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Steffi
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Anzahl der Antworten 44
zuletzt 19. Feb.

"Müssen wir als Menschen Rudelführer unserer Hunde sein?"

Hallo ihr Lieben, ich habe gerade ein neues Video zum Thema "Rudelfüher" / "Chef" / "Dominanz" gesehen und war ganz erstaunt, dass das im Fernsehen lief. Hat das von euch jemand gesehen? Was sind eure Gedanken dazu? https://youtu.be/6zwIUBqH2Kg
 
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Jennifer
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8. Feb. 19:49
Danke für's Teilen. Ich hinterfrage gerne alles und mir sind einige Fragen gekommen 😄 Die Grundidee passt, aber manche Vergleiche hinken. Wie Gregor schon mit den Rudel angeführt hat. Gäbe es da nicht bessere, haltbare und auch neuere Beispiele? Die Sequenz mit dem Stofftier finde ich übertrieben und trägt nicht unbedingt zur Glaubwürdigkeit bei. Klar, es gibt so krasse "Trainer", aber immer seltener. Ich fände einen Beitrag zu "Mogelpackung" Hundetraining mal interessant. Es gibt erschreckend viele "positiv" arbeitende Hundetrainer, die unter diesem Deckmantel doch schon die ein oder andere körperliche Methode anwenden, aber eben nicht ganz so offensichtlich. Beispiel aus mehreren Hundeschulen: alles wird über Futter aufgebaut, dem Hund wird bei allem Zeit gelassen. Aber wehe der Hund will beim Spaziergang mal schnüffeln, schwupps wird an der Leine gerissen und das Tier weiter geschleift. Kann man machen, muss man aber nicht als positiv im Marketing bezeichnen. Nicht jeder Hundehalter hinterfragt das, also sind vielleicht auch hier nicht nur die Trainer ausschlaggebend oder schuld. Den Vergleich mit der Kindererziehung hört man auch häufiger, aber ganz zutreffend finde ich das auch nicht. Ich lasse weder Kind noch Hund vor mir aus der Tür. Das hat für mich nichts mit Rüdelführer zu tun, sondern mit Sicherheit direkt an einer Straße. Macht Verantwortungsgefühl dann dominant? Wenn das Kind dabei ist sich einen Regenwurm in den Mund zu stecken, nehme ich ihn weg. Fertig. Da wird nichts anderes aus der Tasche gezaubert und getauscht. Da kann ich hinterher erklären, warum ich das getan habe oder Alternativen für's nächste Mal aufzeigen. Aber von einmal Regenwurm wegnehmen hat kein Kind ein lebenslanges Trauma. So muss das auch beim Hund im Ernstfall funktionieren können. Da soll der Hund nicht fragen "wo bleibt meine Wurst?" bevor ein Giftköder ausgespuckt wird. Klar, man sollte seinen Hund nicht zum Gehorsam prügeln, aber ausschließlich von Tauschgeschäften leben, Diskussionen aus dem Weg gehen und Angst davor zu haben aktiv Grenzen zu setzen erachte ich auch als gefährlich. Wenn der Hund sämtliche Freiheiten hat im Namen der liebevollen Konsequenz kann das auch nach Hinten losgehen. Bei manchen Hunden oder Rassen wird das Gefahrenpotential massiv unterschätzt, welches zu Tage tritt, wenn es keine klaren Regeln, Grenzen und Führung gibt. Bei uns im Umkreis sitzen aktuell viele Cane Corsos in Tierheimen nach massiven Beißvorfällen, weil sie ihre Besitzer beschützt haben und nie gelernt haben, dass der Mensch die Situationen regeln kann. Manche sind im Tierheim auch für ihre Pfleger eine Gefahr und das lässt sich erstmal nicht "schön füttern". Da wird auch durchgegriffen oder es wird körperlich, damit sich der Mensch schützen kann. Verteufelt man dann das Tierheim und die Pfleger, weil ein gegenseitig respektvoller Umgang bei bestem Willen erstmal gar nicht möglich ist? Die Dame im Video ist Hundetrainer, hat Hintergrundwissen und wahrscheinlich viel Zeit für Training mit ihren Hunden. Der Hauptteil aller Hundehalter wird anderweitig berufstätig sein und sich weniger intensiv mit Hunden beschäftigen können. Das vergessen auch oft viele Halter und geben frühzeitig auf, weil es eben nicht so schnell oder gut Erfolge erzielt.
 
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Dogorama-Mitglied
8. Feb. 15:27
Tolles Video, danke fürs Teilen! Auch ein spannendes Buch, ich bin gerade noch an "Hunde lesen lernen" von Maren Grote dran, aber danach kommt das auf meine Liste. Zwei Gedanken habe ich dazu. 1. Mir fällt oft auf, dass Menschen das was hier über HSH gesagt wird auch über Akitas bspw sagen, dann aber im Sinne "der Hund wolle mit besonders viel Respekt behandelt werden" und ich finde das immer so schade, weil ich mir das eben nicht nur für einzelne Rassen sondern für alle Hunde wünsche. 2. Ich frage mich manchmal, ob dieses Dominanzdenken vielleicht früher eine Strategie war, die Halter zu mehr Konsequenz im Umgang mit dem Hund zu bewegen...ich weiß es nicht. Aber ich wünschte mir dass an diese Stelle die Neugierde über hündisches Lernverhalten treten würde.
 
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Christa
8. Feb. 15:42
Toller Betrag!!! Die Frau ist ganz auf meiner Wellenlänge. Hab gleich noch weitere Videos angeschaut und kann das nur weiterempfehlen. Danke für den link
 
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Dogorama-Mitglied
8. Feb. 15:49
Habe es mir auch gerade angeschaut. Und stimmt, das letzte Mal als ich vor 7 Jahren in der hundeschule qar, mit einem Welpen, wurde dieses "der Mensch muss vorangehen" auch gepredigt. Wo ich nicht ganz konform gehe.... strassenhunde bilden auch Rudel und sind nicht verwandschaftlich verbandelt . Da gilt das Gesetz des stärkeren. Und bei mehrhundehaltung denke ich ist es schon wichtig, dass ich Chef bin und im Falle von Streitigkeiten, auch z.b. Futter klauen, eingreifen kann. Ich schütze dann allerdings nur das schwächste hundische Familienmitglied .
 
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Olli
8. Feb. 18:15
Mich interessiert bei Trainern ja immer, woher sie ihr Wissen haben und hier hört man in jedem Satz Clarissa v. R. raus - gut aufgepasst und sehr fairer Umgang mit den Tieren.
 
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R
8. Feb. 18:57
Tolles Video, danke fürs Teilen! Auch ein spannendes Buch, ich bin gerade noch an "Hunde lesen lernen" von Maren Grote dran, aber danach kommt das auf meine Liste. Zwei Gedanken habe ich dazu. 1. Mir fällt oft auf, dass Menschen das was hier über HSH gesagt wird auch über Akitas bspw sagen, dann aber im Sinne "der Hund wolle mit besonders viel Respekt behandelt werden" und ich finde das immer so schade, weil ich mir das eben nicht nur für einzelne Rassen sondern für alle Hunde wünsche. 2. Ich frage mich manchmal, ob dieses Dominanzdenken vielleicht früher eine Strategie war, die Halter zu mehr Konsequenz im Umgang mit dem Hund zu bewegen...ich weiß es nicht. Aber ich wünschte mir dass an diese Stelle die Neugierde über hündisches Lernverhalten treten würde.
Das Echo der Hunde ist halt ein anderes. Ich glaube auch, dass alle Hunde respektvoll behandelt werden müssen. Sensible verlieren vertrauen, sture sagen leckomio bin dann Mal weg, der HSH hat häufig eine art überspringendes Grundsatzproblem gegen seinen Halter. Bei vielen Schutzhunden ist das ähnlich - reagiert sich aber eher nach außen ab. So meine Erfahrung, weswegen da besonderer Wert angesetzt wird.
 
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Melanie
8. Feb. 19:26
Ein tolles Video 😍
 
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Jennifer
8. Feb. 19:49
Danke für's Teilen. Ich hinterfrage gerne alles und mir sind einige Fragen gekommen 😄 Die Grundidee passt, aber manche Vergleiche hinken. Wie Gregor schon mit den Rudel angeführt hat. Gäbe es da nicht bessere, haltbare und auch neuere Beispiele? Die Sequenz mit dem Stofftier finde ich übertrieben und trägt nicht unbedingt zur Glaubwürdigkeit bei. Klar, es gibt so krasse "Trainer", aber immer seltener. Ich fände einen Beitrag zu "Mogelpackung" Hundetraining mal interessant. Es gibt erschreckend viele "positiv" arbeitende Hundetrainer, die unter diesem Deckmantel doch schon die ein oder andere körperliche Methode anwenden, aber eben nicht ganz so offensichtlich. Beispiel aus mehreren Hundeschulen: alles wird über Futter aufgebaut, dem Hund wird bei allem Zeit gelassen. Aber wehe der Hund will beim Spaziergang mal schnüffeln, schwupps wird an der Leine gerissen und das Tier weiter geschleift. Kann man machen, muss man aber nicht als positiv im Marketing bezeichnen. Nicht jeder Hundehalter hinterfragt das, also sind vielleicht auch hier nicht nur die Trainer ausschlaggebend oder schuld. Den Vergleich mit der Kindererziehung hört man auch häufiger, aber ganz zutreffend finde ich das auch nicht. Ich lasse weder Kind noch Hund vor mir aus der Tür. Das hat für mich nichts mit Rüdelführer zu tun, sondern mit Sicherheit direkt an einer Straße. Macht Verantwortungsgefühl dann dominant? Wenn das Kind dabei ist sich einen Regenwurm in den Mund zu stecken, nehme ich ihn weg. Fertig. Da wird nichts anderes aus der Tasche gezaubert und getauscht. Da kann ich hinterher erklären, warum ich das getan habe oder Alternativen für's nächste Mal aufzeigen. Aber von einmal Regenwurm wegnehmen hat kein Kind ein lebenslanges Trauma. So muss das auch beim Hund im Ernstfall funktionieren können. Da soll der Hund nicht fragen "wo bleibt meine Wurst?" bevor ein Giftköder ausgespuckt wird. Klar, man sollte seinen Hund nicht zum Gehorsam prügeln, aber ausschließlich von Tauschgeschäften leben, Diskussionen aus dem Weg gehen und Angst davor zu haben aktiv Grenzen zu setzen erachte ich auch als gefährlich. Wenn der Hund sämtliche Freiheiten hat im Namen der liebevollen Konsequenz kann das auch nach Hinten losgehen. Bei manchen Hunden oder Rassen wird das Gefahrenpotential massiv unterschätzt, welches zu Tage tritt, wenn es keine klaren Regeln, Grenzen und Führung gibt. Bei uns im Umkreis sitzen aktuell viele Cane Corsos in Tierheimen nach massiven Beißvorfällen, weil sie ihre Besitzer beschützt haben und nie gelernt haben, dass der Mensch die Situationen regeln kann. Manche sind im Tierheim auch für ihre Pfleger eine Gefahr und das lässt sich erstmal nicht "schön füttern". Da wird auch durchgegriffen oder es wird körperlich, damit sich der Mensch schützen kann. Verteufelt man dann das Tierheim und die Pfleger, weil ein gegenseitig respektvoller Umgang bei bestem Willen erstmal gar nicht möglich ist? Die Dame im Video ist Hundetrainer, hat Hintergrundwissen und wahrscheinlich viel Zeit für Training mit ihren Hunden. Der Hauptteil aller Hundehalter wird anderweitig berufstätig sein und sich weniger intensiv mit Hunden beschäftigen können. Das vergessen auch oft viele Halter und geben frühzeitig auf, weil es eben nicht so schnell oder gut Erfolge erzielt.
 
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Steffi
8. Feb. 22:56
Ich antworte mal in einer Nachricht :) Lohnt sich denn "Hunde lesen lernen"? Das steht auch auf meiner Liste, allerdings noch unsicher. Jaaa, allen Hunden sollte ein respektvoller Umgang gewährt werden. Auch dieses Rassedenken empfinde ich oft als gefährlich, weil es eben Schubladen öffnet und schließt und sehr einschränkend wirkt. Das mit dem 'immer Erster sein' höre ich heute noch öfter. Ich gehe maximal vor meiner Hündin, wenn es eng wird oder sie arg gestresst ist. Ansonsten genieße ich sehr, sie im Blick zu haben und sie auch Entscheidungen treffen zu lassen :) Der Begriff Rudel ist leider nicht klar definiert. Es gibt da verschiedene Erklärungen. Ich kann mich aber gut damit arrangieren, dass es sich dabei um Familien handelt, die flexibel (und verwandt) sind. Bei Straßenhunden ist es für gewöhnlich ein Sozialverband, da dort eben auch außerfamiliäre Mitglieder Teil sein können. Sicher kann es auch bei Straßenhunden zu Rudeln kommen, habe ich selbst in der Form aber noch nichts von gehört. Na klar, sollte man als Mensch möglichst der souveränste Teil sein und Streitigkeiten schlichten bzw. bereits im Vorfeld vermeiden. Aber da haben wir doch irgendwie eine Sonderrolle. Diese sollte fern von Machtgefühlen geprägt sein. Clarissa v. R. muss ich nochmal googlen ;-) Die Sequenz mit dem Stoffhund finde ich persönlich wieder sehr gut gewählt. So wird vermieden andere bloß zu stellen und eben auch einen Hund lediglich für Demonstrationszwecke zu nötigen. Natürlich sieht das albern aus, aber bei einer Low-Budget-Produktion empfinde ich das als vollkommen nachvollziehbar. Und zur Glaubwürdigkeit trägt es eben schon bei, denn sie wollen ja eben mit gutem Beispiel voran gehen und keine schlechten Dinge vorführen. Hm... Trainer*innen, die nur mit Futter arbeiten und einen schnüffelnden Hund an der Leine ziehen, arbeiten gewiss nicht rein positiv. Aber darum geht es ja in dem Beitrag gar nicht. Ich finde Vergleiche mit Kindererziehung immer sehr gut. Bin selbst Pädagogin und Lerntheorien sind da einfach die gleichen ;-) Im Video wird ja selbst darauf hingewiesen, dass im Falle der nötigen Sicherheit eben nicht der Hund zuerst durch die Tür gehen sollte. Sie erklärt aber auch, dass sie selbst immer erst die Lage checkt und dann den Hund laufen lässt. Das würde ich mit Kindern nicht anders machen. Habe ich also beispielsweise einen eingezäunten Garten vor der Tür, dann können Kinder und Hunde raus, wie sie wollen. Ist da aber direkt eine Schnellstraße, dann hilft mir da mein Verstand schon weiter ^^ Antigiftködertraining funktioniert mit Belohnung. Wurde das gut umgesetzt, so sollte diese möglichst auch folgen. Dass man im Ernstfall eingreift ist doch aber klar. Nur verstehe ich bei dem Beispiel den Bezug zum Video nicht. Das ist ja eine ganz andere Thematik und wenn du dich ein wenig damit befasst, erkennst du fix, dass bei diesem Training gar nicht erst der Giftköder aufgenommen werden soll. Ich glaube, was du meinst, ist das Signal "Aus", welches evtl. nicht korrekt trainiert wurde. Nirgends wird davon gesprochen, keine Regeln, Grenzen etc. im Leben mit einem Hund zu haben. Ich habe anhand der genannten Beispiele (Couch z.B.) sogar gegenteiliges verstanden. Nur wird eben Wert darauf gelegt, dies fair umzusetzen. Ich habe das Gefühl, dass etwas zu sehr vom Video abgekommen wird.
 
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Dogorama-Mitglied
8. Feb. 23:43
Ich antworte mal in einer Nachricht :) Lohnt sich denn "Hunde lesen lernen"? Das steht auch auf meiner Liste, allerdings noch unsicher. Jaaa, allen Hunden sollte ein respektvoller Umgang gewährt werden. Auch dieses Rassedenken empfinde ich oft als gefährlich, weil es eben Schubladen öffnet und schließt und sehr einschränkend wirkt. Das mit dem 'immer Erster sein' höre ich heute noch öfter. Ich gehe maximal vor meiner Hündin, wenn es eng wird oder sie arg gestresst ist. Ansonsten genieße ich sehr, sie im Blick zu haben und sie auch Entscheidungen treffen zu lassen :) Der Begriff Rudel ist leider nicht klar definiert. Es gibt da verschiedene Erklärungen. Ich kann mich aber gut damit arrangieren, dass es sich dabei um Familien handelt, die flexibel (und verwandt) sind. Bei Straßenhunden ist es für gewöhnlich ein Sozialverband, da dort eben auch außerfamiliäre Mitglieder Teil sein können. Sicher kann es auch bei Straßenhunden zu Rudeln kommen, habe ich selbst in der Form aber noch nichts von gehört. Na klar, sollte man als Mensch möglichst der souveränste Teil sein und Streitigkeiten schlichten bzw. bereits im Vorfeld vermeiden. Aber da haben wir doch irgendwie eine Sonderrolle. Diese sollte fern von Machtgefühlen geprägt sein. Clarissa v. R. muss ich nochmal googlen ;-) Die Sequenz mit dem Stoffhund finde ich persönlich wieder sehr gut gewählt. So wird vermieden andere bloß zu stellen und eben auch einen Hund lediglich für Demonstrationszwecke zu nötigen. Natürlich sieht das albern aus, aber bei einer Low-Budget-Produktion empfinde ich das als vollkommen nachvollziehbar. Und zur Glaubwürdigkeit trägt es eben schon bei, denn sie wollen ja eben mit gutem Beispiel voran gehen und keine schlechten Dinge vorführen. Hm... Trainer*innen, die nur mit Futter arbeiten und einen schnüffelnden Hund an der Leine ziehen, arbeiten gewiss nicht rein positiv. Aber darum geht es ja in dem Beitrag gar nicht. Ich finde Vergleiche mit Kindererziehung immer sehr gut. Bin selbst Pädagogin und Lerntheorien sind da einfach die gleichen ;-) Im Video wird ja selbst darauf hingewiesen, dass im Falle der nötigen Sicherheit eben nicht der Hund zuerst durch die Tür gehen sollte. Sie erklärt aber auch, dass sie selbst immer erst die Lage checkt und dann den Hund laufen lässt. Das würde ich mit Kindern nicht anders machen. Habe ich also beispielsweise einen eingezäunten Garten vor der Tür, dann können Kinder und Hunde raus, wie sie wollen. Ist da aber direkt eine Schnellstraße, dann hilft mir da mein Verstand schon weiter ^^ Antigiftködertraining funktioniert mit Belohnung. Wurde das gut umgesetzt, so sollte diese möglichst auch folgen. Dass man im Ernstfall eingreift ist doch aber klar. Nur verstehe ich bei dem Beispiel den Bezug zum Video nicht. Das ist ja eine ganz andere Thematik und wenn du dich ein wenig damit befasst, erkennst du fix, dass bei diesem Training gar nicht erst der Giftköder aufgenommen werden soll. Ich glaube, was du meinst, ist das Signal "Aus", welches evtl. nicht korrekt trainiert wurde. Nirgends wird davon gesprochen, keine Regeln, Grenzen etc. im Leben mit einem Hund zu haben. Ich habe anhand der genannten Beispiele (Couch z.B.) sogar gegenteiliges verstanden. Nur wird eben Wert darauf gelegt, dies fair umzusetzen. Ich habe das Gefühl, dass etwas zu sehr vom Video abgekommen wird.
Es lohnt sich auf jeden Fall "Hunde lesen lernen". Da ist aber Praxis, Zeit und Erfahrung wichtig. Und es gibt im Verhalten unterschiedlicher Rassen viel Unterschiede. Alleine schon der Jagdtrieb im Verbindung mit dem Hetztrieb im Vergleich eines Hundes mit Jagdtrieb ohne Hetztrieb ist gewaltig. Der Unterschied in den Erziehungsansätze auch Und es macht auch große Unterschiede, ob ich einen pubertierenden Rottweiler habe, bei dem während der Pubertät, Schutz und Territorialtrieb voll zu Tage treten im Vergleich zu einem Zwerg Pudel. Der nur minimale Ansätze, wenn überhaupt dieser Triebe/Eigenschaften zeigt. Aus dem Grunde sollte jede Hundeerziehung individuell, aber auch immer auf die heraus gezüchteten Eigenschaften angepasst sein. Was daran Schublade oder gar einschränkend sein soll verstehe ich nicht.
 
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Sonja
9. Feb. 01:16
Gutes, wichtiges Thema, daher fällt meine Antwort auch etwas länger aus. Wobei ich das Video etwas enttäuschend fand. Der Tenor ist, dass Rudelführer sein zu müssen altes überholtes Denken ist. Die Beispiele dazu sind dann doch sehr schwarz-weiß. Das ruppige "Erziehen" an einem Stoffhund zu zeigen, finde ich eine sehr gute Idee, aber den meisten Hundehaltern geht es heute doch gar nicht mehr um diese ruppig- dominante Art. Viele mit positiver Bestärkung arbeitende Trainer und Halter halten daran fest, dass es wichtig ist, dass der Mensch das Sagen hat. Und das geht nicht immer nur freundlich, da muss es für den Hund auch mal unangenehm werden (und damit meine ich ausschließlich so etwas wie Ignorieren, mit Abbruchsignal unterbrechen, konsequent die Befolgung eines Kommandos verlangen, Anleinen wenn der Hund nicht hört, ...) Meine Meinung zum Rudelführer ist, dass der Mensch das ohne Zweifel sein muss. Aber er muss den Boss nicht in jeder Situation raushängen lassen. Wenn mein Hund sich bei Rehsichtung oder Wildfährte abrufen lässt, darf er frei laufen, und auch kreuz und quer. Wenn mein Hund leinenführig ist und bei Begegnungen nicht nach vorne geht, darf er an der Leine auch vor mir laufen. Wenn ich dem Hund das Futter grundsätzlich wegnehmen darf, muss ich das nicht ständig üben. Kurz gesagt, wenn der Hund sich gut benimmt, kann ich ihm auch viele Freiheiten lassen. Trotzdem bleibe ich Rudelführer. Ich vergleiche das gerne mit einem Stadtführer oder Reiseleiter. Man ist für seine Gruppe verantwortlich, muss sie sicher durch die Stadt führen, das auch interessant gestalten. Man kann es nicht gebrauchen, wenn da jemand macht, was er will, die Gruppe verlässt oder stört. Dann muss man einen Weg finden, sich durchzusetzen. Versteht sich von selbst, dass kein Stadtführer auf renitente Gruppenmitglieder einprügelt oder tritt. Am besten funktioniert es, wenn man das Vertrauen der Gruppe genießt, dass man seinen Job gut macht. Und das Vertrauen hat man nur, wenn man seinen Job tatsächlich gut macht. Also in diesem Sinne sollte man Rudelführer sein. Das ergibt sich für mich schon daraus, dass man für den Hund und sein Verhalten verantwortlich ist. Aber auch, weil ich fest daran glaube, dass geführte Hunde glücklicher sind als Hunde die überwiegend machen können, was sie wollen. Das Thema, wer zuerst durch die Tür geht, finde ich bei (angeleinten) Hunden, die zuverlässig vor der Tür stehen bleiben, unwichtig. Die meisten Hunde reagieren aber auf irgendwas, und wenn ich nicht nachsehe, ob das draußen auf uns wartet, bevor der Hund durch die Tür geht, kann mich die Reaktion böse überraschen. Bei unserer Hundegruppe war es uns von Anfang an wichtig, mit allen 4 Spazierengehen zu können. Das heißt, durch die Tür gehen nur nach Freigabe, nachdem ich einen Blick nach draußen geworfen habe. Vor der Tür Sitz, bis ich den Schlüssel verstaut und das Aufbruchkommando gegeben habe. Und dann diszipliniert losgehen. Das zu erreichen war (und ist manchmal noch) viel Arbeit, und die Hunde neben und hinter mir gehen zu lassen, und die Seite, auf der sie gehen, zu bestimmen, erleichtert das Ganze ungemein. Aber wir gehen natürlich nicht den ganzen Spaziergang so geordnet. Fazit: Die grundsätzlichen Aussagen in dem Video finde ich gut und richtig, aber man hätte mehr Leute erreichen können, wenn differenzierter auf mehr Facetten eingegangen worden wäre.