Spontan habe ich beim Lesen gedacht, dass Du Dir die Antworten schon selbst gibst. Beim Weiterlesen kamen mir noch andere Möglichkeiten in den Sinn. Ist aus der Entfernung schwer zu beurteilen, also alles reine Spekulation. Ob was dran ist, wirst Du beurteilen müssen.
Mein erster Gedanke kommt daher, dass Du sie alleine erziehst. Wie sie auf Dich reagiert hat beim Intelligenzspielzeug. Dass Du sagst, Du sprichst sie manchmal strenger an und das müsse jeder mal.
Vielleicht ist sie zu sensibel für diese Strenge. Vielleicht baust Du so viel Druck auf, dass sie Angst davor hat, Fehler zu machen.
Aber Strenge muss nicht unbedingt sein, auch wenn sie menschlich ist. Du musst Dich konsequent durchsetzen, ja, aber das geht mit Nachdruck, ohne Strenge. Schau mal bei Youtube in den Kanal von Maja Nowak, dann verstehst Du sicher, was ich meine.
Mein zweiter Gedanke kam, als ich gelesen habe, dass Du drinnen nicht trainierst, ihr viel Aufmerksamkeit schenkst, und wie Du das Füttern beschreibst. Stellst Du Drinnen Regeln auf und setzt sie durch? Führst Du sie durchs Leben oder lässt Du sie Drinnen gewähren? Wer von Euch fängt mit der Aufmerksamkeit an? Wenn sie die Aufmerksamkeit einfordert und auch bekommt, gibst Du die Führung an sie ab. Das allein kann sie schon verunsichern und überfordern. Und das Futter stellst Du ihr nur hin und gehst dann weg? Oder gibst Du es aktiv frei? Wenn ihr Deine Erlaubnis zum Fressen fehlt, vielleicht auch beim Intelligenzspielzeug, würde das ihr Verhalten erklären, auch die Unterwürfigkeit.
Es kann sogar sein, dass Dein Mann sich unbewusst mehr wie ein Leithund verhält als Du. Denn ein Leithund hält sich viel zurück und greift nur ein, wenn es nötig ist. Er setzt sich hauptsächlich mit Körperhaltung und Blicken durch. Und es spielt auch eine Rolle, wie Ihr miteinander umgeht - aus der Sicht des Hundes.
Der dritte Gedanke ist, dass Du sie gerettet und ihr ein Zuhause gegeben hast und so viel Arbeit in sie steckst, wie kein anderer, und sie dankt es Dir nicht, öffnet sich Dir nicht. Nicht Dir, aber anderen schon, was doppelt schmerzt. Auch eine sehr menschliche Reaktion. Von der Du Dich unbedingt frei machen musst. Sie hat Dich nicht gebeten, das alles für sie zu tun. Du hast es aus eigenem Antrieb getan. Von Ihr kannst Du nichts erwarten, keine Gegenleistung einfordern. Vertrauen wird geschenkt, und darauf geduldig zu warten ist sehr schwer, aber der einzig mögliche Weg. Sie ist nicht Schuld daran, wenn sie Dir misstraut. Die Schuld liegt bei Dir.
Nun musst Du in Dich gehen, und herausfinden, was davon zutrifft. Was Du Draußen und in der Hundeschule besser machst als allein mit ihr zu Hause. Du hast ein gutes Gefühl für das, was in ihr vor geht. Ich bin sicher, Du kriegst das hin.
Wow, vielen Dank für deine ausführliche Antwort! 😊
Da schwingt auf jeden Fall sehr viel Erfahrung mit und ich versuche mal, darauf einzugehen.
Also:
Dass das Problem bei mir liegt, ist mir definitiv bewusst. Sie macht das nicht absichtlich, sondern reagiert auf irgendein Verhalten meinerseits, was sie verunsichert. Ich muss nur rausfinden, was es ist. Und versuchen, es zu ändern 😊
Ja, manchmal "verrennt" sie sich direkt in eine Verhaltensweise und hat dann wie eine Art Tunnelblick, aus dem sie nicht mit normaler Ansprache raus findet. Da hat sich bei uns ein etwas strengeres "Hey" oder "Hör auf!" etabliert, damit sie das Verhalten unterbricht. Draußen: Kein Problem. Erzielt seine Wirkung und es geht normal weiter. Ohne Angst oder unterwürfigem Verhalten mir gegenüber.
Drinnen: Keine Chance. Eingezogene Rute, zusammengekauerte Körperhaltung, sofortige Unterwerfung.
Das mit dem Kanal ist ein super Tipp, schau ich morgen direkt mal rein 👍
Ja, es gibt drinnen durchaus auch Regeln, die ich durchsetze.
Sie fordert z. B. gern über Anspringen/Hochklettern bei meinem Mann Aufmerksamkeit ein. Er lässt das zu. Bei mir darf sie das nicht. Das habe ich ihr auch sehr früh (auf ruhige Art mit den Tipps unserer Trainerin) beigebracht und das funktioniert auch sehr gut. Sie weiß sehr genau, was mein Mann zulässt und was ich zulasse und unterscheidet da auch. Allerdings blödelt sie dadurch mit ihm auch viel mehr rum. Er ist mehr "Spaßbuddy". Das macht sie bei mir nicht.
Futterfreigabe haben wir zu Anfang gemacht. Hat auch prima funktioniert. Wo es dann aber mit der Fütterung so schlecht lief, hab ich das gelassen, ihr das Futter hingestellt und einfach einen guten Appetit gewünscht. Und dann den Raum verlassen. Das funktioniert eigentlich am besten. Aber auch nicht immer.
Ja, ich gebe zu, ich bin da sehr verkopft.
Aber da kann ich, auch wenn ich es mir noch so sehr vornehme, nicht vollständig aus meiner Haut.
Ich liebe sie ja und bin so unendlich dankbar und froh, dass sie bei uns ist. Und dann bin ich einfach nur traurig, wenn ich sehe, dass sie mir nicht vollständig vertrauen kann. Ich wünsche mir so sehr, dass sie nach der Zeit in Bosnien einfach unbeschwert und angstfrei ihr Leben genießen kann. Mit mir und meinen Mann als Frauli und Herrli im Nacken, die ihr Sicherheit und Geborgenheit geben. Aber da stehe ich mir wohl noch selbst im Weg.
Hab auch schon überlegt, ob es generell am "drinnen sein" liegt.
Schließlich ist sie ja draußen aufgewachsen. Aber dann wäre es ja bei meinem Mann auch so 🤷♀️