Meine Frage wäre eher wieso du sie noch zweimal rufst, wenn sie schon beim ersten Mal ohne rufen überfordert war. Gerade im Hinblick auf die Tipps die du hier erhalten hast (in der Wohnung ignorieren, Erwartungshaltung möglichst ablegen) ist das absolut kontraproduktiv.
Bonnie war am Anfang (und ist es selten immer noch) auch teilweise überfordert mit Erwartungshaltungen, allerdings nicht bei mir, sondern bei meinem Freund. Wir haben je nach Situation und Tagesform unterschiedliche Lösungsstrategien gewählt. Exemplarisch mal zwei davon
- Freund kommt nachhause, Bonnie freut sich, versteckt sich aber bei mir unter dem Schreibtisch und traut sich nicht mehr raus
Ich bin in die Hocke, habe sie zwischen die Beine genommen und bei jedem cm den sie vorgerückt ist, bin ich mit. So hatte sie mich immer als Sicherheit im Rücken, durfte sich aber in ihrem Tempo hinarbeiten. Mittlerweile ist die Begrüssung ritualisiert (hinrennen, auf den Platz rennen und warten bis man gerufen wird und dann Vollspeed in seine Arme springen) und Bonnie braucht mich nicht mehr als Unterstützung. Verfällt allerdings sofort in alte Muster, wenn das Ritual abgeändert wird
- Bonnie soll für die letzte Runde raus, Freund ruft, Bonnie ist überfordert
Variante 1: er geht vorher ganz offensichtlich an den Leckerlischrank und ruft erst dann, Geschirr und Leine holt er erst wenn sie schon steht
Variante 2: kommt zum Zug wenn Variante 1 nicht funktioniert, ich ziehe Bonnie in ihrem Bett an, mache auch die Leine dran, Freund nimmt die Leine und den Hund einfach beiläufig mit ohne sie noch anzusprechen.
Was ich mit den Beispielen sagen will, oft fahren die Hunde ihren Film und kommen nicht mehr raus, wenn sie einmal damit anfangen. Rituale können helfen diese Muster zu durchbrechen. Dafür muss man aber seine eigene Erwartungshaltung ablegen und darf auf das Verhalten nicht eingehen.
Ich habe mit Bonnie tatsächlich auch streiten geübt. Das klingt jetzt erstmal komisch, aber ich habe bewusst Minikonflikte (wegen wirklich absolut unwichtigem Zeug wie z.B. beweg deinen Hintern einen Schritt nach links) provoziert. Dadurch konnte sie lernen, dass ein Konflikt mit mir nicht schlimm ist und sie danach einfach zu mir kommen kann und alles wieder in Ordnung ist.
Berechtigte Frage, aber ganz einfache Antwort:
Weil rein gar nichts passiert ist, was dieses Verhalten hervorgerufen haben könnte. Es war kein Geräusch, ich habe nichts verlangt, es war nichts in der Umgebung verändert... Sie kam ins Wohnzimmer, wollte (wie jeden Abend) zu mir auf die Couch und dann kam aus dem Nichts dieses Verhalten. Beim ersten Mal Rufen war ich nicht sicher, ob ich das jetzt richtig gesehen habe, weil ich sie (wie ja empfohlen) nicht groß beachtet hab. Und beim zweiten Mal wollte ich eigentlich wissen, an was es liegt und schauen, ob sie mir anzeigt, was ihr Angst macht. Und offenbar war es wohl ich, die in dem Moment gruselig war 🤷♀️
Freut mich sehr, dass ihr für euch eine Lösung gefunden habt 😊
Bei uns ist das leider ein wenig schwieriger, weil sie ja das Verhalten nur dann zeigt, wenn sie mit mir allein ist. Das heißt, sie hat niemanden, den sie als "Schutzschild" hernehmen könnte.
Sind wir "komplett" und mein Mann ist auch da, zeigt sie das Verhalten nicht und ist ganz offen mir gegenüber.
Also diese Strategie, die mir geraten wurde und die ich jetzt momentan auch durchziehe (ignorieren, keine Erziehungsarbeit mehr, nur noch Dinge machen, die sie mit positiven Gefühlen verknüpft) klappt eigentlich sehr gut und sie nähert sich auch langsam wieder an, wenn wir allein sind.
Das von vorhin war jetzt aber so eine typische Momentaufnahme, wo sie wieder in "alte" Muster gefallen ist.