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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 31. Juli

"Notfall"-Reaktion bei Leinenreaktivität

Guinness ist einigen Rivalen in der Gegend gegenüber gerade eine ziemliche Popoöffnung. In den allermeisten Fällen bemerke ich seine Vorzeichen und hab das dann sehr gut im Griff, da kann ich auch ohne sonderliche Umstände normal weitergehen. Aber manchmal verpenn ich das rechtzeitige Reagieren oder es kommt jemand um ein Eck und dann mutiert er zum Monstrum, incl ganz hässliches, geiferndes Knurren. Da denkst du, der will den Anderen fressen. Ich find das derart GACK!, dass ich Probleme hab, da vernünftig darauf zu reagieren, meist werd ich dann auf Guinness ärgerlich und wir enden in einem Gerangel um Kontrolle. Ich möchte mir jetzt dafür eine Notfall-Reaktion zurechtlegen, um diesem Blödsinn entgegenzusteuern, möchte aber gleich von vorne weg "Nebenwirkungen" möglichst vermeiden - also zB wenn ich G einfach kurz nehmen und stehen bleiben würde, könnte er daraus schließen wenn er steht und geifert, geht der Rivale weg...? Habt ihr vielleicht Vorschläge, was eine sinnvolle Reaktion sein könnte, wenn er bereits ausgelöst hat?
 
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Eva
23. März 10:59
Ja genau, das ist eben das Problem, dass ich da unberechenbar bin bzw mich eigentlich sehr gegen Guinness wende und ihn harsch und schlecht "korrigiere". Weil mir dieses Gestänker SO am Arsch geht und ich dann selbst rückgerichtet aggressiv werde...
Wenn mein kleiner Wutbürger ausrastet und keine vernünftige Kommunikation mehr mit ihm möglich ist, weil ich den Punkt zum Umlenken verpasst habe, dann sitze ich es einfach aus.
Ich klemme mir meinen dann einfach zwischen die Beine und drehe uns aus der Situation raus. Ich pack ihn nicht grob an, leg ihm nur beruhigend die Hand auf die Brust und halte ihn fest, spreche ihn auch nicht an, sondern lass ihn wüten bis er fertig ist. Mittlerweile beruhigt er sich so tatsächlich sehr schnell wieder, wenn er merkt dass ich mich gar nicht mehr drauf einlasse und er quasi ins Leere pöbelt.
Für die eigene Gelassenheit singe ich dann immer das Lied von Disney's kleiner Meerjungfrau, so behalte ich sogar noch ein Lächeln im Gesicht und laufe nicht Gefahr unfair zu werden. Meistens grüße ich die fremde Partei dann auch noch freundlich. Das hat den Vibe dieser Situationen so verändert, dass sie mir erstens nicht mehr unangenehm sind und ich zweitens gelassen bleiben kann. Ich denke nämlich, dass ist das eigentliche Problem in solchen Momenten: die eigenen Emotionen.
Bevor es dann für uns weitergeht warte ich immer bis Rüdiger runter gekommen ist und wieder ruhig bei mir steht. Dann mach ich manchmal auch kurz noch ne kleine Aktion mit ihm, irgendwas was sich für uns beide gut anfühlt und dann kommt mein "Weiter" und wir ziehen unserer Wege.
 
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Claudia
23. März 11:15
Wir haben auch das Problem beim spazieren gehen, das wenn ein anderer Hund kommt, unserer direkt dahin zieht, aber mir aller Kraft, ablenken funktioniert such nicht, nur sehr stark fest halten und weiter gehen.sieht gefährlich aus, aber ist er nicht.
Bin auch ratlos, konnten noch nicht soviel testen.
 
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Dogorama-Mitglied
23. März 11:26
Also den Fehler zuzulassen ist ja die einzige nachhaltige Möglichkeit einen Hund zu bekommen, der sich selbst reguliert und Selbstkontrolle hat, anstatt von außen kontrolliert zu werden oder Umweltmanagment zu betreiben. Das ist ja das Ziel. Ich will nicht dauerhaft den Hund und die Umwelt so kontrollieren und managen, dass der Hund keine Möglichkeit hat den Fehler zu begehen, sondern ich gebe ihm als intelligentes und souveränes Lebewesen die Macht, sich gegen den Fehler zu entscheiden. Und das öffnet ihm die Türen für Freiheit, weil er in der Lage ist sich selbst zu beherrschen. Das liegt eigentlich so wie ich in deinem neuesten Beitrag lese ganz in deinem Interesse. Also unser Beispiel Leinenführigkeit. Ich brauche im Alltag keine Korrekturen, weil sich mein Hund selbst soweit unter Kontrolle hat, dass er nicht mehr zieht. Ansonsten kann er tun was er will. Schnüffeln, Markieren, Gucken. Wir trainieren, damit er außerhalb des Trainings keine Korrektur braucht. Und im Training ist er inzwischen so gut, dass auch da 1 oder 2 Korrekturen für die ganze Einheit reichen und manchmal auch gar keine mehr. Ich finde mein Hund hat enorm an Selbstkontrolle gewonnen und ich würde das natürlich in Zukunft auf viel mehr Lebensbereiche übertragen wollen. Und da sehe ich das gleiche Prinzip, wir trainieren für mehr Selbstständigkeit und Freiheit und gegen ein Management von Hund und Umwelt. Im Endeffekt hast du mit deiner Form der Sozialisierung doch auch darauf gesetzt, dass G maximal viele Fehler machen konnte. Und er hat Konsequenzen von den anderen Hunden bekommen, in Form von Korrekturen.
Seh ich nicht so, imho wäre der nachhaltigste Weg, Fehler so wenig wir möglich entstehen zu lassen bzw nötig zu machen.

Was nicht falsch gemacht wird, muss nicht korrigiert werden, bzw wenn ich Korrektur als Hauptstrategie im Training wähle, muss ich zuerst absichtlich (!!!) Fehler machen lassen.

Fehlerfrei gibt's natürlich nicht und im Alltag der meisten HH ist was Korrekturartiges immer mal nötig, der Ansatz erst Fehler zu erzeugen, um sie dann "lehrreich" zu korrigieren, überzeugt mich aber so garnicht.

ZB, wäre dein Hund durch seine Vorerfahrungen nicht mit diesen Verhaltens"fehlern" behaftet worden (= wäre er gut und kompetent geführt und erzogen worden), müsstest du sie jetzt nicht im Training korrigieren.

Same mit Guinness, hätte ich nicht so viel gemurkst, hätten wir unsere paar Themen wahrscheinlich nicht in diesem Ausmass und ich müsste ihn (bzw eher MICH) jetzt nicht korrigieren.

Ich halte als Grunddirektive viel mehr davon, es selbst "richtig" vorzumachen, anstatt dem Hund zu sagen "du machst das falsch".
 
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Dogorama-Mitglied
23. März 11:35
Wenn mein kleiner Wutbürger ausrastet und keine vernünftige Kommunikation mehr mit ihm möglich ist, weil ich den Punkt zum Umlenken verpasst habe, dann sitze ich es einfach aus. Ich klemme mir meinen dann einfach zwischen die Beine und drehe uns aus der Situation raus. Ich pack ihn nicht grob an, leg ihm nur beruhigend die Hand auf die Brust und halte ihn fest, spreche ihn auch nicht an, sondern lass ihn wüten bis er fertig ist. Mittlerweile beruhigt er sich so tatsächlich sehr schnell wieder, wenn er merkt dass ich mich gar nicht mehr drauf einlasse und er quasi ins Leere pöbelt. Für die eigene Gelassenheit singe ich dann immer das Lied von Disney's kleiner Meerjungfrau, so behalte ich sogar noch ein Lächeln im Gesicht und laufe nicht Gefahr unfair zu werden. Meistens grüße ich die fremde Partei dann auch noch freundlich. Das hat den Vibe dieser Situationen so verändert, dass sie mir erstens nicht mehr unangenehm sind und ich zweitens gelassen bleiben kann. Ich denke nämlich, dass ist das eigentliche Problem in solchen Momenten: die eigenen Emotionen. Bevor es dann für uns weitergeht warte ich immer bis Rüdiger runter gekommen ist und wieder ruhig bei mir steht. Dann mach ich manchmal auch kurz noch ne kleine Aktion mit ihm, irgendwas was sich für uns beide gut anfühlt und dann kommt mein "Weiter" und wir ziehen unserer Wege.
Ahh, das ist gut!!

Genau die Art Tipp, die ich gesucht habe.
Danke dir dafür!
 
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Dogorama-Mitglied
23. März 11:42
Wir haben auch das Problem beim spazieren gehen, das wenn ein anderer Hund kommt, unserer direkt dahin zieht, aber mir aller Kraft, ablenken funktioniert such nicht, nur sehr stark fest halten und weiter gehen.sieht gefährlich aus, aber ist er nicht. Bin auch ratlos, konnten noch nicht soviel testen.
In so einem Fall, wo das ein grundsätzliches Thema ist, würde ich erstmal wieder zu den Standardmethoden raten:

Hund an kurzer Leine zu dir, auf die dem Entgegenkommenden abgewandte Seite, und mit Bogen (Abstand) zügig und möglichst entspannt vorbeigehen.

Wird anfänglich womöglich auf Widerstand bei deinem Hund stossen (da nimmt man ihn wenn möglich mit, ob er will oder nicht) hat sich aber schon vielfach in relativ kurzer Zeit sehr gut als selbstverständliche Alternative etabliert.

Das Motto dahinter ist, man muss "einfach" das tun, was man will dass passiert.
 
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Lena
23. März 13:13
Wenn mein kleiner Wutbürger ausrastet und keine vernünftige Kommunikation mehr mit ihm möglich ist, weil ich den Punkt zum Umlenken verpasst habe, dann sitze ich es einfach aus. Ich klemme mir meinen dann einfach zwischen die Beine und drehe uns aus der Situation raus. Ich pack ihn nicht grob an, leg ihm nur beruhigend die Hand auf die Brust und halte ihn fest, spreche ihn auch nicht an, sondern lass ihn wüten bis er fertig ist. Mittlerweile beruhigt er sich so tatsächlich sehr schnell wieder, wenn er merkt dass ich mich gar nicht mehr drauf einlasse und er quasi ins Leere pöbelt. Für die eigene Gelassenheit singe ich dann immer das Lied von Disney's kleiner Meerjungfrau, so behalte ich sogar noch ein Lächeln im Gesicht und laufe nicht Gefahr unfair zu werden. Meistens grüße ich die fremde Partei dann auch noch freundlich. Das hat den Vibe dieser Situationen so verändert, dass sie mir erstens nicht mehr unangenehm sind und ich zweitens gelassen bleiben kann. Ich denke nämlich, dass ist das eigentliche Problem in solchen Momenten: die eigenen Emotionen. Bevor es dann für uns weitergeht warte ich immer bis Rüdiger runter gekommen ist und wieder ruhig bei mir steht. Dann mach ich manchmal auch kurz noch ne kleine Aktion mit ihm, irgendwas was sich für uns beide gut anfühlt und dann kommt mein "Weiter" und wir ziehen unserer Wege.
Sehr ähnlich handhabe ich es auch 👍🏻🙂

Nur das mit dem rausdrehen nicht, könnte aber mal drüber nachdenken.. aber wär vermutlich eher nicht so möglich, da Samu sich wieder rumdrehen würde und er hat halt mega viel Kraft mein kleines Muskelpaket 💪🏻🙈😅
(mit nem Dackel würde ich das aber vermutlich auch so versuchen, da ist man körperlich ja klar überlegen und kann ihn so festhalten, wie man es möchte)
 
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Lena
23. März 13:21
Ahh, das ist gut!! Genau die Art Tipp, die ich gesucht habe. Danke dir dafür!
Echt jetzt??
🙈 Mit der Antwort von dir hätte ich da jetzt echt nicht gerechnet 🤷🏽‍♀️😅

Im Prinzip ist das ja einfach festhalten, aussitzen, selbst ruhig und entspannt bleiben und eben aus der Situation rausdrehen/ Blickkontakt zum anderen Hund unterbrechen.

Also alles Dinge, die hier schon mehrfach besprochen wurden. 🙃
 
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Janina
23. März 13:34
Wenn mein kleiner Wutbürger ausrastet und keine vernünftige Kommunikation mehr mit ihm möglich ist, weil ich den Punkt zum Umlenken verpasst habe, dann sitze ich es einfach aus. Ich klemme mir meinen dann einfach zwischen die Beine und drehe uns aus der Situation raus. Ich pack ihn nicht grob an, leg ihm nur beruhigend die Hand auf die Brust und halte ihn fest, spreche ihn auch nicht an, sondern lass ihn wüten bis er fertig ist. Mittlerweile beruhigt er sich so tatsächlich sehr schnell wieder, wenn er merkt dass ich mich gar nicht mehr drauf einlasse und er quasi ins Leere pöbelt. Für die eigene Gelassenheit singe ich dann immer das Lied von Disney's kleiner Meerjungfrau, so behalte ich sogar noch ein Lächeln im Gesicht und laufe nicht Gefahr unfair zu werden. Meistens grüße ich die fremde Partei dann auch noch freundlich. Das hat den Vibe dieser Situationen so verändert, dass sie mir erstens nicht mehr unangenehm sind und ich zweitens gelassen bleiben kann. Ich denke nämlich, dass ist das eigentliche Problem in solchen Momenten: die eigenen Emotionen. Bevor es dann für uns weitergeht warte ich immer bis Rüdiger runter gekommen ist und wieder ruhig bei mir steht. Dann mach ich manchmal auch kurz noch ne kleine Aktion mit ihm, irgendwas was sich für uns beide gut anfühlt und dann kommt mein "Weiter" und wir ziehen unserer Wege.
Das hört sich nach einem richtig guten Weg für euch an 🫶🏻 schön zu lesen, dass du dir den Druck aus der Situation nehmen kannst und es mit deinem Hund einfach aushälst und trotzdem für ihn da bist 🥹 und du hast Recht: es sind immer unsere eigenen Emotionen. Damit muss ich auch noch in solchen Situationen lernen umzugehen. 🙏🏻
 
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Eva
23. März 13:36
Sehr ähnlich handhabe ich es auch 👍🏻🙂 Nur das mit dem rausdrehen nicht, könnte aber mal drüber nachdenken.. aber wär vermutlich eher nicht so möglich, da Samu sich wieder rumdrehen würde und er hat halt mega viel Kraft mein kleines Muskelpaket 💪🏻🙈😅 (mit nem Dackel würde ich das aber vermutlich auch so versuchen, da ist man körperlich ja klar überlegen und kann ihn so festhalten, wie man es möchte)
Bitte niemals die Willenskraft eines Dackels unterschätzen, der kann trotz seiner 6kg kämpfen wie ein Grizzly 👀
Und er versucht natürlich auch die Situation zu kontrollieren, indem er den Blickkontakt hält. Die Krux war da wirklich ihn zu fixieren, ohne ihm wehzutun oder unfreundlich zu werden.
Deshalb habe ich das tatsächlich auch geübt, damit die Handgriffe in den Stresssituationen dann ganz automatisch ablaufen.
 
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Dogorama-Mitglied
23. März 13:45
Echt jetzt?? 🙈 Mit der Antwort von dir hätte ich da jetzt echt nicht gerechnet 🤷🏽‍♀️😅 Im Prinzip ist das ja einfach festhalten, aussitzen, selbst ruhig und entspannt bleiben und eben aus der Situation rausdrehen/ Blickkontakt zum anderen Hund unterbrechen. Also alles Dinge, die hier schon mehrfach besprochen wurden. 🙃
Die letzten Tage war davon aber keine Rede, da ging es fast nur ums Blocken.
Oder hab ich was übersehen?

Und im ersten "Durchgang" des Threads war die Fragestellung noch weiter gefasst, da fand ich nur Festhalten und Aussitzen für all diese Konfontationen nicht gut.

Das hat sich ja auch bestätigt, dass solange Bewegungsspielraum vorhanden ist, auch nach dem Auslösen ein möglichst geordnetes Weiter- oder Weggehen durchaus funktioniert und je öfter ich es mache auch leichter und automatischer klappt.

Dann gab es jetzt aber mal ein paar Situationen, wo auch das nicht gut möglich war und da stand ich erstrecht wieder dumm bzw aufgebracht und verärgert da und hab blöd reagiert.

Dafür komm ich als Alternative gern auf das Aussitzen zurück (hatte ich vielleicht vergessen), weil mir dazu beim besten Willen keine mir sympathische Alternative einfällt.