Home / Forum / Verhalten & Psychologie / "Raumverwaltung", ein Mythos?!

Verfasser
Dogorama-Mitglied
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 204
zuletzt 11. Feb.

"Raumverwaltung", ein Mythos?!

Ihr Lieben, ich lese im Forum immer wieder davon, dass Hunde "Raum einnehmen" und Menschen "Raum verwalten". Das ist für mich (insbesondere hinsichtlich der Hunde) derart abstrakt und fern jeglicher neutraler Beobachtung, dass ich versucht habe nachvollziehbare Forschungen zu dem Thema zu finden. Ich bin nicht fündig geworden und dachte mir, ich frage mal bei denen, die dies praktizieren und als nachvollziehbar empfinden. Was mir auffällt ist, dass drohenden Hunden unterstellt wird, sie würden "Raum beanspruchen", dass liegenden Hunden unterstellt wird, sie würden "Raum" oder gar "Besitz beanspruchen" und dass Hunden, die z.B. vor jemanden laufen oder stehen bleiben ebenso unterstellt wird, sie würden "Raum einnehmen". So gut wie nie ist dieser "Raum" definiert und all dies ist negativ besetzt. Bei Menschen fällt mir auf, dass sie körperlich und bedrohlich handeln, um ihren "Raum zu beanspruchen", dass sie mit Strafen arbeiten und dass sie regelrecht nervös zu werden scheinen, wenn ihr Hund ihren "Raum" betreten oder streitig machen könnte. Bei meiner Suche bin ich auf diese Blogartikel gestoßen: https://forsthaus-metzelthin.de/mit-hunden-leben/verwalten-hunde-raeume/ Irgendwie gibt er meine Verwirrung gut wieder und mein Glaube an diese ominöse "Raumverwaltung" schwindet nun dahin. Aber vielleicht hat ja doch jemand eine vertrauenswürdige und nachvollziehbare Quelle parat, die mich dieses "Raumdings" verstehen lässt ^^
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Friedel
9. Feb. 21:36
Hallo Steffi, wissenschaftliche Erkenntnisse zu dem Thema kann ich dir nicht liefern, muss aber sagen, dass ich das Raumdenken von Ursula Loeckenhoff für mich und meine Hündin als sehr gewinnbringend empfinde. Falls du einen Instagram-Account hast, lohnt es sich mMn sehr, dem Kanal von Ursula L. zu folgen. Vielleicht wird in den Videos nochmal deutlicher, wie sie den Raum definiert. Sie nutzt den Begriff zum einen in der Mensch-Hund-Interaktion, aber auch um Hund-Hund-Kommunikation zu veranschaulichen. Ich nutze diese Raumvorstellung für mich und meine Hündin während eines Spaziergangs, um eine gemeinsame Klarheit zu haben, wie weit meine Hündin abseits des Weges schnüffeln darf. Mein Beagle würde gerne stets quer durchs Unterholz. Für mich geht das aber nur mit meinem Einverständnis. Das bedeutet in der Praxis, dass der Grasstreifen neben dem Weg grundsätzlich erstmal erlaubt ist, das Unterholz aber nur selten und nur in Absprache. Ich hoffe, dass ich so irgendwann immer mehr Freiheiten gewähren kann. Ohne dass ich diese Raumgrenze millimetergenau "verteidigen" muss, erkennt meine Hündin mein gedankliches Konstrukt. Das fasziniert mich sehr. Es bringt auch ihr Entspannung, da sie sich sonst in ein sehr hohes Erregungslevel schnüffelt.
Wie hast du ihr erklärt, dass der Grünstreifen ok ist, aber nicht die Büsche?
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Anne
9. Feb. 22:01
Hunde haben raumdenken was wir Menschen nicht mehr haben einfach mal mit der Hundekomunikation beschäftigen
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
9. Feb. 22:03
Hunde haben raumdenken was wir Menschen nicht mehr haben einfach mal mit der Hundekomunikation beschäftigen
Hallo Anne, wenn du den Beitrag verfolgt hast, dann hast du sicher auch gelesen, dass dieses Raumdenkendings alles von einem ausgedachten Konzept einer einzigen Person abstammt.

Falls du etwas anderes meinst, fände ich eine Quelle zu deiner Behauptung toll :)
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Tatiana
9. Feb. 22:13
Hunde haben raumdenken was wir Menschen nicht mehr haben einfach mal mit der Hundekomunikation beschäftigen
Naja, mit der Hundekommunikation beschäftigen wir uns hier ja alle und diskutieren ja auch unseren Wissensstand. Wir freuen uns aber wenn du was sachdienliches beitragen magst.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Babs
9. Feb. 22:16
In meinen Augen bedeutet Raumverwaltung aus Sicht des Hundes, anderen Hunden Grenzen zu setzen. Wie nicht an die Ressource gehen (da schaffen sie gerne einen "Raum" drumherum) oder auch nicht zu nahe zu kommen (Individualdistanz). Und das machen sie auf unterschiedliche Weise. Zähne zeigen, Knurren, sich steif hinstellen, verjagen, bellen ...
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Friedel
9. Feb. 22:49
Natürlich kann der Hund lernen ohne Konditionierung. Eine alternative Lernmethode ist zum Beispiel das Abkupfern (mir fehlt gerade die professionelle Bezeichnung dafür). Die (Hunde)Welt wäre ziemlich arm, wenn sie alles nur für Belohnung machen würden. Hunde sind neugierig, wissbegierig, lernwillig. Auch ohne klassische Konditionierung.
Lernen durch Beobachtung und Nachahmung
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Friedel
9. Feb. 22:57
Du meinst wahrscheinlich „Sozialeslernen“?! Also Nachwuchs lernt zB von Eltern. Nenne mir ein Beispiel wo gelernt, aber nicht kondioniert wird. Konditionierung ist mehr als Belohnung/ Leckerlie
Ein Affe im Zoo hat herausgefunden dass die Kiste , wo Leckerli drin sind aufgeht, indem er aneinem Hebel dreht. Er wurde dabei von einem anderen Affen beobachtet. Jetzt bekommt der andere Affe auch so eine Kiste braucht deutlich kürzer um die Kiste zu öffnen, denn er hat beobachtet. Das hat nichts mit Konditionierung zu tun.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Friedel
9. Feb. 22:59
Ich bezog mich auf die Aussage >> Naja, wir sind hier in einem Forum von Laien für Laien- und nicht in der Schule oder Uni, wo den lieben Kleinen Hausaufgaben gestellt werden. Das Forum lebt davon, dass sich Gleichgesinnte mit ihren konkreten Erfahrungen austauschen. Theorie kann man sich anlesen oder es auch lassen. << Ich frage mal anders. Wenn ich körpersprachlich zB das frontale zuwenden zum Hund um ihn abzuhalten von etwas, anwende. Warum sollte das denn Hund alleine abhalten sein Verhalten deswegen zu stoppen? Welch Emotion könnte in Hund vorgehen in dem Moment.
Welche Emotion geht in einem Hund vor wenn er von einem anderen Hund durch einen dritten Hund gesplittet wird?
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Babs
9. Feb. 23:09
In meinen Augen bedeutet Raumverwaltung aus Sicht des Hundes, anderen Hunden Grenzen zu setzen. Wie nicht an die Ressource gehen (da schaffen sie gerne einen "Raum" drumherum) oder auch nicht zu nahe zu kommen (Individualdistanz). Und das machen sie auf unterschiedliche Weise. Zähne zeigen, Knurren, sich steif hinstellen, verjagen, bellen ...
Überträgt man das nun körpersprachlich zwischen Mensch und Hund, bleibt nicht viel übrig. Zähne zeigen, Knurren, Bellen ... nimmt der Hund in der Regel nicht ernst. An dem Beispiel "Ressource" kann man das gut erklären, was man als Mensch machen kann. Man kann sich zwischen die Ressource und dem Hund hinstellen und signalisieren, dass da die Grenze ist und der Hund nicht näher an die Ressource darf. Ignoriert der Hund das, macht der Mensch sich größer, versteift seinen Körper (drohen) und das geht bishin zum verjagen. Andersherum kann man dann auch die Ressource freigeben indem der Körper weich wird, man nach hinten geht und sich so seitlich dreht, dass die Sicht auf die Ressource frei wird. Eine einladende Handbewegung verstärkt das ganze dann. Man gibt den "Raum" und somit die Ressource frei. Das sollte man üben und sich bewusst werden, was ich signalisiere. Viele nennen das "Blocken" und sind sehr hektisch dabei. Das ist aus hündischer Sicht (aber auch aus menschlicher Sicht, wenn ein Türsteher plötzlich einem in den Weg springt) eher merkwürdig.
Ich hoffe, ich konnte das verständlich erklären, was ich unter "Raumverwaltung" verstehe.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Friedel
9. Feb. 23:09
Mein Zaunbeispiel. Die Hunde haben gelernt, dass der Zaunbereich mein Raum ist.
Hm, das gehe ich nicht mit, den das hast du ihm durch die Wiederholungen beigebracht, also über Konditionierung. Setzte mal an Stelle des Nachbarzauns die Bordsteinkante. Sagst du immernoch, du hast dem Hund beigebracht, dass du den Straßenraum für dich beanspruchst?
Übrigens ist gerade die Straße beim Lernen von Straßenhunden & Katzen auch ein Beispiel gegen die Konditionierung. Wir bringen es unseren Hunden durch Konditionierung bei, aber Straßenhunde können es nicht durch Wiederholung /Konditionierung lernen.