Wie kommst du darauf, dass Guinness keine Korrektur kennt?
Der wird tatsächlich recht häufig korrigiert, zB weil er bei Aufregung zum Vorziehen neigt und ich ihn da, neben Stehenbleiben, Durchatmen und etwas Entspannen, auch körperlich ausbremse.
Er kennt auch geschnappt und festgehalten und gezogen und herumgeschoben und geschubst und angestupst zu werden.
Genauso wie ich kenne von ihm gezogen und geschubst und gestupst und mit der Pfote geangelt oder auf mich draufgestiegen zu werden.
Manches davon entspringt Genervtheit und wäre definitiv verzichtbar, grundsätzlich find ich aber schon, dass zu Kommunikation auch körperliche Interaktion und Angreifen gehört.
Was aber trotzdem nicht heisst, dass ich das als erste Wahl im Trainingsansatz empfehlen würde, weil es immer bedeutet, dass zuerst ein Fehler erlaubt oder provoziert werden muss, damit man korrigieren kann.
Das find ich nicht ideal, imho sollte schon bevorzugt versuchen werden, die Fehler zu vermeiden und aktiv durch Alternativen zu ersetzen.
Hm ich probiere es noch mal zu formulieren und dann akzeptiere ich einfach, dass ich mich schlecht artikulieren und nicht verständlich erklären kann.
Was an dem schnappen, festhalten, ziehen, schieben und schubsen war für G denn eine verständliche Korrektur?
Also wusste er warum du so handelst und was er stattdessen machen soll?
Vereinfachtes Beispiel: Hund zieht und ich schubse ihn. Woher soll mein Hund wissen, warum ich ihn jetzt plötzlich schubse? Ich habe es die letzten 5 Meter auch nicht gemacht. Vielleicht will ich ja sogar, dass er stärker zieht und strafe ihn für zu wenig Einsatz.
Zweiter Punkt, nachdem ich den Hund geschubst habe, woher soll er denn jetzt wissen, was ich eigenlich von ihm will?
Will ich, dass er stehen bleibt oder weiter geht oder sitzt usw.
Das ist der Unterschied zwischen den Hund sinnbefreit strafen und sinnvoll korrigieren. Eine Korrektur wird so aufgebaut, dass der Hund sofort weiß, wofür er korrigiert wird und was er hätte machen sollen bzw jetzt tun soll.
Das erfordert einen für den Hund verständlichen Aufbau, Wiederholungen, reizarme Umgebung usw bevor man es im echten Leben anwenden kann.
Nehmen wir an mein Hund pöbelt und ich rucke an der Leine? Weiß er denn wieso ich rucke und was soll er denn tun, wenn ich rucke? Vielleicht rucke ich, weil er zu wenig pöbelt? Und was soll er denn jetzt machen? Aufhören, stärker pöbeln, hinter mich gehen, neben mich gehen? Was will ich denn eigentlich?
Das vernachlässigen sehr viele Menschen und die Strafen haben keinen Lernerfolg oder es wird noch schlimmer, weil Fehlverknüpfungen entstehen.
Ich habe ja auch oft und heftig an meinem Hund rummanipuliert und es hat nie irgendwas gebracht. Weil es einfach keine Struktur hatte und unverständlich war.
Jetzt wurde die Korrektur zum ersten Mal so aufgebaut, dass mein Hund zu 100% versteht was er falsch gemacht hat und was er stattdessen machen soll.
Und die Korrektur ist in der Intensität ein Bruchteil vom dem, was ich vorher eingesetzt habe. Und die Häufigkeit des Einsatzes sinkt auch kontinuierlich.
Mehr braucht es aber gar nicht mehr, weil es einfach so sitzt und viele würden es gar nicht mal mehr Korrektur nennen, sondern irgendeinen Euphemismus vorziehen, wie Impuls o.ä.
Ich bleibe beim Wort Korrektur, weil ich aus eigener Erfahrung überzeugt davon bin, dass es eine wertvolle Lernkomponente ist und ich mich nicht hinter schöneren Worten verstecken will, sondern zu dieser Meinung stehe.