Home / Forum / Verhalten & Psychologie / "Raumverwaltung", ein Mythos?!

Verfasser
Dogorama-Mitglied
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 204
zuletzt 11. Feb.

"Raumverwaltung", ein Mythos?!

Ihr Lieben, ich lese im Forum immer wieder davon, dass Hunde "Raum einnehmen" und Menschen "Raum verwalten". Das ist für mich (insbesondere hinsichtlich der Hunde) derart abstrakt und fern jeglicher neutraler Beobachtung, dass ich versucht habe nachvollziehbare Forschungen zu dem Thema zu finden. Ich bin nicht fündig geworden und dachte mir, ich frage mal bei denen, die dies praktizieren und als nachvollziehbar empfinden. Was mir auffällt ist, dass drohenden Hunden unterstellt wird, sie würden "Raum beanspruchen", dass liegenden Hunden unterstellt wird, sie würden "Raum" oder gar "Besitz beanspruchen" und dass Hunden, die z.B. vor jemanden laufen oder stehen bleiben ebenso unterstellt wird, sie würden "Raum einnehmen". So gut wie nie ist dieser "Raum" definiert und all dies ist negativ besetzt. Bei Menschen fällt mir auf, dass sie körperlich und bedrohlich handeln, um ihren "Raum zu beanspruchen", dass sie mit Strafen arbeiten und dass sie regelrecht nervös zu werden scheinen, wenn ihr Hund ihren "Raum" betreten oder streitig machen könnte. Bei meiner Suche bin ich auf diese Blogartikel gestoßen: https://forsthaus-metzelthin.de/mit-hunden-leben/verwalten-hunde-raeume/ Irgendwie gibt er meine Verwirrung gut wieder und mein Glaube an diese ominöse "Raumverwaltung" schwindet nun dahin. Aber vielleicht hat ja doch jemand eine vertrauenswürdige und nachvollziehbare Quelle parat, die mich dieses "Raumdings" verstehen lässt ^^
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
4. Jan. 10:50
Hallo Steffi 🙂,
was wirklich wissenschaftliches ist im Kontext mit Hundeverhalten wohl noch schwierig. Es gibt einige Institute (HundeStudien, Max-Planck-Institut), die aktuell an der Forschung zum Verhalten an Hunden arbeiten, aber das wird wohl noch dauern.
Bei deinem Beitrag musste ich sofort an das Konzept des Splittens bei Hunden denken. Das steht für mich in direktem Zusammenhang mit der Raumzuteilung.
Splitten ist ein Verhalten, bei dem sich ein Hund/Mensch zwischen zwei andere Hunde oder zwischen einen Hund und eine Person positioniert. Dieses Verhalten wird eingesetzt, um eine angespannte Situation zu entschärfen oder um Konflikte zu vermeiden. Indem der Hund/Mensch sich physisch in den Raum zwischen zwei potenziell konfliktträchtigen Parteien begibt, verändert er die räumliche Dynamik und schafft Distanz, um Spannungen zu reduzieren. Dies ist ein direktes Beispiel dafür, wie man Raum einnehmen kann, um ein gewünschtes soziales Ergebnis zu erzielen. Das kann auch sehr ruhig und wenig bestimmend ablaufen, indem man einfach in einer Situation draußen an der Leine vor den Hund läuft, wie ein „U“ und dann in die andere Richtung geht. Wir haben das genutzt um unsere Leinenführung zu optimieren.
Das Verhalten von Hunden ist nicht nur eine Reaktion auf äußere Reize in meinen Augen, sondern oft ein überlegtes Angebot, um mit ihrer sozialen Umgebung zu interagieren.
Das bedeutet für mich auch, dass mein Hund in Situationen, in denen ich merke, dass er Stress hat, hinter mir bleibt. Das kann man ganz konkret üben, indem man den Hund vorsichtig an der Brust hinter sich schiebt. Wir haben das ganze mit einem „ich halte an“ Signal verknüpft, sodass sie weiß, wenn mein Mensch das sagt und stehen bleibt, dann bleibe ich hinter ihm/ihr, weil es für mich sicher ist.
 
Beitrag-Verfasser
Olli
4. Jan. 13:22
Ist halt wieder ein Begriff, der dem vermeintlich 'ahnungslosen' Hundehalter das Gefühl gibt, was zu verpassen.

Früher hieß das 'Füße von Tisch' und 'ab auf dein Zimmer'. :-)

Aber so wie social walks, System, Methode, o.ä. klingt das natürlich alles eloquenter, wissenschaftlicher und beeindruckt - das Konzept dahinter hat sich dagegen nicht verändert.

Wenn es jedoch dem einen oder anderen HH dabei hilft, seinen Hund besser zu verstehen und mit ihm besser zu interagieren, finde ich das nicht schlimm, dass daran auch jemand verdient.
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
4. Jan. 21:49
Ich habe jetzt leider mehr Fragen, als vorher und muss erst einmal eine Nacht drüber schlafen und mich ein wenig sortieren ^^
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Grzekan
5. Jan. 05:57
Ist halt wieder ein Begriff, der dem vermeintlich 'ahnungslosen' Hundehalter das Gefühl gibt, was zu verpassen. Früher hieß das 'Füße von Tisch' und 'ab auf dein Zimmer'. :-) Aber so wie social walks, System, Methode, o.ä. klingt das natürlich alles eloquenter, wissenschaftlicher und beeindruckt - das Konzept dahinter hat sich dagegen nicht verändert. Wenn es jedoch dem einen oder anderen HH dabei hilft, seinen Hund besser zu verstehen und mit ihm besser zu interagieren, finde ich das nicht schlimm, dass daran auch jemand verdient.
Bin ziemlich bei dir 🤟 Wir sind räumliche Wesen, also spielt der Raum auch eine Rolle in unserem Alltag.
Seit über 30 Jahren setzte ich jedem Hund der bei mir ist (eigene und dogsitting) eine klare Grenze, die Straße. Der Bürgersteig wird nicht überschritten ohne meine Erlaubnis. Und da ich in dem Fall durchaus bestimmt bin, passen sich 95,5 % an Hunden schnell an. Mein früherer Hund war dermaßen konditioniert, daß ihn Schnee verunsichert hat und er beim ersten auftauen die Kante "begrüßt" hat 🤣
Auch gab es magische unsichtbare Wand bei jedem Grundstück. Hund von einem Freund fand das dermaßen albern, daß sie eine Pfote über diese Wand gestellt hat, den Blick meines Hundes hab ich nie vergessen 😉 von wegen Hunde haben keinen Humor...
Lange Rede, na klar "denken" Hunde räumlich, und der Raum spielt eine Rolle im Zusammenleben.
Aber wie so häufig nimmt der "Ahnungslose" Halter das Thema als "DOGma" und zieht daraus verbissen Schlussfolgerungen, die eine Leichtigkeit in der Erziehung vermissen lassen.
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
5. Jan. 07:56
Guten Morgen,
ich musste mir auch erstmal Gedanken machen. Lese gerade das erste Buch von Frau Lockenhoeff.

Raumverwaltung ist ja alltäglich, ebenso wie Zeitverwaltung - nicht nur für die Hunde. Jede Stadt ist in Räume unterteilt, jede Wohnung, jede App.
Bei Wildtieren ist territoriales Verhalten ja schon Raumverwaltung.

Ich glaube, die Frage ist nicht, ob wir Räume verwalten, sondern wie. Dazu zählen für mich
1. Welche Räume stehen wir den Hunden zu - ist die Auswahl sinnvoll (oder zu wenige oder zu viele oder unangemessene Räume)?
2. Wie rigide/kohärent/ konsequent definieren und verwalten wir Räume?
3. Wie setzen wir die Raumverwaltung durch (Methode, Art der Umsetzung der Methode, individuelle Anpassung an den Hund usw.)?
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
5. Jan. 14:15
Hey ihr Lieben!

Gestern war ich ehrlich etwas erschlagen von den Kommentaren.
Ein paar Fragen nochmal vorweg:

Wie genau wird der zu verwaltende oder einzunehmende Raum definiert?
Welche Methoden wurden genutzt, um festzustellen und zu belegen, dass Hunde in Räumen denken?
Wie kam es überhaupt zu der Idee, dass dem so sein könnte?

Kann es sein, dass das doch eher menschliches Denken ist und Hunden nur zugeschrieben wird? Denn die meisten Beispiele hier lassen mich schließen, dass Menschen bestimmte Dinge nicht wollen und den Hunden durch verschiedene Methoden zeigen.
Meinem Empfinden nach werden hier auch verschiedene Dinge vermischt. Räumliches Denken, die Einteilung von Zimmern und die Individualdistanz sind ja alles Dinge, die klar definiert sind und die ich persönlich nicht in Verbindung mit der mir noch immer unverständlichen Raumverwaltung bringe.

Manche schreiben ja, dass sie selbst beobachten konnten, wie Hunde Räume schaffen. Was genau wurde denn da beobachtet?
Splitten zum Beispiel fällt unter deeskalatives Verhalten. Dazu gibt es viele Beobachtungen und Erkenntnisse.

Kann es sein, dass ausschließlich Menschen eigens definierte Räume verwalten und Hunde dies gar nicht tun? Menschen setzen (räumliche) Grenzen, Menschen definieren bestimmte (ortsspezifische) Regeln, Menschen zeigen Hunden, was sie von ihnen wollen. Oftmals sind das ja dann erlernte Verhaltensweisen durch z.B. Wiederholungen oder gezieltes Training.

Hunde hingegen kommunizieren im Moment. Sie zeigen, wann ihnen etwas zu viel oder zu nah ist, sie zeigen, wann sie etwas für sich haben wollen, wann sie sich wohlfühlen etc. Sie teilen ihre Bedürfnisse direkt mit und leben viel mehr im Hier und Jetzt, als wir Menschen es tun. Hunde verknüpfen Orte durch Erfahrungen mit Tätigkeiten, sie sind aber dabei oft von uns Menschen abhängig. Hunde schlafen an einem selbstgewählten Platz, weil sie sich dort wohl und sicher fühlen und es bequem ist. Sie folgen interessanten Düften und achten dabei nicht primär auf existierende Begrenzungen.

Es fällt mir jetzt noch schwerer dies zu verstehen, weil hier so viele verschiedene Erklärungen kamen und es da keine klaren Übereinstimmungen zu geben scheint.

Irgendwie finde ich den Begriff auch total schräg. Das klingt so gehoben nach deutscher Bürokratie und überhaupt nicht nach Hunden, nach Denkweisen oder nach Erkenntnissen.

Ich habe auch nach der hier erwähnten Autorin gegoogelt und mir sind einige Formulierungen direkt aufgefallen.
"Ursula Löckenhoff denkt in Räumen[...]"
"Sie bietet, neben der normalen Betreuung, auch einen Boot Camp Aufenthalt für Hunde mit Erziehungsdefiziten [...]"
"Ursula Löckenhoff hat ein eigenes Konzept entwickelt, Hunde über Räume erfolgreich zu führen. Ihr Raumkonzept ist ein Wechselspiel von Freiraum geben und Grenzen setzen."
"Raumdenken® in der Hundeerziehung"

Kennt ihr dieses ®? Das steht für eine eingetragene Handelsmarke. Damit wird geistiges Eigentum gekennzeichnet... Also z.B. eine Sache, die sich eine Person ausgedacht hat.
Als ich das erblickt habe, wurde ich skeptisch und als ich dann noch ein wenig gelesen habe, fand ich von der Autorin, die sich dieses Konzept ausgedacht hat keinen Hinweis darauf, dass Hunde in Räumen denken würden. Alles, was online zu finden ist, deutet darauf hin, dass sie selbst auf diesem Wege denkt und aufgrund ihrer Überzeugung mit Hunden entsprechend interagiert.
All dies spricht nicht für wissenschaftliche Erkenntnisse. Es gibt schließlich auch zig Bücher darüber, wie man das Alphatier für seinen Hund darstellt und über Rangordnungen im Haushalt. Trotz dessen, dass der Ursprung dessen seit Jahrzehnten widerlegt ist.

Ich finde total okay, dass eine Person ein Konzept entwickelt und andere daran teilhaben lässt. Mich stört aber nun ehrlich, dass viele glauben, dass das so alles Fakt ist und dass da so vieles vermischt zu werden scheint. Vielleicht hilft es manchen, einen guten Zugang zum Hund zu finden oder verständlicher ihm wichtige Grenzen mitzuteilen. Aber am Ende basiert das eben nicht auf Wissenschaft oder Verhaltensforschung. Es basiert auf eine Idee einer Person, welche weitergetragen wurde.

Ich wage stark zu bezweifeln, dass Hunde durch unser menschliches Handeln tatsächlich Verständnis für unsere Vorstellung diverser Räume entwickeln. Sie halten lediglich durch Erfahrungen und/oder Training Grenzen ein bzw. führen ein bestimmtes Verhalten aus oder eben nicht aus.

Wie seht ihr das? Klingt meine Vermutung naheliegend? Würdet ihr übereinstimmen, dass es ein menschliches Konzept ist und es keine Grundlage dafür gibt, dass Hunde in Räumen denken?
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Lina
5. Jan. 14:35
Hey ihr Lieben! Gestern war ich ehrlich etwas erschlagen von den Kommentaren. Ein paar Fragen nochmal vorweg: Wie genau wird der zu verwaltende oder einzunehmende Raum definiert? Welche Methoden wurden genutzt, um festzustellen und zu belegen, dass Hunde in Räumen denken? Wie kam es überhaupt zu der Idee, dass dem so sein könnte? Kann es sein, dass das doch eher menschliches Denken ist und Hunden nur zugeschrieben wird? Denn die meisten Beispiele hier lassen mich schließen, dass Menschen bestimmte Dinge nicht wollen und den Hunden durch verschiedene Methoden zeigen. Meinem Empfinden nach werden hier auch verschiedene Dinge vermischt. Räumliches Denken, die Einteilung von Zimmern und die Individualdistanz sind ja alles Dinge, die klar definiert sind und die ich persönlich nicht in Verbindung mit der mir noch immer unverständlichen Raumverwaltung bringe. Manche schreiben ja, dass sie selbst beobachten konnten, wie Hunde Räume schaffen. Was genau wurde denn da beobachtet? Splitten zum Beispiel fällt unter deeskalatives Verhalten. Dazu gibt es viele Beobachtungen und Erkenntnisse. Kann es sein, dass ausschließlich Menschen eigens definierte Räume verwalten und Hunde dies gar nicht tun? Menschen setzen (räumliche) Grenzen, Menschen definieren bestimmte (ortsspezifische) Regeln, Menschen zeigen Hunden, was sie von ihnen wollen. Oftmals sind das ja dann erlernte Verhaltensweisen durch z.B. Wiederholungen oder gezieltes Training. Hunde hingegen kommunizieren im Moment. Sie zeigen, wann ihnen etwas zu viel oder zu nah ist, sie zeigen, wann sie etwas für sich haben wollen, wann sie sich wohlfühlen etc. Sie teilen ihre Bedürfnisse direkt mit und leben viel mehr im Hier und Jetzt, als wir Menschen es tun. Hunde verknüpfen Orte durch Erfahrungen mit Tätigkeiten, sie sind aber dabei oft von uns Menschen abhängig. Hunde schlafen an einem selbstgewählten Platz, weil sie sich dort wohl und sicher fühlen und es bequem ist. Sie folgen interessanten Düften und achten dabei nicht primär auf existierende Begrenzungen. Es fällt mir jetzt noch schwerer dies zu verstehen, weil hier so viele verschiedene Erklärungen kamen und es da keine klaren Übereinstimmungen zu geben scheint. Irgendwie finde ich den Begriff auch total schräg. Das klingt so gehoben nach deutscher Bürokratie und überhaupt nicht nach Hunden, nach Denkweisen oder nach Erkenntnissen. Ich habe auch nach der hier erwähnten Autorin gegoogelt und mir sind einige Formulierungen direkt aufgefallen. "Ursula Löckenhoff denkt in Räumen[...]" "Sie bietet, neben der normalen Betreuung, auch einen Boot Camp Aufenthalt für Hunde mit Erziehungsdefiziten [...]" "Ursula Löckenhoff hat ein eigenes Konzept entwickelt, Hunde über Räume erfolgreich zu führen. Ihr Raumkonzept ist ein Wechselspiel von Freiraum geben und Grenzen setzen." "Raumdenken® in der Hundeerziehung" Kennt ihr dieses ®? Das steht für eine eingetragene Handelsmarke. Damit wird geistiges Eigentum gekennzeichnet... Also z.B. eine Sache, die sich eine Person ausgedacht hat. Als ich das erblickt habe, wurde ich skeptisch und als ich dann noch ein wenig gelesen habe, fand ich von der Autorin, die sich dieses Konzept ausgedacht hat keinen Hinweis darauf, dass Hunde in Räumen denken würden. Alles, was online zu finden ist, deutet darauf hin, dass sie selbst auf diesem Wege denkt und aufgrund ihrer Überzeugung mit Hunden entsprechend interagiert. All dies spricht nicht für wissenschaftliche Erkenntnisse. Es gibt schließlich auch zig Bücher darüber, wie man das Alphatier für seinen Hund darstellt und über Rangordnungen im Haushalt. Trotz dessen, dass der Ursprung dessen seit Jahrzehnten widerlegt ist. Ich finde total okay, dass eine Person ein Konzept entwickelt und andere daran teilhaben lässt. Mich stört aber nun ehrlich, dass viele glauben, dass das so alles Fakt ist und dass da so vieles vermischt zu werden scheint. Vielleicht hilft es manchen, einen guten Zugang zum Hund zu finden oder verständlicher ihm wichtige Grenzen mitzuteilen. Aber am Ende basiert das eben nicht auf Wissenschaft oder Verhaltensforschung. Es basiert auf eine Idee einer Person, welche weitergetragen wurde. Ich wage stark zu bezweifeln, dass Hunde durch unser menschliches Handeln tatsächlich Verständnis für unsere Vorstellung diverser Räume entwickeln. Sie halten lediglich durch Erfahrungen und/oder Training Grenzen ein bzw. führen ein bestimmtes Verhalten aus oder eben nicht aus. Wie seht ihr das? Klingt meine Vermutung naheliegend? Würdet ihr übereinstimmen, dass es ein menschliches Konzept ist und es keine Grundlage dafür gibt, dass Hunde in Räumen denken?
Wenn ich deinen Text so lese versteh ich auch überhaupt nicht was Raumverwaltung ist. Ich denke nicht dass Lina in Räumen denkt. In meiner Vorstellung ist Raumverwaltung sowas wie ein unsichtbarer Radius den ich um mich rum habe und beliebig vergrößern oder verkleinern kann. Vermutlich ist das also meine Individualdistanz (?). Lina macht deutlich wenn sie gestreichelt werden will oder nicht. Ich mache auch deutlich wenn ich mal alleine auf der Couch sitzen und mein Buch ungestört lesen möchte. Das respektieren wir dann beide. Ich bilde „Räume“ oder einen „Radius“ um bestimmte Sachen die bestehen bleiben ohne meine Gegenwart (Bsp Katzenfutter steht immer auf dem Boden, Lina geht da nicht dran). Aber das ist ja von mir gemacht. Ohne mich würde Lina das Katzenfutter fressen, sie würde auch durch die Scherben laufen oder direkt zu den Gästen hin. Wäre da kein Zaun würde sie zum Nachbarn aufs Grundstück gehen, warum auch nicht🤷🏻‍♀️ Ich glaube für Hunde gibt es nur eine Individualdistanz die sie deutlich machen. Der eine Hund darf näher an Lina dran als der andere, das entscheidet sie.
Ich kenne die Autorin nicht und habe das Buch nicht gelesen. Vllt kann hier ja jemand erklären wie man Hunde über Räume erfolgreich führt, davon kann ich mir grade meine Vorstellung machen.
Ich denke das ist ein Konzept dass sich vllt durch ihre Arbeit mit Hunden irgendwann herauskristallisiert hat, womit sie als Person Erfolg im Hundetraining hatte und dem einen Namen geben wollte 🤷🏻‍♀️
Aber tatsächlich denke ich auch nicht dass Hund in Räumen denken 🤨 aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren! Auf jeden Fall ist das ein spannendes Thema und ich freu mich auf mehr Input. Danke für den Thread!
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
5. Jan. 15:14
Hey ihr Lieben! Gestern war ich ehrlich etwas erschlagen von den Kommentaren. Ein paar Fragen nochmal vorweg: Wie genau wird der zu verwaltende oder einzunehmende Raum definiert? Welche Methoden wurden genutzt, um festzustellen und zu belegen, dass Hunde in Räumen denken? Wie kam es überhaupt zu der Idee, dass dem so sein könnte? Kann es sein, dass das doch eher menschliches Denken ist und Hunden nur zugeschrieben wird? Denn die meisten Beispiele hier lassen mich schließen, dass Menschen bestimmte Dinge nicht wollen und den Hunden durch verschiedene Methoden zeigen. Meinem Empfinden nach werden hier auch verschiedene Dinge vermischt. Räumliches Denken, die Einteilung von Zimmern und die Individualdistanz sind ja alles Dinge, die klar definiert sind und die ich persönlich nicht in Verbindung mit der mir noch immer unverständlichen Raumverwaltung bringe. Manche schreiben ja, dass sie selbst beobachten konnten, wie Hunde Räume schaffen. Was genau wurde denn da beobachtet? Splitten zum Beispiel fällt unter deeskalatives Verhalten. Dazu gibt es viele Beobachtungen und Erkenntnisse. Kann es sein, dass ausschließlich Menschen eigens definierte Räume verwalten und Hunde dies gar nicht tun? Menschen setzen (räumliche) Grenzen, Menschen definieren bestimmte (ortsspezifische) Regeln, Menschen zeigen Hunden, was sie von ihnen wollen. Oftmals sind das ja dann erlernte Verhaltensweisen durch z.B. Wiederholungen oder gezieltes Training. Hunde hingegen kommunizieren im Moment. Sie zeigen, wann ihnen etwas zu viel oder zu nah ist, sie zeigen, wann sie etwas für sich haben wollen, wann sie sich wohlfühlen etc. Sie teilen ihre Bedürfnisse direkt mit und leben viel mehr im Hier und Jetzt, als wir Menschen es tun. Hunde verknüpfen Orte durch Erfahrungen mit Tätigkeiten, sie sind aber dabei oft von uns Menschen abhängig. Hunde schlafen an einem selbstgewählten Platz, weil sie sich dort wohl und sicher fühlen und es bequem ist. Sie folgen interessanten Düften und achten dabei nicht primär auf existierende Begrenzungen. Es fällt mir jetzt noch schwerer dies zu verstehen, weil hier so viele verschiedene Erklärungen kamen und es da keine klaren Übereinstimmungen zu geben scheint. Irgendwie finde ich den Begriff auch total schräg. Das klingt so gehoben nach deutscher Bürokratie und überhaupt nicht nach Hunden, nach Denkweisen oder nach Erkenntnissen. Ich habe auch nach der hier erwähnten Autorin gegoogelt und mir sind einige Formulierungen direkt aufgefallen. "Ursula Löckenhoff denkt in Räumen[...]" "Sie bietet, neben der normalen Betreuung, auch einen Boot Camp Aufenthalt für Hunde mit Erziehungsdefiziten [...]" "Ursula Löckenhoff hat ein eigenes Konzept entwickelt, Hunde über Räume erfolgreich zu führen. Ihr Raumkonzept ist ein Wechselspiel von Freiraum geben und Grenzen setzen." "Raumdenken® in der Hundeerziehung" Kennt ihr dieses ®? Das steht für eine eingetragene Handelsmarke. Damit wird geistiges Eigentum gekennzeichnet... Also z.B. eine Sache, die sich eine Person ausgedacht hat. Als ich das erblickt habe, wurde ich skeptisch und als ich dann noch ein wenig gelesen habe, fand ich von der Autorin, die sich dieses Konzept ausgedacht hat keinen Hinweis darauf, dass Hunde in Räumen denken würden. Alles, was online zu finden ist, deutet darauf hin, dass sie selbst auf diesem Wege denkt und aufgrund ihrer Überzeugung mit Hunden entsprechend interagiert. All dies spricht nicht für wissenschaftliche Erkenntnisse. Es gibt schließlich auch zig Bücher darüber, wie man das Alphatier für seinen Hund darstellt und über Rangordnungen im Haushalt. Trotz dessen, dass der Ursprung dessen seit Jahrzehnten widerlegt ist. Ich finde total okay, dass eine Person ein Konzept entwickelt und andere daran teilhaben lässt. Mich stört aber nun ehrlich, dass viele glauben, dass das so alles Fakt ist und dass da so vieles vermischt zu werden scheint. Vielleicht hilft es manchen, einen guten Zugang zum Hund zu finden oder verständlicher ihm wichtige Grenzen mitzuteilen. Aber am Ende basiert das eben nicht auf Wissenschaft oder Verhaltensforschung. Es basiert auf eine Idee einer Person, welche weitergetragen wurde. Ich wage stark zu bezweifeln, dass Hunde durch unser menschliches Handeln tatsächlich Verständnis für unsere Vorstellung diverser Räume entwickeln. Sie halten lediglich durch Erfahrungen und/oder Training Grenzen ein bzw. führen ein bestimmtes Verhalten aus oder eben nicht aus. Wie seht ihr das? Klingt meine Vermutung naheliegend? Würdet ihr übereinstimmen, dass es ein menschliches Konzept ist und es keine Grundlage dafür gibt, dass Hunde in Räumen denken?
Findest du nicht, dass das Festlegen von territorialen Grenzen eine Form von Raumverwaltung ist?

Aber du hast Recht, dass vieles vermischt wird. Eine klare Definition und Abgrenzung zu anderen Konzepten wäre bei der Auseinandersetzung hilfreich.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Nadine
5. Jan. 15:34
Findest du nicht, dass das Festlegen von territorialen Grenzen eine Form von Raumverwaltung ist? Aber du hast Recht, dass vieles vermischt wird. Eine klare Definition und Abgrenzung zu anderen Konzepten wäre bei der Auseinandersetzung hilfreich.
Gibt es wirklich klare territoriale Grenzen?
Ich habe letztens einen Vortrag gehört, wo erklärt wurde, dass sich die Territorien von Straßenhunden überschneiden. Laut diesem Vortrag dient markieren auch nicht zum abstecken eines Territoriums, sondern zum Informationsaustausch.

Ich weiß es wirklich nicht und bin nicht tiefer darein eingestiegen, aber haben Hunde überhaupt fest definierte Territorien? Oder eher einen Raum, wo sie eben Leben - so wie wir Menschen auch?
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Patrick
5. Jan. 15:35
Selbst der Mensch schafft sich zb einen Raum. Dringe ich in diesen Raum ein so wird es für dich unangenehm und entweder vertreibst du mich daraus oder du weichst aus.

Hunde machen das auch (Individualdistanz)
Territorium Ressourcen usw.

Denke das viele diese „Räume“ nutzen um den Hund Grenzen zu setzen die essenziell wichtig sind.
Damit sie eben klarer mit dem Hund kommuniziere können.