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Alexandra
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 26
zuletzt 1. Sept.

Sozialisierung möglich?

Folgendes Problem: Ein Hund meiner Familie stammt aus dem Auslandstierschutz und verhält sich extrem territorial. Hunde sind an sich kein Problem. Die Hunde von Freunden mit denen meine Familie regelmäßig Gassi geht werden draußen akzeptiert und bespielt. Aber sobald die selben Hunde, mit denen vorher noch ausgiebig gespielt wurde, "seine" Wohnung betreten wird er aggressiv. Ja, ich weiß, die Wohnung ist sein Territorium und es ist natürlich dass er das verteidigt. Trotzdem würden wir es gerne schaffen, dass diese Freunde mit ihrem Hund zu Besuch kommen können ohne dass unser Hund weggesperrt werden muss... Hatte jemand Mal so ein Problem? Hundetrainer wird zur Not engagiert aber wir möchten es erstmal selbst versuchen. Vorallem, weil ich mir demnächst einen Welpen anschaffen werde und ich meine Familie auch besuchen möchte. MIT meinem Hund.
 
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Angelika
29. Aug. 16:35
Gegenüber den Haltern nicht. Es gab bereits einen Termin mit einem Hundetrainer weil er auch keinen menschlichen Besuch geduldet hat. Da würde geknurrt und gefletscht und ich hätte mich nie getraut alleine mit diesem Hund zu bleiben oder sogar meine Tochter auch nur unter Aufsicht dran zu lassen. Der Tipp damals waren Futterbeutel zum trainieren und Box einführen. Inzwischen kann Besuch da sein und er wird irgendwann frei laufen gelassen und lässt sich zum Teil sogar streicheln. Mit dem Kind ist er trotzdem nie zusammen. Meine Familie hat eine zweite, extrem liebe freundliche Hündin die er vergöttert (war vor ihm da) und die darf der Besuch streicheln und auch an das Bett der beiden. Ans Futter hab ich aufgrund der Vorgeschichte nie probiert
Was ist es für ein Hund? Ist eventuell ein Herdenschutzhund dabei? Alter? Seit welchem Alter in der Familie?
 
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Angelika
29. Aug. 16:54
Auf alle Fälle sollte der Hund lernen, die Verantwortung abzugeben, dazu muss der Hund dem Besitzer vertrauen… dh wenn es aus der Türe geht, geht zuerst der Besitzer, schaut sich um und dann kommt das ok für den Hund. Wenn es klingelt Hund in Box oder auf Decke , beim Gassi gehen bei Begegnungen vorab den Hund an die abgewandte Seite hinten nehmen und erst auf ok vom Besitzer darf Kontakt sein…. Usw
Klare Regeln die keiner bricht
Und wie viele schon vermerkt haben, einen guten Trainer, der sich vielleicht auch mit Verhalten auskennt und ev mit HSH falls einer drinnen ist (gibt hier auch schon Treads bzgl HSH)
 
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Sally
30. Aug. 09:45
Um was für einen Hund, Rasse, geht es überhaupt? Wir selbst haben aus dem TS eine Hündin zum die großen Teil ein Herdenschutzhund ist. Das da territoriales Verhalten sowie eine Scheu gegenüber Personen besteht ist vorprogrammiert und nur bedingt zu steuern.
Die erste vernünftige Antwort hier!👏

War auch mein erster Gedanke, dass es ein HSH ist und wie du sagst, dieses Verhalten ist für diese Rassen normal und fast nicht umzuleiten.

Auch nicht mit den gern genommenen Universallösungen Box und Hausleine 🙈

Nach meiner Erfahrung sind diese Hunde am besten (wenn es schon nix zu hüten gibt)als Singledog bei einer Einzelperson, die dazu nie Besuch bekommt, aufgehoben.

Liebe TE, versuche es gern mit einem Trainer, der HSH-Erfahrung hat, aber erkundige dich da sehr genau.
 
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Dogorama-Mitglied
30. Aug. 17:36
Die erste vernünftige Antwort hier!👏 War auch mein erster Gedanke, dass es ein HSH ist und wie du sagst, dieses Verhalten ist für diese Rassen normal und fast nicht umzuleiten. Auch nicht mit den gern genommenen Universallösungen Box und Hausleine 🙈 Nach meiner Erfahrung sind diese Hunde am besten (wenn es schon nix zu hüten gibt)als Singledog bei einer Einzelperson, die dazu nie Besuch bekommt, aufgehoben. Liebe TE, versuche es gern mit einem Trainer, der HSH-Erfahrung hat, aber erkundige dich da sehr genau.
Das kann's doch aber auch nicht sein, dass jeder der einen HSH hat wie ein Eremit leben muss.

Wenn man bei anderen Rassen gegen übertriebenes Verhalten trainieren kann, wird das bei denen ja wohl auch gehen.
 
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Nadine
30. Aug. 17:52
Das kann's doch aber auch nicht sein, dass jeder der einen HSH hat wie ein Eremit leben muss. Wenn man bei anderen Rassen gegen übertriebenes Verhalten trainieren kann, wird das bei denen ja wohl auch gehen.
Seh ich genauso. Natürlich muss man die Anlagen beachten. Aber die üblichen Vorurteile, dass man HSH (Mixe) nicht in der Wohnung halten kann, keinen Besuch empfangen kann etc, sind Quatsch.
Ja, es braucht deutlich mehr Arbeit. Der Hund wird auch nie den Besuch so freudig empfangen wie zb ein Goldi. Aber darum die Flinte ins Korn zu werfen kommt nicht in Frage!

In meinen Augen ist das Problem dann aber hier nicht die Sozialisierung, sondern der Hund muss lernen, seinem Menschen zu vertrauen und den Job abzugeben. Und dazu muss der Mensch sehr klar sein.

Wayne ist zb ziemlich sicher ein Herdi mix (da wird noch einiges anderes mitgespielt haben). Er akzeptiert mittlerweile auch Hundebesuch in der Wohnung, wenn er ihn vorher kennen gelernt hat. Nicht freudig, wir übertreiben es auch nicht, aber es ist ok.
Er fragt dann viel bei uns ab. Ich manage auch sehr viel. Wenn der andere sich zu viel raus nimmt, korrigiert er auch mal. Das ist für mich auch völlig ok - darum ist hier für mich in unserem Fall aber auch Deckentraining nicht die Lösung. Ist es bei uns aber generell nicht bei Besuch 😜

Also meine Erfahrung: wenn der Herdi-Mix mit seinem Menschen als Team agieren kann und abfragt, ist es möglich. Das braucht aber viel Beziehungsarbeit, mit Hausleine dran machen oder Hund aussperren ist es nicht getan und macht die Situation teils schlimmer.
Und je nach Charakter ist das bestimmt teils auch noch mehr Arbeit als es bei uns war.

Aber geht nicht, gibt's nicht!


Mein erster Schritt in diesem Fall wäre, den Hund an einen guten (!!!) Metallmaulkorb (da alles andere nicht beißsicher ist) zu gewöhnen. (Marke chopo, jvm/sf, rootdogs, MF oder chic&scharf. Alles andere ist nicht beißsicher oder generell nicht geeignet.) Auf andere Hunde sollte er damit natürlich trotzdem nicht einfach losgelassen werden, aber wenn man sich irgendwann recht sicher ist, dass es klappt, würde ich den als Schutz drauf machen. Genauso bei menschlichem Besuch, falls das noch wackelig ist.
 
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Karin
30. Aug. 18:17
Die erste vernünftige Antwort hier!👏 War auch mein erster Gedanke, dass es ein HSH ist und wie du sagst, dieses Verhalten ist für diese Rassen normal und fast nicht umzuleiten. Auch nicht mit den gern genommenen Universallösungen Box und Hausleine 🙈 Nach meiner Erfahrung sind diese Hunde am besten (wenn es schon nix zu hüten gibt)als Singledog bei einer Einzelperson, die dazu nie Besuch bekommt, aufgehoben. Liebe TE, versuche es gern mit einem Trainer, der HSH-Erfahrung hat, aber erkundige dich da sehr genau.
Es geht halt darum das der Hintergrund, die Absicht eines HSH, evtl. eine andere ist als bei nem Labbi, ...
Arbeiten sollte man definitiv daran, es gibt da dann einiges zu beachten denn der Hund will ja in erster Linie beschützen.
Auch wir bekommen Besuch 🤣
Jedoch muss ich da besonders vorgehen und zusätzlich einen anderen Hund in der Wohnung ist nochmal ne besondere Herausforderung. Man muß das ganze betrachten, am besten vor Ort, um herauszufinden weshalb der Hund so reagiert. Eifersucht, beschützen, Unsicherheit, Territorial, Ressource .... gilt ggf unterschiedlich zu behandeln in Form von Maulkorb, Hausleine, Deckentraining , Platzzuweisung , üben, konsequent dranbleiben, am besten bevor der Welpe kommt.
 
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Sally
31. Aug. 10:27
Das kann's doch aber auch nicht sein, dass jeder der einen HSH hat wie ein Eremit leben muss. Wenn man bei anderen Rassen gegen übertriebenes Verhalten trainieren kann, wird das bei denen ja wohl auch gehen.
Von "muss" habe ich nix gesagt, nur, was am besten wäre.

Wir wissen übrigens immer noch nicht, ob es wirklich ein HSH ist, die Frage wurde bis dato nicht beantwortet.

Wenn ja, macht dieser Hund entsprechend seiner Rasse alles richtig.

Aus menschlicher Sicht natürlich nicht und schon geht's los mit dem Abtrainieren der rassetypischen Verhaltensmuster.

Der Hund wird entgegen seiner Natur auf menschenkonform oder alltagstauglich zurechtgetrimmt.

Mit Box, Hausleine und Maulkorb. 🙈

Kleine Erfolge werden groß gefeiert und niemand stellt sich die Frage, ob der Hund einfach nur resigniert hat.

Genau wie der Weimaraner, als Modehund gekauft und huch! der geht jagen, wie doof.

Also wird den meisten jagdlich ambitionierten Hunden ein Leben an der Flexi aufgedrückt, wobei man nichts unversucht gelassen hat, den Jagdtrieb "abzutrainieren".

Die Mittel der Wahl sind für mich nur bedingt akzeptabel, ich würde mir auch keine Rasse oder Mischung holen, deren typisches Verhalten nicht in mein Leben oder zu meiner Einstellung passt.

Was bei einem Mischling aus dem Auslandstierschutz Glücksache ist, immer mit nem gewissen Risiko behaftet.

Was aber natürlich nicht davon abhalten sollte.

Es ist aber auch Sache der Organisationen, darauf zu achten, zu wem und in welches Umfeld HSH vermittelt werden.

Diesbezüglich wird meiner Meinung nach oft zu nachlässig gehandelt und der HSH landet bei einer Familie mit kleinen Kindern.
Andere Hunde können genauso so ein Problem darstellen.

Würde also HSH grundsätzlich nur als Singledog vermitteln und auf keinen Fall zu Kindern.

Dann ist es sicherlich einfacher mit der Problematik umzugehen😉
 
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Dogorama-Mitglied
1. Sept. 07:02
Von "muss" habe ich nix gesagt, nur, was am besten wäre. Wir wissen übrigens immer noch nicht, ob es wirklich ein HSH ist, die Frage wurde bis dato nicht beantwortet. Wenn ja, macht dieser Hund entsprechend seiner Rasse alles richtig. Aus menschlicher Sicht natürlich nicht und schon geht's los mit dem Abtrainieren der rassetypischen Verhaltensmuster. Der Hund wird entgegen seiner Natur auf menschenkonform oder alltagstauglich zurechtgetrimmt. Mit Box, Hausleine und Maulkorb. 🙈 Kleine Erfolge werden groß gefeiert und niemand stellt sich die Frage, ob der Hund einfach nur resigniert hat. Genau wie der Weimaraner, als Modehund gekauft und huch! der geht jagen, wie doof. Also wird den meisten jagdlich ambitionierten Hunden ein Leben an der Flexi aufgedrückt, wobei man nichts unversucht gelassen hat, den Jagdtrieb "abzutrainieren". Die Mittel der Wahl sind für mich nur bedingt akzeptabel, ich würde mir auch keine Rasse oder Mischung holen, deren typisches Verhalten nicht in mein Leben oder zu meiner Einstellung passt. Was bei einem Mischling aus dem Auslandstierschutz Glücksache ist, immer mit nem gewissen Risiko behaftet. Was aber natürlich nicht davon abhalten sollte. Es ist aber auch Sache der Organisationen, darauf zu achten, zu wem und in welches Umfeld HSH vermittelt werden. Diesbezüglich wird meiner Meinung nach oft zu nachlässig gehandelt und der HSH landet bei einer Familie mit kleinen Kindern. Andere Hunde können genauso so ein Problem darstellen. Würde also HSH grundsätzlich nur als Singledog vermitteln und auf keinen Fall zu Kindern. Dann ist es sicherlich einfacher mit der Problematik umzugehen😉
Ich denke Nadines Beitrag macht in dem Zusammenhang viel Sinn. Ohne mich mit HSH besonders auszukennen, klingt ihr Ansatz auch rasseunabhängig (sollte ein ähnliches Problem vorliegen) recht vernünftig.

In weiterer Folge sollte man sich aber auch fragen, wie sinnvoll es ist, solche Hunde in Mengen aus dem Auslandstierschutz in Länder zu verfrachten, wo ihre genetische Veranlagung nicht zur Lebensführung passt und zu großen Problemen bzw erst wieder dem Leid von Hunden (und womöglichwechselnden) Haltern führt...
 
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Sally
1. Sept. 08:48
Ich denke Nadines Beitrag macht in dem Zusammenhang viel Sinn. Ohne mich mit HSH besonders auszukennen, klingt ihr Ansatz auch rasseunabhängig (sollte ein ähnliches Problem vorliegen) recht vernünftig. In weiterer Folge sollte man sich aber auch fragen, wie sinnvoll es ist, solche Hunde in Mengen aus dem Auslandstierschutz in Länder zu verfrachten, wo ihre genetische Veranlagung nicht zur Lebensführung passt und zu großen Problemen bzw erst wieder dem Leid von Hunden (und womöglichwechselnden) Haltern führt...
Schön, dass du auf die Auslandshunde zu sprechen kommst.

Genau das Gleiche ist es doch, wenn sich jemand beim Züchter einen Hund holt, weil er ja hübsch aussieht, gerade in Mode ist usw. und der Rasse aber auch nicht gerecht werden kann, s. Husky und weitere nordische Hunde, Jagdhund, Hütehund und HSH.

Was ist denn dann das Ende vom Lied?

Der Husky, der kaum Auslauf bekommt, meist noch an der Leine.
Der Jagdhund, dem sein natürliches Verhalten meist erfolglos antrainiert wird und der dann auch nur noch an der Leine gehen darf.

Der Hütehund, der nix zu hüten hat.

Der HSH, der nicht beschützen darf.

Probleme sind vorprogrammiert und das nicht nur bei Tierschutzhunden aus dem Ausland.

Also der Rassehund, der vielleicht auch gerade "in Mode" ist, passt oft genauso wenig in die jeweiligen Lebensumstände, wie der HSH aus dem Ausland.
 
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Dogorama-Mitglied
1. Sept. 09:13
Ja, eine Sozialisierung ist möglich. Aber nur unter bestimmten Bedingungen. Die wichtigste Bedingung ist, dass die Halter etwas ändern wollen. Und sich etwas sagen lassen. Und das sollte unbedingt ein Profi tun. Eine im Auslandstierschutz tätige Vermittlerin hat mir mal gesagt, dass es für Auslandstierschutzhunde typisch ist, wenn sie erst mal richtig angekommen sind, ihre neu gewonnenen Ressourcen zu verteidigen. Dazu gehört alles, vor allem, wenn sie es vorher entbehren mussten. Das Zuhause, die freundlichen Halter und ihre Zuwendung, Fressen, Spielzeug, ... Dagegen ist es ebenfalls typisch, dass Halter eines Auslandstierschutzhundes im Umgang mit dem Hund häufig von Mitleid und Bedauern daran gehindert werden, dem Hund Regeln und Grenzen beizubringen. Die Wohnung ist NICHT das Territorium des Hundes, sondern das der Halter. Und die müssen ihrem Hund beibringen, dass es nicht seine Aufgabe ist, die Wohnung zu verteidigen. Dass Besuch erwünscht ist und nicht vertrieben wird. Dass die Verteidigung von Ressourcen generell unerwünschtes Verhalten ist, besonders weil es alles nicht SEINE Ressourcen sind. Das alles ist nicht einfach zu trainieren, daher ist ein Trainer, der Erfahrung mit Auslandstierschutzhunden hat, vonnöten.
Das hat nix mit Sozialisierung, sondern mit angeborenem Territorialverhalten zu tun..
Dazu vll. noch Schutz- und Wachtrieb.
Da brauchts professionelle Hilfe!