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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 31. Juli

"Notfall"-Reaktion bei Leinenreaktivität

Guinness ist einigen Rivalen in der Gegend gegenüber gerade eine ziemliche Popoöffnung. In den allermeisten Fällen bemerke ich seine Vorzeichen und hab das dann sehr gut im Griff, da kann ich auch ohne sonderliche Umstände normal weitergehen. Aber manchmal verpenn ich das rechtzeitige Reagieren oder es kommt jemand um ein Eck und dann mutiert er zum Monstrum, incl ganz hässliches, geiferndes Knurren. Da denkst du, der will den Anderen fressen. Ich find das derart GACK!, dass ich Probleme hab, da vernünftig darauf zu reagieren, meist werd ich dann auf Guinness ärgerlich und wir enden in einem Gerangel um Kontrolle. Ich möchte mir jetzt dafür eine Notfall-Reaktion zurechtlegen, um diesem Blödsinn entgegenzusteuern, möchte aber gleich von vorne weg "Nebenwirkungen" möglichst vermeiden - also zB wenn ich G einfach kurz nehmen und stehen bleiben würde, könnte er daraus schließen wenn er steht und geifert, geht der Rivale weg...? Habt ihr vielleicht Vorschläge, was eine sinnvolle Reaktion sein könnte, wenn er bereits ausgelöst hat?
 
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Babs
16. März 17:44
Das stimmt. Der Labbi hatte ein Erfolgserlebis durch mein Verhalten. Das wurde mir im Nachhinein auch bewusst. Hätte ich ihn aber geblockt, hätte Bokar ausgelöst. Deswegen hielt ich es in dem Moment, ein wenig auch egoistisch, für klüger, das laufen zu lassen. Denn sonst wäre es wieder ein negatives Erlebnis für Bokar geworden. Es ist schwierig, in so plötzlichen Situationen alles richtig machen und alle daraus resultierenden Konsequenzen zu überdenken.
Du hast alles richtig gemacht. Es ist in so einer Situation nicht Deine Aufgabe, Dir erzieherische Gedanken um einen fremden Hund zu machen. Das hättest Du auch gar nicht lösen können. Das Problem liegt schon bei der fehlenden Impulskontrolle und dem nicht funktionierenden Rückruf. Der Labbi hätte jetzt einmal eine "negative" Erfahrung gemacht, aber ich bin mir sicher, dass er es beim nächsten Hund wieder versucht hätte (wenn es nicht schon öfter vorgekommen ist 😉).

Ich würde jetzt an Deiner Stelle künftig nur darauf achten, dass das nicht noch mal in naher Zukunft passiert. Wenn Du es schaffst, den anderen Hund abzublocken, lernt Bokar wieder etwas Neues und zwar, dass Du entscheidest, wer in Euren Bereich rein darf und wer nicht 😉. Das aber nur am Rande, wie ich es handhaben würde.
 
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Nina &
16. März 17:52
Du hast alles richtig gemacht. Es ist in so einer Situation nicht Deine Aufgabe, Dir erzieherische Gedanken um einen fremden Hund zu machen. Das hättest Du auch gar nicht lösen können. Das Problem liegt schon bei der fehlenden Impulskontrolle und dem nicht funktionierenden Rückruf. Der Labbi hätte jetzt einmal eine "negative" Erfahrung gemacht, aber ich bin mir sicher, dass er es beim nächsten Hund wieder versucht hätte (wenn es nicht schon öfter vorgekommen ist 😉). Ich würde jetzt an Deiner Stelle künftig nur darauf achten, dass das nicht noch mal in naher Zukunft passiert. Wenn Du es schaffst, den anderen Hund abzublocken, lernt Bokar wieder etwas Neues und zwar, dass Du entscheidest, wer in Euren Bereich rein darf und wer nicht 😉. Das aber nur am Rande, wie ich es handhaben würde.
Da gebe ich dir völlig Recht. Es war nur eben dunkel, die kamen um die Ecke und ich musste in einem Bruchteil entscheiden, wie ich reagieren soll. Mein Problem dabei, einen Hund zu blocken wäre nur, dass ich mich dafür vor Bokar stellen muss und ich bin ziemlich sicher, dass er dann nach vorne gehen würde, so nach dem Motto "wenn sie nicht will, dass der uns zu Nahe kommt, dann will ich das auch nicht". Ich denke, er ist noch nicht so überzeugt von mir, dass er sich dann ruhig verhalten und mich den anderen vertreiben lassen würde. Hast du da eine Idee?
 
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Babs
16. März 19:42
Da gebe ich dir völlig Recht. Es war nur eben dunkel, die kamen um die Ecke und ich musste in einem Bruchteil entscheiden, wie ich reagieren soll. Mein Problem dabei, einen Hund zu blocken wäre nur, dass ich mich dafür vor Bokar stellen muss und ich bin ziemlich sicher, dass er dann nach vorne gehen würde, so nach dem Motto "wenn sie nicht will, dass der uns zu Nahe kommt, dann will ich das auch nicht". Ich denke, er ist noch nicht so überzeugt von mir, dass er sich dann ruhig verhalten und mich den anderen vertreiben lassen würde. Hast du da eine Idee?
Ich habe im Rahmen eines Webinares von Katrin Scholz folgendes mitnehmen können (es ging darum, wie manche Verhaltensweisen des Menschen bei Hunden ankommen): Der Hund steht neben einem: Geht man nun einen Schritt auf Seite (also seitlich Weg vom Hund) ... "Jeder macht sein eigenes Ding" und man gibt dem Hund mehr Individualdistanz. Liegt er im Platz, lässt man ihn alleine. Geht man zurück, überlässt man ihm die Führung. Bei Hundebegegnungen keine gute Idee. Geht man einen Schritt nach vorne, ist es das Angebot an den Hund, dass man die Führung übernimmt und die Situation löst und das ist das, was die meissten Hunde auch wollen. Jetzt kann man noch auf die eigene Körperhaltung achten. Nach vorne schauen und das Becken nach vorne drücken und atmen nicht vergessen 🤣. Die Bewegungen sollen ruhig sein. Der Blick ist beim Stressor (anderem Hund), aber der eigene Hund sollte nicht hinter einem sein, da er so die Mimik nicht sehen kann.

Probier es einfach mal zu Hause vor einem Spiegel aus (also Schritt zur Seite, nach hinten und nach vorne) und schau mal, wie Bokar darauf reagiert. Du kannst das auch mal mitfilmen und in Zeitlupe noch mal anschauen. Manche Sachen muss man selber zu Hause üben und Haltungen für sich generalisieren, dass man die dann in bestimmten Situationen ohne zu überlegen macht.

Ich habe auf deinem Account gesehen, dass ihr auch zu "Spielgruppen" geht. Da kannst Du das wunderbar üben. Bokar bleibt bei Dir und wenn ein Hund kommt, schickst Du den weg.

Das wäre jetzt mal eine Idee, aus dem Webinar heraus.

Eine weitere Möglichkeit ist, dass Bokar bei Dir nachfragen muss, ob er etwas darf. Das kann man auch super in solchen Spielgruppen üben. Nur weil die anderen rumrennen, muss Bokar da ja nicht hin. Fragt er nett nach, entscheidest Du, ob er hindarf. Mal ja, mal nein (da lernt er auch mit Frust umzugehen, wenn er mal nicht hin darf und auch Geduld). Aber mir geht es hier um die Anfrage.

Es gibt noch andere Möglichkeiten. Zu den Kompetenzen des Hundes zählt da die Impulskontrolle/Selbstregulation, die Frusttoleranz und Geduld. Alles auch wichtig für die Leinenführigkeit. Der HF muss aber auch Kompetenzen mitbringen wie Kommunikationsfähigkeit, Abgrenzung- und Konfliktfähigkeit, Wohlwollen und Fairness, Sicherheit und Orientierung bieten. Das sind alles Bereiche, die die Führungskompetenz ausmacht.

Ich hoffe, ich habe Dir ein paar Ideen geben können, worauf ich achte. Das ist jetzt alles nur grob beschrieben. Ich schaue immer, was ich selber in der Situation leisten kann und was meine Hunde leisten können. Meine Hündin (unsicher und ignoriert andere Hunde, es sei denn, die kommen in ihre Individualdistanz ... früher 15 Meter heute 2 Meter) braucht eine andere Führung als mein Rüde (selbstbewusst und geht keinem Konflikt aus dem Weg).
 
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Dogorama-Mitglied
16. März 20:39
Du hast alles richtig gemacht. Es ist in so einer Situation nicht Deine Aufgabe, Dir erzieherische Gedanken um einen fremden Hund zu machen. Das hättest Du auch gar nicht lösen können. Das Problem liegt schon bei der fehlenden Impulskontrolle und dem nicht funktionierenden Rückruf. Der Labbi hätte jetzt einmal eine "negative" Erfahrung gemacht, aber ich bin mir sicher, dass er es beim nächsten Hund wieder versucht hätte (wenn es nicht schon öfter vorgekommen ist 😉). Ich würde jetzt an Deiner Stelle künftig nur darauf achten, dass das nicht noch mal in naher Zukunft passiert. Wenn Du es schaffst, den anderen Hund abzublocken, lernt Bokar wieder etwas Neues und zwar, dass Du entscheidest, wer in Euren Bereich rein darf und wer nicht 😉. Das aber nur am Rande, wie ich es handhaben würde.
Warum sollte sie jetzt aber wieder vorrangig auf das spannungs- und konfliktgeladene Abblocken setzen, wenn Bokar mit einem entspannten Kontak offenbar auch ganz ok umgehen kann?

Natürlich kann man nicht überall die Leine lang oder gar los lassen, aber dort wo es möglich ist, wäre das doch dem Blocken vorzuziehen, das Bokar erstrecht wieder nur vermittelt, dass es andere Hunde zu meiden und zu vertreiben gilt.
 
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Dogorama-Mitglied
16. März 20:54
Da gebe ich dir völlig Recht. Es war nur eben dunkel, die kamen um die Ecke und ich musste in einem Bruchteil entscheiden, wie ich reagieren soll. Mein Problem dabei, einen Hund zu blocken wäre nur, dass ich mich dafür vor Bokar stellen muss und ich bin ziemlich sicher, dass er dann nach vorne gehen würde, so nach dem Motto "wenn sie nicht will, dass der uns zu Nahe kommt, dann will ich das auch nicht". Ich denke, er ist noch nicht so überzeugt von mir, dass er sich dann ruhig verhalten und mich den anderen vertreiben lassen würde. Hast du da eine Idee?
Wenn ich einen auf "ich kümmere mich"-Abwehren-Blocken mach, aktiviert das Guinness dazu, auch nach vorne in die Konfrontation zu gehen.

Das ist für uns eine unpassende und echt kontraproduktive Methode und ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum sie gar so breitflächig empfohlen wird, weil sie offensiv und konfrontativ ist und Spannung erzeugt anstatt sie abzubauen.

Viel besser bewährt sich hier das Raum geben, Abstand schaffen, aus der Situation hinausgehen.

Wo immer es möglich ist, würde ich bei Kontakt mit Freiläufern ebenfalls die Leine loslassen bzw so lange und locker wie möglich geben und mich selbst von den Hunden wegbewegen.
Das verringert die Gefahr, dass ich zu einer zu verteidigenden Ressource werde und zieht Guinness mir nach und aus der Begegnung hinaus.
 
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Susa
16. März 21:10
Wenn ich einen auf "ich kümmere mich"-Abwehren-Blocken mach, aktiviert das Guinness dazu, auch nach vorne in die Konfrontation zu gehen. Das ist für uns eine unpassende und echt kontraproduktive Methode und ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum sie gar so breitflächig empfohlen wird, weil sie offensiv und konfrontativ ist und Spannung erzeugt anstatt sie abzubauen. Viel besser bewährt sich hier das Raum geben, Abstand schaffen, aus der Situation hinausgehen. Wo immer es möglich ist, würde ich bei Kontakt mit Freiläufern ebenfalls die Leine loslassen bzw so lange und locker wie möglich geben und mich selbst von den Hunden wegbewegen. Das verringert die Gefahr, dass ich zu einer zu verteidigenden Ressource werde und zieht Guinness mir nach und aus der Begegnung hinaus.
Ist bei uns genau das gleiche und hat unser Hundetrainer auch so gesagt. Wenn ich den fremden Hund körpersprachlich abblocke, geht mein Hund natürlich mit nach vorne um mich dabei zu unterstützen.

Auf der Wiese wo wir immer mit der Schleppleine unterwegs sind, ist eine junge Hündin, die immer aus dem Garten ausbricht, wenn sie Nino sieht. Die will definitiv mit ihm spielen. Wenn ich meinen Nino hinter mich setzte und die Hündin blocke, geht er bellend nach vorne.

Mein Mann hat neulich einfach die Leine locker gelassen, weil wir wussten, dass das kein agressiver, sondern eim verspielter Hund ist und da haben die sich einfach friedlich beschnüffelt ohne Gepöbel.
 
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Nina &
16. März 21:23
Ich habe im Rahmen eines Webinares von Katrin Scholz folgendes mitnehmen können (es ging darum, wie manche Verhaltensweisen des Menschen bei Hunden ankommen): Der Hund steht neben einem: Geht man nun einen Schritt auf Seite (also seitlich Weg vom Hund) ... "Jeder macht sein eigenes Ding" und man gibt dem Hund mehr Individualdistanz. Liegt er im Platz, lässt man ihn alleine. Geht man zurück, überlässt man ihm die Führung. Bei Hundebegegnungen keine gute Idee. Geht man einen Schritt nach vorne, ist es das Angebot an den Hund, dass man die Führung übernimmt und die Situation löst und das ist das, was die meissten Hunde auch wollen. Jetzt kann man noch auf die eigene Körperhaltung achten. Nach vorne schauen und das Becken nach vorne drücken und atmen nicht vergessen 🤣. Die Bewegungen sollen ruhig sein. Der Blick ist beim Stressor (anderem Hund), aber der eigene Hund sollte nicht hinter einem sein, da er so die Mimik nicht sehen kann. Probier es einfach mal zu Hause vor einem Spiegel aus (also Schritt zur Seite, nach hinten und nach vorne) und schau mal, wie Bokar darauf reagiert. Du kannst das auch mal mitfilmen und in Zeitlupe noch mal anschauen. Manche Sachen muss man selber zu Hause üben und Haltungen für sich generalisieren, dass man die dann in bestimmten Situationen ohne zu überlegen macht. Ich habe auf deinem Account gesehen, dass ihr auch zu "Spielgruppen" geht. Da kannst Du das wunderbar üben. Bokar bleibt bei Dir und wenn ein Hund kommt, schickst Du den weg. Das wäre jetzt mal eine Idee, aus dem Webinar heraus. Eine weitere Möglichkeit ist, dass Bokar bei Dir nachfragen muss, ob er etwas darf. Das kann man auch super in solchen Spielgruppen üben. Nur weil die anderen rumrennen, muss Bokar da ja nicht hin. Fragt er nett nach, entscheidest Du, ob er hindarf. Mal ja, mal nein (da lernt er auch mit Frust umzugehen, wenn er mal nicht hin darf und auch Geduld). Aber mir geht es hier um die Anfrage. Es gibt noch andere Möglichkeiten. Zu den Kompetenzen des Hundes zählt da die Impulskontrolle/Selbstregulation, die Frusttoleranz und Geduld. Alles auch wichtig für die Leinenführigkeit. Der HF muss aber auch Kompetenzen mitbringen wie Kommunikationsfähigkeit, Abgrenzung- und Konfliktfähigkeit, Wohlwollen und Fairness, Sicherheit und Orientierung bieten. Das sind alles Bereiche, die die Führungskompetenz ausmacht. Ich hoffe, ich habe Dir ein paar Ideen geben können, worauf ich achte. Das ist jetzt alles nur grob beschrieben. Ich schaue immer, was ich selber in der Situation leisten kann und was meine Hunde leisten können. Meine Hündin (unsicher und ignoriert andere Hunde, es sei denn, die kommen in ihre Individualdistanz ... früher 15 Meter heute 2 Meter) braucht eine andere Führung als mein Rüde (selbstbewusst und geht keinem Konflikt aus dem Weg).
Ja cool, das mit dem Spiegel werde ich morgen direkt mal ausprobieren! Und solche Dinge in der Spielgruppe zu üben, darauf hätte ich eigentlich auch selbst kommen können 🤦🏼‍♀️
Impulskontrolle und Frustrationstoleranz trainieren wir grundsätzlich immer mal wieder irgendwo mit eingebaut. Oder auch gezielt z.B. mit der Reizangel, wo er auf Kommando abbrechen muss. Seine Impulskontrolle ist mittlerweile wirklich ziemlich gut, mit dem Frust ist es noch so eine Sache, aber auch schon sehr viel besser geworden. Früher hat er bei Hundebegegnungen immer in die Leine gebissen, das liegt aber zum Glück schon weit hinter uns.

Ich danke dir für deine ausführliche Antwort und die damit verbundene Mühe 😊
 
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Nina &
16. März 21:31
Wenn ich einen auf "ich kümmere mich"-Abwehren-Blocken mach, aktiviert das Guinness dazu, auch nach vorne in die Konfrontation zu gehen. Das ist für uns eine unpassende und echt kontraproduktive Methode und ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum sie gar so breitflächig empfohlen wird, weil sie offensiv und konfrontativ ist und Spannung erzeugt anstatt sie abzubauen. Viel besser bewährt sich hier das Raum geben, Abstand schaffen, aus der Situation hinausgehen. Wo immer es möglich ist, würde ich bei Kontakt mit Freiläufern ebenfalls die Leine loslassen bzw so lange und locker wie möglich geben und mich selbst von den Hunden wegbewegen. Das verringert die Gefahr, dass ich zu einer zu verteidigenden Ressource werde und zieht Guinness mir nach und aus der Begegnung hinaus.
Ich verstehe deinen Einwand. Das wäre eben auch meine Sorge, dass ich ihm durch das Blocken zeige, dass man den anderen vertreiben sollte. Von diesem Trip will ich ja eigentlich weg.
Aber, wenn einer mal nicht friedlich angelaufen kommt, wäre es schon wichtig, dass ich den blocken kann, ohne dass Bokar eben auch nach vorne geht. Ich kann ja nicht gleichzeitig meinen Wüterich halten und den anderen Hund blocken.

In der gestrigen Situation war Ableinen nicht möglich oder mir einfach zu riskant, weil wir im Wohngebiet unterwegs waren. Daher ließ ich die Leine lang und stand neben Bokar auf Kopfhöhe. Ich hatte ja gesehen, dass der Labbi in friedlicher Mission kam.
 
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Babs
16. März 22:01
Warum sollte sie jetzt aber wieder vorrangig auf das spannungs- und konfliktgeladene Abblocken setzen, wenn Bokar mit einem entspannten Kontak offenbar auch ganz ok umgehen kann? Natürlich kann man nicht überall die Leine lang oder gar los lassen, aber dort wo es möglich ist, wäre das doch dem Blocken vorzuziehen, das Bokar erstrecht wieder nur vermittelt, dass es andere Hunde zu meiden und zu vertreiben gilt.
Das Blocken soll nicht Spannungs- und Konfliktgeladen sein, sondern ruhig und souverän.

Es geht um die Führungskompetenz. Wer führt, entscheidet, wie die Situation gelöst werden soll. In dem Fall, als der Labbi ankam, hat Bokar entschieden. Nina hat ihm die Führung überlassen. Das kann man auch mal zulassen, wenn alles gut verläuft. Aber was ist, wenn der andere Hund nicht so freundlich ist oder Bokar mit dem ein Problem hat? Wenn ein Hund lernt, in solchen Situationen immer selber die Entscheidung zu treffen, kann der Schuss auch nach hinten losgehen und die Leinenführigkeit incl. der Führungskompetenz hat sich erledigt.

Ich denke, dass das Blocken oftmals falsch umgesetzt wird. Es ist nichts Negatives, eine Situation zu regeln. Es muss nur angemessen sein. Zum Regeln gehört das Blocken (ruhig und souverän), auch um Energie rauszunehmen und die Hunde eine Chance haben, sich eventuell später, ohne räumliche Einschränkung und dem Sozialpartner hinter sich an der Leine, ruhiger zu begrüßen. Es ist alles Situationsabhängig und vom Lern/Reifezustand des Hundes abhängig.

Ich hatte auch geschrieben, dass man den Hund nicht hinter sich absetzen sollte, da er so die Mimik seines HF nicht sehen kann. Er soll einfach nur stehen bleiben und die Führung dem HF überlassen. Man muss auch keinen Hund vertreiben, sondern er soll lediglich die Individualdistanz einhalten. Ihn einfach in seine Grenzen verweisen. Wenn er 3 Meter vor mir stehen bleibt und mir und meinem Hund das in diesem Moment ausreicht, ist doch alles ok. Es geht nur um das Einfordern eines Raumes/der Individualdistanz. Mal aus einem anderen Blickwinkel betrachtet: ICH möchte diesen Hund nicht in meinem Raum haben (z. B weil ich den HF nicht mag oder der Hund Distanzlos ist oder, oder, oder), dann ist das MEIN Bedürfnis und MIR wichtig und ich habe jedes Recht dazu, das einzufordern. Dabei spielt es erst mal keine Rolle, was mein Hund möchte. Wenn mein Hund seinen Willen durchsetzen möchte, dann haben wir beide in diesem Moment einen Konflikt miteinander und den gilt es auch zu klären. Da nehme ich meinen Hund schon ernst und ignoriere ihn nicht. Ich helfe ihm gerne dabei, sich auch mal zurücknehmen zu können und Geduld zu lernen. Ein ruhiger/entspannter und souveräner Hund lebt auf Dauer gesünder. Wenn ich merke, dass mein Hund bei dem Gegenüber in Stress gerät, dann weiß ich, dass er noch nicht so weit ist, an diesem vorbei zu gehen. Dann nehme ich die Energie raus. Lasse ihn schnuppern, Pipi machen, sich bewegen ... was er gerade braucht, um sich runterzufahren und wenn nötig, drehen wir auch um. Es gibt kein Patentrezept. Jedes Mensch-Hund-Team ist individuell, aber ich würde dem Hund zu Liebe immer an der Inpulskontrolle, Frusttoleranz und Geduld arbeiten, weil Dauerstress einfach ungesund ist.

Wenn ich möchte, dass mein Hund künftig an der Leine zu jedem Hund hinzieht, kann man solche Situationen zulassen und ihn entscheiden lassen. Wenn ich möchte, dass mein Hund sich an der Leine zurücknimmt und dem HF die Führung/Entscheidung überlässt, muss ich als HF auch die Situation lösen/regeln.
 
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Babs
16. März 22:24
Ja cool, das mit dem Spiegel werde ich morgen direkt mal ausprobieren! Und solche Dinge in der Spielgruppe zu üben, darauf hätte ich eigentlich auch selbst kommen können 🤦🏼‍♀️ Impulskontrolle und Frustrationstoleranz trainieren wir grundsätzlich immer mal wieder irgendwo mit eingebaut. Oder auch gezielt z.B. mit der Reizangel, wo er auf Kommando abbrechen muss. Seine Impulskontrolle ist mittlerweile wirklich ziemlich gut, mit dem Frust ist es noch so eine Sache, aber auch schon sehr viel besser geworden. Früher hat er bei Hundebegegnungen immer in die Leine gebissen, das liegt aber zum Glück schon weit hinter uns. Ich danke dir für deine ausführliche Antwort und die damit verbundene Mühe 😊
Gerne. Halt mich mal auf dem Laufenden, ob Dir das mit dem Spiegel weitergeholfen hat.
Ich denke, dass ihr auf Eurem Weg angekommen seid 😉