Ich würde sie auch generell nicht ableinen. Rückruf übungen sollten doch mit 20m Leine locker machbar sein. Im Zweifel hält der Trainer die Leine und läuft ein bisschen mit, und schon werden da 50m und mehr draus.
Wie darf man sich das "zu anderen Leuten schicken" vorstellen? Mag sie die? Oder als eine Art Mutprobe?
Falls letzteres, finde ich das sehr ungeschickt. Denn du möchtest ihr ja Sicherheit geben, und sie von dir - ihren hoffentlich sicheren Hafen - weg zu schicken ist das Gegenteil davon.
Zum Thema eigene Angst und Unsicherheit: das klappt bei uns Menschen genauso wenig wie bei Hunden auf Knopfdruck. Schaffe euch beiden viele Möglichkeiten, gemeinsam zu lernen. Immer machbar, immer positiv, damit ihr beide nach und nach mehr Sicherheit bekommt. Je mehr Routine du hast und je häufiger du Situationen ruhig und (halbwegs) entspannt lösen konntest, desto souveräner wirst du werden.
Mir hilft in Akutsituationen mein Notfallrückruf, den ich extra so gewählt habe, dass ich ihn nur freudig rufen kann. (Bei mir "Yeee-haw!". Das kann ich nur in einem einigen jauchzenden Tonfall rufen, anders geht's bei mir nicht)
Wenn auch das nicht hilft, bleibe ich stehen, gehe einen Schritt zurück, schließe die Augen, atme 3x tief durch und gehe mit neuer Ruhe in die Situation. Ja, das kostet Zeit und Überwindung. Aber wenn ich selbst panisch bin, kann ich meinem Hund gar nicht helfen.
Meinem eigenen unsicheren Hund hat vor allem die Möglichkeit geholfen, Dinge in seinem Tempo erkunden zu können. Mit viel Rückendeckung von meiner Seite natürlich. Also wo immer möglich zu Ende schauen lassen und die Möglichkeit geben, sich Dinge genau anzuschauen und zu schnüffeln.
Da er sich gerne in Dinge rein steigert, muss ich leider manches vorzeitig beenden, vor allem wenn der Trigger auf uns zu kommt. Im Gegenzug versuche ich aber wo möglich (sowohl von örtlichen Gegebenheiten als auch seiner Erregungslage), ihn seine eigenen Entscheidungen treffen zu lassen. Selbstwirksamkeit schafft Sicherheit. Ich möchte einen Hund, der auch ohne mich handlungsfähig ist und sinnvolle Entscheidungen treffen kann. Klar lebe ich ihm in Situationen, wo er noch überfordert oder sehr unsicher ist, solche Entscheidungen vor und treffe die für uns. Aber in Situationen wo er kopfmäßig anwesend und im denkenden Bereich ist bekommt er von mir die Möglichkeit, diese Entscheidungen selbst zu treffen. Klar kann ich nicht jede Entscheidung mit tragen, wenn er den Menschen zerfleischen will, mach ich das natürlich nicht mit.
Aber je öfter er merkt, dass er selbst friedliche Lösungsansätze wählen kann, dabei entspannt aus durch die Situation kommt und von mir den Raum für diese Entscheidung bekommt und ich seine Entscheidungen mit trage, desto häufiger entscheidet er so und desto selbstsicherer wird er in den Situationen.