Home / Forum / Verhalten & Psychologie / Territorial oder doch nur unsicher?

Verfasser-Bild
Franziska
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 28
zuletzt 24. Aug.

Territorial oder doch nur unsicher?

Hallo ihr Lieben, ich brauche mal euer Schwarmwissen, da wir nicht so richtig weiter kommen. Sammy war ja am Anfang unglaublich ängstlich, fast panisch. Er hatte insbesondere auch Angst vor fremden Menschen. Mittlerweile haben wir für den Alltag eine sehr gute Möglichkeit gefunden und er läuft super entspannt neben uns (auf abgewandter Seite) wenn uns Menschen Entgegenkommen. Einzig mag er es nicht, wenn er von fremden angesprochen wird, auf ihn zugegangen und im schlimmsten Fall die ihn auch noch gestreichelt wollen. Da kommt das das "Alarmanlagen-Bellen". Leider hören manche Menschen einfach nicht, wenn wir denen sagen, dass sie Sammy in Ruhe lassen sollen. Naja, das ist zum Glück die Ausnahme und wir kommen im Alltag gut klar. Jetzt zu meinem eigentlichen Anliegen. Wir haben einen Garten in einer kleinen Kleingartenanlage. Sammy liebt es dort rumzutoben oder einfach mit uns zu entspannen. Nur leider kommt sehr oft das oben genannte "Alarmanlagen-Bellen" zum Vorschein, wenn Menschen an unserem Zaun vorbei gehen. Er ist dann auch nur schwer ansprechbar bzw. erst dann, wenn er "fertig" mit bellen ist. Ihn anmotzen ist nicht Sinn der Sache und bringt auch nicht. Ich Versuche ihn dann immer hinter mich zu nehmen, so wie wir es auch draußen machen. Das hilft auch. Aber er versteht irgendwie nicht, dass er erst gar nicht anfangen soll zu bellen. Habt ihr eine Idee, wie wir es hinbekommen oder was wir falsch machen? Wir haben den Garten jetzt das 2. Jahr. Er kennt die Nachbarn daher eigentlich zumindest vom sehen her.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Joe
Beliebteste Antwort
23. Aug. 09:06
Mein erster Eindruck ist, dass der Fehler darin liegt, dass ihr auf das Bellen erst im Nachhinein reagiert, anstatt es proaktiv "abzufangen". Also: Passant/Nachbar erscheint am Zaun - Hund meint es ist sein Job, dazu Wuffwuffwuff zu sagen - Mensch bestätigt das, indem er reagiert (wie von Hund gewünscht) - Hund wird hinter Mensch geschickt, Job erledigt. Macht aus Sicht des Hundes total Sinn, woraus sollte er also schließen dass das nicht gewünscht ist? Alternative: Mensch passt mal eine Zeit lang besser auf, behält Zaun und Hund im Auge und sieht Passanten/Nachbarn bzw die Vorzeichen zum Bellen (Körpersprache Hund) bevor es los geht - Mensch gibt klares Abbruchsignal und Alternativhandlung (zB Nein! Und Platz/hinter mich, Fuss...was halt für den Hund ohne Bellen machbar ist) - Mensch geht zum Zaun, kümmert sich selbst um die Situation - Hund hat jetzt in diesen Situationen anderen Job (und vielleicht irgendwann garkeinen mehr, wenn er merkt dass man sich da nicht aufregen muss...)
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Joe
23. Aug. 09:06
Mein erster Eindruck ist, dass der Fehler darin liegt, dass ihr auf das Bellen erst im Nachhinein reagiert, anstatt es proaktiv "abzufangen". Also: Passant/Nachbar erscheint am Zaun - Hund meint es ist sein Job, dazu Wuffwuffwuff zu sagen - Mensch bestätigt das, indem er reagiert (wie von Hund gewünscht) - Hund wird hinter Mensch geschickt, Job erledigt. Macht aus Sicht des Hundes total Sinn, woraus sollte er also schließen dass das nicht gewünscht ist? Alternative: Mensch passt mal eine Zeit lang besser auf, behält Zaun und Hund im Auge und sieht Passanten/Nachbarn bzw die Vorzeichen zum Bellen (Körpersprache Hund) bevor es los geht - Mensch gibt klares Abbruchsignal und Alternativhandlung (zB Nein! Und Platz/hinter mich, Fuss...was halt für den Hund ohne Bellen machbar ist) - Mensch geht zum Zaun, kümmert sich selbst um die Situation - Hund hat jetzt in diesen Situationen anderen Job (und vielleicht irgendwann garkeinen mehr, wenn er merkt dass man sich da nicht aufregen muss...)
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Ina
23. Aug. 09:26
Das Hunde an der Grundstücksgrenze, sprich Zaun, bellen wenn "Fremde" vorbei laufen ist ja erst mal nicht ungewöhnlich, so wie du deinen Hund beschreibst tippe ich eher auf Unsicherheit.... Ist es möglich einen Sichtschutz anzubringen damit er nicht mehr jede Bewegung hinter dem Zaun sofort wahrnimmt ? Ich würde mit ihm an den Zaun gehen, ein paar nette Worte mit dem "Besucher" sprechen, dem Hund damit signalisieren alles ist ok.... So übernimmst du seine Aufgabe, sorgst für eine entspannte Grundstimmung und er kann sich zurück ziehen....und letztlich daran gewöhnen... Das wäre meine Vorgehensweise.... In einer Gartenanlage laufen ja nicht ständig die verschiedensten Leute vorbei.....
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Franziska
23. Aug. 09:44
Mein erster Eindruck ist, dass der Fehler darin liegt, dass ihr auf das Bellen erst im Nachhinein reagiert, anstatt es proaktiv "abzufangen". Also: Passant/Nachbar erscheint am Zaun - Hund meint es ist sein Job, dazu Wuffwuffwuff zu sagen - Mensch bestätigt das, indem er reagiert (wie von Hund gewünscht) - Hund wird hinter Mensch geschickt, Job erledigt. Macht aus Sicht des Hundes total Sinn, woraus sollte er also schließen dass das nicht gewünscht ist? Alternative: Mensch passt mal eine Zeit lang besser auf, behält Zaun und Hund im Auge und sieht Passanten/Nachbarn bzw die Vorzeichen zum Bellen (Körpersprache Hund) bevor es los geht - Mensch gibt klares Abbruchsignal und Alternativhandlung (zB Nein! Und Platz/hinter mich, Fuss...was halt für den Hund ohne Bellen machbar ist) - Mensch geht zum Zaun, kümmert sich selbst um die Situation - Hund hat jetzt in diesen Situationen anderen Job (und vielleicht irgendwann garkeinen mehr, wenn er merkt dass man sich da nicht aufregen muss...)
Da gebe ich dir Recht. Wenn Sammy in dem Moment neben uns ist, praktizieren wir das auch genauso und es klappt da auch besser. Aber wenn wir zum Beispiel gerade im Garten arbeiten und er sich frei bewegen kann, dann schlägt er halt an. Das würde ja für uns bedeuten, dass er sich nicht mehr frei im Garten bewegen kann und immer bei uns sein muss. Das finde ich schwierig, vor allem weil er dazu neigt, an mir zu kleben 😬
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Franziska
23. Aug. 09:47
Das Hunde an der Grundstücksgrenze, sprich Zaun, bellen wenn "Fremde" vorbei laufen ist ja erst mal nicht ungewöhnlich, so wie du deinen Hund beschreibst tippe ich eher auf Unsicherheit.... Ist es möglich einen Sichtschutz anzubringen damit er nicht mehr jede Bewegung hinter dem Zaun sofort wahrnimmt ? Ich würde mit ihm an den Zaun gehen, ein paar nette Worte mit dem "Besucher" sprechen, dem Hund damit signalisieren alles ist ok.... So übernimmst du seine Aufgabe, sorgst für eine entspannte Grundstimmung und er kann sich zurück ziehen....und letztlich daran gewöhnen... Das wäre meine Vorgehensweise.... In einer Gartenanlage laufen ja nicht ständig die verschiedensten Leute vorbei.....
Ich tendiere auch eher zu Unsicherheit, weil sich das bellen auch für mich so anhört... Sichtschutz könnte man überlegen, aber die Köpfe der Menschen ragen über den Zaun... Das mit dem sprechen machen wir auch. Leider sprechen die Nachbarn dann auch Sammy immer an, und das verunsichert ihn. Viele Menschen sind da leider beratungsresistent 😬 Es wundert uns eben auch, dass er die Nachbarn so anbellt, weil eigentlich kennt er sie. Aber er hat Angst, sobald wir das Tor öffnen und die Nachbarn vor ihm stehen, zieht er sofort den Schwanz ein und flüchtet. Also ist es glaube tatsächlich die pure Unsicherheit 😕
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Manon
23. Aug. 09:48
Hey Franziska, Meine Hündin hat ein ähnliches Verhalten gezeigt. Wir haben ein Körbchen für sie in der Nähe der Laube stehen und dies nutzen wir als „Anker“ für solche Situationen. Anfangs haben wir selber vermehrt aufgepasst um Passanten vor dem Hund zu bemerken und haben sie dann direkt nach hinten gerufen und ins Körbchen geschickt. Das haben wir wirklich immer gemacht, sodass daraus mit der Zeit ein Ritual geworden ist und nur in den seltensten Fällen schnellt sie aktiv nach vorn an den Zaun. Dann komm der Rückruf zum Einsatz und sie wendet sich vom Zaun ab 🙂 Ansonsten haben wir auch versucht coole Sachen mit ihr zu machen (zergeln, apportieren, leckerlies suchen) während Passanten am Garten lang gegangen sind. Das hat dabei geholfen ihren kontinuierlichen Fokus Richtung Zaun abzuschwächen/umzulenken. Mittlerweile sind nur noch Passanten, die stehen bleiben und uns ansprechen ein Problem. Aber dann gehe ich mit ihr gemeinsam an den Zaun, lass sie sich neben mich setzen/legen und sie kann in Ruhe beobachten, dass der „Eindringling“ keine Bedrohung ist 🙂
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Sonja
23. Aug. 09:56
Sichtschutz hieße, dem Problem mit Management aus dem Weg zu gehen. Ihr könntet es damit versuchen, dass Ihr innen am Zaun die Grenze ablauft, wenn Ihr im Kleingarten ankommt. Er sollte solange auf seinem Platz warten. Wenn er dazu zu unruhig ist, könnt Ihr ihn an der zaunabgewandten Seite mitlaufen lassen, aber er muss dabei das "Grenze bewachen und checken" Euch überlassen. Wenn jemand da lang geht, müsst Ihr schneller sein als er, ihm sagen, dass er auf seinem Platz (oder wenigstens vom Zaun weg) bleiben soll, gleichzeitig schon zum Zaun gehen, und Euch demonstrativ kümmern. Die Leute am Zaun lang flankieren. Natürlich könnt Ihr Euch während des Trainings nicht auf Gartenarbeit konzentrieren, und er wird eine Weile etwas eingeschränkt. Aber nur, bis er das Vertrauen hat, dass Ihr Euch wirklich kümmert um den Schutz der Familie. Denn jetzt glaubt er in dieser Hinsicht nicht an Eure Fähigkeiten und übernimmt deshalb, trotz Unsicherheit.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Ina
23. Aug. 10:12
Ich tendiere auch eher zu Unsicherheit, weil sich das bellen auch für mich so anhört... Sichtschutz könnte man überlegen, aber die Köpfe der Menschen ragen über den Zaun... Das mit dem sprechen machen wir auch. Leider sprechen die Nachbarn dann auch Sammy immer an, und das verunsichert ihn. Viele Menschen sind da leider beratungsresistent 😬 Es wundert uns eben auch, dass er die Nachbarn so anbellt, weil eigentlich kennt er sie. Aber er hat Angst, sobald wir das Tor öffnen und die Nachbarn vor ihm stehen, zieht er sofort den Schwanz ein und flüchtet. Also ist es glaube tatsächlich die pure Unsicherheit 😕
Ja, das ist einfach die Angst, deswegen würde ich ihm auch die Möglichkeit lassen zu gehen und ihn nicht neben mir auf Platz oder Sitz positionieren, denn das ist dann auch nur Stress für ihn.... Weil die Nachbarn oft am Zaun vorbei gehen kennt er sie ja nicht.... Ich glaube eher er läuft bellend zum Zaun und das Objekt seiner Angst verschwindet..... Für ihn macht das Sinn... Hier gilt es ihm ruhig und zuverlässig zu vermitteln dass keine Gefahr besteht... Tatsächlich würde ich jeglichen Druck in diesen Situationen vermeiden.... Solange der Hund sehr gestresst ist wird er nichts lernen, das geht nur in einer positiven Grundstimmung.... Ein Freund von mir hat auch einen solchen Hund, ich weiß wie schwierig das sein kann.... Mit ganz viel Ruhe, positiver Verstärkung und ein wachsames Auge darauf nicht zu viel zu verlangen wird es langsam besser...
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Ina
23. Aug. 10:17
Sichtschutz hieße, dem Problem mit Management aus dem Weg zu gehen. Ihr könntet es damit versuchen, dass Ihr innen am Zaun die Grenze ablauft, wenn Ihr im Kleingarten ankommt. Er sollte solange auf seinem Platz warten. Wenn er dazu zu unruhig ist, könnt Ihr ihn an der zaunabgewandten Seite mitlaufen lassen, aber er muss dabei das "Grenze bewachen und checken" Euch überlassen. Wenn jemand da lang geht, müsst Ihr schneller sein als er, ihm sagen, dass er auf seinem Platz (oder wenigstens vom Zaun weg) bleiben soll, gleichzeitig schon zum Zaun gehen, und Euch demonstrativ kümmern. Die Leute am Zaun lang flankieren. Natürlich könnt Ihr Euch während des Trainings nicht auf Gartenarbeit konzentrieren, und er wird eine Weile etwas eingeschränkt. Aber nur, bis er das Vertrauen hat, dass Ihr Euch wirklich kümmert um den Schutz der Familie. Denn jetzt glaubt er in dieser Hinsicht nicht an Eure Fähigkeiten und übernimmt deshalb, trotz Unsicherheit.
Manchmal ist auch Management gefragt, damit geht man dem Problem nicht aus dem Weg sondern schwächt es ab, um dann daran arbeiten zu können.... Angst ist etwas sehr existenzielles, hier geht es nicht um Ungehorsamkeit.... Grundsätzlich hat er ja nur drei Möglichkeiten, vor Angst zu erstarren, zu flüchten oder nach vorn zu gehen, oder eine Mischung aus allen dreien.....🤷 Hier gilt es dem Hund Sicherheit zu geben und ihm damit zu helfen seine Angst zu überwinden.....
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Joe
23. Aug. 10:31
Da gebe ich dir Recht. Wenn Sammy in dem Moment neben uns ist, praktizieren wir das auch genauso und es klappt da auch besser. Aber wenn wir zum Beispiel gerade im Garten arbeiten und er sich frei bewegen kann, dann schlägt er halt an. Das würde ja für uns bedeuten, dass er sich nicht mehr frei im Garten bewegen kann und immer bei uns sein muss. Das finde ich schwierig, vor allem weil er dazu neigt, an mir zu kleben 😬
Nein das heisst, dass IHR euch für die Trainingsphase nicht mehr so frei bewegen könnt. Wenn man unerwünschtes Verhalten erfolgreich bearbeiten will, muss man sich ein Weilchen die Mühe machen, die eigenen Interessen und Tätigkeiten hinter die (möglichst entspannte und unauffällie) Beobachtung des Hundes hintanzustellen. Sobald er kapiert hat, dass er sich nicht kümmern soll, geht es eh wieder normal. Ich empfehle ein vorweg !! Abbruchsignal, ein Signal für "alles ok" und je nach Bedarf zumindest für den Anfang eine Ersatzhandlung. All das kann man ausschleifen, falls dem Hund die Passanten irgendwann ganz egal werden.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Joe
23. Aug. 10:33
Hey Franziska, Meine Hündin hat ein ähnliches Verhalten gezeigt. Wir haben ein Körbchen für sie in der Nähe der Laube stehen und dies nutzen wir als „Anker“ für solche Situationen. Anfangs haben wir selber vermehrt aufgepasst um Passanten vor dem Hund zu bemerken und haben sie dann direkt nach hinten gerufen und ins Körbchen geschickt. Das haben wir wirklich immer gemacht, sodass daraus mit der Zeit ein Ritual geworden ist und nur in den seltensten Fällen schnellt sie aktiv nach vorn an den Zaun. Dann komm der Rückruf zum Einsatz und sie wendet sich vom Zaun ab 🙂 Ansonsten haben wir auch versucht coole Sachen mit ihr zu machen (zergeln, apportieren, leckerlies suchen) während Passanten am Garten lang gegangen sind. Das hat dabei geholfen ihren kontinuierlichen Fokus Richtung Zaun abzuschwächen/umzulenken. Mittlerweile sind nur noch Passanten, die stehen bleiben und uns ansprechen ein Problem. Aber dann gehe ich mit ihr gemeinsam an den Zaun, lass sie sich neben mich setzen/legen und sie kann in Ruhe beobachten, dass der „Eindringling“ keine Bedrohung ist 🙂
Das sind super Tipps! Genau so 👍