Schnüffelfeld
Schnüffeln hilft extrem beim Stressabbau. Oder zerreißen. Wayne bekommt regelmäßig Kartons zum zerreißen (mit Keksen gefüllt), es werden Kekse in der Wohnung verteilt, er hat auch Intelligenzspielzeug (das er aber nicht mehr interessant findet, wenn ich es zu oft hervor hole) und mehrere Schnüffelteppiche. Hin und wieder bekommt er auch mal alles gemeinsam im Raum ausgebreitet. Wichtig dabei, damit nicht neuer Stress aufkommt: er muss nicht irgendwo warten, während ich es vorbereite. Entweder ich bereite es vor, während er in einem anderen Raum ist, auf dem Balkon in der Sonne liegt, oder er bekommt schon eine kleine Aufgabe zur Beschäftigung, während ich den Rest fülle und auslege.
Außerdem wichtig, entgegen dem menschlichen Drang sind die besten kekse nicht extra schwer zu erreichen, sondern alles gleichmäßig verteilt oder auch mal die besseren besonders einfach.
Danach räumen wir oft gemeinsam auf, das macht zusätzlich müde und glücklich (wenn ich mich freue wie toll er das macht, und natürlich wegen zusätzlicher Kekse) und dann kann man glücklich in den wohlverdienten Schlaf sinken.
Schleckmatte, Kong oder länger andauernde Kauartikel gibt's in Situationen, wo es zb auf Besuch nicht viel Raum gibt (und ich nicht viel aufräumen will), aber er etwas Stress abarbeiten muss. Oder wenn er lieber in einer Höhlenartigen Umgebung bleibt, zb bei Feuerwerk.
Da hilft ihm auch seine gewohnte Decke, dass er auswärts seinen eigenen gewohnten Platz hat. Wo er wohlgemerkt nur seeehr selten liegen muss, aber er wählt sie zu 95% und man sieht, wie direkt etwas Stress abfällt wenn er seinen sicheren Platz hat.
Ich setz mich dann auch regelmäßig zu ihm auf den Boden für etwas Kontaktliegen. Die Leute gucken doof, aber wayne hilfts.
In akut hoher Erregung, zb in Jagdsituationen, steige ich je nach Situation auf seinem Erregungslevel mit ein. Und dann reguliere ich mich langsam runter und er mit. Das mache ich nicht nur stimmlich, sondern auch aktiv körperlich. Zum Beispiel durch schnelles Leckerli schmeißen und immer langsamer werden. Oder gemeinsam rennen und langsamer werden. Ginge auch mit zergeln, das macht er aber draußen generell nicht.
In Hundebegegnungen klappt das nicht. Wenn ich da mit hoch drehe, macht es die Situation für ihn noch viel schlimmer, weil da eine ganz andere Motivation dahinter steht. Aber wenn die Begegnung vorbei ist klappt es dann wieder, um den reststress loszuwerden.
Das liegt wohl nicht an Stimmungsübertragung (die gibt's bei uns gefühlt eh nur von wayne auf mich, leider 🙈), sondern dass wir wohl ein wirkliches Problem in der Begegnung mit diesem gefährlichen anderen Hund haben, wenn auch ich nicht mehr gefasst reagiere 😜
Schauen, wo unnötig Impulskontrolle "verfeuert" wird
Wayne musste anfangs zum Beispiel vorm Futternapf warten. Weil er ihn mir paar mal aus der Hand geschlagen hat. Hat er geschafft, aber trotzdem ist es unentspannt für ihn. Das hab ich schnell wieder abgeschafft. Genauso andere Dinge, wo er unnötig warten musste. Morgens vorm Gassi hat er Energie, will sich bewegen. Ruhig sitzen und warten bis ich fertig bin frustet. Genauso anziehen und dann erst nochmal warten, bis alle zur Ruhe kommen. Führt bei ihm dann dazu, dass er draußen deutlich schneller explodiert, denn die Erregung ist ja da und kann nicht abgearbeitet werden, auch wenn er äußerlich ruhig ist. Darum darf er morgens mit seinem kuscheltier rum rennen, während wir uns anziehen, und wird die erste Energie schon mal los.
Auf die Art schaue ich im kompletten Alltag, wo wir ähnliche zusätzliche Stressoren vermeiden können. Wayne ist ein sehr unsicherer Hund - die nicht vermeidbaren Stressoren sind für ihn schon mehr als genug und er hat trotzdem viel zu viele frustig Situationen.
Selbstbewusstsein aufbauen
Je mehr der Hund souverän meistens kann, desto geringer das Stresslevel. Neben langsamer Gewöhnung an alles (die je nach Hund und Ängsten auch irgendwo ihre Grenzen hat) hilft ein gutes Körpergefühl dabei, souverän zu bleiben. Wayne hat es enorm geholfen, verschiedene Untergründe kennen zu lernen, auf wackeligen Untergründen verschiedene Bewegungen auszuführen (tricksen), auf Dinge hüpfen,... Und auch bewusst einzelne Positionen einzunehmen und einzelne Körperteile zu bewegen.
Verzögertes Aufmerksamkeitssignal
Keine Ahnung wie man das korrekt nennt ^^
Wenn ich sehe, dass sich eine potentiell stressige Situation nähert, versuche ich wayne natürlich da weg zu bugsieren, bevor es zu spät ist. Das ginge natürlich über Rückruf, Aufmerksamkeitssignal oder auch einfach weg ziehen, aber schürt Frust (er ist ja auch beschäftigt!). Ich habe also eine Art Verzögertes Aufmerksamkeitssignal, das ihm sagt "in 5 Sekunden müssen wir weiter". So kann er noch schnell zu Ende machen und sich drauf einstellen.
Womit wir bei einem weiteren für uns wichtigen Punkt sind: den Hund zu Ende machen lassen! Und nicht immer von allem abhalten. Wenn wayne eine interessante Spur hat, gehen wir da gern gemeinsam hinterher, auch wenn ich eigentlich ganz wo anders lang wollte (das sind zu 99% Hundespuren, kein wild, und damit so gut wie immer problemlos auf den Wegen möglich). Wenn er lange an einer Stelle schnüffeln will, darf er das so lange er will. Ich hab da aber auch leicht reden mit einem Hund, der eher "schnell schnell" unterwegs ist und schlecht lange am Fleck bleiben kann.
Erwartungssicherheit
Feste Abläufe. Die morgenrunde ist die stressigste Runde des Tages, weil am meisten los ist. Die ist zum Ausgleich unter der Woche fast immer gleich. Die Abendrunde ist auch anstrengender, da er im Dunkeln noch unsicherer ist. Also auch hier: immer gleiche Runde, gleiche Uhrzeit.