Ich kann gut nachvollziehen, was du beschreibst – bei Neo ist es ähnlich.
Zu deiner Frage: Ich habe ihn genau beobachtet und festgestellt, dass er Stress unter anderem durch Schütteln, Scharren und Knurren abbaut. Diese von ihm ausgehenden Handlungen habe ich gezielt ritualisiert, indem ich eine Freigabe darauf gelegt habe. Er bleibt dadurch in Kontakt mit mir, und ich signalisiere ihm: „Ich sehe deine Anspannung und gebe dir Raum, dich runterzufahren.“ Das schafft Vertrauen und erleichtert es ihm, wieder in Balance zu kommen.
Körperkontakt als Entspannung war bei Neo ein längerer Prozess. Ich habe das kleinschrittig, zB über gemeinsame Balanceübungen auf wackeligem oder rutschigem Untergrund, aufgebaut – so wurde Körperkontakt für ihn zur haltgebenden Ressource, statt zur zusätzlichen Belastung. Das hat uns beiden geholfen, in fordernden Situationen mehr Stabilität hineinzubringen.
Was mir bei Neo auch aufgefallen ist: Diese „unsichtbaren“ Stresszeichen, die du bei Samu beschreibst, kenne ich von ihm andersherum. Er wirkt nach außen hin oft zunächst phlegmatisch oder stoisch, als wäre er völlig entspannt. Tatsächlich ist das aber häufig ein Vorzeichen dafür, dass er Anspannung in sich hineinschluckt – bis es irgendwann zu einer plötzlichen Eskalation kommt. Kein sichtbares Hecheln oder Aufreißen der Augen, sondern eher ein „Ich halte das jetzt aus“ – bis das Fass überläuft. Das erfordert viel Aufmerksamkeit, weil es so leicht zu übersehen ist.
Dein Ansatz mit dem Leckerchenspiel nach Katzenbegegnungen ist aus meiner Sicht ein sehr gutes Beispiel. Damit gibst du Samu nach einer potenziell aufregenden Situation einen klaren Kanal, um Spannung abzubauen, bevor sie sich aufstaut. Im Prinzip ist das ähnlich wie die Freigabe oder das Jagdspiel bei Neo – du hilfst ihm, aus der Erregung wieder herauszufinden.
Zum Thema Frust: Ich finde deine Beobachtung absolut schlüssig, dass es bei Samu vermutlich nicht um gezieltes „Frusttraining“ geht. Vielmehr scheint Frust bei ihm in Verbindung mit einem hohen Stresslevel aufzutreten. Das Ziel sollte also eher sein, den Stresspegel insgesamt zu senken und ihm zur richtigen Zeit passende Ventile zur Spannungsregulation anzubieten.
Ich finde es übrigens großartig, wie genau du Samus Verhalten beobachtest. Mit dieser Aufmerksamkeit wirst du sicher passende Strategien finden, die ihm helfen, Stress abzubauen. 😊
So.. jetzt meine Antwort darauf :)
Danke dir erstmal für die Erklärung wie du das mit Neo gemacht hast.
Aber dazu hätte ich noch eine Frage, weil so ganz klar ist es mir noch nicht..
Wie genau sieht das dann bei euch aus mit der Freigabe?
Wie hast du es mit einer Freigabe belegt? Einfach bevor er es eh von sich aus macht ein Wort eingefügt? Wie man auch niesen auf Kommando oder sowas beibringt?
Gibst du ihm dann vor was von diesen Dingen (scharren, Knurren etc.) er tun soll/darf, oder gibst ihm ein allgemeines Signal, dass er jetzt eine dieser Varianten/Verhaltensweisen nutzen kann?
Dass das mit dem Körperkontakt zur Beruhigung ein Prozess war bei euch, das tut gut zu hören!
Dann hab ich ja noch Hoffnung, dass das bei uns auch noch werden kann. Und auch ne Idee wie ich das noch "unterstützen" kann, dass Samu sowas positiv annimmt. Wobei es schon besser ist als früher. Früher hat ihn fast jede bewusst Berührung in Richtung streicheln oder auch nur Hand auflegen eher aufgewuselt. Also draußen. Daheim konnte und kann er sowas schon auch genießen im passenden Moment.
Deinen nächsten Absatz mit den "unsichtbaren" Stressanzeichen versteh ich leider nicht so ganz.. Was mich irritiert ist, dass du schreibst, dass du es von Neo andersrum kennst. Aber das was du danach beschreibst ist doch eigentlich so wie bei Samu. Also dass er gar keine Stressanzeichen zeigt und auf einmal diesen Ticker bekommt. Ob es bei ihm dann so ist "ich halte es nur aus", das weiß ich nicht, vermute ich eigentlich (meistens) eher nicht. Es gibt sicher Momente, da würde ich das auch so sehen, aber definitiv ganz oft auch nicht.
Aber vielleicht magst du mir das ja nochmal kurz erklären wie genau das gemeint war?
Ja, genau. Das mit den Leckerlies nach einer Katze ist ähnlich wie euer Jagdspiel vom Prinzip, deshalb hatte ich das ja erwähnt ;)
Genau, mein Hauptziel ist es den Stress zu senken und die Selbstregulation zu fördern. Bis dahin brauch ich Ventile für den Stress, bzw auch später kann es ja immer mal noch Stress geben und Samu braucht eine Möglichkeit diesen "abzulassen".
Zusätzlich dachte ich bisher halt, dass ich auch noch was für die Frustrationstoleranz tun kann.
Danke dir für deine Antwort und auch deine Worte am Ende!
Sowas motiviert zusätzlich und baut auf! :)