Hey ihr Lieben!
Gestern war ich ehrlich etwas erschlagen von den Kommentaren.
Ein paar Fragen nochmal vorweg:
Wie genau wird der zu verwaltende oder einzunehmende Raum definiert?
Welche Methoden wurden genutzt, um festzustellen und zu belegen, dass Hunde in Räumen denken?
Wie kam es überhaupt zu der Idee, dass dem so sein könnte?
Kann es sein, dass das doch eher menschliches Denken ist und Hunden nur zugeschrieben wird? Denn die meisten Beispiele hier lassen mich schließen, dass Menschen bestimmte Dinge nicht wollen und den Hunden durch verschiedene Methoden zeigen.
Meinem Empfinden nach werden hier auch verschiedene Dinge vermischt. Räumliches Denken, die Einteilung von Zimmern und die Individualdistanz sind ja alles Dinge, die klar definiert sind und die ich persönlich nicht in Verbindung mit der mir noch immer unverständlichen Raumverwaltung bringe.
Manche schreiben ja, dass sie selbst beobachten konnten, wie Hunde Räume schaffen. Was genau wurde denn da beobachtet?
Splitten zum Beispiel fällt unter deeskalatives Verhalten. Dazu gibt es viele Beobachtungen und Erkenntnisse.
Kann es sein, dass ausschließlich Menschen eigens definierte Räume verwalten und Hunde dies gar nicht tun? Menschen setzen (räumliche) Grenzen, Menschen definieren bestimmte (ortsspezifische) Regeln, Menschen zeigen Hunden, was sie von ihnen wollen. Oftmals sind das ja dann erlernte Verhaltensweisen durch z.B. Wiederholungen oder gezieltes Training.
Hunde hingegen kommunizieren im Moment. Sie zeigen, wann ihnen etwas zu viel oder zu nah ist, sie zeigen, wann sie etwas für sich haben wollen, wann sie sich wohlfühlen etc. Sie teilen ihre Bedürfnisse direkt mit und leben viel mehr im Hier und Jetzt, als wir Menschen es tun. Hunde verknüpfen Orte durch Erfahrungen mit Tätigkeiten, sie sind aber dabei oft von uns Menschen abhängig. Hunde schlafen an einem selbstgewählten Platz, weil sie sich dort wohl und sicher fühlen und es bequem ist. Sie folgen interessanten Düften und achten dabei nicht primär auf existierende Begrenzungen.
Es fällt mir jetzt noch schwerer dies zu verstehen, weil hier so viele verschiedene Erklärungen kamen und es da keine klaren Übereinstimmungen zu geben scheint.
Irgendwie finde ich den Begriff auch total schräg. Das klingt so gehoben nach deutscher Bürokratie und überhaupt nicht nach Hunden, nach Denkweisen oder nach Erkenntnissen.
Ich habe auch nach der hier erwähnten Autorin gegoogelt und mir sind einige Formulierungen direkt aufgefallen.
"Ursula Löckenhoff denkt in Räumen[...]"
"Sie bietet, neben der normalen Betreuung, auch einen Boot Camp Aufenthalt für Hunde mit Erziehungsdefiziten [...]"
"Ursula Löckenhoff hat ein eigenes Konzept entwickelt, Hunde über Räume erfolgreich zu führen. Ihr Raumkonzept ist ein Wechselspiel von Freiraum geben und Grenzen setzen."
"Raumdenken® in der Hundeerziehung"
Kennt ihr dieses ®? Das steht für eine eingetragene Handelsmarke. Damit wird geistiges Eigentum gekennzeichnet... Also z.B. eine Sache, die sich eine Person ausgedacht hat.
Als ich das erblickt habe, wurde ich skeptisch und als ich dann noch ein wenig gelesen habe, fand ich von der Autorin, die sich dieses Konzept ausgedacht hat keinen Hinweis darauf, dass Hunde in Räumen denken würden. Alles, was online zu finden ist, deutet darauf hin, dass sie selbst auf diesem Wege denkt und aufgrund ihrer Überzeugung mit Hunden entsprechend interagiert.
All dies spricht nicht für wissenschaftliche Erkenntnisse. Es gibt schließlich auch zig Bücher darüber, wie man das Alphatier für seinen Hund darstellt und über Rangordnungen im Haushalt. Trotz dessen, dass der Ursprung dessen seit Jahrzehnten widerlegt ist.
Ich finde total okay, dass eine Person ein Konzept entwickelt und andere daran teilhaben lässt. Mich stört aber nun ehrlich, dass viele glauben, dass das so alles Fakt ist und dass da so vieles vermischt zu werden scheint. Vielleicht hilft es manchen, einen guten Zugang zum Hund zu finden oder verständlicher ihm wichtige Grenzen mitzuteilen. Aber am Ende basiert das eben nicht auf Wissenschaft oder Verhaltensforschung. Es basiert auf eine Idee einer Person, welche weitergetragen wurde.
Ich wage stark zu bezweifeln, dass Hunde durch unser menschliches Handeln tatsächlich Verständnis für unsere Vorstellung diverser Räume entwickeln. Sie halten lediglich durch Erfahrungen und/oder Training Grenzen ein bzw. führen ein bestimmtes Verhalten aus oder eben nicht aus.
Wie seht ihr das? Klingt meine Vermutung naheliegend? Würdet ihr übereinstimmen, dass es ein menschliches Konzept ist und es keine Grundlage dafür gibt, dass Hunde in Räumen denken?