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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 31. Juli

"Notfall"-Reaktion bei Leinenreaktivität

Guinness ist einigen Rivalen in der Gegend gegenüber gerade eine ziemliche Popoöffnung. In den allermeisten Fällen bemerke ich seine Vorzeichen und hab das dann sehr gut im Griff, da kann ich auch ohne sonderliche Umstände normal weitergehen. Aber manchmal verpenn ich das rechtzeitige Reagieren oder es kommt jemand um ein Eck und dann mutiert er zum Monstrum, incl ganz hässliches, geiferndes Knurren. Da denkst du, der will den Anderen fressen. Ich find das derart GACK!, dass ich Probleme hab, da vernünftig darauf zu reagieren, meist werd ich dann auf Guinness ärgerlich und wir enden in einem Gerangel um Kontrolle. Ich möchte mir jetzt dafür eine Notfall-Reaktion zurechtlegen, um diesem Blödsinn entgegenzusteuern, möchte aber gleich von vorne weg "Nebenwirkungen" möglichst vermeiden - also zB wenn ich G einfach kurz nehmen und stehen bleiben würde, könnte er daraus schließen wenn er steht und geifert, geht der Rivale weg...? Habt ihr vielleicht Vorschläge, was eine sinnvolle Reaktion sein könnte, wenn er bereits ausgelöst hat?
 
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Susa
31. Mai 20:10
Achso ok. Hört sich für mich auch nach Kontroletti an, wie Jörg sagt. Ein Video wäre natürlich toll, aber gestaltet sich schwierig, ist mir klar. Kontrolliert er dich denn? Läuft dir zu Hause nach usw? Bokar ist so ein kleiner Kontroletti gewesen. Ich hab dann drauf geachtet, dass ich immer zuerst rausgehe, die Umgebung checke. Auch unterwegs an Gabelungen hab ich die Wege "kontrolliert". Zusätzlich haben wir das Kommando "hinter" eingeführt, damit er dann auch hinter mir bleibt, bis ich das go gebe. Das hat uns sehr geholfen und er überlässt mir jetzt unterwegs den Kontrollposten.
Das machen wir auch so mit unserem Kontrolletti, aber zur Zeit ist trotzdem wirklich schlimm mit ihm.
 
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Lena
31. Mai 20:47
OK du kannst mal eine kleine Übung zum Anfang machen schick ihn ins Platz und mach mal vor ihm den Affen. Und schau mal ob er es schafft liegen zu bleiben. Das hat auch nichts mit unsportlich zu tun sondern nicht er hat dich zu begrenzen sondern du ihn. Auch bei schnelleren Bewegung. Und wenn er dich beim Joggen anspringt Dreh dich in ihn rein. Er hat nicht dabei vor dir zu laufen nicht hinter dir sondern neben dir wie beim Fahrrad fahren zum Beispiel. ein Meter Leine langt in dem Moment.
Sowas ist auch kein Thema 😅
Er kennt es, wenn ich wie wild zur Musik tanze und manchmal provoziere ich ihn dabei mit Absicht noch etwas mehr..
Das kennt er sowohl im Kommando, als auch ohne.
Alles wirklich gar kein Problem.
 
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Lena
31. Mai 20:49
OK du kannst mal eine kleine Übung zum Anfang machen schick ihn ins Platz und mach mal vor ihm den Affen. Und schau mal ob er es schafft liegen zu bleiben. Das hat auch nichts mit unsportlich zu tun sondern nicht er hat dich zu begrenzen sondern du ihn. Auch bei schnelleren Bewegung. Und wenn er dich beim Joggen anspringt Dreh dich in ihn rein. Er hat nicht dabei vor dir zu laufen nicht hinter dir sondern neben dir wie beim Fahrrad fahren zum Beispiel. ein Meter Leine langt in dem Moment.
Und beim anspringen in ihn reindrehen bringt leider gar nichts.. er springt dann wie wild weiter..
Hab’s lange nicht mehr so probiert, könnte ich mal wieder versuchen ob’s jetzt anders ist. Aber damals war es so.
 
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Sonja
31. Mai 21:36
Vermeiden kann ich das ja leider nicht, da ich es nicht vorhersehen kann. Es kommt total plötzlich von einer Sekunde auf die andere, ohne dass er vorher gestresst ist oder sowas. Und es passiert in Situationen, die auch 100x gut gehen. Und beim 101. Mal springt er mich dann an. Ihn stresst leider sehr viel, aber wir sind auf einem super Weg und mit vielem kommt er schon deutlich besser klar als noch vor einiger Zeit! (und das obwohl seine SD Werte leider immer noch etwas chaotisch sind..) Aber am meisten stressen ihn glaube ich andere Hunde. Aber auch da machen wir riesen Fortschritte! Und es stresst ihn eben, wenn irgendwo etwas oder jemand ist und er nicht schauen darf.. Aber ich kann auch nicht immer stehen bleiben, wenn er das gerne will. Ich bleibe schon öfters extra stehen und lasse ihn schauen. Aber das kann ich ja nicht jedes Mal machen und auch nicht nur weil er das möchte. Aber ganz oft will bzw braucht er gar nicht schauen und er läuft ohne Probleme mit. Mal so, mal so. Ich glaube halt, dass diese Dinge, also das nicht schauen dürfen und so, ihn dann stressen und er den Stress (und Frust) dann an mir ablässt, weil er eben nicht damit umgehen kann. Und das passiert auch in Situationen, wo es für mich gar keinen erkennbaren Grund gibt. Z.B. laufen wir ganz normal und alles ist gut, dann laufe ich über die Straße und mitten auf der Fahrbahn fängt er an mich anzuspringen. Wenn ich das beendet habe, dann geht’s auch direkt ganz normal weiter, als wär nix gewesen. So läuft das immer ab. Er wirkt danach dann nicht mal gestresst oder so. Alles ist gut, dann tickt er kurz aus und wenn’s fertig ist, ist’s fertig und weiter geht’s. Suchspiele mach ich öfters mit ihm. Auf verschiedene Art. Aber nicht auf besonderen hohem Level, wie Fährten oder sowas. Aber eben Leckerliebaum oder auf der Wiese oder so. Das liebt er auch wirklich sehr! Früher war er total wild dabei, nix mit Ruhe und entschleunigen. Mittlerweile geht’s auch ruhiger. Aber manchmal auch nicht. Sehr unterschiedlich. Und er ist beim springen in so einem Film, dass er leider auf fast nix mehr reagiert. Ich kann es aber sofort umlenken, wenn ich „such“ sag. Da stoppt er sofort und fängt an zu suchen, egal wie wild er grad drauf ist. Dann sucht und findet er nach paar Sekunden 1 Leckerlie und wir können normal weiter laufen.
Ich denke, mit diesem Kommentar beschreibst Du gut die Ursache der Anspringens - Stress. Samu hat Stress, wenn er nicht in Ruhe schauen darf - wahrscheinlich würde er durch längeres Schauen seine Unsicherheit runter regulieren. Und er hat Stress, wenn er nicht - wie früher - mit einem Stock spielen darf. Wie soll er diesen Sinneswandel auch verstehen?
Und er hat Stress, wenn Du rennst - und ist damit nicht alleine, das ist weit verbreitet.

Ich glaube nicht, dass es was ändern würde, wenn Du Frustrationstoleranz übst, denn meinem Eindruck nach ist Frust nicht sein Problem.

Sein Problem ist Dauerstress. Krankheitsbedingt + Stress, den jeder Hund mal hat.
Du hast früher viel mit Click für Blick gearbeitet, das würde ich in solchen Situationen einsetzen, mit dem Ziel, die Emotionen ins Positive zu wandeln. Samu muss von dem Stress befreit werden, nicht noch mehr Stress bekommen durch Frustübungen oder "da muss er durch". Es gibt doch bestimmt ein lustiges Spiel, das ihn von fremden Hunden ablenkt. Und eine attraktive Alternative zum Stock. Nach solchen Lösungen würde ich suchen.
 
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Dogorama-Mitglied
1. Juni 04:36
Ich denke, mit diesem Kommentar beschreibst Du gut die Ursache der Anspringens - Stress. Samu hat Stress, wenn er nicht in Ruhe schauen darf - wahrscheinlich würde er durch längeres Schauen seine Unsicherheit runter regulieren. Und er hat Stress, wenn er nicht - wie früher - mit einem Stock spielen darf. Wie soll er diesen Sinneswandel auch verstehen? Und er hat Stress, wenn Du rennst - und ist damit nicht alleine, das ist weit verbreitet. Ich glaube nicht, dass es was ändern würde, wenn Du Frustrationstoleranz übst, denn meinem Eindruck nach ist Frust nicht sein Problem. Sein Problem ist Dauerstress. Krankheitsbedingt + Stress, den jeder Hund mal hat. Du hast früher viel mit Click für Blick gearbeitet, das würde ich in solchen Situationen einsetzen, mit dem Ziel, die Emotionen ins Positive zu wandeln. Samu muss von dem Stress befreit werden, nicht noch mehr Stress bekommen durch Frustübungen oder "da muss er durch". Es gibt doch bestimmt ein lustiges Spiel, das ihn von fremden Hunden ablenkt. Und eine attraktive Alternative zum Stock. Nach solchen Lösungen würde ich suchen.
Ja, auch bei mir sitzt es irgendwie schief, den Hund absichtlich zu frustrieren.

Ich verstehe den Gedanken, dass sie lernen müssen, dass nicht immer alles geht, was man will, aber irgendwas an der berechnenden Methode will mir nicht recht gefallen...Ich kann allerdings nicht konkret sagen was und warum...

Und ich hab mich auch gefragt, warum Samu nichts mehr Kauen darf?
Oder hab ich das falsch verstanden?
 
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Dogorama-Mitglied
1. Juni 04:37
Was hast du dann wie im Griff?! Wann läuft er mit dir weiter?! Liegt es wirklich nur an deiner Aufmerksamkeit?! Bist du in den anderen Fällen dann aufgeregter Erschrocken überrumpelt ängstlich?! Du solltest mal überdenken ob deine Reaktion bei ihm etwas auslöst was sein verhalten ändert! Vielleicht deine Erregung in diesem Fall der Auslöser!?
An wen richtet sich dieser Beitrag?
 
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Nina &
1. Juni 04:54
Ja, auch bei mir sitzt es irgendwie schief, den Hund absichtlich zu frustrieren. Ich verstehe den Gedanken, dass sie lernen müssen, dass nicht immer alles geht, was man will, aber irgendwas an der berechnenden Methode will mir nicht recht gefallen...Ich kann allerdings nicht konkret sagen was und warum... Und ich hab mich auch gefragt, warum Samu nichts mehr Kauen darf? Oder hab ich das falsch verstanden?
Ich glaube, er soll nur keine Stöcker mehr kauen, weil er die frisst und sich auch immer mehr hochfährt, statt zu beruhigen.
 
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Nina &
1. Juni 05:02
Ja, auch bei mir sitzt es irgendwie schief, den Hund absichtlich zu frustrieren. Ich verstehe den Gedanken, dass sie lernen müssen, dass nicht immer alles geht, was man will, aber irgendwas an der berechnenden Methode will mir nicht recht gefallen...Ich kann allerdings nicht konkret sagen was und warum... Und ich hab mich auch gefragt, warum Samu nichts mehr Kauen darf? Oder hab ich das falsch verstanden?
Mir gefällt das auch nicht. Aber wenn du fürchtest, dein Hund könnte sich irgendwann in seinem Frust nach hinten richten, dann muss man was machen.
Frust ist ja nunmal etwas, das uns allen, inkl Hund, mehrfach im Leben begegnet, daher finde ich es schon wichtig, dass sie lernen, damit umzugehen. Und wie sollen sie es lernen, wenn man nicht gezielt und kleinschrittig übt?

Uns hat es enorm viel gebracht. Bokar gerät nicht mehr in den "ich töte euch alle" Modus, wenn er (nicht von mir herbeigeführt) frustriert ist und bleibt ruhig. Das ist für mich entspannter, für ihn entspannter und für mögliche Dritte auch. Ich sehe da keinen Verlierer.
 
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SandrA
1. Juni 05:27
Ich denke, mit diesem Kommentar beschreibst Du gut die Ursache der Anspringens - Stress. Samu hat Stress, wenn er nicht in Ruhe schauen darf - wahrscheinlich würde er durch längeres Schauen seine Unsicherheit runter regulieren. Und er hat Stress, wenn er nicht - wie früher - mit einem Stock spielen darf. Wie soll er diesen Sinneswandel auch verstehen? Und er hat Stress, wenn Du rennst - und ist damit nicht alleine, das ist weit verbreitet. Ich glaube nicht, dass es was ändern würde, wenn Du Frustrationstoleranz übst, denn meinem Eindruck nach ist Frust nicht sein Problem. Sein Problem ist Dauerstress. Krankheitsbedingt + Stress, den jeder Hund mal hat. Du hast früher viel mit Click für Blick gearbeitet, das würde ich in solchen Situationen einsetzen, mit dem Ziel, die Emotionen ins Positive zu wandeln. Samu muss von dem Stress befreit werden, nicht noch mehr Stress bekommen durch Frustübungen oder "da muss er durch". Es gibt doch bestimmt ein lustiges Spiel, das ihn von fremden Hunden ablenkt. Und eine attraktive Alternative zum Stock. Nach solchen Lösungen würde ich suchen.
Ich finde den Gedanken sehr treffend, dass Samus Verhalten weniger mit „Frust“ im klassischen Sinne als mit Dauerstress und fehlender Regulation zu tun hat. Das passt gut zu meiner Erfahrung mit Neo.

Ich habe mit ihm weniger an „Frustübungen“ gearbeitet, sondern eher an Ritualen für Stressabbau und Impulsregulation. Zum Beispiel bei Hundebegegnungen: Nach dem Passieren haben wir ein festes Ritual aufgebaut – Neo sollte mich anschauen, und dann kam eine Freigabe zum Stressabbau. Das konnte Freilauf, Spur nachgehen, Schütteln, Scharren, Knurren oder einfach Körperkontakt sein. So wusste er: Erst ansprechbar bleiben, dann gibt’s eine echte Lösung für den inneren Druck.

Bei Wildsichtung (auch ein erheblicher Frustauslöser) haben wir ein gemeinsames Jagdspiel ritualisiert – statt einfach Frust zu erleben, haben wir die Erregung kontrolliert umgelenkt. Das hat uns geholfen, in hochstressigen Situationen einen Plan zu haben, ohne dass Neo sich in unkontrolliertes Verhalten „verirrt“.

Ich würde also auch eher nach festen, vorhersehbaren Abläufen suchen, die Samu helfen, sich nach der Begegnung oder in schwierigen Momenten selbst zu regulieren – indem ihm ein konstruktives Angebot hilft, mit dem Stress umzugehen.
 
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Markus
1. Juni 05:34
Cesar Milan würde dem Hund vielleicht einen Schubs in die Flanke geben. Also nicht treten oder schlagen sondern ihn zur Seite mit einem Schubs schieben