Videos sind falschrum, ihr müsst das 2. zuerst anschauen!!
(Hab nicht dran gedacht, dass Dogorama das ja immer andersrum anzeigt und wollte es dann aber nicht nochmal machen, weil das immer so lange dauert…)
Auch wenn es mich jetzt doch etwas Überwindung kostet…. aber vielleicht hat ja jemand von euch einen Gedanken dazu, der mir selbst bisher noch nicht gekommen ist…. deshalb stelle ich jetzt ein Video von heute morgen hier rein (geteilt in 2, weil die Situation leider so lange gedauert hat und hier ja nur max. 3 Min. gehen..).
Dazu muss ich noch sagen, dass Samu mich manchmal wirklich nur anspringt, aber meistens schnappt er leider auch nach Händen und Armen.
(Hab ich bisher nicht erwähnt, weil es für mich bisher nicht so arg relevant war und es natürlich nix schönes ist, worüber man gerne spricht.. aber ich hab mir jetzt gedacht „entweder ganz, oder gar nicht“. Einfach offen und ehrlich ALLES erzählen und hoffen, dass man nicht zu sehr verurteilt wird und vielleicht sogar nützliche Hinweise bekommen kann..!)
Trotzdem ist es nicht so, dass ich mir allgemein Sorgen machen muss, dass mein Hund mich beißt. Ansonsten gibt es sowas zum Glück überhaupt nicht bei uns. Nur in diesen Situationen. Was schon schlimm genug ist, aber ich wollte es einfach dazu sagen. Auch weil hier die Tage ja schon mal kurz das Thema „rückgerichtete Aggression“ aufkam. Aber das ist hier, meine ich, nicht unser Thema.
Und ich muss noch dazu sagen, dass es heute erst das 2. Mal war, dass wir nicht nach dem ersten Leckerlie suchen sofort normal weiter gehen konnten und dass ich das mehrfach wiederholen musste. Sonst reicht immer wirklich nur 1x 1 Leckerlie suchen lassen und weiter geht’s, als wär nie was gewesen..
und bevor ich auf Play gedrückt hab, ist er auch schon gesprungen. Ich hab beim suchen dann das Handy gezückt und es extra gefilmt.
Zum Hintergrund:
Wir waren davor kurz auf einer Wiese, wo er mehrfach Enten Kacke fressen wollte, was ich jedes Mal unterbunden hab (mit „Pfui“ und Schritt auf ihn zu). Das fand er sicher doof.
Danach sind wir weiter und ich glaube er wollte lieber in die andere Richtung abbiegen und nicht wieder zurück nach Hause.
Weil nach dem Abbiegen, wo er dann weiß, dass wir in 1 Min. wieder daheim sind, fing es an…..
Was ihr im Video gegen Ende seht:
Solange ich Samu „beschäftige“ und dafür belohne, läuft er weiter ohne springen. Aber einfach NUR laufen geht nicht.. und auf einmal geht’s dann plötzlich wieder.. und auch die Hundebegegnung danach war kein Thema!
Ich kann mir das nicht wirklich erklären….. diese plötzlichen Stimmungsschwankungen… außer evtl. durch seine Krankheit?!?
Was seht ihr hier im Video bei Samu?
Seht ihr Stress?
Was denkt ihr darüber?
Bitte ganz offen sagen was ihr denkt!!
Danke dafür im Vorfeld! 🙏🏻
Ich möchte gern meine Perspektive teilen – ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit, aber als Impuls und aus dem Blickwinkel meiner eigenen Arbeit mit meinen ebenfalls nicht immer einfachen Hunden. Vor allem bei Neo habe ich lange gebraucht (und lerne noch immer), um sein Verhalten in bestimmten Situationen wirklich zu lesen.
In den Videos (und deiner Beschreibung) sehe ich daher weniger ein „unerklärliches Stimmungsschwanken“, sondern eine ziemlich typische Affektdynamik: erst Frust über das Entenkotverbot, dann Richtungsstress auf dem Rückweg – der Hund ist aufgeladen, will handeln, bekommt aber keine funktionale Option. Das Suchspiel wird angeboten, aber in dem Moment ist es schlicht nicht das, was sein System verlangt. Da entsteht ein Motivationskonflikt: Du leitest ins Suchverhalten über, aber sein Körper ist noch bei „Was zur Hölle darf ich hier eigentlich noch?!“.
Das Hochspringen und Schnappen wirkt für mich daher nicht „unvermittelt“, sondern wie ein Versuch der Selbstregulation durch soziale Aktion – keine rückgerichtete Aggression im engeren Sinn, aber eine Übersprunghandlung: Ich kann gerade nicht still sein, ich muss irgendwo hin mit der Spannung. Und dass er danach kurz wieder runterfährt, zeigt sogar, dass es für ihn zumindest kurzfristig funktioniert hat.
Verhaltensbiologisch hilft Suchverhalten nur dann zur Regulation, wenn es motivisch zur aktuellen inneren Lage passt – also bei Erkundungsdrang, bei frustbedingtem Bewegungsimpuls, bei mittlerer Erregung. Aber nicht bei hoher innerer Aufladung, Kontrollverlust oder protestartig eingefärbter Frustration. In solchen Momenten wirkt das Kommando „Such!“ wie ein Sudoku-Angebot nach zwei Stunden Stau und einem platten Reifen und das Ganze bei strömendem Regen auf dem Weg zur Arbeit.
Bei Neo hilft das Suchspiel bei Wildsichtung wunderbar – da passt die Grundaktivierung zum Angebot. Aber bei Hundebegegnungen, die ihn emotional überfordern, wäre das sinnlos. Da braucht er ein Ventil, keinen kognitiven Auftrag. Ein Schütteln, ein Abstoßen, ein ritualisiertes Entladen – irgendetwas, das dem Spannungsbogen entspricht statt ihn zu übergehen.
Was ich bei Samu hier sehe, ist keine Unkontrolliertheit, eher ein ungestillter Regulationsversuch. Vielleicht wäre es hilfreicher, weniger zu fragen: Wie kann ich ihn beschäftigen?, als eher: Welche Strategien kann ich ihm bieten, damit er sich wirksam entladen kann?