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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 19. Feb.

"Müssen wir als Menschen Rudelführer unserer Hunde sein?"

Hallo ihr Lieben, ich habe gerade ein neues Video zum Thema "Rudelfüher" / "Chef" / "Dominanz" gesehen und war ganz erstaunt, dass das im Fernsehen lief. Hat das von euch jemand gesehen? Was sind eure Gedanken dazu? https://youtu.be/6zwIUBqH2Kg
 
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Dogorama-Mitglied
9. Feb. 07:24
Gutes, wichtiges Thema, daher fällt meine Antwort auch etwas länger aus. Wobei ich das Video etwas enttäuschend fand. Der Tenor ist, dass Rudelführer sein zu müssen altes überholtes Denken ist. Die Beispiele dazu sind dann doch sehr schwarz-weiß. Das ruppige "Erziehen" an einem Stoffhund zu zeigen, finde ich eine sehr gute Idee, aber den meisten Hundehaltern geht es heute doch gar nicht mehr um diese ruppig- dominante Art. Viele mit positiver Bestärkung arbeitende Trainer und Halter halten daran fest, dass es wichtig ist, dass der Mensch das Sagen hat. Und das geht nicht immer nur freundlich, da muss es für den Hund auch mal unangenehm werden (und damit meine ich ausschließlich so etwas wie Ignorieren, mit Abbruchsignal unterbrechen, konsequent die Befolgung eines Kommandos verlangen, Anleinen wenn der Hund nicht hört, ...) Meine Meinung zum Rudelführer ist, dass der Mensch das ohne Zweifel sein muss. Aber er muss den Boss nicht in jeder Situation raushängen lassen. Wenn mein Hund sich bei Rehsichtung oder Wildfährte abrufen lässt, darf er frei laufen, und auch kreuz und quer. Wenn mein Hund leinenführig ist und bei Begegnungen nicht nach vorne geht, darf er an der Leine auch vor mir laufen. Wenn ich dem Hund das Futter grundsätzlich wegnehmen darf, muss ich das nicht ständig üben. Kurz gesagt, wenn der Hund sich gut benimmt, kann ich ihm auch viele Freiheiten lassen. Trotzdem bleibe ich Rudelführer. Ich vergleiche das gerne mit einem Stadtführer oder Reiseleiter. Man ist für seine Gruppe verantwortlich, muss sie sicher durch die Stadt führen, das auch interessant gestalten. Man kann es nicht gebrauchen, wenn da jemand macht, was er will, die Gruppe verlässt oder stört. Dann muss man einen Weg finden, sich durchzusetzen. Versteht sich von selbst, dass kein Stadtführer auf renitente Gruppenmitglieder einprügelt oder tritt. Am besten funktioniert es, wenn man das Vertrauen der Gruppe genießt, dass man seinen Job gut macht. Und das Vertrauen hat man nur, wenn man seinen Job tatsächlich gut macht. Also in diesem Sinne sollte man Rudelführer sein. Das ergibt sich für mich schon daraus, dass man für den Hund und sein Verhalten verantwortlich ist. Aber auch, weil ich fest daran glaube, dass geführte Hunde glücklicher sind als Hunde die überwiegend machen können, was sie wollen. Das Thema, wer zuerst durch die Tür geht, finde ich bei (angeleinten) Hunden, die zuverlässig vor der Tür stehen bleiben, unwichtig. Die meisten Hunde reagieren aber auf irgendwas, und wenn ich nicht nachsehe, ob das draußen auf uns wartet, bevor der Hund durch die Tür geht, kann mich die Reaktion böse überraschen. Bei unserer Hundegruppe war es uns von Anfang an wichtig, mit allen 4 Spazierengehen zu können. Das heißt, durch die Tür gehen nur nach Freigabe, nachdem ich einen Blick nach draußen geworfen habe. Vor der Tür Sitz, bis ich den Schlüssel verstaut und das Aufbruchkommando gegeben habe. Und dann diszipliniert losgehen. Das zu erreichen war (und ist manchmal noch) viel Arbeit, und die Hunde neben und hinter mir gehen zu lassen, und die Seite, auf der sie gehen, zu bestimmen, erleichtert das Ganze ungemein. Aber wir gehen natürlich nicht den ganzen Spaziergang so geordnet. Fazit: Die grundsätzlichen Aussagen in dem Video finde ich gut und richtig, aber man hätte mehr Leute erreichen können, wenn differenzierter auf mehr Facetten eingegangen worden wäre.
Ersetzten wir das Rudel "führen" in Rudel "leiten".
Ich lenke und leite meine Hundegruppe.
Ich fordere Gehorsam ein wo es nötig ist. Das bedarf sehr viel Übung und konsequent und ständige Anpassung an die Entwicklung an mein Rudel. Dafür bekommen sie auch viel Freiheiten, wie rennen ohne Leine.

Müssen Menschen Rudelführer unserer Hunde sein.
@Steffi ... 4 Hunde unterschiedlichster Herkunft. Wie würdest du ohne Führung so ein Rudel beschreiben.
Was hätten die für ein Leben ?
 
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Dogorama-Mitglied
9. Feb. 08:16
Ich habe mir das Video und noch weitere von ihr angesehen und finde ihre Einstellung schwierig. Sie sagt man soll dem Hund gegenüber immer freundlich sein und ihn nie zu etwas zwingen was er nicht will. Für mich ist das keine gute Idee. Natürlich soll der Hund ein schönes Leben haben und nicht permanent Dinge machen die er nicht will. Aber manchmal muss er auch durch unangenehme Situationen durch, um etwas besseres zu bekommen. Wenn ich meinen Hund fragen würde ob er durch die Stadt laufen will, in die Hundeschule soll oder mit anderen Hunden spazieren gehen muss, dann würde er sich dagegen entscheiden. Trotzdem muss er da durch, einfach weil es langfristig seinen Alltag erleichtert. Und wenn er sich nicht benimmt dann gibt es klare Grenzen und Ansagen. Alles andere empfinde ich dem Hund gegenüber als unfair.

Mir gefällt die Art wie sie ihre Einstellung formuliert nicht. Das hat etwas von "die bösen alte Art zu erziehen" und "meine ist die richtige". Wie hier schon geschrieben wurde, mir fehlen die Nuancen.
 
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Katrin
9. Feb. 08:26
Ich stimme in soweit überein daß vieles was heute noch in der Hundeschule unterrichtet wird Blödsinn ist (zum Beispiel das als erstes durch die Tür gehen). Rein positiv zu erziehen ist aber auch für mich nicht der richtige Weg. Als Hundehalterin ist es meine Aufgabe dem Hund Regeln und Grenzen zu setzen. Je besser diese eingehalten werden umso mehr Freiheiten sind möglich. Wie streng ich dabei sein muß hängt aber auch vom Hund ab. Ein Sensibelchen benötigt einen anderen Umgang als einer der von sich aus alles erstmal in Frage stellt.
 
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Olli
9. Feb. 08:29
Das ist eine Buchvorstellung in einem Morgen-Mittags-wasauchimmer-Magazin. Natürlich werden da seitens der Moderatorin bestimmte Situationen dramatisiert, damit die Autorin als der Heilsbringer dastehen kann. Sie erzählt ja auch nichts Neues, aber die Philosophie dahinter, mit dem Hund freundlich und fair umzugehen, ist nicht verkehrt.
 
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Nadine
9. Feb. 08:35
Ich finde auch, es ist viel richtiges an dem Video dran. Ich bin aber kein Fan von Schwarz-Weiß-denken und finde vieles auch übertrieben. Mein Hund muss zum Beispiel abfragen, bevor es durch Wohnungs-oder Haustür geht. Und je nach Situation gehe ich zuerst oder schicke ihn vor. Und ja, das haben wir mit blocken aufgebaut, aber eben nicht mit "zurück treten", wie sie es dramatisiert hat. Ist bei uns ein muss, weil er eben unsicher ist und viele Menschen und Hunde bei uns unterwegs sind - die er in seiner Überforderung attackieren würde. Er darf auch meistens vor gehen und schnüffeln, auch Entscheidungen treffen, außer ich schicke ihn hinter mich. Das wird dann auch von ihm akzeptiert und natürlich wurde es positiv aufgebaut.

Wo ich allerdings voll zustimme ist, dass die Rudelführer-Theorie überholt ist. Wenn mein Hund mal wieder pöbelt, liegt das ganz sicher nicht daran, dass er Chef sein will, sondern dass er mit der Situation überfordert ist. Und genau daran wird dann gemeinsam gearbeitet.
 
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Dogorama-Mitglied
9. Feb. 09:10
Für mich sehr spannend ist, hier zu lesen, dass das Video auch von manchen so wahrgenommen wird als würde beispielsweise "den Hund zuerst durch die Tür gehen lassen" als immer richtig dargestellt. Ich nehme es eher wahr als ein "es ist eben nicht immer falsch". Auch habe ich die gezeigten Szenen mit dem Plüschhund vielleicht anders wahrgenommen...auch ich begrenze Spiky körperlich. Habe aber nicht das Gefühl dass das Video meine Erziehungsmethode "ankreidet" denn insgesamt war mein Eindruck es geht darum, dass die Kommunikation auf Augenhöhe und fair stattfindet.
 
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Dogorama-Mitglied
9. Feb. 10:12
Irgendwie fühlt es sich gerade so an, als würde das Interview ein wenig falsch verstanden werden. Natürlich ist das nur ein kleiner Einblick und bei so kurzer Sendezeit ist es sicher nicht möglich, auf individuelle Einzelfälle einzugehen. Aber das Ziel hier war gewiss auch eher die breite Masse zu erreichen und eben einzig den Gedanken weg von aversiven Methoden, Druck und Machtgedanken zu lenken. Und bei wem auch immer dann Interesse geweckt wurde, dem stehen doch alle Türen offen, sich weiter zu informieren und auch individuellere Fragen zu stellen.
Dass jeder Hund als Individuum gesehen werden sollte, ist uns doch mittlerweile gewiss allen klar. Natürlich spielen da u.a. rassebedingte Veranlagungen mit rein, welche es zu berücksichtigen gibt. Dennoch sollte grundsätzlich für jeden Hund gelten, dass er mit Liebe, Verständnis, Respekt und Fairness behandelt wird. Da Unterschiede hinsichtlich Rassen, Vorlieben etc. zu machen empfände ich als unangemessen. Denn nur weil der eine Hund Hetzen als lohnenswert empfindet und ein anderer Vorstehen bevorzugt, sollte dies weder beim einen, noch beim anderen Hund aversive Methoden rechtfertigen. Lediglich die Herangehensweise damit ist eine andere.


Um mich mal hinsichtlich des Schubladendenkens zu erklären nur ein kleines Statement: Kampfhunde.
Na gut, ich mache es doch länger ^^ Wie viele Jahre trugen diverse Vertreter verschiedenster Rassen diesen Stempel, wurden misshandelt, missverstanden und mit Druck und Gewalt trainiert? Oder Schoßhunde. Allein beim Lesen dieses Wortes haben wir alle ein Bild im Kopf. Was aber, wenn auch ein Labrador gerne verwöhnt wird? Tanzt der dann aus der Reihe? Nun sind wir ja schon bei Labradoren. Wie gerne wird behauptet, alle Vertreter dieser Rasse würden gerne etwas tragen, schwimmen und stets in der Nähe ihrer Menschen sein? Mag ja auf viele Exemplare zutreffen, aber eben nicht auf alle. Wir verfrachten Rassehunde (auch Mischlinge) in unterschiedliche Schubladen, um uns ihr Verhalten zu erklären, sie nach standardisierten Methoden zu erziehen und z.T. sogar unsere Lebenspläne anhand einer Rassebeschreibung zu schmieden. Egal, welche Rasse, egal woher ein Hund kommt... Es sollte immer individuell geschaut werden! Natürlich sind Rassetypen da manchmal hilfreich, um Ansätze zu finden, aber ehrlich gesagt sind sie nicht mehr als eine Hilfestellung. Denn wenn ich fest davon überzeugt bin, dass ein Schäferhund mich beschützt, wenn er andere Hunde verbellt und dann mit dieser Annahme trainiere, dann hilft das dem Schäferhund kein Stück weiter, wenn er statt eines beschützenden Verhaltens beispielsweise eine Reaktion auf Schmerzen zeigt. Ich hoffe, meine Erklärung ist nachvollziehbar.


Im Großen und Ganzen geht es in dem Video doch um das Wie. Wie bringe ich einem Hund Leinenführigkeit bei? Wie zeige ich ihm, dass ich ihn nur auf einem bestimmten Platz der Couch möchte? Wie ist mein Umgang mit dem Tier? Und hier ist der Punkt! Die Frau weist ja darauf hin, dass es eben fair möglich ist, dass die Bedürfnisse der Tiere berücksichtigt werden sollten und, dass man gerne mal Trainingsmethoden hinterfragen sollte. Darum vermutlich auch die überspitzte Darstellung mit dem Plüschhund.
Hier wurde z.B. geschrieben, dass ein Hund vorne gehen darf, sofern er leinenführig ist und bei Begegnungen nicht nach vorne geht. Und wenn er nicht leinenführig ist? Und wenn er eine Tendenz nach vorne bei Begegnungen hat? Hier kommt wieder die Frage nach dem Wie, egal welche Antworten auf meine Fragen kämen.
Auch gibt es tolle Erklärungen dazu, dass bei einer Futterverteidigung Wegnehmen, Einschüchtern etc. kontraproduktiv wirken. Aber das ist hier nicht Thema und selbst wenn, verweise ich an dieser Stelle wieder auf das Wie.


Ich mag den Vergleich mit dem Reiseführer irgendwie gerne. Man stelle sich mal vor, wir leiten eine Gruppe fremder Menschen durch eine neue Stadt. Da käme doch niemand von euch auf die Idee, Ausreißer anzuschreien, in die Reihe zu schubsen oder ihnen physisch zu drohen. Niemand! Selbst bei pubertären Jugendlichen läge dieser Gedanke fern. Und nun gehen wir ein paar Jährchen in unserer Geschichte zurück. Da fallen mir dann so Sachen wie Schlagstock, auf's Knie legen, verbale Gewalt etc. ein. Hat funktioniert. Nur wie? Und was hat es mit den Menschen gemacht? Sowohl mit denen, die diese Methoden anwandten, als auch mit denen, die sie am eigenen Leib zu spüren bekamen.


Ich finde es ziemlich schade, dass hier dieser Frau unterstellt wird, sie würde weder Verantwortung, noch 'Führung' befürworten. Nur, weil sie eben einen freundschaftlichen Weg wählt. Aber auch Freunde führen einander und geben Acht. Egal, wie viele Hunde man betreut, egal woher sie stammen und welche Päckchen sie tragen. Wir tragen die Verantwortung und es liegt an uns, ihnen zu helfen. Aber auch hier wieder: Wie?


Um es nochmal zusammenzufassen bzw. meine Gedanken dazu zu addieren: Mit dem Körper arbeiten, Signalwörter einführen und abfragen etc. sind Basics im Umgang mit unseren Hunden. Ich finde Blocken in den meisten Fällen arg verwerflich. In den meisten, denn es kann auch freundlich geübt und dann abgefragt werden. Ebenso kann es ruhig und frei von Stress ausgeführt werden. Wenn ich zum Beispiel als erste durch die Tür möchte, dann gehe ich ganz ruhig vor meine Hündin. Sofern sie zu nah an der Tür ist, bitte ich sie vorab eben einen Schritt zurück zu machen. Dafür muss ich sie nicht bedrängen, belästigen oder einschüchtern. Das geht auch in aller Ruhe und freundlich. Wenn sie nun dahin tendiert einen fremden Hund anzuspringen, weil dieser zu nah ist oder ihr Angst macht und es mir nicht möglich ist, noch auszuweichen, dann greife ich mit Ankündigung und vorherigem Training selbstverständlich in ihr Geschirr oder nach meiner Hündin selbst und halte sie davon ab. Natürlich ist das situativ abhängig und manchmal bedarf es vielleicht auch einen strengeren Ton. Das ist doch alles nachvollziehbar. Doch im Großen und Ganzen sind diese altbackenen Methoden, welche zudem durch Mythen und schrägem Gedankengut geprägt wurden, einfach überholt und unnötig. Und nichts anderes höre ich in diesem Interview.
 
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Sonja
9. Feb. 11:16
Irgendwie fühlt es sich gerade so an, als würde das Interview ein wenig falsch verstanden werden. Natürlich ist das nur ein kleiner Einblick und bei so kurzer Sendezeit ist es sicher nicht möglich, auf individuelle Einzelfälle einzugehen. Aber das Ziel hier war gewiss auch eher die breite Masse zu erreichen und eben einzig den Gedanken weg von aversiven Methoden, Druck und Machtgedanken zu lenken. Und bei wem auch immer dann Interesse geweckt wurde, dem stehen doch alle Türen offen, sich weiter zu informieren und auch individuellere Fragen zu stellen. Dass jeder Hund als Individuum gesehen werden sollte, ist uns doch mittlerweile gewiss allen klar. Natürlich spielen da u.a. rassebedingte Veranlagungen mit rein, welche es zu berücksichtigen gibt. Dennoch sollte grundsätzlich für jeden Hund gelten, dass er mit Liebe, Verständnis, Respekt und Fairness behandelt wird. Da Unterschiede hinsichtlich Rassen, Vorlieben etc. zu machen empfände ich als unangemessen. Denn nur weil der eine Hund Hetzen als lohnenswert empfindet und ein anderer Vorstehen bevorzugt, sollte dies weder beim einen, noch beim anderen Hund aversive Methoden rechtfertigen. Lediglich die Herangehensweise damit ist eine andere. Um mich mal hinsichtlich des Schubladendenkens zu erklären nur ein kleines Statement: Kampfhunde. Na gut, ich mache es doch länger ^^ Wie viele Jahre trugen diverse Vertreter verschiedenster Rassen diesen Stempel, wurden misshandelt, missverstanden und mit Druck und Gewalt trainiert? Oder Schoßhunde. Allein beim Lesen dieses Wortes haben wir alle ein Bild im Kopf. Was aber, wenn auch ein Labrador gerne verwöhnt wird? Tanzt der dann aus der Reihe? Nun sind wir ja schon bei Labradoren. Wie gerne wird behauptet, alle Vertreter dieser Rasse würden gerne etwas tragen, schwimmen und stets in der Nähe ihrer Menschen sein? Mag ja auf viele Exemplare zutreffen, aber eben nicht auf alle. Wir verfrachten Rassehunde (auch Mischlinge) in unterschiedliche Schubladen, um uns ihr Verhalten zu erklären, sie nach standardisierten Methoden zu erziehen und z.T. sogar unsere Lebenspläne anhand einer Rassebeschreibung zu schmieden. Egal, welche Rasse, egal woher ein Hund kommt... Es sollte immer individuell geschaut werden! Natürlich sind Rassetypen da manchmal hilfreich, um Ansätze zu finden, aber ehrlich gesagt sind sie nicht mehr als eine Hilfestellung. Denn wenn ich fest davon überzeugt bin, dass ein Schäferhund mich beschützt, wenn er andere Hunde verbellt und dann mit dieser Annahme trainiere, dann hilft das dem Schäferhund kein Stück weiter, wenn er statt eines beschützenden Verhaltens beispielsweise eine Reaktion auf Schmerzen zeigt. Ich hoffe, meine Erklärung ist nachvollziehbar. Im Großen und Ganzen geht es in dem Video doch um das Wie. Wie bringe ich einem Hund Leinenführigkeit bei? Wie zeige ich ihm, dass ich ihn nur auf einem bestimmten Platz der Couch möchte? Wie ist mein Umgang mit dem Tier? Und hier ist der Punkt! Die Frau weist ja darauf hin, dass es eben fair möglich ist, dass die Bedürfnisse der Tiere berücksichtigt werden sollten und, dass man gerne mal Trainingsmethoden hinterfragen sollte. Darum vermutlich auch die überspitzte Darstellung mit dem Plüschhund. Hier wurde z.B. geschrieben, dass ein Hund vorne gehen darf, sofern er leinenführig ist und bei Begegnungen nicht nach vorne geht. Und wenn er nicht leinenführig ist? Und wenn er eine Tendenz nach vorne bei Begegnungen hat? Hier kommt wieder die Frage nach dem Wie, egal welche Antworten auf meine Fragen kämen. Auch gibt es tolle Erklärungen dazu, dass bei einer Futterverteidigung Wegnehmen, Einschüchtern etc. kontraproduktiv wirken. Aber das ist hier nicht Thema und selbst wenn, verweise ich an dieser Stelle wieder auf das Wie. Ich mag den Vergleich mit dem Reiseführer irgendwie gerne. Man stelle sich mal vor, wir leiten eine Gruppe fremder Menschen durch eine neue Stadt. Da käme doch niemand von euch auf die Idee, Ausreißer anzuschreien, in die Reihe zu schubsen oder ihnen physisch zu drohen. Niemand! Selbst bei pubertären Jugendlichen läge dieser Gedanke fern. Und nun gehen wir ein paar Jährchen in unserer Geschichte zurück. Da fallen mir dann so Sachen wie Schlagstock, auf's Knie legen, verbale Gewalt etc. ein. Hat funktioniert. Nur wie? Und was hat es mit den Menschen gemacht? Sowohl mit denen, die diese Methoden anwandten, als auch mit denen, die sie am eigenen Leib zu spüren bekamen. Ich finde es ziemlich schade, dass hier dieser Frau unterstellt wird, sie würde weder Verantwortung, noch 'Führung' befürworten. Nur, weil sie eben einen freundschaftlichen Weg wählt. Aber auch Freunde führen einander und geben Acht. Egal, wie viele Hunde man betreut, egal woher sie stammen und welche Päckchen sie tragen. Wir tragen die Verantwortung und es liegt an uns, ihnen zu helfen. Aber auch hier wieder: Wie? Um es nochmal zusammenzufassen bzw. meine Gedanken dazu zu addieren: Mit dem Körper arbeiten, Signalwörter einführen und abfragen etc. sind Basics im Umgang mit unseren Hunden. Ich finde Blocken in den meisten Fällen arg verwerflich. In den meisten, denn es kann auch freundlich geübt und dann abgefragt werden. Ebenso kann es ruhig und frei von Stress ausgeführt werden. Wenn ich zum Beispiel als erste durch die Tür möchte, dann gehe ich ganz ruhig vor meine Hündin. Sofern sie zu nah an der Tür ist, bitte ich sie vorab eben einen Schritt zurück zu machen. Dafür muss ich sie nicht bedrängen, belästigen oder einschüchtern. Das geht auch in aller Ruhe und freundlich. Wenn sie nun dahin tendiert einen fremden Hund anzuspringen, weil dieser zu nah ist oder ihr Angst macht und es mir nicht möglich ist, noch auszuweichen, dann greife ich mit Ankündigung und vorherigem Training selbstverständlich in ihr Geschirr oder nach meiner Hündin selbst und halte sie davon ab. Natürlich ist das situativ abhängig und manchmal bedarf es vielleicht auch einen strengeren Ton. Das ist doch alles nachvollziehbar. Doch im Großen und Ganzen sind diese altbackenen Methoden, welche zudem durch Mythen und schrägem Gedankengut geprägt wurden, einfach überholt und unnötig. Und nichts anderes höre ich in diesem Interview.
Du schreibst aus der Perspektive einer Hundehalterin mit einem eher ängstlichen Hund. Mit dem sollte man auf jeden Fall freundlich umgehen, da stimme ich Dir voll zu.
Aber wenn ich einen ungestümen Draufgänger habe, der tatsächlich Chef sein WILL, oder der einen anderen Hund zu sehr bedrängt, dringe ich mit reiner Freundlichkeit und Bitten nicht immer durch. Es ist das erste Mittel der Wahl, aber wenn die Ohren auf Durchzug geschaltet werden, blocke ich lieber, um mich durchzusetzen. Das ist dann meistens auch kein Dauerzustand.
Beispiel: Nala ist mit ihrer Läufigkeit fast durch. Benny ist zwar kastriert, aber aufreiten lassen wollten wir ihn trotzdem nicht. Das Interesse war 1 Woche lang aber sehr groß.
Jeder Aufreitversuch wurde mit einer Ermahnung körperlich geblockt, was er auch gut akzeptiert hat. Nach 2 anstrengenden Tagen hat die Ermahnung ausgereicht, obwohl das Interesse ungebrochen war.
Beispiel Leinenführigkeit: Mit 4 Hunden Spazierengehen war anfangs chaotisch. Immer, wenn ich die Leinen lockerer gelassen habe, sind sie kreuz und quer gelaufen, haben die Leinen verknotet, gezogen. Seit wir das hinter mir bleiben trainieren und bei allen gemeinsamen Spaziergängen einfordern, solange die Leinen dran sind, können wir mit 4 durchhängenden Leinen entspannt gehen.
 
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Ute
9. Feb. 11:18
Unsere Bonnie war schon als Welpe recht schwierig und hat auch einen starken Dickkopf.
Damals als Welpe waren wir beim VDH Hundeverein in der Welpenschule. Der Trainer hat uns damals gesagt "da muss man zur Not auch massiv werden" und das wurden wir eine begrenzte Zeit lang...wir haben diese Welpenschule dann abgebrochen und sind nicht mehr hingegangen. Aber dieses "massiv werden" hat uns viel Vertrauen gekostet und hat auch nicht heholfen eine gute Bindung zu ihr aufzubauen.
Im Grunde glaube ich, dass sie mir heute noch nicht so richtig über den Weg traut. Es ist unheimlich traurig, dass solche Aussagen immernoch gepredigt werden und damit viel kaputt gemacht wird.
 
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Dogorama-Mitglied
9. Feb. 11:29
Huhu ich habe mir das Video jetzt nicht angesehen (shame on me), würde aber allgemein auf die Frage eingehen wollen :)

Ich finde das Konstrukt „Rudelführer“ veraltet. Am Ende geht es ja darum das ein Hund in die Lebenssituation des Menschen passt.
Und das miteinander baut auf bestimmten Regeln auf, welche auch durch bestimmte Kommandos gestellt sind.
Dieses arrangement ist Fundamental.
Danach folgen gemeinsame Interessen, die in Hundeschulen/ Sportvereinen oder auch im privaten Raum ausgelebt werden.

Das einzige Führen das es in dem Sinne ist, ist das führen um Regeln zu befolgen.
Bin ich damit jetzt ein Rudelführer? Wohl eher nicht.