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Vivi
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Anzahl der Antworten 44
zuletzt 7. Apr.

Lasst uns über Hundebegenungen sprechen

Mir geht die letzten Tage ein Thema nicht aus dem Kopf, nämlich Hundebegegnungen. Genauer gesagt die Frage warum wir da so viele Probleme mit haben. Ich gehöre zu der Fraktion deren Hund eigentlich nicht will, die sich dann regelmäßig aufregt weil sowohl andere Halter, als auch deren Hunde, unsere Signale komplett ignorieren. Aber dazu haben wir schon genug Threads. Mich interessiert jetzt eigentlich wieso wir da so viele Probleme in der Kommunikation zwischen Hund-Halter-Gespannen haben. Gibt es einen Schritt in der Hundeerziehung der schief läuft? Was sagt ihr dazu?
 
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Steffi
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14. März 10:24
Ich meine, ein Schritt der vollkommen schief läuft, ist das Erlernen der hündischen Körpersprache und Kommunikation. Die Menschen sehen einfach nicht, welche Bedürfnisse und Empfinden die Hunde in dem Moment haben oder interpretieren die Körpersprache sogar vollkommen falsch. So wird Fiddeln gerne als lustige Spielaufforderung gesehen oder Freeze als allgemeines Interesse... Auch meine ich, dass viele Menschen ihre eigenen Interessen vor die der Hunde stellen. Die Menschen wollen Kontakt, die Menschen wollen beweisen, wie toll der eigene Hund ist oder sie wollen ihrem Hund die Möglichkeit bieten, mal "Hallo" zu sagen. An dieser Stelle fehlen häufig Respekt, Feingefühl und Höflichkeit. Die Hunde selbst kommunizieren ja oft schon auf entsprechender Distanz, dass sie keinen Kontakt wollen, mehr Abstand brauchen oder sie handeln bereits beschwichtigend. Oft wird Schnüffeln, Abdrehen, Bogen gehen oder Umkehren dann durch den Menschen unterbunden (nicht einmal bewusst). Da ist es dann wichtig frontal aufeinander zuzugehen, direkt aneinander vorbeizugehen etc. Den Hunden wird also das natürliche Verhalten genommen und abtrainiert. Das ist für die Hunde keine Hilfe und bringt sie in Situationen, die sie ohne Menschen sicher anders gelöst hätten. Da ist einfach viel zu häufig die Individualdistanz unterschritten, sodass die Hunde in Bedrängnis geraten und dann entsprechend handeln. Da ist einfach noch sehr viel Aufklärung nötig und auch ein gesellschaftlicher Wandel (weg vom Ego, hin zu Empathie).
 
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Vivi
14. März 09:02
Ich habe das Gefühl, dass viele Hunde ein Distanzproblem haben. In der Hundeschule waren sie alle Welpen und haben miteinander gespielt. Aber die Erwachsenen Hunde die ich treffe kennen wenig Erwachsene Hundekommunikation. Da wird entweder eine Spielaufforderung gemacht, oder ausgerastet. Hunde die etwas dazwischen kennen sind, zumindest hier wo ich spazieren gehe, selten. Was läuft da falsch?
 
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Leni
14. März 09:49
Es ist schon kompliziert und komplex. Also wenn ich so drüber nachdenke war es bei uns so: Wir waren in der Welpenschule, da wurde, wie schon erwähnt wurde, schön gespielt und auf den Spaziergängen waren die meisten Hundekontakte nett und unproblematisch. Dann kam die Pubertät und fast jeder Artgenosse war ein Feind. Also, gab es ab da keine Freiläufe mehr in der Nähe von anderen (fremden) Hunden und natürlich keinen Leinenkontakt. Das fördert sicher auch die fehlende Erwachsenenkommunikation. Aber Sicherheit geht vor. Man weiß ja auch nie wie der andere fremde Hund reagiert, wenn meiner das pöbeln anfängt. Neulich wurde das von einem großen freilaufenden Hund, der auf uns zu kam (meiner an der Leine) mit einer Beißattacke quittiert. Das brauch ich wirklich nicht oft. Natürlich hat er Kontakt zu einzelnen Hunden mit denen er gut kann. Die gibt es tatsächlich auch ;) Also er ist nicht völlig isoliert von Artgenossen. Aber ich habe keine Lust das mit jedem uns entgegenkommenden Hund neu auszuprobieren. Wir können jetzt gut an anderen Hunden vorbeilaufen ohne Gemotze. Mehrere Negativerfahrungen würden uns wieder zurückwerfen. Ja es gibt viele Hundebesitzer die das nicht verstehen, weil ihre Hunde gutmütige Lämmer sind. Aber so sind halt nicht alle. Wirklich problematisch sind aber Besitzer, die es scheinbar nicht wahrhaben wollen, dass ihre Hunde nicht völlig verträglich oder vor allem sehr DISTANZLOS sind und diese trotzdem frei laufen lassen. Die machen es dann allen anderen wieder schwer 🔄
 
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Karin
14. März 10:00
Es ist schon kompliziert und komplex. Also wenn ich so drüber nachdenke war es bei uns so: Wir waren in der Welpenschule, da wurde, wie schon erwähnt wurde, schön gespielt und auf den Spaziergängen waren die meisten Hundekontakte nett und unproblematisch. Dann kam die Pubertät und fast jeder Artgenosse war ein Feind. Also, gab es ab da keine Freiläufe mehr in der Nähe von anderen (fremden) Hunden und natürlich keinen Leinenkontakt. Das fördert sicher auch die fehlende Erwachsenenkommunikation. Aber Sicherheit geht vor. Man weiß ja auch nie wie der andere fremde Hund reagiert, wenn meiner das pöbeln anfängt. Neulich wurde das von einem großen freilaufenden Hund, der auf uns zu kam (meiner an der Leine) mit einer Beißattacke quittiert. Das brauch ich wirklich nicht oft. Natürlich hat er Kontakt zu einzelnen Hunden mit denen er gut kann. Die gibt es tatsächlich auch ;) Also er ist nicht völlig isoliert von Artgenossen. Aber ich habe keine Lust das mit jedem uns entgegenkommenden Hund neu auszuprobieren. Wir können jetzt gut an anderen Hunden vorbeilaufen ohne Gemotze. Mehrere Negativerfahrungen würden uns wieder zurückwerfen. Ja es gibt viele Hundebesitzer die das nicht verstehen, weil ihre Hunde gutmütige Lämmer sind. Aber so sind halt nicht alle. Wirklich problematisch sind aber Besitzer, die es scheinbar nicht wahrhaben wollen, dass ihre Hunde nicht völlig verträglich oder vor allem sehr DISTANZLOS sind und diese trotzdem frei laufen lassen. Die machen es dann allen anderen wieder schwer 🔄
Ja, ich glaube auch das es daran liegt. Roxy kam mit 2 Jahren zu uns und war nicht gerade ein Vorzeigehund. Wir waren bis vor 1 Jahr in der Hundeschule und ich habe gemerkt das je mehr Kontakt sie hatte es besser wurde. Im Sommer, Herbst sind wir täglich mit einer Hundegruppe mit bis zu 8 Hunden unterwegs gewesen, kein Problem. Im Winter haben wir uns nicht getroffen und Roxy hatte ziemlich selten Hundekontakt. Ich bemerke nun das sich unser altes Problem leider wieder einschleicht. Es ist tagesform abhängig, manchmal klappt es erstaunlich gut und ein anderes Mal tickt sie echt aus. Das einzige bewusste was sich änderte sind die Hundetreffen.
 
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Steffi
14. März 10:24
Ich meine, ein Schritt der vollkommen schief läuft, ist das Erlernen der hündischen Körpersprache und Kommunikation. Die Menschen sehen einfach nicht, welche Bedürfnisse und Empfinden die Hunde in dem Moment haben oder interpretieren die Körpersprache sogar vollkommen falsch. So wird Fiddeln gerne als lustige Spielaufforderung gesehen oder Freeze als allgemeines Interesse... Auch meine ich, dass viele Menschen ihre eigenen Interessen vor die der Hunde stellen. Die Menschen wollen Kontakt, die Menschen wollen beweisen, wie toll der eigene Hund ist oder sie wollen ihrem Hund die Möglichkeit bieten, mal "Hallo" zu sagen. An dieser Stelle fehlen häufig Respekt, Feingefühl und Höflichkeit. Die Hunde selbst kommunizieren ja oft schon auf entsprechender Distanz, dass sie keinen Kontakt wollen, mehr Abstand brauchen oder sie handeln bereits beschwichtigend. Oft wird Schnüffeln, Abdrehen, Bogen gehen oder Umkehren dann durch den Menschen unterbunden (nicht einmal bewusst). Da ist es dann wichtig frontal aufeinander zuzugehen, direkt aneinander vorbeizugehen etc. Den Hunden wird also das natürliche Verhalten genommen und abtrainiert. Das ist für die Hunde keine Hilfe und bringt sie in Situationen, die sie ohne Menschen sicher anders gelöst hätten. Da ist einfach viel zu häufig die Individualdistanz unterschritten, sodass die Hunde in Bedrängnis geraten und dann entsprechend handeln. Da ist einfach noch sehr viel Aufklärung nötig und auch ein gesellschaftlicher Wandel (weg vom Ego, hin zu Empathie).
 
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Dogorama-Mitglied
14. März 10:41
Es ist aber auch so das neben der fehlenden Kommunikation und dem fehlenden erlernen der hündischen Körpersprache, wir Menschen schon gestresst auf einen anderen Hund reagieren. Wir übertragen das dann auf unseren Hund und der denkt wenn Mensch so aufgeregt ist dann müssen andere Hunde ja gefährlich sein. Und schon beginnt der Teufelskreis. Wir geben unseren Hunden nicht den Raum und die Möglichkeit richtig zu kommunizieren. Meine Hündin signalisiert schon ganz früh dem anderen Hund ich hab kein Interesse oder ich will nix von dir. Sie fängt dann an zu schnüffeln oder macht einen Bogen und manchmal will sie sich lieber absetzen. Ich unterstütze sie dabei und dadurch läuft es eigentlich immer entspannt ab. Wenn sie Interesse an einem anderen Hund zeigt, dann unterhalte ich mich mit dem anderen Hundeteam und wir lassen sie von der Leine. Wenn sie nicht mehr will dann kommt sie immer zu mir und wir gehen weiter. Ich versuche da so gut es geht auf sie einzugehen, denn an der Leine ist es schon schwer genug für sie richtig zu kommunizieren.
 
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Vivi
14. März 10:59
Ich meine, ein Schritt der vollkommen schief läuft, ist das Erlernen der hündischen Körpersprache und Kommunikation. Die Menschen sehen einfach nicht, welche Bedürfnisse und Empfinden die Hunde in dem Moment haben oder interpretieren die Körpersprache sogar vollkommen falsch. So wird Fiddeln gerne als lustige Spielaufforderung gesehen oder Freeze als allgemeines Interesse... Auch meine ich, dass viele Menschen ihre eigenen Interessen vor die der Hunde stellen. Die Menschen wollen Kontakt, die Menschen wollen beweisen, wie toll der eigene Hund ist oder sie wollen ihrem Hund die Möglichkeit bieten, mal "Hallo" zu sagen. An dieser Stelle fehlen häufig Respekt, Feingefühl und Höflichkeit. Die Hunde selbst kommunizieren ja oft schon auf entsprechender Distanz, dass sie keinen Kontakt wollen, mehr Abstand brauchen oder sie handeln bereits beschwichtigend. Oft wird Schnüffeln, Abdrehen, Bogen gehen oder Umkehren dann durch den Menschen unterbunden (nicht einmal bewusst). Da ist es dann wichtig frontal aufeinander zuzugehen, direkt aneinander vorbeizugehen etc. Den Hunden wird also das natürliche Verhalten genommen und abtrainiert. Das ist für die Hunde keine Hilfe und bringt sie in Situationen, die sie ohne Menschen sicher anders gelöst hätten. Da ist einfach viel zu häufig die Individualdistanz unterschritten, sodass die Hunde in Bedrängnis geraten und dann entsprechend handeln. Da ist einfach noch sehr viel Aufklärung nötig und auch ein gesellschaftlicher Wandel (weg vom Ego, hin zu Empathie).
Das nehme ich genau so wahr. Ich frage mich nur wo sich ansetzen lässt um dieses Gefühl für Hundekommunikation zu stärken. Ist das die Aufgabe der Hundeschulen?
 
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Dogorama-Mitglied
14. März 11:03
Ich meine, ein Schritt der vollkommen schief läuft, ist das Erlernen der hündischen Körpersprache und Kommunikation. Die Menschen sehen einfach nicht, welche Bedürfnisse und Empfinden die Hunde in dem Moment haben oder interpretieren die Körpersprache sogar vollkommen falsch. So wird Fiddeln gerne als lustige Spielaufforderung gesehen oder Freeze als allgemeines Interesse... Auch meine ich, dass viele Menschen ihre eigenen Interessen vor die der Hunde stellen. Die Menschen wollen Kontakt, die Menschen wollen beweisen, wie toll der eigene Hund ist oder sie wollen ihrem Hund die Möglichkeit bieten, mal "Hallo" zu sagen. An dieser Stelle fehlen häufig Respekt, Feingefühl und Höflichkeit. Die Hunde selbst kommunizieren ja oft schon auf entsprechender Distanz, dass sie keinen Kontakt wollen, mehr Abstand brauchen oder sie handeln bereits beschwichtigend. Oft wird Schnüffeln, Abdrehen, Bogen gehen oder Umkehren dann durch den Menschen unterbunden (nicht einmal bewusst). Da ist es dann wichtig frontal aufeinander zuzugehen, direkt aneinander vorbeizugehen etc. Den Hunden wird also das natürliche Verhalten genommen und abtrainiert. Das ist für die Hunde keine Hilfe und bringt sie in Situationen, die sie ohne Menschen sicher anders gelöst hätten. Da ist einfach viel zu häufig die Individualdistanz unterschritten, sodass die Hunde in Bedrängnis geraten und dann entsprechend handeln. Da ist einfach noch sehr viel Aufklärung nötig und auch ein gesellschaftlicher Wandel (weg vom Ego, hin zu Empathie).
Gut zusammengefasst, damit ist glaub ich der größte Teil abgedeckt. Die meisten müssten sich von dieser "nur mal Hallo sagen" Mentalität lösen, das ist es nunmal nicht. Auch finde ich, so Sachen wie hormonelle Umstellung, seis die Pubertät oder die Läufigkeit, tragen auch dazu bei dass sich der Status ändert. Vom einstigen Spielgefährten zum Rivalen. Die Genetik spielt, finde ich, auch mit, meine Hündin hat andere territoriale Ansprüche als vielleicht der Malteser oder ein Labbi, man sollte das große Ganze ein bisschen mehr hinterfragen und die gegebenen Umstände. Dann versteht man vielleicht besser wieso sie gerade keinen Bock auf Begegnung haben.
 
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Lina
14. März 11:17
Also was mir einfach nur immer auffällt ist, dass die meisten Halter gar kein Plan haben wie man anderen Hunden begegnet. Situation 1: Begegnung an der Leine: Ich sehe so viel Spannung, Angst und Frustration und so wenig Führung. Kaum einer kann mehr seinen Hund lesen. In weiter Ferne schon Leine straff, den Hund vor sich positionieren und einfach nur noch festhalten was das Zeugs hält. Situation 2: Freilauffläche: Auch hier, kaum einer erkennt ob es Spiel ist oder nicht. Was hier alles gejagt und gemobbt wird während die Besitzer komplett stoisch daneben stehen ist für mich unverständlich. Auch hab ich das Gefühl dass die wenigsten wissen was man korrigieren muss und wie man eine Korrektur vollzieht. „Ja der ist halt so, da kann man nichts machen“ Finde diese Entwicklung sehr traurig, weil einfach schon eine Grundaggressivität herrscht die meist menschengemacht ist.
 
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Steffi
14. März 11:30
Das nehme ich genau so wahr. Ich frage mich nur wo sich ansetzen lässt um dieses Gefühl für Hundekommunikation zu stärken. Ist das die Aufgabe der Hundeschulen?
Sicher ist das die wichtigste Aufgabe einer Hundeschule. Aber unabhängig davon sollte doch jeder Hundemensch Interesse an der Sprache seines Schützlings zeigen. Ich spreche auf uns zukommende Leute mittlerweile auf die Körpersprache der Hunde an und da wird vielen oft klar, dass sie gar keinen Plan haben. Wenn ich einen Hund habe oder regelmäßig mit Hunden interagiere, so sehe ich es als meine Aufgabe, entsprechend vorbereitet zu sein und mich dahingehend (stetig) weiterzubilden. Anlaufstellen dafür gibt es mehr als genug.
 
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R
14. März 11:37
Ich mag es nicht, dass davon ausgegangen wird, dass jeder Hund Freude ggü Artgenossen empfinden soll. Dieser Grundsatz " Hund erfreue mich an deinem Spiel" ist mir bei meinen beiden Tierschutzhunden zuwider. Ja, es gibt die Hunde die Bewegung und spaß korrekt kommunizieren. Es wird aber völlig übersehen, dass nicht jeder einen Spieleclown an der Leine hat. Ich kann bei Akira sagen, sehr sozial, sehr schöne Kommunikation, aber Grundsatz der Fremde muss passen. Die andere hündin reglementiert disrespekt regelrecht aggressiv. Bei Hunden die vernünftig sind ist es dort auch geduldet. Aber das heißt nicht, dass sie Freundschaft schließen will. Da hilft auch keine Hundeschule mehr- sie ist einfach nicht an der Kontaktaufnahme mit Fremden interessiert und alles andere wäre aufgesetzt. Genauso wie Akira keine Lust hat, fünf min hochkonzentriert ihre Grenzen zu erklären und dann tschüß die 4min sind vorbei. Also Hundebegegnungen Mal mit dem wach- und Schutztrieb im Hinterkopf betrachtet, machen eigentlich keinen Sinn, wenn sich alle fremd sind. Das stößt mir einfach am meisten auf. Man kann sich kennenlernen, aber man geht ja auch nicht in der Bahn herum und stellt sich erstmal jedem vor. Warum soll das ein jeder Hund mit jedem.