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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 31. Juli

"Notfall"-Reaktion bei Leinenreaktivität

Guinness ist einigen Rivalen in der Gegend gegenüber gerade eine ziemliche Popoöffnung. In den allermeisten Fällen bemerke ich seine Vorzeichen und hab das dann sehr gut im Griff, da kann ich auch ohne sonderliche Umstände normal weitergehen. Aber manchmal verpenn ich das rechtzeitige Reagieren oder es kommt jemand um ein Eck und dann mutiert er zum Monstrum, incl ganz hässliches, geiferndes Knurren. Da denkst du, der will den Anderen fressen. Ich find das derart GACK!, dass ich Probleme hab, da vernünftig darauf zu reagieren, meist werd ich dann auf Guinness ärgerlich und wir enden in einem Gerangel um Kontrolle. Ich möchte mir jetzt dafür eine Notfall-Reaktion zurechtlegen, um diesem Blödsinn entgegenzusteuern, möchte aber gleich von vorne weg "Nebenwirkungen" möglichst vermeiden - also zB wenn ich G einfach kurz nehmen und stehen bleiben würde, könnte er daraus schließen wenn er steht und geifert, geht der Rivale weg...? Habt ihr vielleicht Vorschläge, was eine sinnvolle Reaktion sein könnte, wenn er bereits ausgelöst hat?
 
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Lena
23. März 09:58
Ich glaube, hier entsteht gerade ein etwas verzerrtes Bild - Guinness hat auf weitester Strecke keine Probleme bei Artgenossenbegegnungen. Wenn überhaupt, ist er häufig eher zu positiv interessiert, neugierig, oder schnell verknallt in hübsche Mädels oder Kastraten. Im Freilauf in Bewegung völlig unbedenklich, wenn er auf andere zuläuft dann ebenfalls freundlich, neugierig, interessiert, ev ein bisschen aufdringlich. Daran wird an mehreren Enden gearbeitet (gestern konnte ich ihn 3 Mal aus dem Wegrennen abrufen!), aber selbst wenn er hin kommt, steckt dahinter keinerlei konfrontatives Interesse. Unser Reaktivitätsproblem beschränkt sich auf die Niesche "Beengte Leinenbegegnungen vor allem in "seinen Revieren", mit ihrerseits stark provizierenden/drohenden Artgrnossen, deren Halter die nicht kontrolliert führen". Was ich also nicht brauche, ist ein langwieriger Trainingsplan, in dem Korrektur oder Blocken bei Artgenossenbegegnungen im Vordergrund steht. Warum? Weil ich all die friedlichen Begegnung, die voll ok ablaufen, nicht mit Konfrontation aufladen will, nur um ein paar wenige martialisch "regeln" zu können. Was ich brauche, ist ein Management Instrument, um die Nieschensituationen - in denen Guinness dann auch richtig krätzig werden kann - bestmöglich zu händeln, ohne ihm gegenüber unfair zu werden oder mir Ausweitung auf andere Situationen einzuhandeln. Im Moment habe ich, soweit möglich, das Wegbewegen bzw auf Distanz Vorbeigehen als sehr erfolgreiche Strategie, um Eskalation weitgehend zu verhindern. Für die Situation, wo das nicht klappt und es doch zum Ausflippen kommt, steh ich aber immer noch ohne Plan da. DAFÜR such ich eine möglichst nebenwirkungsarme Strategie.
Am „Nebenwirkungs armsten“ ist da vermutlich wirklich das NIX TUN 🤷🏽‍♀️ (nur gut festhalten), wenn’s wirklich nur um Ausnahmen geht.. vielleicht reicht das dann ja schon aus, damit es besser wie damit der Zeit?

Man muss aber halt eine Strategie erstmal ne Zeit lang konsequent durchziehen um zu sehen ob es fruchtet.
Wenn man ständig anderes ausprobiert, ist es unvorhersehbar für den Hund und es kann sich nichts einspielen sag ich mal..
 
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Lena
23. März 09:59
Da hast du grundsätzlich recht, aber weder ist Guinness ein wirklicher Pöbler nich suche ich Trainingspläne. Wie die Überschrift des Threads schon sagt, geht es um die Notfallreaktion.
Ich weiß 🙃
Aber vielleicht wäre es trotzdem ne Option für den Notfall bei euch 🤷🏽‍♀️
 
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Dogorama-Mitglied
23. März 10:01
Am „Nebenwirkungs armsten“ ist da vermutlich wirklich das NIX TUN 🤷🏽‍♀️ (nur gut festhalten), wenn’s wirklich nur um Ausnahmen geht.. vielleicht reicht das dann ja schon aus, damit es besser wie damit der Zeit? Man muss aber halt eine Strategie erstmal ne Zeit lang konsequent durchziehen um zu sehen ob es fruchtet. Wenn man ständig anderes ausprobiert, ist es unvorhersehbar für den Hund und es kann sich nichts einspielen sag ich mal..
Ja genau, das ist eben das Problem, dass ich da unberechenbar bin bzw mich eigentlich sehr gegen Guinness wende und ihn harsch und schlecht "korrigiere".

Weil mir dieses Gestänker SO am Arsch geht und ich dann selbst rückgerichtet aggressiv werde...
 
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Sonja
23. März 10:07
Ja genau, das ist eben das Problem, dass ich da unberechenbar bin bzw mich eigentlich sehr gegen Guinness wende und ihn harsch und schlecht "korrigiere". Weil mir dieses Gestänker SO am Arsch geht und ich dann selbst rückgerichtet aggressiv werde...
Dann ist die von Dir gesuchte Lösung wahrscheinlich, dass Du lernst, Dich selbst zu völliger Gelassenheit runter zu regulieren, bzw. wenigstens Dich in jeder Situation so weit zu beherrschen, dass Du Dich nie gegen Guinness wendest. Ganz nach dem Motto "Egal, was passiert, bei mir ist es immer schön."
 
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Dogorama-Mitglied
23. März 10:13
Ich weiß 🙃 Aber vielleicht wäre es trotzdem ne Option für den Notfall bei euch 🤷🏽‍♀️
Wenn die vorgeschlagenen Trainingsansätze deeskalierend und selbständigeitsfördernd wären, würd ich die sofort in Betracht ziehen.

Aber es sträubt sich wirklich alles in mir, eine Strategie zu etablieren, die ich von vorne weg für fehlgeleitet halte.

Jetzt hab ich mir mit voller Absicht einen Hund "gemacht", der eben genau keine Dauerverwaltung im Umgang mit Artgenossen braucht, sondern der sowas schon mit knapp 3 Jahren weitgehend eigenständig und sehr kompetent händeln kann.

Warum sollte ich das wegen ein paar blöden Situationen grundsätzlich konterkarieren und auf's Spiel setzen?

Ich will über kurz oder lang dezitiert NICHT jeden Schritt meines Hundes generalüberwachen müssen, sondern ihn zu einem vernünftigen, selbstregulierten und freiwillig kooperativen Erwachsenen erziehen.


Ah ja...und ist das nicht eine mittelschwere Erleuchtung, das mal so auszudiskutieren und zu formulieren...Das wird mir schwer zu denken geben in Bezug auf manche meiner Reaktionen.
 
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Dogorama-Mitglied
23. März 10:17
Dann ist die von Dir gesuchte Lösung wahrscheinlich, dass Du lernst, Dich selbst zu völliger Gelassenheit runter zu regulieren, bzw. wenigstens Dich in jeder Situation so weit zu beherrschen, dass Du Dich nie gegen Guinness wendest. Ganz nach dem Motto "Egal, was passiert, bei mir ist es immer schön."
Haha ja, das mit "jeder" und "nie" und "immer" wird definitiv nix, da müsste eine andere Person in meine Haut schlüpfen. #Rumpelstieltzchen 🤬🤬🤬#

Aber die Zielsetzung, mich selbst noch besser in den Griff zu bekommen und mit mehr Ruhe zu agieren, trifft total 🎯
 
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Sina
23. März 10:25
Ich denke ja, es wäre zu einfach zu glauben, es gäbe da eine Korrektur, einen zuverlässigen Aus Schalter, wenn der Hund sich bereits hochgefahren, und im Tunnel ist.
Das ist ja als würde man während eines Kommentkampfes das Rückruf Kommando geben, und sich wundern, warum das nichts wird.

Das einzige was man als Notfallmanagement wohl machen kann, ist es nicht noch zusätzlich zu bestärken, in dem man selbst herumpöbelt.
Ansonsten aussitzen, ignorieren, weiter gehen, oder ein Liedchen singen, auch wenns schwer fällt.
 
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Julia 🐾Nero
23. März 10:32
Unter Korrektur verstehe ich zb Hund zieht, ich bleibe stehen. Hund versucht an mir vorbeizudrängen, ich halte meinen Fuss in den Weg. Hund steigt auf mich drauf, ich sag hey und schieb ihn weg. Das scheinen mir irgendwie selbsterklärende Konsequenzen aus seinem Handeln...Oder seh ich das falsch? Mir will aber das Trainieren von Korrektur nicht so recht gefallen, weil ich damit doch immer wieder Fehler beim Hund entstehen lassen muss...Oder seh ich auch das falsch?
Also den Fehler zuzulassen ist ja die einzige nachhaltige Möglichkeit einen Hund zu bekommen, der sich selbst reguliert und Selbstkontrolle hat, anstatt von außen kontrolliert zu werden oder Umweltmanagment zu betreiben.

Das ist ja das Ziel.
Ich will nicht dauerhaft den Hund und die Umwelt so kontrollieren und managen, dass der Hund keine Möglichkeit hat den Fehler zu begehen, sondern ich gebe ihm als intelligentes und souveränes Lebewesen die Macht, sich gegen den Fehler zu entscheiden. Und das öffnet ihm die Türen für Freiheit, weil er in der Lage ist sich selbst zu beherrschen.

Das liegt eigentlich so wie ich in deinem neuesten Beitrag lese ganz in deinem Interesse.

Also unser Beispiel Leinenführigkeit. Ich brauche im Alltag keine Korrekturen, weil sich mein Hund selbst soweit unter Kontrolle hat, dass er nicht mehr zieht.
Ansonsten kann er tun was er will. Schnüffeln, Markieren, Gucken.
Wir trainieren, damit er außerhalb des Trainings keine Korrektur braucht.
Und im Training ist er inzwischen so gut, dass auch da 1 oder 2 Korrekturen für die ganze Einheit reichen und manchmal auch gar keine mehr.

Ich finde mein Hund hat enorm an Selbstkontrolle gewonnen und ich würde das natürlich in Zukunft auf viel mehr Lebensbereiche übertragen wollen. Und da sehe ich das gleiche Prinzip, wir trainieren für mehr Selbstständigkeit und Freiheit und gegen ein Management von Hund und Umwelt.

Im Endeffekt hast du mit deiner Form der Sozialisierung doch auch darauf gesetzt, dass G maximal viele Fehler machen konnte. Und er hat Konsequenzen von den anderen Hunden bekommen, in Form von Korrekturen.
 
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Julia 🐾Nero
23. März 10:34
Das ist überdenkenswert, verlangt aber, dass der Hund ansprechbar bleibt. Denkst du, das würde sich durch so ein Training verbessern, dass er mich dann auch im Pöbeln noch hört und mir gehorcht?
Im Notfall wirkt es sicher nicht.
Es ist dient wohl eher dazu, den Notfall zu verhindern (Beispiel du siehst den Flexi Hund näher und näher kommen und gleich wird er los gehen).
Bis es im Idealfall keine Notfälle mehr gibt.
 
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Kirsten
23. März 10:44
Wenn die vorgeschlagenen Trainingsansätze deeskalierend und selbständigeitsfördernd wären, würd ich die sofort in Betracht ziehen. Aber es sträubt sich wirklich alles in mir, eine Strategie zu etablieren, die ich von vorne weg für fehlgeleitet halte. Jetzt hab ich mir mit voller Absicht einen Hund "gemacht", der eben genau keine Dauerverwaltung im Umgang mit Artgenossen braucht, sondern der sowas schon mit knapp 3 Jahren weitgehend eigenständig und sehr kompetent händeln kann. Warum sollte ich das wegen ein paar blöden Situationen grundsätzlich konterkarieren und auf's Spiel setzen? Ich will über kurz oder lang dezitiert NICHT jeden Schritt meines Hundes generalüberwachen müssen, sondern ihn zu einem vernünftigen, selbstregulierten und freiwillig kooperativen Erwachsenen erziehen. Ah ja...und ist das nicht eine mittelschwere Erleuchtung, das mal so auszudiskutieren und zu formulieren...Das wird mir schwer zu denken geben in Bezug auf manche meiner Reaktionen.
Wahrscheinlich ist das nicht gern gesehen, weil es nicht in die Richtung „Ich kümmere mich, du brauchst nichts machen fällt.“

Aber bei 3 Meter Weg und es kommt jemand mit seinem arg hochgepushten Hund vorbei, der vorhat ihn im Abstand einer 1€-Münze , Nase an Nase mit Leinenzug vorbeizuführen und ich geb dem Team schon allen möglichen Platz dem ich bieten kann, dann kündige ich einfach an, was passieren wird.

„Landet der Hund so bei meiner Hündin, fängt der sich eine.“
Ich meine das überhaupt nicht drohend, aber der anderer Hundehalter kann so nochmal überdenken, ob er seinen Hund wirklich auf die Art vorbeiführen möchte. Die meisten HH wissen ohnehin wie ihr eigener Hund potenziell auf andere reagiert oder andere auf ihn.

Nun hat meine Hündin eine sehr große Abneigung gegen sehr grobe Unhöflichkeiten anderer Hund, aber was sie nicht tut ist von sich aus Kommentkämpfe zu beginnen.

Wird der Hund dann vernünftig eingesammelt, tun wir unser bestes, um uns ebenfalls gescheit zu verhalten.
Andere wiederum interessiert das nicht. Da seh ich mittlerweile aber auch nicht mehr ein, das zu unserem Problem zu machen, wenn sich gegenüber so wenig Mühe gibt.
Da fängt der Hund sich dann entsprechend meiner Ankündigung auch die Ansage ein und das verhindere ich auch nicht, sondern lobe Mira, wenn sie es gescheit tut.

Passiert selten, eine Klopperei ist daraus nie entstanden und meistens verhält sich der andere Hund beim nächsten Mal höflicher.
Aber die Mira hat da auch sicher andere Motive als Guiness.
Du sagst ja, das der auch nicht so die Probleme mit einem Kommentkampf hätte, und da teilweise auch reinrutscht.
Der Mira kommt i.d.R. auch niemand mit blöden Absichten entgegen, da mangelt es in der Regel nur an gescheiten Umgangsformen.
Aber sie ist eben auch eine Hündin und kein intakter Rüde.

Manchmal läuft es auch trotz der vorherigen Aufregung auf ein bisschen angespanntes Schnüffeln/ Fiddeln hinaus.