Ich antworte noch mal auf beide Kommentare von Dir.
Offensichtlich konnte ich noch nicht verständlich machen, warum nicht nur ein Unterschied besteht zwischen den beiden Methoden, sondern auch die Methode "Beobachten" vorzuziehen ist. Es kann aber auch sein, dass wir unter den beiden Methoden unterschiedliche Dinge verstehen.
Die Methode "mit Abstand beobachten" ist reines Training, außerhalb der Konfliktsituationen, die sich im Alltag ergeben.
Der Hund wird gar nicht in die Situation gebracht, die ihn überfordert. Stattdessen wird er gerade so nah an den Reiz (Mensch oder Hund) herangebracht, dass er sich gerade noch wohlfühlt. Aus dieser "sicheren" Entfernung kann er nun beobachten, dass die Reize für ihn keine Bedrohung darstellen. Nach und nach wird der Abstand so verkürzt, dass man immer an der Grenze des für den Hund noch als ausreichend empfundenen Abstands bleibt.
Dein Beispiel von dem Mann, der Begegnungen gemieden hat, ist ungeeignet als Erfahrungsbericht für die Beobachten-Methode, weil er das gar nicht gemacht hat. Es geht nicht um Konfliktvermeidung, sondern darum, die Intensität des Reizes nur so stark zuzulassen, dass der Hund sich noch wohl fühlt.
Die fachliche Begründung dafür ist simpel: ein Hund, der sich wohl fühlt, ist in der Lage zu lernen, was ja der Sinn des Trainings ist. Kommt man dem Reiz zu nahe, geht der Hund in den Überlebensmodus, ist nicht mehr ansprechbar und auch nicht lernfähig.
Die Konfrontationsmethode nimmt in Kauf, dass der Hund in einem Gefühl der Unsicherheit bleibt. Deshalb stellt sich für mich und andere hier die Frage, warum soll man eine Methode anwenden, die für den Hund nicht schön ist, wenn es auch anders, positiv geht?
Ein Argument von Dir ist, dass Beobachten manchmal nicht funktioniert. Gehen wir mal davon aus, dass KEINE Fehler dabei gemacht wurden. Dann ist die Beobachten-Methode für dieses Mensch-Hund-Team der falsche Weg. Es gibt aber noch weitere Möglichkeiten, Begegnungen rein positiv zu trainieren. Die positiven Methoden, die ich kennenlernt habe, setzen alle voraus, dass man den Abstand herstellt, der für den Hund OK ist.
Die Konfrontationsmehode habe ich so verstanden, dass man den Hund in die Situation bringt, und es ihn aushalten lässt. Das geht bei Angsthunden gar nicht, da sie in der Angst nicht lernen können, die Gehirnregion ist dann ausgeschaltet. Es geht nur bei Hunden, die Furcht empfinden oder unsicher sind. Ein Problem bei dem Aushalten ist, dass der Hund dabei leicht überfordert werden kann. Dann wird aus Furcht Angst, und der Lernerfolg ist Null oder sogar negativ. Manchmal hat man auch einen vermeintlichen Lernerfolg, der aber in Wahrheit nur erlernte Hilflosigkeit ist. Das ist aber nur der worst case, es muss nicht so weit kommen.
Was der Hund bei der Konfrontationsmethode aber auf jeden Fall lernt, ist, dass sein Mensch kein guter Rudelführer ist. (Bitte den Begriff "Rudel" hier nicht so genau nehmen, dasselbe gilt für eine Hundegruppe und Mensch-Hund-Teams). Denn ein guter Rudelführer führt sein Rudel nicht in Konfliktsituationen und lässt sie keine Konfliktsituationen aushalten. Wer das dennoch tut, und das auch noch wiederholt, auf den ist kein Verlass.
Du hast von Deinen Erfahrungen berichtet. Diese Erfahrungen verstehe ich nicht als Konfrontationsmethode, wie Du sie anfangs beschrieben und empfohlen hast. Deine Empfehlung war,
1. "wenn der Hund bellt"
Der Hund wird also so nah heran gebracht, dass er signalisiert, dass der Abstand ihm zu klein ist
2. "soll die andere Person einfach stehen bleiben, bis dein Hund aufgehört hat und erst wenn er sich beruhigt hat soll die Person weitergehen"
Das Gute daran ist das Stehenbleiben, so dass die für den Hund unangenehme Situation nicht noch unangenehmer gemacht wird, durch weitere Verringerung des ohnehin schon zu kleinen Abstands. Aber die Situation bleibt unangenehm für den Hund, bis er gelernt hat, dass von den Reizen keine Gefahr ausgeht. Das kann er nur lernen, wenn der Abstand noch am Rande des für ihn erträglichen ist, siehe oben.
Du hast Deinen Nachbarn als Beispiel angeführt. Wir sind uns einig, dass man durch Vermeidung und der Situation aus dem Weg gehen nichts erreichen kann. (Außer als erste Maßnahme bei wirklichen Angsthunden, damit sich ihr Nervensystem erst mal beruhigen kann - anderes Thema.)
Du schreibst "Anfangs haben wir auch Abstand gehalten aber sind wie oben beschrieben erstmal stehen geblieben und haben uns mit ihm unterhalten." Ich interpretiere jetzt die Situation, kann also falsch liegen, schließlich war ich nicht dabei. Ihr habt Abstand gehalten. Aus der Tatsache, dass Ihr Euch unterhalten konntet, schließe ich, dass der Abstand für den Hund ausreichend war. Dadurch, dass Ihr stehen geblieben seid, musste er Euch nicht mehr durch Bellen darauf hinweisen, dass der Abstand nicht kleiner werden darf.
Dieses Abstand halten ist essentiell für das Gelingen und beschreibt nichts anderes, als mit ausreichendem Abstand zu beobachten. Ich vermute, wir meinen eigentlich dieselben Vorgehensweisen, haben aber unterschiedliche Teilaspekte davon hervorgehoben.
Was mich bei Deinen Kommentaren massiv stört ist, dass Du Dich persönlich angegriffen fühlst, obwohl es uns allen hier um die Sache geht. So, wie Du die Konfrontation ursprünglich empfohlen hast, hat die Methode erhebliche Nachteile. Die wurden kritisiert, nicht Deine Erfahrung in Frage gestellt.
Auf das Argument, dass eine Methode gut sei, weil sie funktioniert, reagiere ich inzwischen allergisch. Seit einer Diskussion mit einer Hundetrainerin, die mir sagte, Stromhalsbänder seien gut, denn sie funktionieren. Seitdem lasse ich dieses Argument für sich alleine nicht mehr gelten.
Und bevor Du jetzt empört an die Decke gehst: natürlich sind Stromhalsbänder weitaus schlimmer, als einen Hund etwas aushalten zu lassen. Beiden gemein ist aber der Gedanke, warum soll der Hund mit negativen Empfindungen trainiert werden, wenn es auch rein positiv geht?
Deine Erklärung ist soweit für mich theoretisch korrekt.
Aber der Alltag besteht nicht nur aus Training(vlt in Ländlicher Gegend), wenn man heute beobachtet und morgen in engen Strassen (Stadt) Freunde besucht ist der Abstand wieder zu gering und der Hund verfällt wieder in alte Verhaltens Muster.
Die einzig wahre Methode gibt es nicht, meiner Meinung nach.
Und bitte jetzt nicht noch Körperliche Gewalt (Stromhalsbänder,Prügelstrafe)ins Spiel bringen, diese Methode lehnt sicher jeder ab.