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Nadine
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Anzahl der Antworten 61
zuletzt 29. Nov.

Toolbox zur Unterstützung gestresster Hunde

Viele kennen es: der Hund zieht an der Leine, brüllt andere Hunde an, bellt bei Geräuschen, ist im Kopf überall nur nicht beim Menschen.... Und wir Menschen sind davon gefrustet und überfordert. Aber warum macht der Hund das eigentlich? Natürlich liegen immer individuelle Gründe vor, aber es gibt einen Faktor, den fast jede dieser Verhaltensweisen gemein hat: Stress. Der Hund ist überfordert. Je höher der Grundstress, desto stärker das Verhalten, das für uns Menschen unangenehm wird. Ich möchte in diesem Thread gerne sammeln, wie wir unseren gestressten Hunden helfen können. Sowohl akut in der Situation, als auch vorbeugend, um das Stresslevel gering zu halten. Also haut raus: Was hilft eurem Hund (und euch)? Wie unterstützt ihr euren Hund, wenn er Stress hat? Wie helft ihr ihm freundlich aus stressigen Situationen raus? Lasst uns gemeinsam eine Sammlung an Tools erstellen - aber behaltet bitte im Hinterkopf, dass unsere Hunde unterschiedlich sind und ihnen unterschiedliche Dinge helfen. ⚠️ Hier soll es um freundliche Methoden gehen, die dem Hund in seinen Emotionen helfen. Wer seinen Hund in den Situationen hemmt, straft, korrigiert oder wer über freundliche Methoden herziehen möchte, ist hier falsch und bleibt bitte draußen.
 
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Nadine
Beliebteste Antwort
13. Juli 09:02
Ich fang mal an mit meinem "Turn".

Wayne ist ein Hund, der bei Stress ein Ventil braucht. Unser präferiertes Ventil ist Bewegung, den Stress "weg rennen". Hat er dafür nicht die Möglichkeit, reagiert er mit bellen, wenns ganz schlimm ist beißt er auch in alles rein was gerade da ist (seine eigene Rute, die Leine, mein Bein,...). Das ist zum Glück nicht mehr nötig, da er jetzt andere Optionen kennt und bekommt.

"Turn" bedeutet, dass ich einen Keks hinter mich werfe und er an mir vorbei rennen und den Keks jagen kann. Wie weit ich werfe, hängt vom Platz und der Leinenlänge ab. Im Freilauf kann er dabei durchaus auch mal 30m durch sprinten.

Das Turn gibt ihm die Möglichkeit, sich schnell zu bewegen. Das Kauen vom Keks beruhigt danach zusätzlich. Außerdem wendet er sich dadurch vom Reiz ab und baut Entfernung auf, was die Situation ebenfalls angenehmer macht und das Stresslevel senkt.
Da er sowieso nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung" lebt und seine Bewältigungsstrategie meistens fight ist, kommt ihm das Turn auch hier entgegen: explosionsartig los rennen wäre sowieso sein Plan gewesen. Bei Jagdsituationen genauso.

Im Video ist eine Katze (absoluter Endgegner) kurz vorher über den weg gerannt und im Gebüsch rechts verschwunden. Ein turn hatte ich bereits gemacht, bevor ich das Handy zücken konnte.
Wäre die Situation für ihn zu schwer, wären wir natürlich umgedreht und hätten einen anderen Weg genommen, aber mittlerweile schafft es Wayne ganz gut und kann nach 3-4x Turn dann sogar recht konzentriert am Gebüsch nachschnüffeln.
 
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Nadine
13. Juli 09:02
Ich fang mal an mit meinem "Turn".

Wayne ist ein Hund, der bei Stress ein Ventil braucht. Unser präferiertes Ventil ist Bewegung, den Stress "weg rennen". Hat er dafür nicht die Möglichkeit, reagiert er mit bellen, wenns ganz schlimm ist beißt er auch in alles rein was gerade da ist (seine eigene Rute, die Leine, mein Bein,...). Das ist zum Glück nicht mehr nötig, da er jetzt andere Optionen kennt und bekommt.

"Turn" bedeutet, dass ich einen Keks hinter mich werfe und er an mir vorbei rennen und den Keks jagen kann. Wie weit ich werfe, hängt vom Platz und der Leinenlänge ab. Im Freilauf kann er dabei durchaus auch mal 30m durch sprinten.

Das Turn gibt ihm die Möglichkeit, sich schnell zu bewegen. Das Kauen vom Keks beruhigt danach zusätzlich. Außerdem wendet er sich dadurch vom Reiz ab und baut Entfernung auf, was die Situation ebenfalls angenehmer macht und das Stresslevel senkt.
Da er sowieso nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung" lebt und seine Bewältigungsstrategie meistens fight ist, kommt ihm das Turn auch hier entgegen: explosionsartig los rennen wäre sowieso sein Plan gewesen. Bei Jagdsituationen genauso.

Im Video ist eine Katze (absoluter Endgegner) kurz vorher über den weg gerannt und im Gebüsch rechts verschwunden. Ein turn hatte ich bereits gemacht, bevor ich das Handy zücken konnte.
Wäre die Situation für ihn zu schwer, wären wir natürlich umgedreht und hätten einen anderen Weg genommen, aber mittlerweile schafft es Wayne ganz gut und kann nach 3-4x Turn dann sogar recht konzentriert am Gebüsch nachschnüffeln.
 
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Sonja &
13. Juli 09:17
Bei Abby wurde mir von einem Trainer zu zwei Ruhetagen in der Woche geraten. An diesen Tagen wurde nichts gemacht.
Abby wurde wirklich mit der Zeit ausgeglichener.

Aber auch wenn wir unterwegs waren wurden viele Pausen eingelegt.
 
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Lisa-Eileen
13. Juli 09:27
Find ich nen sehr guten Thread, mir fehlen da auch noch Werkzeuge, vielleicht hilfts auch nochmal weiter.
Soweit hilft uns Zergeln sehr gut grad wenn er sich konzentrieren musste oder was aushalten musste damit er die Energie ablassen kann.
Ansonsten wenn er rumstresst hilft halt ganz viel körperlich eingrenzen, er braucht generell viel Führung und Grenzen um runterzukommen.
Sowas wie Schlangenlinien laufen oder pendeln hilft auch oft, kommt er in die Konzentration zu mir (was ihm generell sehr schwer fällt) dann wird er auch wieder ruhiger und entspannter.
Mehr hab ich aber sonst leider bisher auch noch nicht gefunden.
Das 10 Leckerlies Spiel oä juckt ihn halt null, das bekomme ich nicht aufgebaut.
Generell helfen noch Übungen oder Tricks die er gern macht zb ablegen und ich entferne mich von ihm oder der Trick Pfote oder Cuddle.
Oder auch Leckerlies fangen.
Aber nimmt er halt auch nicht unbedingt immer an, daher wären nochmal mehr Werkzeuge gut das man da eben auch noch für andere Situationen was findet was er dann annehmen kann.
 
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Dogorama-Mitglied
13. Juli 10:16
Bei uns hilft anleiten durch Berührung sehr gut nicht nur für den Hund sondern auch für mich , wenn ich körperlich ruhig und sanft mit meinem Hund interagiere und ihm dadurch Sicherheit vermitteln kann , bringt mir das selbst sehr viel und ich werde automatisch auch ruhiger in einer stressigen Situation.

Eigentlich ist mein Hund auch mein Spiegel wenn er aufgeregt ist und es ihm schwer fällt die Orientierung an mir zu halten , beobachte ich mich selbst und merke oft das ich selber genau so unsicher und oft hilflos bin dann frage ich mich ob ich mich als mein Hund selber an mir orientieren würde und kann diese Frage ganz klar oft mit einem nein beantworten.

Also für mich bedeutet das , dass ich mich als ertes selbst nicht verliere und bei mir bleibe, wenn ich locker und entspannt in meiner Körperhaltung bin färbt das sofort auf meinen Hund ab und er merkt , es gibt keinen Grund sich stressen zu lassen, wir schaffen das zusammem und keiner muss alleine durch diese Situation.

Dazu lese ich gerade ein Buch , dass uns sehr geholfen hat.

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Ilona
13. Juli 10:23
Wir haben verschiedene Werkzeuge im Kasten.
Zergeln: bei Aufregung schon vor dem Spaziergang, dann kann sie Energie ablassen.
Kegeln: geworfene Leckerlis due schön kullern, bei aufregenden Situationen wie Sichtung von Wild, katzen etc.
Bomben: gefüllte klopapierrolle, die ich werfe bei sehr schwierigen Wildsichtungen oder Situationen
Pausen: immer wieder Pausen, auch gerne mal mit dem Leckball
Rennen: gemeinsames Rennspiel
Das ist das was wir so nutzen.
 
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Daniela
13. Juli 12:07
Maja war als Junghund von fremden, „komischen“ Dingen gestresst. Wann immer möglich, hab ich alle möglichen Sachen gestreichelt und für toll befunden.
Inzwischen ist sie vier und das passiert nur noch selten. Manchmal sind die Dinge aber auch zu weit weg zum anfassen. Maja hilft es dann auch, wenn man das Gruselding nachbaut. Die Nachbarn hatten z.B. letztens ihre Mülltonne gereinigt und um trocknen im Garten aufgestellt. Maja war voll verunsichert: das komische Etwas ist doch sonst nicht da, ich bell mal lieber. Weil wir nicht hin konnten, haben wir unsere Mülltonne zum untersuchen eben genauso hingestellt 🤷🏼‍♀️
 
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Bettina
13. Juli 12:39
Weniger ist mehr ...und auspowern ist nicht der Schlüssel zu nem glücklichen ausgeglichenen hund🙏...jeder hund selbst innerhalb einer rassezugehörigkeit ist ein Individuum...
 
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Alina
13. Juli 12:57
Bei meinem habe ich gute Erfahrungen gemacht mit ausharren und aus einer sicheren Entfernung erstmal stehen bleiben und anschauen lassen. Er ist auf dem Spaziergang immer wieder gestresst und fängt an nach vorne zu wollen ohne die Umwelt so richtig zu beachten. Da bringe ich durch das stehen bleiben, kurz "durchatmen", auf die aktuelle Umgebung einlassen, mit dem Fokus wieder ein wenig mehr zu mir kommen, gerne Ruhe rein und er kann danach entspannter weiter gehen.
In Hundebegegnungen reagiert er auch immer Mal wieder, gerade wenn er überrascht wird. Da Versuche ich ihn aus größerer Entfernung schon mal zu zeigen da kommt gleich wer, kann dann abschätzen gehen wir weiter, lasse ich ihn noch ein wenig gucken oder gehen wir einen kleinen Umweg, um eine direkte Begegnung zu vermeiden.
Habe in letzter Zeit auch angefangen ihm die Leckerli zu zu werfen. Da ist er dann mehr engagiert bei den Leckerli, als sich kurz eins abzustauben und dann wieder gestresst in die Gegend starren, sondern je nachdem mehr konzentriert aufs fangen oder das Boden absuchen, wenn er es nicht gefangen hat. Aber definitiv ist der Fokus mehr / länger weg vom Reiz, als beim bloßen geben.
 
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Andrea
13. Juli 13:17
Meinem Hund Paavo helfen feste Abläufe an denen er sich entlang hangeln kann. Seit unserem Umzug war er ausgesprochen gestresst, lief aus dem Nichts hechelnd durch das Haus und wusste nicht wohin. Unsere Möbel sind alle da und sein Schlafplatz wurde vorab bewusst nicht gewaschen. Den nimmt er auch gut an.
Trotzdem so viel Stress.

Jetzt haben wir nochmal genauer unseren Ablauf rekonstruiert wie er vorher war. Wir hatten einige Abweichungen und musste diese korrigieren. Bei uns. Nicht beim Hund.

Beim Spaziergang werde ich wieder auf mehr Futtergabe umstellen, um ihn mehr abzuholen.
Er rennt mir völlig wahllos herum und zeigt mir ähnliches Stressverhalten wie auch drinnen. Seine Ohren sind komplett aufgestellt und er reagiert geht so auf Ansprache. Alles lenkt ihn verdammt schnell ab. Im Wald gestern war er deshalb wieder sehr unter Strom. Mit Druck möchte ich da nicht arbeiten, deshalb möchte ihn mehr zu Kommandos überreden, wo er sich etwas verdienen kann. Normalerweise arbeitet er gerne mit einem. Suchspiele findet er besonders toll.

Paavo ist ein Hund der gefallen möchte und sich dabei auch selbst stark unter Druck setzt.
Deshalb möchte ich ihn da mehr abholen, aber die Aufmerksamkeit drinnen gleichzeitig dosieren, damit er sich weniger auf Abruf fühlt. Das klappt normalerweise ganz gut bei ihm.
 
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Sabine
13. Juli 13:39
Kommt auf die Situation an.

Ich nehme mal unser aktuelles 'Problemchen': wachsender Stress bei der Ohrenpflege.

Mittlerweile muss er nicht mehr warten, bis wir alles aufgebaut haben. Das hat ihn gestresst und er ist sich verstecken gegangen. Ich hole ihn jetzt sofort und lass jemand anderes aufbauen. Ich trickse in der Zeit oder bürste ihn. Mache also etwas Angenehmes für ihn. Damit die Verknüpfung (Aufbau-Ohrenpflege) gelöscht wird.

Ich setze mich nicht mehr frontal hin und schaue ihn nicht mehr direkt an , wenn wir bei der Ohrenpflege angekommen sind. Versuche einen höflichen Umgang.

Wir machen öfter Pausen als früher, die mit angenehmen Dingen gefüllt werden wie z.B. Futter, kraulen, Trinken, whatever.

Die Gesamtdauer versuchen wir möglichst kurz zu halten und legen die Körperpflege auf mehrere Termine.

Wir haben damit schon deutliche Erfolge erzielt.