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Kassandra
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zuletzt 27. Sept.

Kommentkampf unter Rüden

Hi, am Wochenende ist es passiert. Carl hat sich das erste Mal in der Hundeschule geprügelt. Kommentkampf unter jungen Rüden. In der Situation waren 3 intakte, 1 kastrierter Rüde und 1 Hündin. Passiert ist folgendes: Carl rempelt im Freilauf den neuen intakten Rüden in der Gruppe an. Der findet das richtig kacke und macht Carl ne Ansage. Carl hat dem Tag eh viel Testosteron im Kopf gehabt und pampt zurück die beiden Jungs fangen an zu raufen, der 3. Intakte Rüde (französische Bulldogge) mischt sich ein motzt mit und springt den beiden raufenden großen Rüden zwischen den Beinen rum. Die howawart Hündin versucht die Situation zu klären und mischt sich auch ein. Der kastrierte Ride hält sich raus. Das Chaos war perfekt. Wir haben die dann getrennt, was durch die vielen Hunde die alle eine andere Motivation in der Situation hatten gefühlt zu lange gedauert hat. Im großen und ganzen eine doofe Situation die durch alle Beteiligten Hunde und auch die Menschen weiter eskaliert ist. Das einzige Blut was geflossen ist weil Carl sich selbst auf die Zunge gebissen hat. Also Glück im Unglück. Die Trainerin meinte aber wenn nur die beiden Jungs unter sich gewesen wären hätte sie es laufen gelassen. Carl war den Rest des Tages ziemlich durch den Wind. Am nächsten Morgen hat er sich aber schon wieder wie der Hund mit den dicksten Eiern der Welt benommen. Meine Frage ist: ist es wichtig für junge Rüden die Erfahrung auch mal zu machen sich zu prügeln um ggf auch alternativ strategien zu entwickeln und souveräner zu werden? Wir haben tatsächlich einen befreundeten intakten Rüden wo es in der Vergangenheit zwischendurch auch mal kurz laut geworden ist, aber nie so in dem Maße wie jetzt am Wochenende. "Gelegenheit" sich unter Jungs auch mal behaupten/klären zu müssen gäbe es in einer reinen zweier Konstellation also. Würdet ihr das zulassen oder sofort unterbinden? Oder was sind Anzeichen dafür das Mister "dicke Eier" Geschmack am prügeln entwickelt wo man vorsichtig sein muss und die Alarmglocken anfangen müssen zu schrillen?
 
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Kassandra
11. Feb. 22:05
Ja schon, aber es gibt ja noch alternative Möglichkeiten, die Konflikte zu lösen und Erfahrungen zu sammeln. Wenn ein Hund immer wieder Kommentkämpfe austrägt, dann wird er insofern sicherer, dass er einschätzen kann, wann er den anderen ernsthaft verletzt. Was er mit diesem Wissen dann tut (mehr oder weniger verletzen wollen), hängt denke ich ein Stück weit vom Charakter und der Situation ab. Der einzige Vorteil, den ich darin sehe, ist der, dass der Hund lernt, nicht unangemessen übers Ziel hinaus zu schießen und unnötig zu verletzen. Der Nachteil kann aber sein, dass er immer häufiger die Erfahrung sammelt, dass er der Stärkere ist und dass er dadurch auch häufiger Kämpfe anzettelt bzw. drauf einsteigt. Sammelt dein Hund aber häufiger die Erfahrung, dass er auch gut die Situation löst, wenn er den anderen einfach links liegen lässt und nicht auf dessen Provokationen eingeht (und auch nicht selbst provoziert), dann wird er sich wahrscheinlich weniger häufig überhaupt auf einen Kommentkampf einlassen. Das ist für mich wesentlich souveräner, als erst mal in den Kampf einsteigen und dann nachgeben.
Aber muss der Hund nicht auch erst lernen welche kämpfe es überhaupt wert sind ausgetragen zu werden?
Ich gebe dir Recht Ein souveräner Hund würde weniger kämpfe austragen weil er es nicht nötig hat sich auf die Provokation einzulassen.
Aber wie lernt er es wenn er nicht die "Kampferfahrung" sammelt
 
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Jörg
11. Feb. 22:08
Ok. Ich spiele mit: Wir sind im Wald /Park im Freilauf. Und die Kurve kommt Oma Erna mit unerzogenem yorki Rüde "Hansi Größenwahn" Hansi spielt sich auf, kläfft und macht auf dicke Hose. Carl lässt sich das nicht bieten sprintet dahin dann wird sich unhöflich abgespnuppert und steif imponiert, markiert und drüber markiert. Dann wurde rumgeknurrt und sich angebellt. In der Zeit wäre ich dann auch mal da und würde Carl einsammeln, zurechtweisen, Hansi abblocken und weitergehen. Was ich sagen will. Carl würde nicht sofort das prügeln anfangen. Da gibt es schon Zwischenstufen! Eine Situation in der Carl auf Hansi losstürmt bei Sichtung und ihn packen will wäre bei uns nur jagdlich motiviert. Da ist aber von vorneherein eine ganz andere Absicht hinter. Und wie ich da gebissen werden soll ist mir immer noch nicht klar.
Du das hat der Halter auch gedacht das sein Hund nicht einfach angreift so schnell konnte der Halter gar nicht reagieren er hat zwar noch versucht seinen Hund zurück zu rufen da hat er aber schon auf meinen drauf gehauen. Wie schon erwähnt konnte ich beim ersten Mal den Hund blocken da war der Halter aber noch nicht mal in Sichtweite diesmal nicht. Natürlich hat sich der andere Halter direkt mal aus der Verantwortung dafür gezogen die Wundpflege Tierarzt ist an mir hängen geblieben noch dazu daß ich mir selbst dabei die Rippen gebrellt habe. Ich finde sowas nicht gut. Wie gesagt das sind Hunde die sich nicht einfach mal so ich bin da schnell da und kann was machen.
 
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Babs
11. Feb. 22:12
Du das hat der Halter auch gedacht das sein Hund nicht einfach angreift so schnell konnte der Halter gar nicht reagieren er hat zwar noch versucht seinen Hund zurück zu rufen da hat er aber schon auf meinen drauf gehauen. Wie schon erwähnt konnte ich beim ersten Mal den Hund blocken da war der Halter aber noch nicht mal in Sichtweite diesmal nicht. Natürlich hat sich der andere Halter direkt mal aus der Verantwortung dafür gezogen die Wundpflege Tierarzt ist an mir hängen geblieben noch dazu daß ich mir selbst dabei die Rippen gebrellt habe. Ich finde sowas nicht gut. Wie gesagt das sind Hunde die sich nicht einfach mal so ich bin da schnell da und kann was machen.
Grundsätzlich sollte jeder seinen Hund einschätzen können. Da bin ich ganz bei Dir und Du hast nun auch diese schlechte Erfahrung gemacht. Leider.
Dennoch ist nicht jeder Hund Aggressiv und hat Tötungsabsichten. Im Gegenteil. Einem ernsten Kampf geht normalerweise ein Kommentkampf voraus und in den seltensten Fällen wird ein Kampf ernst. Das passiert z.B. bei gleichstarken Rüden, von denen keiner nachgeben will oder auch kann.
 
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Carina
11. Feb. 22:14
Aber muss der Hund nicht auch erst lernen welche kämpfe es überhaupt wert sind ausgetragen zu werden? Ich gebe dir Recht Ein souveräner Hund würde weniger kämpfe austragen weil er es nicht nötig hat sich auf die Provokation einzulassen. Aber wie lernt er es wenn er nicht die "Kampferfahrung" sammelt
Welcher Kampf ist es denn wirklich wert, ausgetragen zu werden? Ein Kampf, auch ein Kommentkampf, birgt im Zweifelsfall immer das Risiko einer Verletzung.

Die Risikobereitschaft eines Hundes ist charakterabhängig. Aber in meinen Augen bin ich dafür zuständig, ihm zu zeigen, dass es das Risiko eben NICHT wert ist.

Wenn der Hund den Kampf verliert, dann kommt er beim nächsten Mal vielleicht ins Nachdenken, ob er den Mist nochmal durchzieht. Wenn er aber gewinnt, wie soll er dann lernen, dass dieser Kampf es jetzt "nicht wert" war? In seinen Augen hat er ja dann alles richtig gemacht und wird das Verhalten bei einem ähnlichen Auslöser erneut zeigen.
 
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Katrin
11. Feb. 22:17
Suki durfte hier sehr oft die Sau rauslassen. Außer in der Brut und Setzzeit oder Läufigkeit ist meine täglich im Freilauf und in Kontakt mit bekannten und auch fremden Hunden. Von ihr ging noch nie ein richtiger Angriff aus, sie hat noch nie einen Hund verletzt (auch nicht wenn sie mal einen Kratzer abbekommen hat). Sie regelt alles sehr souverän aber besteht durchaus auch darauf das andere Hunde sich ihr gegenüber höflich verhalten (außer Hunde unter einem Jahr, die haben mehr Freiheiten bei ihr). Das fordert sie auch sehr dortlich ein, warnt wenn sie sich nicht dran halten und maßregelt notfalls auch aber halt angemessen. Das darf sie dann auch. Man erkennt mit der Zeit sehr gut wann der Hund androht kurzen Prozess zu machen. Da muss man dann natürlich übernehmen.
 
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Carina
11. Feb. 22:23
Suki durfte hier sehr oft die Sau rauslassen. Außer in der Brut und Setzzeit oder Läufigkeit ist meine täglich im Freilauf und in Kontakt mit bekannten und auch fremden Hunden. Von ihr ging noch nie ein richtiger Angriff aus, sie hat noch nie einen Hund verletzt (auch nicht wenn sie mal einen Kratzer abbekommen hat). Sie regelt alles sehr souverän aber besteht durchaus auch darauf das andere Hunde sich ihr gegenüber höflich verhalten (außer Hunde unter einem Jahr, die haben mehr Freiheiten bei ihr). Das fordert sie auch sehr dortlich ein, warnt wenn sie sich nicht dran halten und maßregelt notfalls auch aber halt angemessen. Das darf sie dann auch. Man erkennt mit der Zeit sehr gut wann der Hund androht kurzen Prozess zu machen. Da muss man dann natürlich übernehmen.
Für mich ist das Einfordern von höflichem Verhalten und Maßregeln aber nochmal etwas ganz anderes als ein Kommentkampf zwischen 2 Rüden, die sich einfach nur wegen einem Übermaß an Testosteron beweisen wollen, wer die dickeren Eier hat 😅
 
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Katrin
11. Feb. 22:24
Für mich ist das Einfordern von höflichem Verhalten und Maßregeln aber nochmal etwas ganz anderes als ein Kommentkampf zwischen 2 Rüden, die sich einfach nur wegen einem Übermaß an Testosteron beweisen wollen, wer die dickeren Eier hat 😅
Das ist richtig. Das zeigt mir aber das gewonnene Kommentkämpfe nicht automatisch dazu führen das ein Hund dann zum Rambo mutiert. Die können das durchaus unterscheiden und so ihr Verhalten anpassen.
 
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Jörg
11. Feb. 22:30
Welcher Kampf ist es denn wirklich wert, ausgetragen zu werden? Ein Kampf, auch ein Kommentkampf, birgt im Zweifelsfall immer das Risiko einer Verletzung. Die Risikobereitschaft eines Hundes ist charakterabhängig. Aber in meinen Augen bin ich dafür zuständig, ihm zu zeigen, dass es das Risiko eben NICHT wert ist. Wenn der Hund den Kampf verliert, dann kommt er beim nächsten Mal vielleicht ins Nachdenken, ob er den Mist nochmal durchzieht. Wenn er aber gewinnt, wie soll er dann lernen, dass dieser Kampf es jetzt "nicht wert" war? In seinen Augen hat er ja dann alles richtig gemacht und wird das Verhalten bei einem ähnlichen Auslöser erneut zeigen.
Oder er haut eventuell noch fester drauf weil er verloren hat beim letzten Mal.
 
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Katrin
11. Feb. 22:31
Vielleicht traut man den Hunden heutzutage einfach zu wenig zu. Das Hunde sich untereinander vernünftig kommunizieren und einschätzen können ist sooo wichtig und das lernen sie am besten von und mit anderen Hunden.
 
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Sina
11. Feb. 22:31
Dafür brauchten wir bisher keinen einzigen „Kampf“ Eine angemessene Sozialisierung ist dennoch „gelungen“.
Das glaube ich dir gerne, allerdings kannst du nicht von deinem Hund auf alle anderen schliessen. Jede Rasse, jeder Charakter ist anders, manche sind halt eher prollig und sehr sexualisiert unterwegs, andere gehen Stress von Grund aus lieber aus dem Weg.
Der erstere muss eben erst lernen seine Rolle zu finden.
Damit sage ich auch nicht, dass man seinen Hund jetzt in jede Auseinandersetzung rennen lassen soll, zu sehr "helikoptern" hilft dem aber auch nicht.