Ich finde auch, dass der Zuwachs an Auslandstierschutz-Hunden Probleme mit sich bringen kann. Durch schlechte Vorbereitung der Halter kommt es immer wieder zu Unfällen, man hört von ausgerissenen Tieren und von Beißvorfällen. Unverantwortliche Adoption aus dem Ausland halte ich auch deswegen für kritisch, weil so viele Krankheiten eingeschleppt werden, Stichwort Mittelmeerkrankheiten, und sich dann auch in Deutschland verbreiten, wo sie unter Umständen dann auch noch auf Hunde treffen, die eine geringere Resistenz gegen die Krankheiten aufweisen als die meisten Straßenhunde aus Mittelmeerländern.
Auch wäre mir persönlich die Adoption eines Hundes, den ich nicht kennengelernt habe zu riskant, weil es einfach Hunde gibt, die mir sympathischer sind als andere, etwas dass ich nur anhand eines Bildes und einer Beschreibung schlecht abschätzen kann und umgekehrt kann mich ein Hund ja auch unterschiedlich einschätzen.
Trotzdem kann ich einigen deiner Punkte nicht wirklich zustimmen und das nicht nur weil mein eigener Hund ursprünglich aus dem Ausland kommt, auch wenn er schon in Deutschland war, als wir ihn gefunden haben.
Zum einen schreibst du von den Defiziten, die ein Straßenhund mitbringt, nennst dann aber nur Ängstlichkeit, was für mich erstmal nur ein Charakterzug ist, der aber weder die Lebensqualität meines Hundes einschränken muss, noch meine eigene.
Dann gehen wir eben erstmal nicht an stark befahrenen Straßen und bringen dem Hund unsere Welt etwas langsamer bei, als man das vlt bei einem Welpen machen würde. Wenn ein Straßenhund erstmal ängstlich ist und deswegen am Panikgeschirr geführt werden muss, spricht das für mich erstmal für einen verantwortungsbewussten Halter und einen Hund, der auf seiner Reise aus der Ängstlichkeit heraus eben noch nicht ganz angekommen ist.
Das heißt aber nicht, dass der Hund für immer mit seiner Angst leben muss, die meisten Hunde werden innerhalb des ersten halben Jahres sehr viel selbstbewusster und legen Ängste (zmdst die, die nicht echte Traumata sind) schnell ab. Es gib natürlich ernst zu nehmende Einschränkungen, die ein Hund aus dem Ausland mitbringen kann, aber eine gewisse Vorsicht vor neuen Dingen, zählt für mich da noch nicht dazu.
Zu diesem Punkt noch: wieso hältst du die Adoption nur für eine mutmaßliche Hilfeleistung? Selbst wenn der Hund seine Angst nie ganz ablegt, steigt zmdst meiner Meinung nach seine Lebensqualität schon durch regelmäßige Nahrung und einen sicheren Schlafplatz.
Dann zum nächsten Punkt, der Preis für einen Tierschutzhund. Die Schutzgebühren sind niedriger als die von Züchtern, ja, das ist aber ja wie du, glaube ich, selbst in dieser Diskussion geschrieben hast darauf zurückzuführen, dass Züchter hohe Ausgaben haben weil es sich eben um Rassetiere handelt.
Was mich an diesem Teil deines Beitrags stört ist die Frage, ob es Leuten, die Auslandshunde adoptieren ums Geld geht. Zumindest in unserem Fall kann ich dir sagen, dass uns Mojo zu Adoptieren ähnlich viel Geld gekostet hat, wie einen Zuchthund zu kaufen, weil wir sehr viel Geld in Untersuchungen gesteckt haben, die absichern sollten, dass die Tierschutzorga keine gesundheitlichen Probleme übersehen hat. Ob jetzt jeder seinen adoptierten Hund erstmal komplett untersuchen lässt (Röntgen, Zahnop etc.), weiß ich nicht, aber jeder verantwortungsbewusste Halter kommt zumindest um einen Mittelmeercheck (manche Krankheiten können nicht so früh nachgewiesen werden und werden deswegen womöglich von den Organisationen übersehen) nicht drumrum und stellt sich außerdem der Möglichkeit, dass ein Hund, der in den meisten Fällen kein Welpe mehr ist und eine unbekannte Vergangenheit hat, gesundheitliche Probleme, die viel kosten können und womöglich erst spät Symptome zeigen können, mit sich bringen kann.
Zu unterstellen, dass es ums Geld geht, finde ich also nicht angebracht.
Zu den Tierheimen wurde das meiste schon gesagt, besonders seit Corona begonnen hat, sind in Tierheimen nur sehr schwierige Hunde zu finden, die für uns zb nicht in Frage kamen, weil wir uns nicht bereit für die Erziehung eines übermäßig aggressiven Hundes gefühlt haben. Auslandshunde, vor allem die die "durch die Straßen geschlendert sind", sind so weit ich mitbekommen haben, häufig deutlich weniger traumatisiert, als die die Gewalt, oder sonstige traumatisierende Erfahrungen durch Menschen erlebt haben.
Als letztes möchte ich noch auf die Aussage eingehen, dass den Tieren durchs Verschicken nach Deutschland nicht geholfen ist.
Dass ich glaube, dass dem adoptierten Tier sehr wohl geholfen ist habe ich ja schon erklärt.
Aber auch den Tieren die im Ausland verbleiben wird meiner Meinung nach geholfen. Erstens hilft es ja schon allein, dass ich ein Tier von der Straße entferne, dass sonst dort Welpen zeugen könnte, die dann ebenfalls im Elend leben müssten.
Zweitens nutzt eigentlich jede Orga auf die ich gestoßen bin überschüssiges Geld aus den Schutzgebühren für Kastrations/Sterilisationsprojekte, was wiederum die Zahl der leidenden Welpen verringert. Drittens kann meiner Meinung nach schon die Tatsache, dass weniger Streuner auf den Straßen zu finden sind, die Menschen vor Ort zu einem positiveren Bild von Hunden im Allgemeinen bewegen, womit auch wieder Tieren geholfen wäre.
Also alles in allem: Ja, es gibt Probleme, die mit der Auslandsadoption einhergehen (die gibt es natürlich bei der Zucht auch, aber darauf möchte ich jetzt nicht groß eingehen, der Kommentar ist glaub ich sowieso schon so lang, dass ihn kaum jemand lesen möchte :D), aber für mich überwiegen die Vorteile, da ich für mich bisher nur Leute kennengelernt habe, die sehr gut informiert waren und sich mit den Risiken der Auslandsadoption eingehend beschäftigt haben.
Ich habe deinen Bericht komplett durchgelesen...und kann nur zustimmen!