Ich denke, mit diesem Kommentar beschreibst Du gut die Ursache der Anspringens - Stress. Samu hat Stress, wenn er nicht in Ruhe schauen darf - wahrscheinlich würde er durch längeres Schauen seine Unsicherheit runter regulieren. Und er hat Stress, wenn er nicht - wie früher - mit einem Stock spielen darf. Wie soll er diesen Sinneswandel auch verstehen?
Und er hat Stress, wenn Du rennst - und ist damit nicht alleine, das ist weit verbreitet.
Ich glaube nicht, dass es was ändern würde, wenn Du Frustrationstoleranz übst, denn meinem Eindruck nach ist Frust nicht sein Problem.
Sein Problem ist Dauerstress. Krankheitsbedingt + Stress, den jeder Hund mal hat.
Du hast früher viel mit Click für Blick gearbeitet, das würde ich in solchen Situationen einsetzen, mit dem Ziel, die Emotionen ins Positive zu wandeln. Samu muss von dem Stress befreit werden, nicht noch mehr Stress bekommen durch Frustübungen oder "da muss er durch". Es gibt doch bestimmt ein lustiges Spiel, das ihn von fremden Hunden ablenkt. Und eine attraktive Alternative zum Stock. Nach solchen Lösungen würde ich suchen.
Ich hab nicht unbedingt immer das Gefühl, dass länger schauen die Lösung ist und ihn beruhigt. Manchmal vielleicht, aber er steigert sich auch beim schauen teilweise rein und fängt an zu fixieren und so. Außerdem kann ich ihn ja nicht immer darüber entscheiden lassen und jedes Mal schauen lassen, wenn er das gerne möchte. Ich denke das wäre ein falscher Ansatz.
Und ja, es stresst ihn teilweise, wenn er keine Stöckchen haben und darauf kauen und das Holz fressen darf.. aber es stresst ihn auch bzw pusht ihn hoch, wenn er es darf. Und teilweise macht er das „nur zum Spaß“, oft aber auch grad wenn er schon gestresst ist. Das bringt ihn aber wie gesagt nicht runter, sondern verstärkt das Ganze noch. Deshalb kann ich das nicht mehr zulassen.
Zusätzlich zu dem Risiko.. er hatte schon 2x was im Rachen quer stecken, was ich rausholen musste, und 1x was zwischen den Zähnen, was im Zahnfleisch steckte und ne ordentliche Entzündung gegeben hätte, wenn ich es nicht entdeckt hätte.
Deshalb ist es mir ehrlich gesagt egal ob er verstehen kann WARUM er das jetzt nicht mehr darf. Wichtig ist nur, dass er versteht und akzeptiert, DASS er es nicht mehr darf.
Und schon nach ein paar Tagen hat er von sich aus schon viel seltener Stöckchen genommen und wenn er doch mal einen nimmt kann ich es zu ca. 80% gut abbrechen, ohne sichtbaren/ spürbaren Frust oder Stress. Oder wenn ich es schon rechtzeitig abbreche noch bevor er den Stock in Maul hat, dann klappt es zu 98%, dass er ihn dann liegen lässt.
Nur manchmal will er es eben nicht akzeptieren und kaut weiter und wenn ich dann versuche was zu machen (verschiedene Dinge probiert..), dann springt er mich an. Wenn ich ihn einfach kauen lassen würde, gäbe es auch keinen Stress. Aber das ist natürlich keine Option, wenn ich es abbreche, er das ignoriert und ich es dann einfach bleiben lasse.
Dass viele Hunde den Besitzer eingrenzen, wenn dieser rennt, das ist mir bekannt.
Macht die Sache aber nicht besser leider.
Ich denke Stress ist das Hauptproblem und in manchen Situationen entsteht dann zusätzlich auch noch Frust. Und beides lässt Samu dann manchmal an mir aus, wenn er kein anderes Ventil hat.
Leider hab ich noch keine Alternative für ihn gefunden..
Früher hatte er draußen Dauerstress!
Sobald wir draußen waren hecheln vor Stress, mal mehr, mal weniger. Aber eigentlich wirklich immer.
Das haben wir aber schon länger ganz gut im Griff, dass er definitiv schon deutlich weniger gestresst ist.
Und seit der Kastration vor ca 10 Wochen sind wir draußen nochmal mit einer anderen „Grundstimmung“ unterwegs. Ich hab wirklich von Tag 1 nach der OP eine klare Veränderung bemerkt!
Wie genau meinst du das, dass ich „in solchen Situationen“ Click für Blick anwenden soll?
Und nein, es gibt kein Spiel, das ihn von Hunden ablenkt. Ich kann bzw konnte ihn eigentlich mit gar nix ablenken.
Was ich aber jetzt durch das aktuelle Maulkorb Training draußen festgestellt hab, dass sein Nassfutter, was er mittlerweile bekommt, für ihn tatsächlich interessanter zu sein scheint als andere Hunde. Zumindest hatten wir jetzt schon 3x Situationen, wo er sonst in die Leine gegangen wär, weil zu eng, aber durch das Nassfutter saß er mit lockerer Leine und Rücken zum Hund vor mir! Sowas war sonst nicht möglich!
Und früher wär das auch mit so tollem Futter undenkbar gewesen! Aber es hat sich eben schon viel getan und jetzt können wir gewisse Dinge endlich trainieren, wo es früher einfach noch zu viel war, auch wegen seiner Krankheit.
Spielen draußen kann ich leider gar nicht mit Samu. Hab’s lange nicht probiert und wollte es langsam mal wieder versuchen. Aber damals ist er da immer direkt zu sehr hochgefahren. Und konnte sich dann eben nicht mehr richtig regulieren.
Und hat dann auch nicht akzeptiert, wenn ich das Spiel beendet hab. Das war früher ein generelles Problem, was wir aber sehr gut im Griff haben mittlerweile. Aber wir spielen schon lange eben nur noch daheim oder im Hof/Garage. Aber nicht mehr unterwegs.