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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 31. Juli

"Notfall"-Reaktion bei Leinenreaktivität

Guinness ist einigen Rivalen in der Gegend gegenüber gerade eine ziemliche Popoöffnung. In den allermeisten Fällen bemerke ich seine Vorzeichen und hab das dann sehr gut im Griff, da kann ich auch ohne sonderliche Umstände normal weitergehen. Aber manchmal verpenn ich das rechtzeitige Reagieren oder es kommt jemand um ein Eck und dann mutiert er zum Monstrum, incl ganz hässliches, geiferndes Knurren. Da denkst du, der will den Anderen fressen. Ich find das derart GACK!, dass ich Probleme hab, da vernünftig darauf zu reagieren, meist werd ich dann auf Guinness ärgerlich und wir enden in einem Gerangel um Kontrolle. Ich möchte mir jetzt dafür eine Notfall-Reaktion zurechtlegen, um diesem Blödsinn entgegenzusteuern, möchte aber gleich von vorne weg "Nebenwirkungen" möglichst vermeiden - also zB wenn ich G einfach kurz nehmen und stehen bleiben würde, könnte er daraus schließen wenn er steht und geifert, geht der Rivale weg...? Habt ihr vielleicht Vorschläge, was eine sinnvolle Reaktion sein könnte, wenn er bereits ausgelöst hat?
 
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Babs
5. Juni 22:29
Ja, auch bei tiefer Rute kann Erregung dabei sein, hochgestellte ohne eine gewisse Erregung kenne ich von diesen Rassen aber nicht.
Die Frage ist ja immer, warum ist die Rute oben. Bei meinem Rüden ist die Rute immer sofort oben, sobald er irgendwas interessant findet. Dabei muss er noch nicht mal ein hohes Erregungsniveau haben. Die Rute ist nur in absoluter Entspanntheit und bei Demut unten.
 
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Jochen
6. Juni 03:28
Lena, ich finde es stark und enorm mutig deine Videos hochzuladen 👏🏻 Hut ab! Generell finde ich Kekse suchen gar keine schlechte Idee. In den Videos wirkt Samu allerdings auf mich, als hätte er schon ordentlich Dampf im Kessel. Wie jemand der es gerade bräuchte sich sortieren und zu sammeln, aber gar nicht richtig dazu kommt, weil er ständig in seinen eigenen Gedanken unterbrochen wird. Da passt an der Stelle der Zeitpunkt (/die Stimmung) vielleicht einfach nicht. Falls ihn die Situation mit der Entenkacke so frustriert, könnte es ihm möglicherweise gut tun, sich unmittelbar danach erstmal eine etwas beruhigtere Ecke zu suchen, in der es für euch weniger potentielle Situationen hat, die außer Kontrolle geraten können. Mal wirklich tief durchzuatmen, sowohl du als auch Samu, gemeinsam innezuhalten, und ihm dann wenn er nicht gerade dabei ist einen Reiz anzuvisieren, mehrere Kekse wie Entenfutter auszustreuen und suchen zu lassen. Ganz im eigenen Tempo und ihm auch nebenbei die Gelegenheit zu geben, innezuhalten, wenn er etwas hört und sieht, ohne ihn direkt zum nächsten Keks zu schicken. Also eher für sich selbst, nach eigenem Gusto, weniger als Aufgabe. Vielleicht auch weniger gehetzt von A nach B zu gehen, sondern die Chance zu lassen, vorangegangene Situationen wirklich zu verarbeiten und damit klarzukommen. Ich sehe es wie ähnlich wie Sandra, das Samu sich um Regulierung bemüht, die hier nicht ganz so sehr gelingt. Ich denke nicht, dass du das über Korrektur oder Timing besser lösen kann, sondern über Entstressung auf ein passenderes Niveau. Auf mich wirkt dein Samu auch nicht so als hätte er Stimmungsschwankungen, sondern als könnte er einige Reize nach außen hin ruhig aufnehmen, während sie ihn innerlich deutlich mehr beschäftigen und ab einem bestimmten Punkt zu viel sind und er sich dann wieder ein bisschen Luft und Reserve schaffen muss. Vielleicht interpretiere ich auch Zuviel rein, aber das ist der Eindruck den ich bekomme. An zu wenig Mühen deinerseits wird es nicht liegen, ich denke, jeder der deine Texte und Videos mit Samu verfolgt, wird erkennen, wie stark dein Wunsch ist Samu ein gutes Leben zu bieten!
Ja, schön beschrieben. Und ich bin immer für „hundeindividuelle Kreativität“, ein „Entenkackeabbruch“ ist für ihn vllt. manchmal eben zu schwer, dann in ein Leckerlispiel ummünzen wie Kirsten beschreibt oder üben ihn aktiv Entenkacke suchen und anzeigen lassen (Sonja macht das gerade mit einem ihrer Hunde), dann würdest du Stressaufbau in Abbau wandeln und hättest schon wieder eine Situation weniger, die ihn auflädt.
 
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Jörg
6. Juni 06:29
Wenn die entspannt sind, dann sind die Ruten in der Regel unten. Aber insgesamt schaue ich immer auf den gesamten Körper. Die Rute kann auch unten sein, aber trotzdem hin und her wackeln. Das Thema Rute ist super interessant 😊.
Ich hatte ja gestern ein Video von meinem Abend Spaziergang gepostet und da sieht man die Rute hängt. Das sind allerdings die Momente wo ich echt vorsichtig sein muss. Erklären kann ich dies auch er verfällt in dem Moment gerne in den Jagdtrieb. Ich kann mir das auch nur so erklären das er durch die tiefgetragene Rute in diesem Moment keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen will. Wäre ja auch schön blöd wenn man durch eine hochgestellte Rute schon vorher aufmerksam auf sich macht. Dazu muss ich auch schreiben das ich ihn bewusst mit leckerchin suchen in diesen Modus gebracht habe.
 
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Dogorama-Mitglied
6. Juni 06:40
Die Frage ist ja immer, warum ist die Rute oben. Bei meinem Rüden ist die Rute immer sofort oben, sobald er irgendwas interessant findet. Dabei muss er noch nicht mal ein hohes Erregungsniveau haben. Die Rute ist nur in absoluter Entspanntheit und bei Demut unten.
Ich hab auch nicht gesagt es muss eine hohe sondern eine erhöhte Erregung mitspielen.

Das ist bei gesteigertem Interesse/Aufmerksamkeit ja bereits der Fall.
Die Konzentration steigt, der Fokus verengt sich auf das Beobachtete/Erkundete, gegenüber Bekanntem spielt oft freudige Erwartung, gegenüber Unbelanntem eine gewisse Unsicherheit bzw Anspannung mit.

Das entspricht auf Ebene der Körperfunktionen und Neurotransmitter einer im Vergleich zum neutralen Basiszustand erhöhten Erregung.

Mit Begriffen wie Demut oder Präsenz kann ich persönlich nicht all zu viel anfangen, da ist mir zu viel Bewertung drin.
Ich finde es meist hilfreicher, zu versuchen, die Befindlichkeiten und physiologischen Abläufe zu beschreiben, als Absichtserklärung zuzuschreiben. In denen spiegelt sich oft mehr von unserem Denkschema als von dem der Hunde und sie sind dementsprechend sehr subjektiv und unzuverlässig.
 
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Dogorama-Mitglied
6. Juni 06:48
Ich hatte ja gestern ein Video von meinem Abend Spaziergang gepostet und da sieht man die Rute hängt. Das sind allerdings die Momente wo ich echt vorsichtig sein muss. Erklären kann ich dies auch er verfällt in dem Moment gerne in den Jagdtrieb. Ich kann mir das auch nur so erklären das er durch die tiefgetragene Rute in diesem Moment keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen will. Wäre ja auch schön blöd wenn man durch eine hochgestellte Rute schon vorher aufmerksam auf sich macht. Dazu muss ich auch schreiben das ich ihn bewusst mit leckerchin suchen in diesen Modus gebracht habe.
Aus dem Blickwinkel von oben ist das nicht so gut zu erkennen, aber ist die Rute nicht in beiden Videos in etwa horizontal auf Rückenhöhe (abgesehen von der aufgerollten Spitze, aber das scheint ja eine anatomische Eigenheit zu sein...?)

Ohne zu wissen, wie die Rutenstellung in Entspanntheit aussieht, ist das aber ohnehin kaum einzuordnen.
 
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Julia 🐾Nero
6. Juni 07:13
Dabei finde ich, dass ein gesunder, verhaltensunauffälliger Hund doch immer interessiert an seiner Umgebung und an Außenreizen ist.
Wo setzen wir die Basis an Entspanntheit und wo fängt erhöhte Erregung an?
Wenn alles über im Halbschlaf vom Sofa zur Decke watscheln Erregung ist, dann verliert das Konstrukt Erregung jegliche funktionale Bedeutung, weil alles Erregung ist. Wie soll das dann produktiv den Gemütszustand beurteilen?

Hab ein Video gefunden, auf dem alle Hunde dynamisch die Rute in verschiedenen Höhenlagen tragen. Aus meiner Sicht sind die Hunde so entspannt, wie ein Hund in der Gruppe und mit Interesse an der Umwelt nur sein kann.
Klar wäre jeder Hund alleine zuhause "entspannter".
Aber Erregung muss doch etwas bedeuten. Sogesehen ist alles Erregung und damit "nichts".
 
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Julia 🐾Nero
6. Juni 07:15
Die Frage ist ja immer, warum ist die Rute oben. Bei meinem Rüden ist die Rute immer sofort oben, sobald er irgendwas interessant findet. Dabei muss er noch nicht mal ein hohes Erregungsniveau haben. Die Rute ist nur in absoluter Entspanntheit und bei Demut unten.
Ups der vorherige Beitrag sollte eine Antwort an dich sein.

Also bezüglich Rute und Interesse.
 
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Nina &
6. Juni 07:20
Und dabei stellt er die Rute hoch?
Nein. Die Rute ist am Ansatz anliegend und ab der Hälfte quasi nach oben. Auf Halbmast sozusagen.
 
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Jörg
6. Juni 07:56
Ich hab auch nicht gesagt es muss eine hohe sondern eine erhöhte Erregung mitspielen. Das ist bei gesteigertem Interesse/Aufmerksamkeit ja bereits der Fall. Die Konzentration steigt, der Fokus verengt sich auf das Beobachtete/Erkundete, gegenüber Bekanntem spielt oft freudige Erwartung, gegenüber Unbelanntem eine gewisse Unsicherheit bzw Anspannung mit. Das entspricht auf Ebene der Körperfunktionen und Neurotransmitter einer im Vergleich zum neutralen Basiszustand erhöhten Erregung. Mit Begriffen wie Demut oder Präsenz kann ich persönlich nicht all zu viel anfangen, da ist mir zu viel Bewertung drin. Ich finde es meist hilfreicher, zu versuchen, die Befindlichkeiten und physiologischen Abläufe zu beschreiben, als Absichtserklärung zuzuschreiben. In denen spiegelt sich oft mehr von unserem Denkschema als von dem der Hunde und sie sind dementsprechend sehr subjektiv und unzuverlässig.
Also ich finde schon das man auf den Videos die ich gepostet habe einen deutlichen Unterschied der Ruten Haltung sieht. Aber mal auf die Aussage das Demut oder Präsenz zu viel Bewertung ist kann ich nur sagen das Imponiergehabe oder imponier verhalten ja auch ein Bewertung ist. Ich verstehe gerade nicht wo da für dich der Unterschied als Bewertung liegt? Jedes verhalten was man beschreibt ist doch eine Bewertung des Verhaltens oder liege ich da falsch?
 
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R
6. Juni 08:06
Also das Rutenstellung die Erregung allgemein darstellt ist ein Teil, das mit der präsenz würde ich jetzt noch Mal auf ein weiteren Blatt malen, da dort auch der Nacken in die Luft gehoben wird um größer zu erscheinen. Das kann bei selbstbewussten Hunden schon passieren, wenn sie etwas verunsichert aber nicht verängstigt. Die Rutenstellung zu beachten und gerade bei mehrhundehaltung oder hutas kenne ich diesen Fokus, kann die Dynamik wesentlich beeinflussen. Allerdings musste ich auch lachen, als bei meinem Pinschli angeprangert wurde, das sie doch sehr steif ist, Rute viel oben, viel Beobachtung zeigt. Einerseits ist es das fehlende erste Jahr außenprägung bei ihr, andererseits ist es tatsächlich auch rasseabhängig und mein Pinschli ist eben auch bei Wind und co schon "präsent" bis angespannt☺️ da steckt aber auch ein anderer motor zu Erregung drinnen und der ganze Aufbau ist auf Schnellstart ausgerichtet, dass kleinste Erregung schon nach mehr aussieht. Was beim Dackel noch vlt hängendes daherschlurfen wäre. Hab ja noch n herdimix - genaues Gegenteil. Bevor da präsenzspannung reinkommt, wird lange Energie unten gehalten. Echte Energiesparer! Aber auch präsenz ohne erhobene Rute ist möglich