Wir haben Yoshi, einen Angsthund, der beim Vermehrer nicht sozialisiert wurde, und Ella, eine Angsthündin aus Italien. Beide reagieren stark auf Umweltreize, also Geräusche, Licht und Schatten, Menschen, unbekannte Gegenstände, ...
Yoshi ist nun 3 Jahre bei uns. Bei ihm haben wir schnell gelernt, uns nicht aufzudrängen, sondern ihn auf uns zukommen zu lassen, denn er weicht allem, was sich auf ihn zu bewegt panisch aus. Mittlerweile nur noch ein paar Zentimeter, aber die grundsätzliche Reaktion ist noch da.
Man darf ihn nicht von oben über den Kopf streicheln. Nicht einfach auf den Arm nehmen. Nicht festhalten. Zwang erzeugt Angst.
Geholfen hat auch, alles, was wir machen, anzukündigen. Dann lässt er sich auch festhalten und auf den Arm nehmen. Man muss ihn dabei immer im Blick behalten, um in seinem Tempo vorzugehen.
Wir sind keiner gruseligen Sache aus dem Weg gegangen. Haben uns alles zusammen angeschaut. Inzwischen traut er sich sehr viel alleine.
Nach ein paar Monaten habe ich mit Agility angefangen. Das war für ihn der Durchbruch. Er hat davon so viel Selbstbewusstsein und Vertrauen zu uns gewonnen, dass er kaum wiederzuerkennen ist.
Mit Ella sind wir genauso gestartet. Die erste Woche hat sie fast nur in ihrer Box verbracht, die dadurch ihr Rückzugsort wurde. Nach ein paar Wochen hat sie sich einen neuen Rückzugsort gesucht. Wir lassen sie gewähren, setzen aber unsere "Hausregeln" durch.
Unsichere Hunde profitieren davon, wenn man sie ruhig und souverän durchs Leben führt und Routinen einhält. In Deinem Video ist mir aufgefallen, dass Du sie ständig anschaust, zögerlich gehst, Dich eher an ihr orientierst als umgekehrt. Ich würde eher langsam aber konsequent meinen Weg verfolgen, ihr dabei möglichst viel Leine lassen, und sie möglichst gar nicht direkt anschauen. Ein direkter Blick kann für den Hund eine Ankündigung, eine Zurechtweisung, eine Drohung, und noch vieles mehr sein.
Ich fand die YouTube-Videos von Maja Nowak über ihren Tierschutzhund Josefine sehr hilfreich, vor allem als Erinnerung daran, wie wichtig Nichtstun und Geduld ist.