Mmhh, ohne Lohn geht man doch nicht arbeiten. Das ist doch vorrangig der Sinn einer beruflichen Tätigkeit. Toll, wenn dann das Arbeitsklima stimmt. Aber dem Chef muss ich nicht vertrauen und schon gar nicht mit ihm eine persönliche Bindung aufbauen/eingehen.
Im Berufsleben steht die extrinsische Motivation (Lohn) an oberster Stelle. Werde ich nicht bezahlt, wechsel ich meinen Arbeitgeber. Der ist Austauschbar.
Dem Gegenüber stehen Freunde, Ehepartner, Familie. Es ist schön, wenn man mal zum Essen eingeladen wird, aber muss nicht sein. Man ist gerne mit ihnen zusammen und dies ist man aus einer intrinsischen Motivation heraus. In deren Gegenwart fühlt man sich wohl und ob ich nun zum Essen eingeladen werde ändert nicht das bereits bestehende schöne Gefühl zu dem Freund. Vorrangig ist doch, auch bei einer Einladung zum Essen, dass man gemeinsam Zeit miteinander verbringt.
Eine erkaufte Freundschaft ist keine Freundschaft.
In Bezug auf den Hund kommt es nun darauf an, was man möchte. Man kann ihn mit Leckerchen vollstopfen und darüber ein z.B. "Schau" einfordern oder aber man kann die gemeinsamen Interessen miteinander ausleben wie spielen, jagen, kuscheln, Kontaktliegen ... ohne Bezahlung, sondern einfach nur, weil es schön ist und aus einem guten Gefühl heraus entsteht (intrinsische Motivation). In dieser Beziehung ist man lediglich derjenige, der die Entscheidung in bestimmten Situationen (z.B. Hundebegegnungen) trifft und der Hund darauf vertrauen kann, dass es die richtige Entscheidung ist (man erfüllt damit einen Teil des Sicherheitsbedürfnisses des Hundes). Das bedeutet nicht, dass man der Chef ist.
Wer sich einen Hund holt um Chef zu spielen, der hat nicht verstanden, dass Hunde hoch soziale Lebewesen sind.
Gerne verweise ich auf die Bedürfnispyramide nach Maslow. Hunde brauchen keine extrinsische Motivation um glücklich zu sein, aber sicherlich freuen sie sich auch mal über ein Goodie (zusätzlicher Anreiz). Es sollte aber ein ZUSÄTZLICHER Anreiz bleiben und nicht als selbstverständlich erwartet werden. Was sie aber brauchen (neben der Erfüllung der Grundbedürfnisse:Schlafen, Essen, Trinken) ist die Erfüllung ihres Sicherheitsbedürfnisses, ihrer sozialen Bedürfnisse wie Freundschaft, Gruppenzugehörigkeit, Anerkennung/Geltung und Selbstverwirklichung.
Dein Beispiel hinkt meines Erachtens, da die Motivationsgrundlage zwischen Beruf und Freundschaft jeweils eine andere ist. Der Arbeitgeber ist austauschbar, der Sozialpartner nicht.
Mein Hund wird aber (leider) nicht nur auf der grünen Wiese bespasst, der muss mitten in der Großstadt demnächst auch verlässlich funktionieren.
Das heisst, er muss arbeiten. Auf einen Zungenklicker, ein Handzeichen, ein Stop, ein Links, Rechts, bei mir, Rückruf, Abbruch etc zackzack reagieren, auch wenn die Alternative SEHR verlockend ist.
Ich hab ja ansich eh eine recht hohe Meinung von mir selbst und davon, was andere Lebewesen aus blanker Verehrung alles für mich tun würden, aber ich wär doch blöd, wenn ich mich nicht noch zusätzlich mit Leckerbissen beliebt machen würde.
Schon die alten Römer wussten es - Spiele UND Brot.