Ich würde einen Hund nicht mehr mit einem Wolf vergleichen... Ich bin auch nicht mehr mit einem Menschen aus dem Mittelalter vergleichbar. Zuviele Generationen dazwischen, haben ganz andere Gewohnheiten kennengelernt und ich denke schon, dass kaum ein Haushund noch die überlebensgewohnheiten eines Wolfes in freier Natur in seinen angepassten Instinkten hat. Ob diese sich unterscheiden. Ja. Absolut. Die Romantik Hund und Wolf verwand , ist fast genauso, als einen Menschen mit einem Bonobo zu vergleichen. Merkmale ja, aber vergleichbar?...
Ich glaube der Vergleich Wolf und Hund ist mehr oder weniger unausweichlich, wenn man sich mit dem Verhalten von Hunden in der Literatur beschäftigen will.
Ich spekuliere der Grund dafür ist, dass wir Hunde einfach nicht in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten können, weil Hunde keinen natürlichen Lebensraum haben. Von Geburt an manipuliert und beeinflusst der Mensch das Umfeld und das Leben von Hunden. Somit ist es praktisch unmöglich zu differenzieren, was natürliches und was anerzogenes Verhalten bei Hunden ist.
Daher möglicherweise der Versuch über Wölfe als Vorfahren an die "Natur" der Hunde zu kommen.
Die Alternative sind Beobachtungen von Straßenhunden (ganz berühmt die Pizzahunde) und selbst da ist ja zweifelhaft, welche Rückschlüsse wir auf das Verhalten unserer Haushunde ziehen können.
Angefangen hat es ja mit der Dominanztheorie, die auf Beobachtungen von Wölfen in Gefangenschaft basiert.
Diese Theorie wurde dann auf Hunde übertragen (Mensch muss Alpha sein).
Dann wurde die Dominanztheorie AN WÖLFEN widerlegt und wieder hat man das auf Hunde übertragen.
Interessant finde ich an der Take home message des Artikels (ich habe die Nuancen zwar nicht gebührend wiedergegeben, aber die Hauptaussage bleibt dennoch, dass Hunde Hierarchien bilden und der Mensch der "top dog" ist), dass es vielleicht keine Alpha Wölfe gibt, aber möglicherweise Alpha Hunde.
Im Mathe Unterricht hieß das früher "über den falschen Rechenweg zufällig auf das richtige Ergebnis gekommen".