Ich verstehe die Einwände. Ich würde nicht immer auf wissenschaftliche Belege warten, wenn empirische Beobachtungen bereits vorhanden sind. Denn Wissenschaft kann nicht alles abdecken, was so zu sagen "zwischen den Zeilen" mitschwingt.
(dazu muss ich sagen: Ich kenne die genannte Schriftstellerin nicht.)
Aus meiner Ausbildung und durch Beobachtung der hündischen Kommunikation in vielen Seminaren, kann ich sagen, es gibt im Prinzip 3 Resourcen um die es in der Tierwelt geht: Individuen, Futter (stellvertretend kann dafür auch Spielzeug, Stöcke dienen) und Raum.
Das sind natürlich immer nur Erklärungs-Versuche, um es für uns Menschen verständlich, in für uns bekannte Maßstäbe zu übersetzen, da wir im Alltag bereits so weit weg sind von unserer Emphathie und instinktiven Verhalten.
Nun sind wir also beim Thema Raum (denn das nicht angerührte Katzenfutter ist Thema Futter.)
Damit sich die unterschiedlichen Individuen (hier der Hund - kann auf Pferde genau so übertragen werden) innerhalb einer Gruppe "behaupten" verwenden die Tiere ihre Kompetenzen.
Der eine kann gut den Bodyguard für die Individuen miemen (Resource Individuen), der andere kann Futter gut erjagen und verteilen und ein weiterer schützt das Revier. Das ist also die übergeordnete Sichtweise.
Innerhalb der Gruppe würde es aber auch nicht ohne Grenzen und Regeln gehen. So müssen auch innerhalb der Gruppe Grenzen aufgezeigt werden, z. B. Kann nicht jedes Gruppenmitglied die Welpenhöhle zum Schlafen benutzen und dabei die Welpen heraus schmeißen.
Du sprichst von einem einzelnen Hund, bei dir zu Hause. Schon bei zwei Hunden merkt man, wie die genannten Resourcen im Prinzip "aufgeteilt" (verwaltet) werden. Schlafplätze, die nicht durcheinander benutzt werden. Buddelkuhlen im Garten, die als Resource verwendet werden, um sich und seine Kompetenz innerhalb der Beziehungsverhandlung (allgemein hin als Spielen bezeichnet) in der Partnerschaft zu festigen. Es werden täglich die Kompetenzen vom einen und vom anderen in Frage gestellt, um die effiziente Teamarbeit im "Notfall" (Selbstverpflegung / Überleben) zu verifizieren. Bei diesem "in Frage stellen" machen die Hunde beim Menschen nicht halt. Der Mensch wird ebenfalls täglich, auf seine "Führungskompetenz" hinterfragt.
Bei diesen Beziehungsverhandlungen, werden alle Kompetenzen abgefragt: wie konsequent und durchsetzungsfähig bist du, damit du mich an der Stange halten kannst und mich für die Teamarbeit rekrutierst. Hierbei werden von den Hunden unterschiedliche Taktiken angewendet, je nach ihrer Kompetenz (Raumverwaltung, Futter Verwaltung, Individuen Abschirmung). Das heißt, sie lassen sich zum Teil tatsächlich Tricks einfallen, um zu erreichen, dass sie den anderen bewegen (und wenn es nur Abblocken oder Anhalten ist). Derjenige, der den anderen bewegt, der hat die Oberhand. Und das machen manche eben über Raum. Ein Hund der fähig ist, seine Buddelkuhle im Garten zu beanspruchen, der ist für den anderen Hund als "Revier Beschützer" in der Gruppe interessant. Soviel zum kurzen Abriss, was für einen Sinn macht das in der Hunde - /Tierwelt.
Um es nun auf das Zusammenleben mit uns Menschen zu übertragen. Gehst du mit einem Hund in einen neuen Raum, z. B. ein neuer Garten, eine Tierarztpraxis etc. und du lässt den Hund auf eigene Faust alles erkunden, dann wird es die Hunde geben, die von ihren Kompetenzen her fähig sind, das alles zu erfassen und zu verarbeiten. Aber es wird auch die Hunde geben, die damit überfordert sind. Wenn man nun einem Hund, der damit überfordert ist, die Aufgabe überlässt diesen "Raum", hier im wahrsten Sinne des Wortes, zu erfassen, dann zeigt sich meist ein überdrehter Hund, der eben überfordert ist. Diesem Hund würde man nun als Mensch, durch Eingrenzung und Durchführung helfen. Heißt also, man muss für ihn den Raum verwalten und ihm den Weg zeigen, da er es nicht selber kann. Ein Hund, der diese Hilfe nie kennengelernt hat, ist meist "unbelehrbar" und eckt in den meisten Hundebegegnungen an, da ihm eine Rolle zugestanden wurde, die er nicht souverän ausfüllen kann, er keine Grenzen kennen gelernt hat, die er somit von einem anderen Hund auch nicht anerkennen möchte.
Anders herum, lernt man gerade einen Hund kennen, so kann man ihn, durch z. B. Öffnen und Schließen seines Raumes, mit unserer Anwesenheit/ Präsenz recht gut regulieren und führen, obwohl man noch kein Training und keine Kommandos parat hat. So fühlt sich z. B. jeder Hund (sofern kein Angsthund) eingeladen, zu einem zu kommen, sobald man vor ihm rückwärts läuft und damit den Raum vor sich, für die Begegnung, so zu sagen, öffnet. Genau so wie ein Hund das als blocken versteht, wenn der Mensch frontal vor ihm steht. Oder wenn man in der T Stellung zum Hund steht, da wird er immer aufmerksam sein, was passiert als nächstes, da dies oft als Einladung zum Folgen meiner Entscheidung steht. Da Hunde nicht anders kommunizieren können und sie es seltenst über Bellen tun, können nur solche Eingrenzung herangezogen werden. Wobei aber auch, die selbst ausgestrahlte Energie, ein sehr wichtiger Faktor ist. Denn diese kann friedlich oder aggressiv sein, die jeweils zu einem anderen Ergebnis führt. Und genau hier wird jede Wissenschaft scheitern, denn sowas wie ne Aura, die wir ausstrahlen, kann wissenschaftlich nicht erfasst werden.
Würde man jemanden, der also einen Raum verwaltet, sei es Mensch oder Hund, mit einem Satz beschreiben wollen, dann könnte sowas dazu passen: Egal wo wir hingehen, der Raum, das "Revier", gehört erst mal mir und ich weise dir deinen Platz zu, bzw. bin so gnädig, dich darin frei bewegen zu lassen.
Gleiches kann man mit Futter, Spielzeug, Gruppenmitglieder etc. formulieren.
(Vergleichbar mit dem Besuch in der eigenen Wohnung, der soll doch bitte auch nicht einfach so in jeden Raum reintiegern und jeden Schrank öffnen - geschweige denn meine Sachen anziehen oder mein Krust-Zeug (Spielzeug) anfassen, bzw den Kühlschrank (Futter) leeren. Wenn wir nicht sprechen könnten, würden wir das auch über Begrenzung - Raum Zuweisung/Verwaltung - kommunizieren.)
Konnte ich mich halbwegs verständlich ausdrücken?