben. Bei uns immer wenn Roxy entspannt lag hab ich sie ganz sanft gestreichelt und "aaaales guuut "gesagt. Wenn ihr draußen etwas unheimlich ist schaut sie mich fragend an, ich sag die heiligen Worte und seh wie die Anspannung von ihr abfällt.
Genauso mache ich es unterwegs bei Bella auch "Aaaallles guuuut" und zuhause lege ich dabei noch meine Hand in ihren Nacken und streiche sanft und seeeehr langsam den Rücken hinunter, das wirkt bei ihr. Im ersten Jahr bin ich immer die gleichen Wege gegangen, immer im gleichen Park, immer die gleichen Hunde getroffen und ihr viel Zeit zum Erkunden gegeben. Langsam an für den Hund stressige Situationen geübt: Fußgängerüberweg, Kreisverkehr, an Schule und Kita vorbei oder dort hingesetzt, zu ruhigen Zeiten in die Stadt gehen... So ist aus einem kleinen Angsthäschen eine mutige Hündin geworden, die ganz bei mir ist und auf mich aufpasst