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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 31. Juli

"Notfall"-Reaktion bei Leinenreaktivität

Guinness ist einigen Rivalen in der Gegend gegenüber gerade eine ziemliche Popoöffnung. In den allermeisten Fällen bemerke ich seine Vorzeichen und hab das dann sehr gut im Griff, da kann ich auch ohne sonderliche Umstände normal weitergehen. Aber manchmal verpenn ich das rechtzeitige Reagieren oder es kommt jemand um ein Eck und dann mutiert er zum Monstrum, incl ganz hässliches, geiferndes Knurren. Da denkst du, der will den Anderen fressen. Ich find das derart GACK!, dass ich Probleme hab, da vernünftig darauf zu reagieren, meist werd ich dann auf Guinness ärgerlich und wir enden in einem Gerangel um Kontrolle. Ich möchte mir jetzt dafür eine Notfall-Reaktion zurechtlegen, um diesem Blödsinn entgegenzusteuern, möchte aber gleich von vorne weg "Nebenwirkungen" möglichst vermeiden - also zB wenn ich G einfach kurz nehmen und stehen bleiben würde, könnte er daraus schließen wenn er steht und geifert, geht der Rivale weg...? Habt ihr vielleicht Vorschläge, was eine sinnvolle Reaktion sein könnte, wenn er bereits ausgelöst hat?
 
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Nina &
16. März 10:10
Da wir ja auch betroffen sind von diesem Leinenproblem, möchte ich gern mal berichten. Ich hab hier ja auch mitgelesen, einige Tipps mitgenommen und fleißig geübt.
Gestern Abend hatten wir die Situation, wer kennt es nicht, plötzlich kamen 2 unangeleinte schwarze Labbirüden um die Ecke. Bokars absolute Endgegner (aufgrund der Rasse und Farbe). Der eine ließ sich abrufen, der andere trabte fröhlich auf Bokar zu 🙈 der war noch jung, 7 Monate. Ich ließ die Leine locker, weil ich dachte, wenn ich ihn nun hektisch wegziehe, geht das eh schief und wenn Bokar nach vorne geht, kann der Labbi ja ausweichen, zumal Bokar ja keine Beschädigungsabsicht hat. Aber, wer hätte es gedacht, sie haben sich friedlich beschnüffelt. Herrchen kam mit dem anderen noch dazu auf 1 Meter Abstand. Ich erklärte die Situation, er entschuldigte sich und wir quatschen noch kurz. Dann merkte ich aber, dass Bokar die Situation mit den nun 2 schwarzen Rüden unangenehm war und wir verabschiedeten uns. Im Weggehen hat Bokar dann einmal geknurrt, aber das wars. Das hab ich auch nicht kommentiert. Ich weiß nicht, woran es nun gelegen hat, dass das friedlich ablief, aber es hat mich gefreut, weil es ja definitiv ein Fortschritt war, auch wenn es eben nicht geplant war und ich das sonst so nicht zugelassen hätte, dass er einfach in so eine Konfrontation gerät.
 
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Babs
16. März 14:00
Da wir ja auch betroffen sind von diesem Leinenproblem, möchte ich gern mal berichten. Ich hab hier ja auch mitgelesen, einige Tipps mitgenommen und fleißig geübt. Gestern Abend hatten wir die Situation, wer kennt es nicht, plötzlich kamen 2 unangeleinte schwarze Labbirüden um die Ecke. Bokars absolute Endgegner (aufgrund der Rasse und Farbe). Der eine ließ sich abrufen, der andere trabte fröhlich auf Bokar zu 🙈 der war noch jung, 7 Monate. Ich ließ die Leine locker, weil ich dachte, wenn ich ihn nun hektisch wegziehe, geht das eh schief und wenn Bokar nach vorne geht, kann der Labbi ja ausweichen, zumal Bokar ja keine Beschädigungsabsicht hat. Aber, wer hätte es gedacht, sie haben sich friedlich beschnüffelt. Herrchen kam mit dem anderen noch dazu auf 1 Meter Abstand. Ich erklärte die Situation, er entschuldigte sich und wir quatschen noch kurz. Dann merkte ich aber, dass Bokar die Situation mit den nun 2 schwarzen Rüden unangenehm war und wir verabschiedeten uns. Im Weggehen hat Bokar dann einmal geknurrt, aber das wars. Das hab ich auch nicht kommentiert. Ich weiß nicht, woran es nun gelegen hat, dass das friedlich ablief, aber es hat mich gefreut, weil es ja definitiv ein Fortschritt war, auch wenn es eben nicht geplant war und ich das sonst so nicht zugelassen hätte, dass er einfach in so eine Konfrontation gerät.
Ich finde Deinen Gedankengang super:" ... Wenn Bokar nach vorne geht, kann der Labbi ja ausweichen." Anderer Blickwinkel 👍👍👍. Du hast für Dich den Stress rausgenommen und die Situation "stressfrei" gemacht. Keine hektischen Bewegungen ... Dann hast Du toll auf Bokar geachtet. Er fand die Situation unangenehm, hat es ein bissel ausgehalten, und dann bist Du entspannt weiter gegangen. Finde ich sehr schön für Euch geregelt. Für das Herrchen von dem 7 Monate alten Labbi allerdings steht jetzt eine Menge Arbeit an.
 
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Nina &
16. März 14:29
Ich finde Deinen Gedankengang super:" ... Wenn Bokar nach vorne geht, kann der Labbi ja ausweichen." Anderer Blickwinkel 👍👍👍. Du hast für Dich den Stress rausgenommen und die Situation "stressfrei" gemacht. Keine hektischen Bewegungen ... Dann hast Du toll auf Bokar geachtet. Er fand die Situation unangenehm, hat es ein bissel ausgehalten, und dann bist Du entspannt weiter gegangen. Finde ich sehr schön für Euch geregelt. Für das Herrchen von dem 7 Monate alten Labbi allerdings steht jetzt eine Menge Arbeit an.
Ja, der Mann von den Labbis meinte, eigentlich kommt der Kleine auch, wenn der Große kehrt macht. Naja, da siegte eben die Neugierde, finde ich auch nicht schlimm, war halt nur beim falschen Hund 😅

Du wirst Recht haben, vermutlich war es mein "Resignieren", weil ich nicht mehr anders hätte reagieren können, außer eben mit Hektik.
Man könnte vielleicht auch sagen, ICH habe dazugelernt. Aber ich denke, auch für Bokar war es gut zu sehen, dass eben nicht jeder fremde Hund ihm was Böses will und sowas auch friedlich ablaufen kann und dass ich ihn aus der Situation rausnehme, wenn es ihm zu viel wird. Ich hoffe, dass dieses Erlebnis sein Vertrauen in mich ein wenig dahingehend stärkt, dass ich solche Situationen einschätzen und regeln kann und er das nicht muss.
 
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Babs
16. März 16:17
Ja, der Mann von den Labbis meinte, eigentlich kommt der Kleine auch, wenn der Große kehrt macht. Naja, da siegte eben die Neugierde, finde ich auch nicht schlimm, war halt nur beim falschen Hund 😅 Du wirst Recht haben, vermutlich war es mein "Resignieren", weil ich nicht mehr anders hätte reagieren können, außer eben mit Hektik. Man könnte vielleicht auch sagen, ICH habe dazugelernt. Aber ich denke, auch für Bokar war es gut zu sehen, dass eben nicht jeder fremde Hund ihm was Böses will und sowas auch friedlich ablaufen kann und dass ich ihn aus der Situation rausnehme, wenn es ihm zu viel wird. Ich hoffe, dass dieses Erlebnis sein Vertrauen in mich ein wenig dahingehend stärkt, dass ich solche Situationen einschätzen und regeln kann und er das nicht muss.
So, wie Du es geschildert hast, war das m. E. für Bokar, aber auch für Dich, eine positive Erfahrung.

Wo liegt denn genau Euer Problem?
 
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Dogorama-Mitglied
16. März 16:35
Ich finde Deinen Gedankengang super:" ... Wenn Bokar nach vorne geht, kann der Labbi ja ausweichen." Anderer Blickwinkel 👍👍👍. Du hast für Dich den Stress rausgenommen und die Situation "stressfrei" gemacht. Keine hektischen Bewegungen ... Dann hast Du toll auf Bokar geachtet. Er fand die Situation unangenehm, hat es ein bissel ausgehalten, und dann bist Du entspannt weiter gegangen. Finde ich sehr schön für Euch geregelt. Für das Herrchen von dem 7 Monate alten Labbi allerdings steht jetzt eine Menge Arbeit an.
Wieso steht für den eine Menge Arbeit an? Oder meinst du das ganz allgemein, weil halt Junghunde eine Menge Arbeit sind?
 
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Babs
16. März 17:07
Wieso steht für den eine Menge Arbeit an? Oder meinst du das ganz allgemein, weil halt Junghunde eine Menge Arbeit sind?
Der 7 Monate alte Labbi hatte ein wunderbares Erfolgserlebnis. Er ist auf einen femdem Hund zugelaufen und dort nett begrüßt worden. Das war ja sein Ziel. Der Rückruf hat nicht wirklich geklappt, da der Labbi sich dagegen entschieden hat zu seinem Herrchen zu laufen.
Nun hat Herrchen 2 Baustellen: einen nicht funktionierenden Rückruf und das es sich lohnt zum anderen Hund zu rennen (wäre er von Bokar verbellt worden oder von Nina abgeblockt worden, hätte sich das möglicherweise anders auf den Labbi ausgewirkt, da er nicht an sein Ziel gekommen wäre). Wenn der Kleine noch mal so an sein Ziel kommt, wird es noch schwerer ihn davon zu überzeugen, dass das nicht in Ordnung ist. Und das sind dann auch die Hunde, die man später "Der tut nix" nennt. Hinzu kommt das Alter. Mit 7 Monaten testen Hunde gerne mal aus.

Nina schrieb ja dann noch, dass der Kleine sich normalerweise an den Großen orientiert. Das ist nun die 3. Baustelle. Der Kleine hat sich entschieden, sich nicht mehr an den Großen zu orientieren. Zumindest beim Rückruf. Das ist aber ein Problem der Mehrhundehaltung, wenn man nicht getrennt trainiert und mit der Orientierung der Hunde untereinander arbeitet.

Ich mag solche Situationen, da man wunderbar erkennen kann, wo die Baustellen sind. Dann kann man daran arbeiten.

Junghunde machen natürlich mehr Arbeit, da sie in ihrer Charakterfindung sind und vieles hinterfragen, aber wenn man in dieser Zeit bzw. Aauch schon im Welpenalter ordentlich mit ihnen arbeitet, dann sind viele Themen auch schnell durch.

Ich persönlich würde heute auch einige Sachen anders angehen. Die Bereiche, die wir im Welpenalter erarbeitet hatten, in der Pubertät dann zwar hinterfragt wurden, waren im Erwachsenenalter dann wieder super präsent (wie im Welpenalter). Ich musste nur aufpassen, dass keine Erfolgserlebnisse in der Pubertätsphase passierten.
 
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Nina &
16. März 17:21
So, wie Du es geschildert hast, war das m. E. für Bokar, aber auch für Dich, eine positive Erfahrung. Wo liegt denn genau Euer Problem?
Unser Problem sind Fremdhundebegnungen. Auf der einen Seite, weil Bokar 2 Mal gebissen wurde, weil ein fremder Hund auf ihn zu rannte. Deswegen hasst er dunkle Labradore. Dann kommt natürlich die Pubertät dazu und fremde Rüden sind nochmal mehr doof. Und ich vermute dadurch, dass ich 2 mal nicht verhindern konnte, dass er gebissen wurde, hielt er mich wohl, nicht ganz zu Unrecht, für unfähig, Begegnungen mit fremden Hunden zu regeln und hatte sich entschlossen, dass Angriff die Beste Variante ist, um sich diese vom Leib zu halten.

Allerdings sind wir schon sehr viel weiter, wir können inzwischen an sehr vielen Hunden kommentarlos vorbeigehen, aber eben noch nicht an allen.
 
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Nina &
16. März 17:26
Der 7 Monate alte Labbi hatte ein wunderbares Erfolgserlebnis. Er ist auf einen femdem Hund zugelaufen und dort nett begrüßt worden. Das war ja sein Ziel. Der Rückruf hat nicht wirklich geklappt, da der Labbi sich dagegen entschieden hat zu seinem Herrchen zu laufen. Nun hat Herrchen 2 Baustellen: einen nicht funktionierenden Rückruf und das es sich lohnt zum anderen Hund zu rennen (wäre er von Bokar verbellt worden oder von Nina abgeblockt worden, hätte sich das möglicherweise anders auf den Labbi ausgewirkt, da er nicht an sein Ziel gekommen wäre). Wenn der Kleine noch mal so an sein Ziel kommt, wird es noch schwerer ihn davon zu überzeugen, dass das nicht in Ordnung ist. Und das sind dann auch die Hunde, die man später "Der tut nix" nennt. Hinzu kommt das Alter. Mit 7 Monaten testen Hunde gerne mal aus. Nina schrieb ja dann noch, dass der Kleine sich normalerweise an den Großen orientiert. Das ist nun die 3. Baustelle. Der Kleine hat sich entschieden, sich nicht mehr an den Großen zu orientieren. Zumindest beim Rückruf. Das ist aber ein Problem der Mehrhundehaltung, wenn man nicht getrennt trainiert und mit der Orientierung der Hunde untereinander arbeitet. Ich mag solche Situationen, da man wunderbar erkennen kann, wo die Baustellen sind. Dann kann man daran arbeiten. Junghunde machen natürlich mehr Arbeit, da sie in ihrer Charakterfindung sind und vieles hinterfragen, aber wenn man in dieser Zeit bzw. Aauch schon im Welpenalter ordentlich mit ihnen arbeitet, dann sind viele Themen auch schnell durch. Ich persönlich würde heute auch einige Sachen anders angehen. Die Bereiche, die wir im Welpenalter erarbeitet hatten, in der Pubertät dann zwar hinterfragt wurden, waren im Erwachsenenalter dann wieder super präsent (wie im Welpenalter). Ich musste nur aufpassen, dass keine Erfolgserlebnisse in der Pubertätsphase passierten.
Das stimmt. Der Labbi hatte ein Erfolgserlebis durch mein Verhalten. Das wurde mir im Nachhinein auch bewusst. Hätte ich ihn aber geblockt, hätte Bokar ausgelöst. Deswegen hielt ich es in dem Moment, ein wenig auch egoistisch, für klüger, das laufen zu lassen. Denn sonst wäre es wieder ein negatives Erlebnis für Bokar geworden. Es ist schwierig, in so plötzlichen Situationen alles richtig machen und alle daraus resultierenden Konsequenzen zu überdenken.
 
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Babs
16. März 17:27
Unser Problem sind Fremdhundebegnungen. Auf der einen Seite, weil Bokar 2 Mal gebissen wurde, weil ein fremder Hund auf ihn zu rannte. Deswegen hasst er dunkle Labradore. Dann kommt natürlich die Pubertät dazu und fremde Rüden sind nochmal mehr doof. Und ich vermute dadurch, dass ich 2 mal nicht verhindern konnte, dass er gebissen wurde, hielt er mich wohl, nicht ganz zu Unrecht, für unfähig, Begegnungen mit fremden Hunden zu regeln und hatte sich entschlossen, dass Angriff die Beste Variante ist, um sich diese vom Leib zu halten. Allerdings sind wir schon sehr viel weiter, wir können inzwischen an sehr vielen Hunden kommentarlos vorbeigehen, aber eben noch nicht an allen.
Das hört sich nach viel Training für Euch an. Ridgebacks haben ja eh von Natur gerne ihren eigenen Kopf. Ihr scheint ja für Euch auf Euren richtigen Weg zu sein 👍👍.
 
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Nina &
16. März 17:29
Das hört sich nach viel Training für Euch an. Ridgebacks haben ja eh von Natur gerne ihren eigenen Kopf. Ihr scheint ja für Euch auf Euren richtigen Weg zu sein 👍👍.
Ja, sie sind eben auch dafür gezüchtet, eigenständig Entscheidungen zu treffen und Strategien zu entwickeln.

Es fühlt sich im Moment jedenfalls so an, als wären wir auf dem richtigen Weg. Aber das Entscheidende war einfach, dass ich gesehen habe, wie sehr er mich spiegelt und wie sehr sein Verhalten von meinem abhängt.