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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 11. Feb.

"Raumverwaltung", ein Mythos?!

Ihr Lieben, ich lese im Forum immer wieder davon, dass Hunde "Raum einnehmen" und Menschen "Raum verwalten". Das ist für mich (insbesondere hinsichtlich der Hunde) derart abstrakt und fern jeglicher neutraler Beobachtung, dass ich versucht habe nachvollziehbare Forschungen zu dem Thema zu finden. Ich bin nicht fündig geworden und dachte mir, ich frage mal bei denen, die dies praktizieren und als nachvollziehbar empfinden. Was mir auffällt ist, dass drohenden Hunden unterstellt wird, sie würden "Raum beanspruchen", dass liegenden Hunden unterstellt wird, sie würden "Raum" oder gar "Besitz beanspruchen" und dass Hunden, die z.B. vor jemanden laufen oder stehen bleiben ebenso unterstellt wird, sie würden "Raum einnehmen". So gut wie nie ist dieser "Raum" definiert und all dies ist negativ besetzt. Bei Menschen fällt mir auf, dass sie körperlich und bedrohlich handeln, um ihren "Raum zu beanspruchen", dass sie mit Strafen arbeiten und dass sie regelrecht nervös zu werden scheinen, wenn ihr Hund ihren "Raum" betreten oder streitig machen könnte. Bei meiner Suche bin ich auf diese Blogartikel gestoßen: https://forsthaus-metzelthin.de/mit-hunden-leben/verwalten-hunde-raeume/ Irgendwie gibt er meine Verwirrung gut wieder und mein Glaube an diese ominöse "Raumverwaltung" schwindet nun dahin. Aber vielleicht hat ja doch jemand eine vertrauenswürdige und nachvollziehbare Quelle parat, die mich dieses "Raumdings" verstehen lässt ^^
 
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Tatiana
10. Feb. 16:52
Puh, ich kann dir gar nicht genau sagen, wo ich das her hab. Ich lese mal hier und da und nimm mit, was mir sinnvoll erscheint 😅 Könnte teils von Alexandra Lange (4Pfoten on Tour) sein, aber nicht ausschließlich. Zum 10-Leckerli-Spiel hab ich hier mal ne Erklärung eingestellt ( https://dogorama.app/de-de/forum/Sport_Spiel/Impulskontrolle-Challenge_Nr_1_10_Leckerli_Spiel-G2DC5TbwEE3ARpmY3iQL/ ). Da geht es eigentlich um Impulskontrolle, aber wenn der Hund es gut kennt und kann lässt es sich super zum fokussieren einsetzen. Dann haben wir einen generalisierten Marker (bei uns "Top") und mehrere einfache Marker: Check - leckerli zwischen die pfoten Kegeln - leckerli fliegt (weg vom Auslöser) Keks - leckerli bei mir in der Hand Angeln - reizangeln mit mir Konfetti - mehrere leckerli zum suchen Strike - superleckerli in meiner rechten Hand Angeln und strike nutze ich aber kaum und habs auch nicht so gut aufgebaut. Kegeln ist super, wenn er zb eigentlich jagen will. Durch Konfetti zeigt er automatisch beschwichtigendes Verhalten und auch schnüffeln ist selbstberuhigend. Keks kann ich als Rückruf light nutzen (ist ja nur ein Angebot an den Hund und nicht verpflichtend) und er dreht sich weg vom Auslöser. Check ist super, wenn er an der Stelle bleiben soll, zum Beispiel bei einem jagdreiz von dem er sich noch nicht abwenden kann. Aufmerksamkeitssignale hab ich 3: Schnalzen wird im Alltag viel genutzt und gibt nicht immer ne (Keks)Belohnung, aber immerhin ein lob "Yip" gibt immer eine Belohnung und oft auch eine hochwertige "Un Dos Tres" gibt auf "Tres" die Belohnung, auch wenn der Hund nicht reagiert kommt sie bei "Tres" vor seine Nase. Das gibt ihm die Zeit die er braucht, Situationen einzuschätzen, und er muss sich nicht sofort abwenden. Sondern hat Zeit, während ich zähle. Hilft ihm bei Begegnungen ungemein.
Kann man sich die Antworten hier eigentlich irgendwo archivieren?
😀
 
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Friedel
10. Feb. 16:58
Ja, so Situationen haben wir auch manchmal. Aber oft fallen mir im Nachhinein noch Optionen ein. Zum Beispiel den Hund mit leckerli ablenken und den Leuten zurufen, dass sie bitte Abstand halten. Oder den Hund hochheben - meinem hilft das 😊 Aber niemand ist perfekt und reagiert immer 100% richtig und man ist manchmal einfach hilflos. Das sollte aber keine Ausrede sein, dann unfair zum Hund zu werden (was mir durchaus auch schon passiert ist, wenn es richtig doof gelaufen ist, bin ja auch nur ein Mensch). Der Hund kann ja schließlich auch nichts dafür, wie die Situation sich entwickelt, und hat an der Leine auch wenig Optionen.
Ja, mit meinem Holger muss ich auch neu lernen. Ich fühlte mich anfangs wie ein Hundehalterneuling mit ihm ... Duke war ein völlig unkomplizierter Hund - ein echter Anfängerhund. Holger ist eigentlich bis auf einige "Macken" auch unkompliziert, aber eben völlig anders. Deshalb auch meine vielen Fragen.
 
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Dogorama-Mitglied
10. Feb. 16:58
Ich habe mal ein Beispiel für positives Blocken aufgenommen. Es gibt Futter. Die Hunde werden einzeln rein gerufen und sollen vor ihrem Napf Sitz oder Platz machen und Ruhe bewahren. Nala wird hier als letzte rein gerufen. Sie tanzt, wenn man sie gewähren lässt, durch den ganzen Raum und mischt alles auf mit ihrer Aufregung. Aggression ist da nicht im Spiel. Daher stelle ich mich in Position zwischen die anderen Hunde und ihren Napf (auf den ich schaue). Ich bewege mich gar nicht auf sie zu. Nur bei Bedarf seitwärts, um die jeweilige Grenze aufzuzeigen. Die Hände tun nichts, die könnte ich auch hinterm Rücken verschränken. Ich sage auch nichts, denn mein blockender Körper reicht aus. Das Blocken hilft ihr, in dem Bereich vor ihrem Napf runter zu kommen und schließlich Platz zu machen. Ich blocke auch, wenn sie als erste rein gerufen wird. Weil es nicht darum geht, die anderen Hunde zu schützen, sondern Nala zu helfen, ihren Platz einzunehmen.
Seitwaerts ist in meinen Augen nicht blocken sondern splitten. Der Winkel zum Hund macht einen riesigen Unterschied. Meine Beiden fressen in verschiedenen Räumen. Manchmal öffne ich zu früh die Tür und Thea ist noch nicht fertig. Dann positioniere ich mich auch seitwaerts zu Thea, breitbeinig und mit dem Koerperschwerpunkt von ihr weg. Ich schaue sie dann auch nicht an, damit sie sich auf den letzten Schleck nicht gestoert fühlt. Und Elisa halte ich so davon ab, mal reinzuschauen.

Ich habe auch schon nettes Blocken gesehen. An unserer Hausecke sind wir mit einem Mensch-Hund-Team fast zusammengestoßen. Ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie sich Frauchen umgedreht und mit sehr geradem Rücken vor ihren Hund positioniert hatte. Die hatte sogar die Nerven, mich freundlich zu grüßen. Ich war sehr beeindruckt.
 
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Friedel
10. Feb. 17:04
Puh, ich kann dir gar nicht genau sagen, wo ich das her hab. Ich lese mal hier und da und nimm mit, was mir sinnvoll erscheint 😅 Könnte teils von Alexandra Lange (4Pfoten on Tour) sein, aber nicht ausschließlich. Zum 10-Leckerli-Spiel hab ich hier mal ne Erklärung eingestellt ( https://dogorama.app/de-de/forum/Sport_Spiel/Impulskontrolle-Challenge_Nr_1_10_Leckerli_Spiel-G2DC5TbwEE3ARpmY3iQL/ ). Da geht es eigentlich um Impulskontrolle, aber wenn der Hund es gut kennt und kann lässt es sich super zum fokussieren einsetzen. Dann haben wir einen generalisierten Marker (bei uns "Top") und mehrere einfache Marker: Check - leckerli zwischen die pfoten Kegeln - leckerli fliegt (weg vom Auslöser) Keks - leckerli bei mir in der Hand Angeln - reizangeln mit mir Konfetti - mehrere leckerli zum suchen Strike - superleckerli in meiner rechten Hand Angeln und strike nutze ich aber kaum und habs auch nicht so gut aufgebaut. Kegeln ist super, wenn er zb eigentlich jagen will. Durch Konfetti zeigt er automatisch beschwichtigendes Verhalten und auch schnüffeln ist selbstberuhigend. Keks kann ich als Rückruf light nutzen (ist ja nur ein Angebot an den Hund und nicht verpflichtend) und er dreht sich weg vom Auslöser. Check ist super, wenn er an der Stelle bleiben soll, zum Beispiel bei einem jagdreiz von dem er sich noch nicht abwenden kann. Aufmerksamkeitssignale hab ich 3: Schnalzen wird im Alltag viel genutzt und gibt nicht immer ne (Keks)Belohnung, aber immerhin ein lob "Yip" gibt immer eine Belohnung und oft auch eine hochwertige "Un Dos Tres" gibt auf "Tres" die Belohnung, auch wenn der Hund nicht reagiert kommt sie bei "Tres" vor seine Nase. Das gibt ihm die Zeit die er braucht, Situationen einzuschätzen, und er muss sich nicht sofort abwenden. Sondern hat Zeit, während ich zähle. Hilft ihm bei Begegnungen ungemein.
Och, irre, danke, super, so viele Anregungen und Varianten. Ja, das ist echt nicht so starr.
 
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Salome
10. Feb. 17:08
Kann man sich die Antworten hier eigentlich irgendwo archivieren? 😀
Du könntest den ganzen Text kopieren und in bspw. Notizen speichern 🤔
 
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Tatiana
10. Feb. 17:22
Du könntest den ganzen Text kopieren und in bspw. Notizen speichern 🤔
Danke!
 
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Ela
10. Feb. 17:37
Man kann z. B. versuchen, mehr als einen Sinn ansprechen - hat der Hund also etwas gesehen z.B. taktil UND akustisch einwirken. Oder, wenn man gut im handling ist, taktil, akustisch und olfaktorisch (also noch Leckerli vor die Nase). Das bewirkt nicht zwingend, dass der Hund sein Verhalten sofort einstellt, weist ihm aber erstmal eine Möglichkeit aus dem Tunnel, um danach angebotene Signale überhaupt wieder wahrzunehmen. Ob das bei jedem Hund klappt, weiß ich aber nicht. Das ist übrigens auch bei Autismus ein Ansatz, aus Reizüberflutung noch einen Ausweg zu finden, auch dort funktioniert es - man muss sich aber bewusst sein, dass beim Menschen die Reaktion auf (wenn ich mich richtig erinnere) bis zu 25 Sekunden verzögert sein kann. Mit diesem Wissen sind wir vielleicht etwas geduldiger mit unseren Hunden, wenn wir die Möglichkeit haben.
Das mit dem Ausweg bei Reizüberflutung kann ich bestätigen. Da habe ich mit meiner Tochter auch ein Ritual (akustisch und sensorisch), was dann solange wiederholt wird, bis der Fokus ganz auf unsere Interaktion gelenkt worden ist. Allerdings habe ich dieses Ritual nicht selbst ausgedacht, sondern ich habe das genutzt, was sie selbst initiiert hat und es verfestigt.
 
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Sonja
10. Feb. 17:52
Ich finde das hier einen spannenden Thread und bin sehr an dem Austausch interessiert. Warum findest du das in dem Fall positiv? Ich lasse mich gerne belehren. Deine Hündin ist ja total aufgeregt und beschwichtigt ganz viel. Als sie im Platz liegt leckt sie weiter über die Schnauze und die Rute ist ja auch nicht still. Das bedeutet doch, ihr Erregungsniveau ist nicht gesunken durch deine Körpersprache,oder?
Belehren liegt mir fern. Ich will mit dem Video nur aufzeigen, dass es noch mehr Raumverwaltung gibt, als das negativ besetzte Blocken.

Mein Ziel ist nicht, Nala ruhig und entspannt zu bekommen. Daran habe ich mich mal versucht, es aber aufgegeben. Wenn Du dazu mehr Background haben möchtest, schau mal hier rein
https://dogorama.app/de-de/forum/Ernaehrung/Ruhe_gegen_Schlingen-FxrOmOEQ0aOcNlShmtlW/

Ich finde es positiv, weil ich sie weder bedränge noch einschüchtere. Ich nehme lediglich den Raum ein, den sie nicht einnehmen soll. Sie hat ausreichend Platz, kann noch ein bisschen rumwirbeln, legt sich aber mit Begrenzung deutlich eher hin als ohne.
Nala's Erregungsniveau bleibt hoch, wenn es Futter gibt. Man kann da dran arbeiten, ist aber nicht mein Ziel. Und auch nicht das Thema dieses Threads, denn sie ist nicht wegen meinem Blocken erregt, sondern wegen dem Futter.
Ich würde ihr Schnauze lecken auch eher darauf schieben. Aber es mag auch sein, dass sie beschwichtigt, denn bevor ich mit Raumverwaltung angefangen habe, bin ich in vergleichbaren Situationen teilweise sehr streng geworden, damit Nala und Shiba nicht aneinander geraten. In dieser Hinsicht gibt es kein Problem, wenn ich verhindere, dass Nala Shiba's Individualdistanz unterschreitet.

Du findest die Raumverwaltung in dem Video negativ?
 
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Sonja
10. Feb. 17:59
Seitwaerts ist in meinen Augen nicht blocken sondern splitten. Der Winkel zum Hund macht einen riesigen Unterschied. Meine Beiden fressen in verschiedenen Räumen. Manchmal öffne ich zu früh die Tür und Thea ist noch nicht fertig. Dann positioniere ich mich auch seitwaerts zu Thea, breitbeinig und mit dem Koerperschwerpunkt von ihr weg. Ich schaue sie dann auch nicht an, damit sie sich auf den letzten Schleck nicht gestoert fühlt. Und Elisa halte ich so davon ab, mal reinzuschauen. Ich habe auch schon nettes Blocken gesehen. An unserer Hausecke sind wir mit einem Mensch-Hund-Team fast zusammengestoßen. Ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie sich Frauchen umgedreht und mit sehr geradem Rücken vor ihren Hund positioniert hatte. Die hatte sogar die Nerven, mich freundlich zu grüßen. Ich war sehr beeindruckt.
Man kann das in dem Video wahrscheinlich schlecht erkennen, aber mit seitwärts meinte ich nur meine Bewegungsrichtung. Ich bleibe Nala frontal zugewandt, habe aber einen großen Bereich einzunehmen. Daher bewege ich mich seitwärts in dieselbe Richtung wie sie, um auch da ganz klar den Raum einzunehmen.
Vielleicht ist es ein Mix aus Blocken und Splitten, aber auf jeden Fall ist es Raumverwaltung ohne Angst und ohne Bedrängen
 
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Tatiana
10. Feb. 18:01
Belehren liegt mir fern. Ich will mit dem Video nur aufzeigen, dass es noch mehr Raumverwaltung gibt, als das negativ besetzte Blocken. Mein Ziel ist nicht, Nala ruhig und entspannt zu bekommen. Daran habe ich mich mal versucht, es aber aufgegeben. Wenn Du dazu mehr Background haben möchtest, schau mal hier rein https://dogorama.app/de-de/forum/Ernaehrung/Ruhe_gegen_Schlingen-FxrOmOEQ0aOcNlShmtlW/ Ich finde es positiv, weil ich sie weder bedränge noch einschüchtere. Ich nehme lediglich den Raum ein, den sie nicht einnehmen soll. Sie hat ausreichend Platz, kann noch ein bisschen rumwirbeln, legt sich aber mit Begrenzung deutlich eher hin als ohne. Nala's Erregungsniveau bleibt hoch, wenn es Futter gibt. Man kann da dran arbeiten, ist aber nicht mein Ziel. Und auch nicht das Thema dieses Threads, denn sie ist nicht wegen meinem Blocken erregt, sondern wegen dem Futter. Ich würde ihr Schnauze lecken auch eher darauf schieben. Aber es mag auch sein, dass sie beschwichtigt, denn bevor ich mit Raumverwaltung angefangen habe, bin ich in vergleichbaren Situationen teilweise sehr streng geworden, damit Nala und Shiba nicht aneinander geraten. In dieser Hinsicht gibt es kein Problem, wenn ich verhindere, dass Nala Shiba's Individualdistanz unterschreitet. Du findest die Raumverwaltung in dem Video negativ?
Ne, gar nicht grundsätzlich, ich kann dich ja nur bedingt sehen und habe Nala jetzt ja auch nur in dem kurzen Ausschnitt interpretiert.
Und ich hatte ja auch schon geschrieben, dass ich mit Körpersprache gar nichts gelöst bekomme. Darum mein reges Interesse.

Du hast ja auch schon die Vorerfahrung wie es ohne Raumbegrenzung war. Mir ist nur aufgefallen,dass der Erregungslevel hoch scheint und war nicht sicher warum sie zu beschwichtigen scheint.