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Andrea
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Anzahl der Antworten 43
zuletzt 25. Feb.

Können Hunde Bell-manisch sein?

Mit unserem Neelix (12 Monate) haben wir das Problem, dass er draußen inzwischen so schlimm bellt, dass es mir schon wie manisch vorkommt :-( Bei Hundebegegnungen sowieso, aber auch, wenn irgendwo zum Beispiel eine Haustür offen steht, fängt er schon "vorsichtshalber" an. Wenn wir durch den Wald gehen, weit und breit kein Mensch, kein anderer Hund, dann moppert er die ganze Zeit vor sich hin. Ablenken, auf mich fixieren, an kurzer Leine nah neben mir laufen lassen, usw. funktioniert nicht. Ich weiß mir keinen Rat mehr. Bei den anderen beiden Hunden haben wir es hingekriegt, dass sie entspannt an der Leine laufen, bei evtl. Hundebegegnungen freundlich und interessiert sind, nur bei Neelix nicht. Egal, ob wir einzeln oder zusammen mit den anderen beiden unterwegs sind. Er ist dann auch jedes Mal völlig erschöpft, wenn wir nach Hause kommen. Hat jemand Tipps? Würde mich sehr freuen 🤗
 
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Andrea
30. Juli 10:01
Dann habt ihr wahrscheinlich einen Hund, der unsicher draussen ist. Und dadurch schnell überreizt ist. Was heisst denn genug Schlaf? Wieviel Stunden? Wie oft und wie lange Gassi? Wo geht ihr denn lang. Ein wenig genauer wäre schon hilfreich. Das gleiche gilt für Trainings und Beschäftigungseinheiten. Damit man auch schauen kann wo die Fallstricke sind.
Also, Neelix ist seit klein an eine Schlafmütze:
Er steht für gewöhnlich gegen 8.30 Uhr auf, manchmal früher mit uns.
Dann eine kleine Gassirunde mit allen drei Hunden. Anschließend "Frühstück", danach spielen sie etwas zu Dritt und bekommen von uns Such- und Schnüffelspiele, wir trainieren (Kommandos, Parcours laufen, usw.) Mal zu dritt, zu zweit oder alleine, sie sollen alles gewohnt sein.
Gegen Mittag zweite Runde, ca. dreiviertel Stunde.
Alle drei Hunde halten Mittagsschläfchen bis zu drei Stunden.
Danach geht es auf eine große Runde draußen bis hin zu zwei Stunden.
Danach sind sie hungrig fürs "Abendessen", spielen noch ein bisschen im Garten und legen sich abends mit uns zum Fernsehen auf den Couch.

Zwei bis dreimal die Woche Besuch mit anderen Hunden, die sie alle kennen und nachmittags gemeinsames Spazieren gehen.
An seinem Bell-Verhalten ändert das aber nichts.
Zuhause ruhig, spielt mit den anderen Hunden, auch Besuchshunden, nur draußen ist er wie ausgewechselt :-(

Geräuschen und Lärm gegenüber ist er recht unempfindlich, da wir unser Haus renoviert haben, als er zu uns kam.
Bei neuen Geräuschen guckt er zu uns oder zu seinem Bruder und wenn wir gelassen bleiben, döst er auch weiter. Gewitter und Silvester waren ihm egal, da schläft er unbeeindruckt weiter.

Was er nicht mag, wenn viele Menschen um ihn herum sind, wenn zum Beispiel der Bürgersteig voll ist, weil gerade ein Schwung Leute über die Straße kam. Dann bleibt er stehen, guckt zu mir hoch und ja, dann nehme ich ihn auf den Arm, damit er nicht getreten wird. Anschließend sofort wieder runter.
Solange er auf dem Arm ist, bellt er weniger bis gar nicht.
Insgesamt ist er gerne bei einem, während die anderen beiden Hunde am Fußende schlafen, will Neelix richtig kuscheln, sein Kopf in meiner Armbeuge oder auf der Schulter.

Schlechte Erfahrungen, nichts, was mir aufgefallen wäre.

Neue Untergründe, da ist er grundsätzlich neugierig und interessiert. Bis auf die Bellerei verhält er sich nicht so, dass er ängstlich wirkt.
 
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Andrea
30. Juli 10:04
Klingt nach mega Stress auf allen Seiten. Noch eine Stimme für „Hund im Stress“ - Sarah Both und der Rat, soweit wie nur möglich „runterzufahren“. Ich glaube, hier würde ich einen reset machen wollen und ähnlich wie bei einem Kleinen, der die Welt nicht kennt, nahezu von vorn anfangen. Viel sitzen, viel gucken, viel schauen lassen. Und nur so weit er das erträglich findet. Er muss raus aus dem Verhalten, das hat sich ja bereits manifestiert. Warum er es macht, darüber kann man ja nur spekulieren und in Ferndiagnose auch nichts darüber sagen.
Ich gehe öfters mit ihm alleine, dann setzen wir uns auf eine Bank, er auf meinen Schoß oder neben mich, und wir schauen nur, die Enten auf dem Wasser, die Leute, die vorbei gehen.
Er sitzt da, schnuppert viel und ist ruhig. Kaum steht er wieder auf dem Boden, geht das Gekläffe los 😖
 
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Liane
30. Juli 10:08
Ich würde ihm lernen was zu tragen
 
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Tobi
30. Juli 10:14
Ich würde auch dazu raten dir einen Trainer zur Seite zu holen der sowohl das Verhalten deines Hundes als auch dein eigenes analysiert und dir dann ein passendes Konzept mit an die Hand gibt.
Wie Sonja schon geschrieben hat kann man das aus der Ferne schwer beurteilen und dir die richtigen Ansätze mit auf den Weg geben.

Ansonsten beobachte ihn und dich mal genau vor und während euren Runden.
Wann bellt er?
Wie bellt er?
Wie verhält er sich davor und währenddessen?(auch seine Körpersprache)
Was passiert in der Umgebung (oder auch nicht)?
Sucht er den Kontakt auf deinen Arm und wenn in welchen Situationen?
Usw.
All das können euch u.a. Hinweise auf sein Verhalten und mögliche Auslöser geben, die ihr gemeinsam mit einem Trainer vertiefen und daran arbeiten könnt 👍🏼
 
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Sandra
30. Juli 10:35
Ich gehe öfters mit ihm alleine, dann setzen wir uns auf eine Bank, er auf meinen Schoß oder neben mich, und wir schauen nur, die Enten auf dem Wasser, die Leute, die vorbei gehen. Er sitzt da, schnuppert viel und ist ruhig. Kaum steht er wieder auf dem Boden, geht das Gekläffe los 😖
Schmerzen körperlicher Art (organisch, orthopädisch, ggf. neurologisch) sind sicher ausgeschlossen?
 
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Claudia
30. Juli 10:39
Hallo, es gibt viele Gründe warum Hunde bellen.

Wenn Sie schreiben, dass Ihr Hund aus keinem ersichtlichen Grund im Wald bellt, könnte es aus einer freudigen Erregung heraus sein, weil es jetzt zur "Jagd" geht und ihr Hund auf eine Wildbegegnung hofft. Denn der Boden riecht ja vielversprechend. Und Terrier haben einen sogenannten lockeren Hals, dass bedeutet, dass sie ihre Emotion immer durch Lautgebung der Umwelt mitteilen.

Wenn sie bei einer offenen Haustür bellt, gehe ich davon aus, dass Ihr Hund ihnen das nur mitteilen will: Schau mal Frauchen, da ist etwas gruseliges, was machen wir jetzt. Denn es ist die Aufgabe des rangniedrigsten Rudelmitglieds, solche Vorfälle zu melden.

Bei Hundekontakt bellt sie vielleicht aus Angst oder sie teilt ihrem Gegenüber nur mit, bleib ja von mir fern, sonst werde ich wieder am Hals gezogen oder werde anders bestraft.

Auf alle Fälle haben Sie einen kommunikativen Hund. Interessant ist seine Körperhaltung beim Bellen. Ist die Rute erhoben oder eingeklemmt, wie ist der Blick? Starr oder weich, sind seine Ohren steil nach vorne gerichten oder nach hinten gelegt, bellt er hoch oder tief, stampft er mit den Vorderbeinchen auf oder versteckt er sich hinter Ihnen. Hält er Blickkontakt und ist sogar ansprechbar.

Wenn Sie einen kommunikativen Hund haben, kann man meiner Meinung nach, nicht viel machen. Ansonsten versuchen Sie an der Bindung zu Ihrem Hund zu arbeiten und ganz viel Sicherheit zu vermitteln.
 
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Andrea
30. Juli 12:12
Schmerzen körperlicher Art (organisch, orthopädisch, ggf. neurologisch) sind sicher ausgeschlossen?
Laut TA alles okay, hatte ihn extra durchchecken lassen.
 
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Friedel
30. Juli 12:14
Huhu Wie sieht denn euer Alltag aus? Wieviel Schlafund Ruhe hat er denn? Wie oft und wielange geht ihr raus? Was gibt es sonst noch an Beschäftigung im Alltag? Habt ihr oft Besuch? Wie klapot es denn mit den anderen 2 Hunden? Geht ihr immer zusammen raus? Grundsätzlich frage dich mal, welche Motivation hinter dem Bellen steckt. Braucht er mehr Abstand zum anderen Hund? Dann finde die passende Distanz. Ist er überfordert von den vielen Reizen? Dann suche dir ne langweiligere Strecke, mit wenig Reizen und zu anderen Uhrzeiten. Es gibt schon viele Gründe warum dein Hund bellen könnte. Du musst mal genau euren Alltag durch leuchten. Ein Hund der permanent draussen bellt ist im Stress. Hinzu kommt, wenn du ihn noch nicht lesen kannst, entsteht zusätzlich Frust. Das führt wiederum zu mehr Stress. Ein Teufelskreislauf. Es gibt ein tolles Buch von Sandra Both: hund im Stress. Das hst uns gut geholfen. Ansonsten suche die einen Hundetrainer der gewaltfrei arbeitet. Das Thema ist ziemlich komplex. Bellen kann auch nur ein Symotom sein für irgendwas. Das wird dir hier keiner sagen können.
Ja, positive Erfahrung mit Stressreduktion habe ich bei Holger auch gemacht. Ich habe und nehme an den online-Kurs cooler Hund auf denktier.at teil. Man hat 1 Jahr Zugriff auf die Unterlagen und kann solange auch über e-mail und facebookgruppe kommunizieren.
Es haben sich mit einer strikten - über mehrere Woche durchgezogenen - Stressreduktion viele Probleme deutlich reduziert. Auch das Bellen und die Ansprechbarkeit. Wenn er unter Stress gerät, dann fällt er allerdings in altes Verhalten zurück. Ok, ich habe ihn mit reichem Erfahrungsschatz aus dem Tierheim adoptiert. Und ich mache auch öfter Fehler, dass ich auf das Bellen so reagiere, dass ich es nur unterdrücke und nicht auf das Bedürfniss. Beim Unterdrücken ( z.B. mit "Nein", Ablenken, ...) bleibt das Bedürfnis und kann sogar sich verstärken bzw. in die nächste Eskalationsstufe gehen...
Da du noch 2 weitere Hunde hast, kann es natürlich auf einen Konflikt aus der Mehrhundehaltung basieren.
Mirjam Cordt scheint da auch eine gute Adresse zu sein
https://www.mirjamcordt.com/
 
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Andrea
30. Juli 12:16
Hallo, es gibt viele Gründe warum Hunde bellen. Wenn Sie schreiben, dass Ihr Hund aus keinem ersichtlichen Grund im Wald bellt, könnte es aus einer freudigen Erregung heraus sein, weil es jetzt zur "Jagd" geht und ihr Hund auf eine Wildbegegnung hofft. Denn der Boden riecht ja vielversprechend. Und Terrier haben einen sogenannten lockeren Hals, dass bedeutet, dass sie ihre Emotion immer durch Lautgebung der Umwelt mitteilen. Wenn sie bei einer offenen Haustür bellt, gehe ich davon aus, dass Ihr Hund ihnen das nur mitteilen will: Schau mal Frauchen, da ist etwas gruseliges, was machen wir jetzt. Denn es ist die Aufgabe des rangniedrigsten Rudelmitglieds, solche Vorfälle zu melden. Bei Hundekontakt bellt sie vielleicht aus Angst oder sie teilt ihrem Gegenüber nur mit, bleib ja von mir fern, sonst werde ich wieder am Hals gezogen oder werde anders bestraft. Auf alle Fälle haben Sie einen kommunikativen Hund. Interessant ist seine Körperhaltung beim Bellen. Ist die Rute erhoben oder eingeklemmt, wie ist der Blick? Starr oder weich, sind seine Ohren steil nach vorne gerichten oder nach hinten gelegt, bellt er hoch oder tief, stampft er mit den Vorderbeinchen auf oder versteckt er sich hinter Ihnen. Hält er Blickkontakt und ist sogar ansprechbar. Wenn Sie einen kommunikativen Hund haben, kann man meiner Meinung nach, nicht viel machen. Ansonsten versuchen Sie an der Bindung zu Ihrem Hund zu arbeiten und ganz viel Sicherheit zu vermitteln.
Ja, es ist ein Terrier, aber wann immer er als Welpe Jagd-Ambitionen zeigte, haben wir ihn mit Wettlauf o.ä. abgelenkt und jetzt kann ein Reh den Weg kreuzen, er setzt nicht zur Jagd an.

Und bestraft wird er nicht, nie!
Auch kein Zug am Hals, denn unsere Hunde tragen keine Halsbänder, nur Geschirre. Und da gibt es nichts, was er von uns fürchten müsste.
 
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Andrea
30. Juli 12:19
Ich würde ihm lernen was zu tragen
Schon versucht.
Er bellt auch mit Bällchen im Maul, hört sich dann nach Gurgeln an 😉