Ich bin seit 1,5 Jahren am Pöbeln mit meinem Tierheimhund dran und mittlerweile an einem Punkt, wo ich sagen kann, dass die meisten Tage gut laufen und das verbleibende Pöbeln sehr häufig einen guten Grund hat (z.B. recht eng und der andere fängt an). Das dauert.
Es gibt langfristig zwei Strategien eine Hundebegegnung zu meistern: stehen bleiben und den Hund vorbeilassen oder selber (schnell) vorbeigehen. Letztendlich muss der Hund beides lernen, weil es manchmal ja nicht anders geht, aber jeder Hund hat eine Präferenz und die kann sich je nach Trainingsstand auch ändern. Aktuell sind wir z.B. wieder in einer stehen bleiben Phase. Nach Möglichkeit bleiben wir also stehen, Hund ins Sitz, ich stehe zwischen ihm und dem anderen Hund und halte ihn am Griff vom Halsband fest. Anfang des Jahres viel ihm Vorbeigehen leichter als Abzuwarten, allerdings wird der Abstand auch stetig kleiner, weil er es gut hinbekommt. Zu wissen was dem Hund leichter fällt, hilft euch dann auch weiter.
Ansonsten schaut mal nach der 3-3-3 Regel. Euer Hund ist noch in der Eingewöhnung im neuen Zuhause. Das heißt nicht, dass ihr nicht trainieren sollt, aber neben dem Training passiert an der Stelle auch noch viel.
Ansonsten führt Tagebuch (es reicht auch wöchentlich oder monatlich) in dem ihr den aktuellen Stand beschreibt oder auf Video aufnehmt. Manchmal hat man das Gefühl einen großen Rückschritt gehabt zu haben, der im Vergleich zum Anfang aber trotzdem ein Riesengroßer Fortschritt ist.
Ich bin außerdem ein ganz ganz großer Fan von Ruhetagen. Auch wenn es erstmal nach wenig aussieht, ist das für den Hund enorm anstrengend. Ich mache Max. alle zwei Tage etwas das andere Hunde oder viele Hundebegegnungen involviert und die anderen Tage geht es „nur“ in den Wald/aufs Feld. Am Anfang habe ich an den Pausentagen auch jede Begegnung absolut gemieden, damit der Hund richtig runterfahren kann und es war damals auch eher 1 Tag Training 2-3 Tage Pause.
Und recht zeitnah nach der Übernahme habe ich 2 Wochen lang jede Hundebegegnung gemieden und bin einfach einen anderen Weg gegangen, wenn ein Hund kam. In der Zeit habe ich mich darauf konzentriert, dass wir uns gut kennenlernen, die Anfänge der Leinenführigkeit (er hat gezogen wie ein Ochse) und einfach Spaß miteinander haben. Der darf auch nicht zu kurz kommen. In den zwei Wochen konnte er komplett runterfahren und sein Cortison (Langzeitstresshormon) komplett abbauen und somit den allgemeinen Stressspiegel senken. Da kann ich nur zu raten, allerdings solltet ihr das dann mit eurem Trainer absprechen und den nächsten Termin dann etwas nach hinten schieben.
Was mir noch geholfen hat, war die eigene Erwartungshaltung runterzuschrauben. Stand letztes Jahr war: er wird nie pöbelfrei sein, mit fremden Hunden spazieren gehen wird nichts, wenn Abstand andere Straßenseite klappen würde wäre wunderbar und er kann nicht mit in den Stall kommen. Das einzugestehen war schwer und da war ich auch geknickt, aber ich konnte dann wesentlich offener mit seinen Fortschritten sein. Und rate mal, wer in den letzten zwei Monaten zweimal mit im Stall war und mittlerweile auf ganz breiten Fuß+Radwegen Hunde vorbeilaufen lässt. Also so etwas nicht komplett aufgeben, aber auch keine falschen Hoffnungen haben. Und wenn man es aufgegeben hat und es dann doch klappt, ist die Freude umso größer.
Bei Suko sind es übrigens auch ausschließlich fremde Hunde und Hundebegegnungen mit fremden Hunden. Mit bekannten Hunden ist er freundlich/verträglich, möchte aber dennoch lieber in Ruhe gelassen werden.