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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 31. Juli

"Notfall"-Reaktion bei Leinenreaktivität

Guinness ist einigen Rivalen in der Gegend gegenüber gerade eine ziemliche Popoöffnung. In den allermeisten Fällen bemerke ich seine Vorzeichen und hab das dann sehr gut im Griff, da kann ich auch ohne sonderliche Umstände normal weitergehen. Aber manchmal verpenn ich das rechtzeitige Reagieren oder es kommt jemand um ein Eck und dann mutiert er zum Monstrum, incl ganz hässliches, geiferndes Knurren. Da denkst du, der will den Anderen fressen. Ich find das derart GACK!, dass ich Probleme hab, da vernünftig darauf zu reagieren, meist werd ich dann auf Guinness ärgerlich und wir enden in einem Gerangel um Kontrolle. Ich möchte mir jetzt dafür eine Notfall-Reaktion zurechtlegen, um diesem Blödsinn entgegenzusteuern, möchte aber gleich von vorne weg "Nebenwirkungen" möglichst vermeiden - also zB wenn ich G einfach kurz nehmen und stehen bleiben würde, könnte er daraus schließen wenn er steht und geifert, geht der Rivale weg...? Habt ihr vielleicht Vorschläge, was eine sinnvolle Reaktion sein könnte, wenn er bereits ausgelöst hat?
 
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Dogorama-Mitglied
7. Juni 07:12
Wenn du die aufgestellte Rute mit einem erhöhten Erregungsniveau verknüpfst, setzt du genau auf eine quantifizierende Lesart – selbst wenn du das nicht rein physiologisch meinst. Ohne funktionale Einordnung bleibt diese Korrelation eine Leerformel. Selbstsicherheit, Spiel, Erwartung, Stress – alles kann mit „erhöhter Erregung“ einhergehen. Nur sagt das noch nichts darüber, was sie bedeutet. Denn eine rein deskriptive Beobachtung wie „Erregung erhöht“ ist noch keine Erklärung – sie muss durch Motiv, Funktion und Beziehung ergänzt werden. Sonst bleibt’s beim Erkenntnisgewinn à la: „Der Hund atmet – wie spannend.“ Zudem ist die pauschale Korrelation „Rute oben = mehr Erregung“ auch empirisch nicht haltbar. Serpell et al. (in: The Domestic Dog, 2017) weisen explizit darauf hin, dass die Rutenhaltung kontextabhängig, rassespezifisch und individuell stark variiert – und sowohl soziale Signale, habituelle Bewegungsmuster als auch rein morphologische Eigenheiten widerspiegeln kann. Eine Interpretation ohne Kontext bleibt daher nicht nur leer, sondern potenziell irreführend.
Ich weiss nicht, warum unterstellt wird, dass der Hinweis auf einen Aspekt einer Sache den Ausschluss/das Ignorieren anderer Aspekte impliziert.

Ich wiederhole - ich hab nie gesagt, dass das erhöhte Erregungsniveau das Einzige ist, was in Betracht gezogen werden soll und sehe daher nicht recht, warum das Argument nach wie vor vorgrbracht wird bzw ich etwas gegenargumentieren muss, das ich ohnehin nicht behauptet hab.

Zu Serpell kann ich mich ohne konkretes Zitat nicht äussern, dass die rassespezifische Anatomie in Betracht gezogen werden muss, hab ich allerdings auch mehrfach eingeräumt.

Aber wenn es mehr Freude macht zu sagen, mein Hund ist "präsent", als in Beracht zu ziehen, dass aus seiner Körperhaltung und seinem Verhalten mit guter Wahrscheinlichkeit eine Veränderung im Erregungsniveau abzulesen ist und einen das überhaupt erst auf mögliche Ursachen aufmerksam macht, dann soll mir das wie ebenfalls bereits erwähnt auch recht sein.
In einer Weltsicht, in der aufmerksam Werden als Alarmismus verurteilt wird und Wissenschaft Nullen und Einsen sind, die nix für die Praxis gut sind, ist es wohl auch wirklich besser, sich auf hübsche Worthülsen als Erklärung zu beschränken.
 
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Dogorama-Mitglied
7. Juni 07:16
OK ich erkläre es dir nochmals Präsenz zeigen kann ein Indvidum ohne einen eindeutigen Hintergrund und ohne das eine weiteres Indvidum da ist. Im Gegensatz zum Imponiergehabe da wird es wohl ein weiteres Indvidum benötigen. Hier kommt dann noch hinzu das dieses Individum etwas darstellen möchte gegenüber einem anderen Individum. Man kann schlecht imponieren wen nichts da ist was sich beeindrucken lässt.
Man kann auch schlecht Präsenz zeigen, wenn nichts da ist, das sie sich zeigen lässt.

Woher will also irgendwer wissen, ob Präsenz gezeigt wurde, wenn niemand da ist, um sie wahrzunehmen?
 
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Dogorama-Mitglied
7. Juni 07:20
Eine sinnvolle Reaktion auf solche ein Verhalten ist sich einen kompetenten Trainer an die Seite zu holen und nicht in irgendwelchen Internet Foren bei wildfremden Menschen die weder dich noch deinen Hund kennen. GaLieGrü
Dank des häufig recht kompetenten Inputs dieser wildfremden Menschen ist das Thema inzwischen längst erledigt - ganz ohne Trainer.
Es gibt nämlich tatsächlich auch Leute, die das eine oder andere Problem eigenständig in den Griff bekommen.
 
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Jörg
7. Juni 07:26
Man kann auch schlecht Präsenz zeigen, wenn nichts da ist, das sie sich zeigen lässt. Woher will also irgendwer wissen, ob Präsenz gezeigt wurde, wenn niemand da ist, um sie wahrzunehmen?
Halt ein Schild hoch wo drauf steht hier bin ich somit zeigst du Präsenz ob in dem Moment jemand anwesend ist oder nicht ist doch erstmal Egel.
 
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Dogorama-Mitglied
7. Juni 07:30
Wir Menschen sehen viel, aber nicht alles. Vor allem was Hunde untereinander "spüren/signalisieren/kommunizieren". Wenn ein Hund die Rute hoch trägt, bedeutet das nicht gleichzeitig, dass er nicht in sich ruht bzw. dem Rudel gegenüber die Sicherheit geben kann, die es braucht. Oder nur weil ein Hund die Rute unten trägt bedeutet es nicht gleichzeitig, dass er ein Rudel anführen kann.
Ich wage zu behaupten, dass eine hochgestellte Rute bei einem Hund, der sie in entspanntem Gemütszustand hängend trägt, schon bedeutet, dass er in dem Moment nicht "in sich ruht" - was auch immer das genau bedeuten mag, ich interpretiere es mal als entspannt Sein...

Souveräne Hunde sind in meinem Verständnis nicht so leicht in Aufregung zu versetzen, weswegen sie seltener körpersprachliche Anzeichen von Aufregung (wid zB Rute hochstellen) zum Ausdruck bringen.

Mit Rudelführung hätte das imho im erweiterten Sinn insofern zu tun, als dass nervöse, leicht aufgeregte Individuen keine idealen Führer wären.
 
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Dogorama-Mitglied
7. Juni 07:31
Halt ein Schild hoch wo drauf steht hier bin ich somit zeigst du Präsenz ob in dem Moment jemand anwesend ist oder nicht ist doch erstmal Egel.
Ich kann auch ohne Anwesenheit Anderer Imponierverhalten an den Tag legen.

Wo ist der Unterschied?
 
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Jörg
7. Juni 07:37
Ich kann auch ohne Anwesenheit Anderer Imponierverhalten an den Tag legen. Wo ist der Unterschied?
Hat ich doch schon geschrieben das man mit imponieren ein anderes Individum beeindrucken will und bei Präsenz einfach nur die bloße Anwesenheit darstellt.
 
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Jörg
7. Juni 07:44
"Präsenz" bezieht sich auf Anwesenheit, geistige Aufmerksamkeit und Ausstrahlung. "Imponieren" hingegen bedeutet, einen starken Eindruck zu machen und zu überzeugen.
 
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Lena
7. Juni 07:50
Das Wort Alarmbereitschaft habe ich doch nicht beim Hund benutzt. Ich schrieb der Halter muss nicht in Alarmbereitschaft sein, wenn der Gesamtkontext nicht darauf hindeutet. Weil Joe schrieb man müsse extra aufmerksam sein, wenn die Rute oben ist.
Ich weiß, dass du das so nicht geschrieben hattest. So hab ich das auch nicht gemeint! 🙃
Hab nur dein Video als Beispiel aufgegriffen 😉
 
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Babs
7. Juni 07:55
Ich wage zu behaupten, dass eine hochgestellte Rute bei einem Hund, der sie in entspanntem Gemütszustand hängend trägt, schon bedeutet, dass er in dem Moment nicht "in sich ruht" - was auch immer das genau bedeuten mag, ich interpretiere es mal als entspannt Sein... Souveräne Hunde sind in meinem Verständnis nicht so leicht in Aufregung zu versetzen, weswegen sie seltener körpersprachliche Anzeichen von Aufregung (wid zB Rute hochstellen) zum Ausdruck bringen. Mit Rudelführung hätte das imho im erweiterten Sinn insofern zu tun, als dass nervöse, leicht aufgeregte Individuen keine idealen Führer wären.
Ein Rüde/eine Hündin betritt einen Platz, auf dem sich schon einige Hubde befinden, die sich kennen. Der "neue" Hund zieht automatisch die Aufmerksamkeit auf sich. Gerne kommen nun die anderen Hunde angelaufen. Was macht nun ein souveräner Hund?

Andere Situation: Ebenfalls ein Platz mit mehreren Hunden. Der souveräne Hund ist bereits dort. Nun kommt ein neuer Hund hinzu. Was macht nun der souveräne Hund?