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Julia 🐾Nero
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zuletzt 8. März

Kontrovers: Wölfe kooperieren, Hunde dominieren?

Ich habe einen äußerst interessanten Artikel https://www.science.org/content/article/wolves-cooperate-dogs-submit-study-suggests gelesen, der das vorherrschende Verständnis über Wölfe und vorallem Hunde in Frage stellt. Forschende postulieren, dass Wölfe kooperativ zusammen leben, während Hunde strikte, lineare Hierarchien bilden. Während Wölfe zusammen entscheiden und agieren, reagieren übergeordnete Hunde aggressiv auf Ungehorsam von untergeordneten Hunden und fordern Unterordnung ein. Besonders kontrovers ist dabei die Annahme der Forschenden, dass auch Hunde und Menschen in einer hierarchischen Dominanzbeziehung zueinander stehen. Der Wandel von Kooperation zu Dominanz und Hierarchie soll eine Begleiterscheinungen der Domestikation sein. Das soll unter anderem durch den Verlust der Selbstständigkeit erfolgt sein. So würden Hunde "wollen", dass ihnen vorgegeben wird, was sie tun sollen. Auch Rassespezifische Unterschiede werden angeblich festgestellt. Aber komplett gegensätzlich zu dem, was die meisten vermutlich erwarten würden. So sollen Labradore und Pudel in Rudeln viel aggressiver untereinander sein, als Schäferhunde und Malamute. Was haltet ihr davon? Sehen wir unsere Hunde in einem falschen, romantisierten Licht (und führt das möglicherweise zu den zunehmenden "Problemverhalten" in der modernen Hundehaltung?)? Oder sind die Forscher auf den Kopf gefallen und versehentlich in den 70ern aufgewacht, in der Dominanz unter Hunden und zwischen Mensch und Hund das gängige Weltbild war? Ich habe mir noch keine abschließende Meinung gebildet.
 
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Andreas
8. März 13:24
Ich glaube ich verstehe was du meinst. In erster Linie hatten die Hunde viel mehr Freiheit und selbstständigen Handlungsspielraum. Und das finde ich wertend ehrlich gesagt ganz wunderbar 😬. Einen Einwand habe ich dennoch. Wenn der Besitzer eines Hundes rausgekommen und seinen Hund gerufen hätte, wäre der dann gekommen? Oder einer der Besitzer hätte eine Handlung der Hunde unterbrechen wollen, hätten die Hunde gehorcht? Ich vermute mal ja. In diesem Zusammenhang kann ich nur wiederholen, dass das Wort Kooperation im Artikel unglücklich gewählt ist. Denn die meinen nicht einfach Zusammenarbeit. Auch Hunde arbeiten in derer Auffassung zusammen. Die meinen, meiner Interpretation nach, unter Kooperation eine gemeinsame Entscheidungen (durch lange Diskussion) und unter Hirarchie die Zusammenarbeit, in der aber einer die Entscheidung trifft (ohne Diskussion). Wenn die Halter in deiner Kindheit ihren Hunden sehr viel Freiraum gewährt haben, aber letztendlich ohne Diskussion die Hunde auch nach Hause holen konnten, dann standen sie in einer hierarchischen Struktur zueinander. Ich glaube Dominanz bedeutet nicht, ständig und willkürlich rumzuscheuchen und zu kontrollieren. Aber wenn der dominante Part etwas sagt, dann wird das durchgesetzt. Genauso haben deine Eltern vermutlich auch dir gesagt "Andreas, Essen ist fertig, in 5 Minuten hast du drin zu sein". Das macht sie natürlich nicht zu einem autoritären Regime, sondern zum Entscheidungsträger. Sie ließen dir aber vermutlich mehr Freiheit und Spielraum, als ihn Kinder oft heutzutage haben. Und das finde ich wieder wertend ganz wunderbar 😊..
..Natürlich hast Du Recht.. Die gerufenen Hunde wären zu Herrchen oder Frauchen gekommen ind zweifelsohne standen sie in einer hierarchischen Beziehung zu ihren Besitzern.

Vllt treffe ich nicht die richtigen Worte..sorry.. Im wesentlichen geht es mir darum aufzuzeigen, dass Verhaltensweisen sich gegenseitig .. auch artenübergreifend ..stark beeinflussen.. und das nur Hunde, die auch ein Mindestmaß an Freiraum bekommen.. Ihr volles Verhaltensrepertoir zeigen bzw entwickeln.
 
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Andreas
8. März 13:39
Ich glaube ich verstehe was du meinst. In erster Linie hatten die Hunde viel mehr Freiheit und selbstständigen Handlungsspielraum. Und das finde ich wertend ehrlich gesagt ganz wunderbar 😬. Einen Einwand habe ich dennoch. Wenn der Besitzer eines Hundes rausgekommen und seinen Hund gerufen hätte, wäre der dann gekommen? Oder einer der Besitzer hätte eine Handlung der Hunde unterbrechen wollen, hätten die Hunde gehorcht? Ich vermute mal ja. In diesem Zusammenhang kann ich nur wiederholen, dass das Wort Kooperation im Artikel unglücklich gewählt ist. Denn die meinen nicht einfach Zusammenarbeit. Auch Hunde arbeiten in derer Auffassung zusammen. Die meinen, meiner Interpretation nach, unter Kooperation eine gemeinsame Entscheidungen (durch lange Diskussion) und unter Hirarchie die Zusammenarbeit, in der aber einer die Entscheidung trifft (ohne Diskussion). Wenn die Halter in deiner Kindheit ihren Hunden sehr viel Freiraum gewährt haben, aber letztendlich ohne Diskussion die Hunde auch nach Hause holen konnten, dann standen sie in einer hierarchischen Struktur zueinander. Ich glaube Dominanz bedeutet nicht, ständig und willkürlich rumzuscheuchen und zu kontrollieren. Aber wenn der dominante Part etwas sagt, dann wird das durchgesetzt. Genauso haben deine Eltern vermutlich auch dir gesagt "Andreas, Essen ist fertig, in 5 Minuten hast du drin zu sein". Das macht sie natürlich nicht zu einem autoritären Regime, sondern zum Entscheidungsträger. Sie ließen dir aber vermutlich mehr Freiheit und Spielraum, als ihn Kinder oft heutzutage haben. Und das finde ich wieder wertend ganz wunderbar 😊..
..Danke auch für Deine Erklärung.. für mich sind die Begrifflichkeiten im Artikel tatsächlich unglücklich..
 
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Kirsten
8. März 14:24
Ich denke, egal welchen Umgang man selber bevorzugt, wenn man schafft neutral auf den Umgang anderer Menschen zu schauen, kann man häufig etwas mitnehmen.

Laissez Faire bietet in meinen Augen für Hunde enorm viel Möglichkeiten sich auszuprobieren und sich kognitiv zu entwickeln und somit Hunden die Möglichkeit bieten, selber komplexere Lösungen zu entwickeln, als Hunde die in ihrem Handeln überwiegend stark angeleitet werden. Wer gut darin ist Probleme zu lösen und sich auszuprobieren, entwickelt ein stärkeres Selbstbewusstsein und Körpergefühl und weiß nach einiger Zeit wo die Grenzen der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit liegen.

Dominantes Auftreten (Entschlossenheit), wenn man es so versteht, dass man eine bestimmte Sache als sehr wichtig einordnet, und sie unbedingt erledigen möchte und sowohl den notwendigen Plan und die Kompetenzen dafür besitzt, kann sehr magnetisch auf Hunde wirken, sodass sie sich freiwillig und voller Neugier anschließen möchten.

Ein freundlicher, fördernder Umgang schafft Vertrauen, positive Gefühle und Verlässlichkeit.

Die Frage ist doch mit welchem Verhalten kann ich meinem Hund wann und in welchem Umfang helfen?
Wie bringe ich die Dinge unter den Hut, dass ich möglichst viele Vorteile, bei gleichzeitig wenig negativen Effekten auf mich, meinen Hund oder die Umwelt erzielen kann?