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Maria
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Anzahl der Antworten 5
zuletzt 1. Okt.

Tierschutzhund – Urinieren aus Unsicherheit?

Hallo zusammen, ich würde gerne etwas Schwarmwissen von euch sammeln zu folgendem Problemchen: Wir haben seit ca 20 Tagen einen Pflegehund aus dem ungarischen Tierschutz bei uns, welcher eigentlich auch als Zweithund bleiben könnte wenn alles passt. (Vorgeschichte nicht bekannt, er wurde mit seiner Schwester wortlos ins Tierheim abgegeben) Zum Tier: Spitz(Mischling?) Rüde, kastriert. Ca 1 Jahr alt Eigentlich stubenrein Taro ist eigentlich ein lieber Hund, er hat sich sehr schnell eingelebt und versteht sich gut mit uns und unserer Hündin. Er geht gerne Gassi und hat auch überraschenderweise keine Probleme mit seinem Geschirr Problem: Er bepieselt sich, uns und alles andere sobald: • Wir ihn anziehen (keinerlei Zeichen von Angst oder starker Freude) • Wir das Wort „erheben“ („Runter“ vom Sofa, „Och nö!“ bei Ungewünschtem Verhalten etc, also weder laut noch aggressiv, „Nein“,…) • Wir uns hinhocken und ihn zu uns rufen wollten zum Streicheln Etc Also sobald auch nur ein wenig Wasser in der Blase ist, ist hier Dauerwischen angesagt. Auch sendet er sehr viele Beschwichtigungssignale, wirft sich oft auf den Rücken (auch gerne inklusive bepullern), wedelt zu schnell mit dem Schwanz oder „pfötelt“ oft. Er wirkt uns gegenüber eigentlich nicht ängstlich, nur (vermutlich) etwas unsicher. Anders kann ich es mir nicht erklären. Ich weiss auch nicht, ob es eventuell mit der Kastration zusammenhängen könnte. Er markiert draussen auch nicht und hebt nicht das Bein, er hat „seine“ Wiese vorm Haus, auf die er sich bei jedem Spaziergang hinstellt und es einfach komplett laufen lässt. Ich würde wirklich gerne mit ihm an diesem Problem arbeiten können, damit er auch dauerhaft bei uns bleiben kann ohne dass der Haussegen schief hängt, hab allerdings mit diesen Problemen keinerlei Erfahrung🙈
 
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Dogorama-Mitglied
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30. Sept. 13:16
Dein Hund zeigt sämtliche Beschwichtiungssignale die ein Hund als Möglichkeit hat, incl. pieseln 😢 Alles ohne Blickkontakt machen, sehr leise sprechen, keine Hand von oben. Nicht zu ihm.laufen, sondern kommen lassen. Nicht frontal vor ihm sitzen sondern schräg. Solche Hunde brauchen kein nein, da reicht ein kurzes Geräusch und er wird bereits reagieren. Sofort loben, ganz viel mit Futter arbeiten. Leise, sanft und ruhig ausgesprochene Signale. Vorerst keine Hand von oben, das Geschirr einfach eine Zeit anlassen, bis er nicht mehr so ängstlich ist. Oder nur Halsband und dann mit Futter von unten ans Halsband fassen und anleinen. Das ist übrigens kein "Problemverhalten" in dem Sinne .... Sondern ein Verhalten aus mangelhafter Sozialisation und sehr schlechten Erfahrungen.
 
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Karin
30. Sept. 13:04
Würde ihn erstmal beim Tierarzt vorstellen um abzuklären ob organisch alles in Ordnung ist. An der Unsicherheit kann man natürlich arbeiten, ist allerdings ein langer Weg. Manche Hunde legen diese nie ganz ab. Erstmal müsst ihr da an eurer Bindung arbeiten und vertrauen herstellen. LG
 
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Celine
30. Sept. 13:12
Wenn alles ok ist, hört sich das nach unterwürfigen urinieren an. Wer weiß, was der Hund wirklich erlebt hat oder eben auch nicht kennengelernt hat. 🙈 Ihr müsst das Selbstvertrauen stärken und das braucht Zeit. Es gibt auch spezielle Trainer.
 
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Wolf
30. Sept. 13:14
Würde auch auf Unsicherheit als wahrscheinliche Ursache tippen. Das Heilmittel wäre dann Vertrauen. Hab vor vielen Jahren einen Straßenhund aus Portugal aufgenommen, ein Weibchen, Border Collie Mix, ca. 1 1/2 Jahre alt damals, und sie hatte anfangs die Unart bei jedem Hund die Zähne zu fletschen. Aber nachdem sie Vertrauen gefasst hatte war sie dann quasi der liebste Hund der Welt. Zeit heilt viele Wunden. Wenn auch nicht immer Alle...
 
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Dogorama-Mitglied
30. Sept. 13:16
Dein Hund zeigt sämtliche Beschwichtiungssignale die ein Hund als Möglichkeit hat, incl. pieseln 😢 Alles ohne Blickkontakt machen, sehr leise sprechen, keine Hand von oben. Nicht zu ihm.laufen, sondern kommen lassen. Nicht frontal vor ihm sitzen sondern schräg. Solche Hunde brauchen kein nein, da reicht ein kurzes Geräusch und er wird bereits reagieren. Sofort loben, ganz viel mit Futter arbeiten. Leise, sanft und ruhig ausgesprochene Signale. Vorerst keine Hand von oben, das Geschirr einfach eine Zeit anlassen, bis er nicht mehr so ängstlich ist. Oder nur Halsband und dann mit Futter von unten ans Halsband fassen und anleinen. Das ist übrigens kein "Problemverhalten" in dem Sinne .... Sondern ein Verhalten aus mangelhafter Sozialisation und sehr schlechten Erfahrungen.
 
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Franziska
1. Okt. 00:00
Ted macht das auch. Deine Beschreibung trifft/traf auf ihn ziemlich genauso zu. Inzwischen ist es viel besser. Er pinkelt zwar noch manchmal, wenn er länger warten musste und sich total freut oder wenn er glaubt, etwas falsch gemacht zu haben (wir schimpfen gar nicht - er wirft sich trotzdem auf den Rücken und pinkelt), aber alles in allem wird es besser. Ted ist nicht kastriert - bei ihm ist das wirklich "nur" Angst/Unterwerfung. Er ist jetzt seit Anfang Januar bei uns und wir hoffen, dass sich das Problem mit der Zeit, mit Liebe und Geduld noch komplett geben wird. So als Tipp: große Gesten und Armbewegungen meiden, viel belohnen, Tricks üben, kuscheln und allgemein Sicherheit bieten. Dann werden die "Unfälle" seltener und man muss weniger (kommentarlos) wegwischen.... PS: Am Anfang mussten wir fast täglich eine Hose waschen oder Puller von Schuhen putzen 🙈, kommt kaum noch vor 🐕☺️🐾
 
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Annett
1. Okt. 11:30
Ich kann da Birgit nur zustimmen. Der Hund ist gerade mal 20 Tage bei dir. Das ist nicht lange. Hab Geduld, denn er muss sich erst eingewöhnen und eine Bindung aufbauen. Woher soll er wissen, dass ihm nun nichts Schlimmes mehr passieren wird? Das kann auch Monate dauern, je nach Hund, erst recht, wenn er bisher viele schlechte Erfahrungen gemacht hat. Erst dann wird das ganz bestimmt besser werden. Er hat garantiert bisher nicht viel Gutes erlebt und ist sehr unterwürfig und ängstlich. Gerade für ihn wäre es wirklich toll, wenn er sich dann bei dir eingewöhnt und Vertrauen gefasst hat, auch bleiben zu dürfen. Sonst muss er mit hoher Wahrscheinlichkeit diesen für ihn offensichtlich sehr schwierigen Prozess beim neuen Halter ein weiteres Mal durchmachen. Deine Hündin wird bei diesem Prozess auch sehr hilfreich sein. An ihr kann er sich orientieren und sieht immer wieder, dass solche Situationen gar nicht so gruselig sind. Das ist ein großer Vorteil. Halte durch und du wirst bestimmt mit einem tollen Hund belohnt werden. 🥰