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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 31. Juli

"Notfall"-Reaktion bei Leinenreaktivität

Guinness ist einigen Rivalen in der Gegend gegenüber gerade eine ziemliche Popoöffnung. In den allermeisten Fällen bemerke ich seine Vorzeichen und hab das dann sehr gut im Griff, da kann ich auch ohne sonderliche Umstände normal weitergehen. Aber manchmal verpenn ich das rechtzeitige Reagieren oder es kommt jemand um ein Eck und dann mutiert er zum Monstrum, incl ganz hässliches, geiferndes Knurren. Da denkst du, der will den Anderen fressen. Ich find das derart GACK!, dass ich Probleme hab, da vernünftig darauf zu reagieren, meist werd ich dann auf Guinness ärgerlich und wir enden in einem Gerangel um Kontrolle. Ich möchte mir jetzt dafür eine Notfall-Reaktion zurechtlegen, um diesem Blödsinn entgegenzusteuern, möchte aber gleich von vorne weg "Nebenwirkungen" möglichst vermeiden - also zB wenn ich G einfach kurz nehmen und stehen bleiben würde, könnte er daraus schließen wenn er steht und geifert, geht der Rivale weg...? Habt ihr vielleicht Vorschläge, was eine sinnvolle Reaktion sein könnte, wenn er bereits ausgelöst hat?
 
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Lena
6. Juni 13:25
Da stimme ich jetzt nicht ganz zu den ein Verhalten verfolgt immer einer Absicht welche ist nicht immer klar definierbar.
Wenn man es so sagen möchte, hast du natürlich schon irgendwie Recht. Aber irgendwie auch nicht.
Wenn ich zu jemandem freundlich bin, dann bin ich das vielleicht mehr oder weniger ja einfach nur weil ich so bin, aber auch, weil ich möchte, dass derjenige sich freundlich behandelt fühlt.
Bei Präsenz ist es wahrscheinlich keine Absicht, die man irgendwie definieren kann, aber dennoch irgendwie unbewusst die Absicht „klar“ aufzutreten und „gesehen zu werden“.
Ist halt ne innere Haltung in dem Moment.
So irgendwie… 😅
Deshalb habt ihr beide Recht, finde ich 😉
 
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Jörg
6. Juni 13:44
Ich finde auch, solche Videos zeigen 2 min eures Spaziergangs. Mir fiel das mit dem Regen gleich auf und auch Samus Scheuklappengang. Ich kenne den genauso von Bokar bei solchem Wetter. Da laufen wir unsere Runden in Rekordzeit, geschnüffelt wird da recht wenig. Das Thema mit der Leine hattest du ausführlich erklärt und auch dass du daran arbeitest, dass er wieder an der Schleppleine laufen kann. Man sollte auch ein bisschen das ganze Drumherum sehen. Du hast einen Listenhund, bei euch hat er damit Leinenpflicht. Und nicht nur das, er muss viel mehr leisten um mehr Freiheit zu bekommen, als andere Hunde. Wenn mir die Leine aus der Hand rutscht und Bokar zu einem anderen Hund rennt, ist das blöd. Passiert dir das, hast du deinen Kampfhund nicht im Griff und wenn es richtig blöd kommt, meldet das irgendwer beim Ordnungsamt. Denn ein Fehler reicht und die Konsequenzen können groß sein. Ich finde das weder richtig, noch fair, aber es ist nunmal so. Deswegen verstehe ich, dass du auf Nr Sicher gehst und auch vielleicht einiges kontrolliert wirkt. Aber du möchtest ja was ändern, deswegen schreibst du ja auch in diesem Thread 😉
Da hast du nicht ganz unrecht. Listenhund Halter haben in der Hinsicht ganz andere Vorraussetzungen als andere Hundehalter. War mir klar nur das es so extrem ist hätte ich nicht erwartet.
 
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Dogorama-Mitglied
6. Juni 13:52
Ich will sagen, dass ich bei Hunden, die keine angezüchtet höhergetragene Rute haben, das deutliche Hochstellen der Rute als Zeichen steigender Aufmerksamkeit/Erregung/Anspannung interpretiere.

Bei schlichtem, moderatem Interesse an zB einem Objekt (zB Beschnüffeln einer neuen Gießkanne) stellt keiner der "Tiefträger"-Hunde, die ich kenne, die Rute auf.

Andersrum, wenn die die Rute aufstellen, sind sie immer auch erkennbar erregt - freuen sich, sind verunsichert/erschrocken, nehmen potentielle Beute/Konkurrenten/Bedrohung wahr etc.
Bei allen von denen ist das Hochstellen für uns Halter ein Anzeichen dafür, dass was "im Busch" ist und wir gegebenenfalls extra aufmerksam sein müssen, um etwaige Spontanreaktionen abzufangen.
 
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Dogorama-Mitglied
6. Juni 14:08
Aber Begriffe und Worte haben doch im Kontext der Bewertung der Körpersprache und daraus resultierenden Interpretation von Verhalten eine Bedeutung. Wenn wir bei physiologischer Aktivierung von "Erregung" sprechen verliert das Wort doch jegliche Bedeutung im Kontext einer Verhaltensinterpretation. Genauso wie "erhöhter Puls" eine Bedeutung hat und nicht den nomalen physiolisch bedingten Anstieg beim aufstehen beschreibt. Wenn alles abstrahiert und reduziert ist wovon reden wir dann überhaupt noch? Wenn wir von einer erhöhter Erregung beim Hund sprechen wollen wir damit doch etwas sagen. Und meist nicht, mein Hund ist physiologisch aktiviert. Denn wie zuvor gesagt, ist dann alles was nicht Ruheliegen ist bereits "erregt".
Was ist an Erregung abstrakt und reduziert?
Der in Veränderungen der Körperfunktionenen messbare Aspekt ist ja quasi nur das Abbild der Befindlichkeit eines Lebewesens.

Wenn man weiss, was sich auf der Ebene von Herzfrequenz, Pupillen, Neurotransmitter, Gehirnareale usw tut, kann man daraus recht gut rückschliessen, wie sich das Individuum fühlt.

Find ich ziemlich konkret und umfassend...
 
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Dogorama-Mitglied
6. Juni 14:11
Absolut – das meinte ich auch: Der Begriff Erregung bekommt erst dann funktionale Aussagekraft, wenn man ihn nicht bloß deskriptiv physiologisch, sondern kontextbezogen verwendet. Ein Hund kann physiologisch aktiviert sein – interessiert, fokussiert, präsent – ohne dass das gleichbedeutend mit emotionaler Dysregulation ist. Wenn man alles als Erregung fasst, was über Baseline liegt, fehlt ja auch die Differenzierung, die wir zur Verhaltensinterpretation eigentlich brauchen.
Die Differenzierung ergibt sich doch aus dem Kontext.
Ich verstehe nicht, in wie fern die Feststellung von quantitativ gesteigerter Erregung der qualitativen Unterscheidung der Erregungsarten im Wege stehen sollte?
 
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Dogorama-Mitglied
6. Juni 14:14
Wenn ein Hund Psychologiesch inaktiv ist, ist er tot. Selbst im Schlaf ist die Psyche des Hundes aktiv. Hier wird es mir gerade zu wissenschaftlich. Wobei ich mir immer die frage Stelle, kann die Wissenschaft ein komplexes wessen immer erklären. Auch wenn die Wissenschaft sehr weit ist bleiben doch immer fragen offen und nicht erklärbar. Wissenschaft bleibt Theorie die der Praxis doch teilweise abweicht.
Ich glaube, du missverstehst ein wenig, was Wissenschaft bedeutet.
Die bleibt nämlich sehr oft eben genau nicht Theorie, sondern beschäftigt sich damit, Theorien in der Praxis auf den Prüfstein zu stellen.
 
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Jörg
6. Juni 14:22
Ich glaube, du missverstehst ein wenig, was Wissenschaft bedeutet. Die bleibt nämlich sehr oft eben genau nicht Theorie, sondern beschäftigt sich damit, Theorien in der Praxis auf den Prüfstein zu stellen.
Der plazebo Effekt ist ein gutes Beispiel das die Wissenschaft nicht alles erklären kann. Es ist nachgewiesen das es ihn gibt aber die Wissenschaft kann ihn nicht erklären und kann somit nicht wissenschaftlich nachweisen daß er funktioniert oder auch nicht funktioniert.
 
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Dogorama-Mitglied
6. Juni 14:29
Vor allem glaube ich kaum, dass ein Langzeit EKG oder Pulsgurt am Hund bessere Erziehungsmethoden fördert 😉 aber ein Pulsmesser am Mensch vlt schon 🤔... Der Hund liebt unser intuitives Wesen... Das Tier lebt Natur und die findet es eher in einem kleinen Kind, als in einem wissenschaftlich labortestversteiften zusammentreiben von jedem winzigen Detail... Will man sich hier rechtlich mit Studien gegen den Hund absichern ? Der ist vlt nichts für Informatiker :) es ist n bissl mehr als Nullen und Einsen und deren Formel.
Was ist das denn für seltsamer Beitrag?

Wissenschaftliches Arbeiten beschränkt sich doch nicht auf Informatik...?
Und Naturwissenschaften beschäftigen sich mit genau dieser Natur, die du hier so salbungsvoll beschwörst.
Und zwar weit nicht nur "laborversteift" sondern in Abgleich mit Beobachtungen der Lebewesen in ihren natürlichen bzw alltäglichen Habitaten.
Und rechtlich absichern wiewogegenwas...??

Ich finde Wissenschaftsbashing echt schwach, vor allem, wenn es völlig desinformiert daherkommt.
 
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Dogorama-Mitglied
6. Juni 14:36
Meinst du nicht auch das es ein wenig Spizfindig ist beides sind doch Wörter aus die ein Verhalten beschreiben. Imponieren genauso wie Präsenz. Wenn wir es jetzt genauestens unterscheiden wollen müssten wir zu jedem Wort die genaue Definition im Wörterbuch nachschlagen. Versuch doch einfach mal den Unterschied zu definieren in deinen Worten zwischen Präsenz zeigen und Imponier gehabe. Wenn ich es beschreiben muss würde ich es so definieren das ich Präsenz zeigen ohne das irgejemand da ist. Wenn ich imponieren möchte muss jemand da sein den ich imponieren kann. Eventuell hilft dir das meine Ausdrucksweise besser zu verstehen.
Der Unterschied für mich ist, dass ich skeptisch bin, dass ein Hund einfach so Präsenz als Selbstzweck zeigt.
Wozu?
Und ich bin skeptisch, dass aufgestellte Rute Präsenz als Selbstzweck bedeutet.

Imponierverhalten hingegen ist für mich im Kontext von Interaktion/Kommunikation/Reaktion auf für uns nicht erkennbare Wahrnehmungen (Gerüche, Geräusche) von Motivation und Zweck her nachvollziehbar.
 
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Dogorama-Mitglied
6. Juni 14:42
Man kann z.B. auch präsent sein ohne zu imponieren 😉 Präsent ist etwas wie selbstbewusst, imponieren eher übertrieben prahlen oder so.. würd ich sagen..
Das wär dann aber eine Charaktereigenschaft, die ich nicht unbedingt das Aufstellen der Rute in Zusammenhang bringen würde.

Aber jeder wie er/sie meint...