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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 31. Juli

"Notfall"-Reaktion bei Leinenreaktivität

Guinness ist einigen Rivalen in der Gegend gegenüber gerade eine ziemliche Popoöffnung. In den allermeisten Fällen bemerke ich seine Vorzeichen und hab das dann sehr gut im Griff, da kann ich auch ohne sonderliche Umstände normal weitergehen. Aber manchmal verpenn ich das rechtzeitige Reagieren oder es kommt jemand um ein Eck und dann mutiert er zum Monstrum, incl ganz hässliches, geiferndes Knurren. Da denkst du, der will den Anderen fressen. Ich find das derart GACK!, dass ich Probleme hab, da vernünftig darauf zu reagieren, meist werd ich dann auf Guinness ärgerlich und wir enden in einem Gerangel um Kontrolle. Ich möchte mir jetzt dafür eine Notfall-Reaktion zurechtlegen, um diesem Blödsinn entgegenzusteuern, möchte aber gleich von vorne weg "Nebenwirkungen" möglichst vermeiden - also zB wenn ich G einfach kurz nehmen und stehen bleiben würde, könnte er daraus schließen wenn er steht und geifert, geht der Rivale weg...? Habt ihr vielleicht Vorschläge, was eine sinnvolle Reaktion sein könnte, wenn er bereits ausgelöst hat?
 
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Jörg
1. Juni 13:24
Und beim anspringen in ihn reindrehen bringt leider gar nichts.. er springt dann wie wild weiter.. Hab’s lange nicht mehr so probiert, könnte ich mal wieder versuchen ob’s jetzt anders ist. Aber damals war es so.
Dieses rein drehen muss zackig erfolgen und zwar so das er sich zurück nimmt. Und ohne Kommentar. Er soll nicht flüchten oder sich hinschmeißen. Es geht dabei darum das er merkt wenn er nicht auf dich achtet könnte es auch mal blöd für ihn sein. Nicht schmerzhaft aber blöd halt. Und das gleiche gilt auch für das anspringen. Es muss blöd für ihn sein damit sie es lassen.
 
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Lena
1. Juni 13:58
Dieses rein drehen muss zackig erfolgen und zwar so das er sich zurück nimmt. Und ohne Kommentar. Er soll nicht flüchten oder sich hinschmeißen. Es geht dabei darum das er merkt wenn er nicht auf dich achtet könnte es auch mal blöd für ihn sein. Nicht schmerzhaft aber blöd halt. Und das gleiche gilt auch für das anspringen. Es muss blöd für ihn sein damit sie es lassen.
Kann sein, dass ich da früher zu zurückhaltend dabei war und nicht richtig in ihn rein gehe, sondern vorher stoppe..
Allerdings will ich ja eigentlich die Ursache kennen und dann beseitigen und nicht nur das Symptom des Anspringens bekämpfen..
 
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Lena
1. Juni 13:59
Zuhause ist ein anderer Situation das solltest du mal draußen machen. Hunde lernen auch Ortsabhängig. Das was bei mir Zuhause funktioniert muss nicht zwangsläufig unterwegs so sein.
Ja, das hast du auch wieder Recht. Andere Umgebung, anderer Kontext..
Müsste ich draußen mal testen, wie es da ist. Da kommt das im Alltag jetzt nicht unbedingt vor 😅
 
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Jörg
1. Juni 14:19
Ja, das hast du auch wieder Recht. Andere Umgebung, anderer Kontext.. Müsste ich draußen mal testen, wie es da ist. Da kommt das im Alltag jetzt nicht unbedingt vor 😅
Richtig das sind Dinge die im Alltag nicht passieren. Auf dem Hundeplatz hat meiner immer super funktioniert nur das hat mich im Alltag nicht weiter gebracht. Meiner hört sogar besser wenn er die Frisbee sieht. Ist im Alltag nur nicht so praktikabel. Von daher musste ich mir andere Methoden aneignen.
 
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Jörg
1. Juni 14:24
Kann sein, dass ich da früher zu zurückhaltend dabei war und nicht richtig in ihn rein gehe, sondern vorher stoppe.. Allerdings will ich ja eigentlich die Ursache kennen und dann beseitigen und nicht nur das Symptom des Anspringens bekämpfen..
Die Ursache für das anspringen ist Respekt. Er soll keine Angst haben. Aber soviel Respekt das wenn er was dummes macht es für ihn blöd ist. Noch ein kleiner tip wenn er sich dann zurück genommen hat sofort wieder weich sein und ihn loben und mit Futter belohnen.
 
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Lena
1. Juni 14:29
Ja, auch bei mir sitzt es irgendwie schief, den Hund absichtlich zu frustrieren. Ich verstehe den Gedanken, dass sie lernen müssen, dass nicht immer alles geht, was man will, aber irgendwas an der berechnenden Methode will mir nicht recht gefallen...Ich kann allerdings nicht konkret sagen was und warum... Und ich hab mich auch gefragt, warum Samu nichts mehr Kauen darf? Oder hab ich das falsch verstanden?
Am liebsten würde ich ja alltägliche Dinge und Situationen nutzen, die sowieso auftreten, und diese eben dann gezielt als Übung aufbauen sozusagen, also es nicht umgehen, sondern die Situation nutzen, damit er lernen kann mit dem Frust umzugehen.
Wie ich glaube ich schon gesagt hatte, wüsste ich auch gar nicht wie ich Samu absichtlich frustrieren könnte.

Und nix mehr kauen hab ich ja nicht gesagt. Nur keine Stöcke mehr. Und warum hab ich ja jetzt nochmal genauer erklärt.
 
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Jörg
1. Juni 14:41
Am liebsten würde ich ja alltägliche Dinge und Situationen nutzen, die sowieso auftreten, und diese eben dann gezielt als Übung aufbauen sozusagen, also es nicht umgehen, sondern die Situation nutzen, damit er lernen kann mit dem Frust umzugehen. Wie ich glaube ich schon gesagt hatte, wüsste ich auch gar nicht wie ich Samu absichtlich frustrieren könnte. Und nix mehr kauen hab ich ja nicht gesagt. Nur keine Stöcke mehr. Und warum hab ich ja jetzt nochmal genauer erklärt.
Na da fallen mir schon Dinge ein Versuche ich aber zu vermeiden. Hier in der Nachbarschaft wohnt ein Boarder Collie und die beiden sind sich nicht freundlich gesinnt. Weil der Boarder vom drei Meter hohen Balkon runter böbelt. Und auf Dicke Hose macht. Und in dem Moment habe Ruckzuck einen Frust Hund der das dann auch deutlich zeigt.
 
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Jörg
1. Juni 14:48
Nicht unbedingt wie schon erwähnt Hunde lernen auch Ortsabhängig nur weil es auf dem Hundeplatz oder Zuhause Super funktioniert heißt das nicht das es überall funktioniert ich kann hier ohne Probleme an der Hauptstraße laufen heißt nicht das ich wo anders nicht auf Probleme stoße. Auch Hundebegegnungen sind in einer anderen Umgebung anders als in gewohnter Umgebung.
 
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Lena
1. Juni 15:10
Mir gefällt das auch nicht. Aber wenn du fürchtest, dein Hund könnte sich irgendwann in seinem Frust nach hinten richten, dann muss man was machen. Frust ist ja nunmal etwas, das uns allen, inkl Hund, mehrfach im Leben begegnet, daher finde ich es schon wichtig, dass sie lernen, damit umzugehen. Und wie sollen sie es lernen, wenn man nicht gezielt und kleinschrittig übt? Uns hat es enorm viel gebracht. Bokar gerät nicht mehr in den "ich töte euch alle" Modus, wenn er (nicht von mir herbeigeführt) frustriert ist und bleibt ruhig. Das ist für mich entspannter, für ihn entspannter und für mögliche Dritte auch. Ich sehe da keinen Verlierer.
Nicht direkt absichtlich, aber eben gezielt Situationen im Alltag nutzen, wo Frust aufkommt, anstatt sowas zu umgehen. Und das den Hund dann auch mal aushalten lassen.
Z.B. nicht immer sofort die Kaustange geben, wenn der Hund sie einem schon aus der Hand klauen will. Sondern wieder weglegen, dann entsteht Frust beim Hund. (bei Samu wie gesagt nicht so wirklich Frust, sollte nur ein einfaches Beispiel sein)
Sowas finde ich nicht schlimm.
 
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Lena
1. Juni 15:23
Ich finde den Gedanken sehr treffend, dass Samus Verhalten weniger mit „Frust“ im klassischen Sinne als mit Dauerstress und fehlender Regulation zu tun hat. Das passt gut zu meiner Erfahrung mit Neo. Ich habe mit ihm weniger an „Frustübungen“ gearbeitet, sondern eher an Ritualen für Stressabbau und Impulsregulation. Zum Beispiel bei Hundebegegnungen: Nach dem Passieren haben wir ein festes Ritual aufgebaut – Neo sollte mich anschauen, und dann kam eine Freigabe zum Stressabbau. Das konnte Freilauf, Spur nachgehen, Schütteln, Scharren, Knurren oder einfach Körperkontakt sein. So wusste er: Erst ansprechbar bleiben, dann gibt’s eine echte Lösung für den inneren Druck. Bei Wildsichtung (auch ein erheblicher Frustauslöser) haben wir ein gemeinsames Jagdspiel ritualisiert – statt einfach Frust zu erleben, haben wir die Erregung kontrolliert umgelenkt. Das hat uns geholfen, in hochstressigen Situationen einen Plan zu haben, ohne dass Neo sich in unkontrolliertes Verhalten „verirrt“. Ich würde also auch eher nach festen, vorhersehbaren Abläufen suchen, die Samu helfen, sich nach der Begegnung oder in schwierigen Momenten selbst zu regulieren – indem ihm ein konstruktives Angebot hilft, mit dem Stress umzugehen.
Ich hab ja auch schon geschrieben, dass ich glaube, dass es eine Kombi aus Stress und Frust ist, den Samu dann eben an mir ablässt, weil er sich nicht vernünftig selbst regulieren kann.
Wenn er gestresst ist, kann er Frust nicht mehr gut aushalten.
So in der Art wirkt es auf mich.

Ich versuche deshalb auch in genau diese Richtungen zu trainieren, also Impulskontrolle, Frustrationstoleranz und Stressregulation/Stressabbau.

Nur habe ich leider noch nicht wirklich was passendes zum Stressabbau bei Samu gefunden..

Um mich auf die von dir genannten Dinge zu beziehen:
- Freilauf is nicht drin, da Leinenpflicht (Listenhund)
- Spur nachgehen (die vom anderen Hund?) mach ich manchmal, aber meist zieht er dann zu sehr, aber ich Probier es immer mal wieder, ob er das auch ruhig machen kann bzw dann ruhiger wird, klappt aber nicht so wirklich..
- schütteln, scharren (und Knurren) macht Samu wenn dann von sich aus, wüsste nicht wie ich das freigeben könnte..?
- Körperkontakt ist für ihn bisher zumindest nicht das richtige in stressigen Momenten

Hast du dann vorgegeben was er tun soll oder nur Freigabe und er wählt selbst die Variante zum Stressabbau??

Nach einer Katzenbegegnung lass ich Samu manchmal Leckerlies jagen.
Obwohl ich da nicht mal den Eindruck hab, dass er gestresst oder frustriert ist..

Wenn er mich anspringt, dann ist er davor auch nicht gestresst! Zumindest nicht sichtbar..
Kein hecheln, keine weit aufgerissenen Augen, etc.
Früher war das ständig so, schon länger aber kaum noch.