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Jessica
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zuletzt 10. Jan.

Junghund zeigt aggressives Verhalten bzgl. Halsband und Geschirr

Liebe Alle Ich wende mich an die community, weil ich mich etwas aussichtslos fühle und während den Festtagen unsere Hundetrainerin sowie sämtliche andere Hundetrainer*innen frei haben. Um auf den Punkt zu kommen, muss ich erst kurz ausholen: Mein Mann und ich haben einen 11 Monate alten Mini Aussie. Wir haben ihn seit er ein Welpe ist von einer erfahrenen und liebevollen Züchterin, welche seit über 20 Jahren Aussies züchtet. Er war der Kleinste im Wurf und sie meinte damals als er 3 Wochen alt war, dass sie hoffe, dass er durch komme. Ist er und er war die ersten 2-3 Tage bei uns ganz ruhig und eher ängstlich, zeigte sich dann aber mehr und mehr. Er ist fidel, neugierig und manchmal ein richtigee Frechdachs. Also zum fressen! Allerdings ist er auch sehr sehr sensibel. Das meinte auch unsere Hundetrainerin, welche uns seit seinem 5. Lebensmonat begleitet. Wir haben bald mit verschiedenen Managementstrategien gearbeitet und das ging soweit gut. Nun, vor etwa 2 Monaten hat er angefangen, sein Geschirr anzuknabbern. Wir haben ihm dann 'aus' gesagt und Alternativen geboten. Da er oft Mühe hatte, runter zu kommen, trug er dieses eben auch daheim mit Hausleine. Das half ihm sehr zur Ruhe zu kommen. Vor etwa 3-4 Wochen hat er dann angefangen, richtig Mühe mit dem Anziehen des Geschirrs zu haben und ist erst mal geflüchtet. Mit Leckerlies ging das dann. Wir hätten wohl viel früher das Problem anpacken sollen, aber im Nachhinein ist man wohl immer schlauer.. gleichzeitig wurden noch Giardien diagnostiziert. Jedenfalls hat er vor 2 Wochen erstmals nach mit geschnappt beim Geschirr schliessen. Wir haben dann viel versucht posutiv zu verstärken. Bei meinem Mann ging es noch 3-4 Tage länger, aber dann war auch bei ihm nix mehr mit Geschirr anziehen. Am Tag vor ihren Ferien war unsere Trainerin noch da, wir haben das besprochen, filmten uns dann auch dabei, wie wir es anziehen etc. Seither ist die Situation aber eskaliert und wir können ihm kein Geschirr mehr anziehen. Wir sind natürlich jetzt auch sehr verunsichert und versuchen auch an uns zu arbeiten. Er reagiert sonst nicht wirklich aggressiv. Wenn man seine Sprache richtig liest, passiert gar nichts. Wenn man 'übergriffig' wäre halt schon. Wir haben jetzt mal ein Halsband für ihn, damit wir überhaupt mit ihm raus können. Wir arbeiten so gut es geht an Bindung, Vertrauen, sind achtsam. Wir haben das Geschirrtraining wieder bei Null angefangen. Aber ich merke, wie es an mir nagt. Kennt das jemand anders auch? Hat jemand Erfahrungen damit? Sorry für den langen Text, ich empfinde einfach eine grosse Unsicherheit und hoffe auf Verständnis und Unterstützung.. Danke im Voraus!
 
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Ramona & Sammy
29. Dez. 14:39
Danke. Ja, also bei den ersten X Mal als er nicht wollte, haben wir ihm das Geschirr ja einfach angezogen wie immer. Da war auch keine Angst oder so da. Irgendwann hab ich aber seine Anspannung gespürt und gesehen (Ohren angelegt, Schwanz unten) bis er mir die Zähne gezeigt hat und schliesslich nach mir schnappte. Er schnappt oder beisst niemanden und nichts, nur uns beim Geschirr. Also ja, wir haben eine Angst entwickelt, weil wenn der Zwerg seine Zähne auspackt und zubeisst, er aber noch nicht im Geschirr und an der Leine ist, wir uns irgendwie nicht wehren können. Ich war eigentlich von Anfang an konsequent, mein Mann hat ihm deutlich mehr durchgehen lassen. Ich hab eigentlich bewusst Grenzen und Regeln gesetzt, aber offenbar nicht gut genug. Mit sensibel mein ich auch nicht, dass er vulnerabler ist, sondern er schnell von 0 auf 100 ist, egal bei was. Er ist total schnell reizüberflutet und wir üben seit der Welpenzeit viel Ruhe, etc. Als die Trainerin eben da war, war es noch nicht so heftig. Dann meinte sie, filmen und ihr schicken. Aber dann ist sie eben in die Ferien. Ich möchte eben auch, dass sie nächste Woche dabei ist, wenn wir es ihm anziehen... Ich denk, du hast da schon auch recht. Nur muss ich die Situation jetzt irgendwie in den Griff kriegen. Hast du denn einen Rat, wie ich an der Angst und somit daran arbeiten kann, dass ich über die Situation bestimme?
Tief durchatmen und einfach machen mit einer Selbstverständlichkeit als gäbe es nichts Normaleres ... Selbstbewusst bleiben... so klappt das auch bei uns
 
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Annett
29. Dez. 14:53
Liebe Annett, Ich habe in meinem Text keinesfalls dazu geraten, sondern es nur angesprochen wie ich es handhabe. Das bezieht sich auf neue, allenfalls unzurechenbare Tierheimhunde, denen man nicht so mir nichts dir nichts aus der Ferne einen Maulkorb aufsetzen kann. Aber egal wo der Hund herkommt, vor ungewollten Hundebissen sollte man sich immer irgendwie schützen. Meine Fragen am Ende waren nicht gemeint im Sinne von "Lasst euch beißen und berichtet", sondern nur, ob dieser Fall schon eingetreten ist. Da könnte/sollte man tatsächlich zur eigenen Sicherheit über einen Maulkorb nachdenken, wenn es sich häuft. Meine eigenen Hunde wurden und werden gut erzogen um genau mit dem guten Beispiel dieser Rasse voranzugehen. Die letzte Staffie Hündin wurde als geprüfter Assistenzhund von mir ausgebildet. Das schafft kein beißwütiger Hund! Alle meine Hunde haben intensiv gelernt ihre Beißintensität am Menschen zu kontrollieren und lassen sofort ab, sobald Textilien oder Menschenhaut das Maul berührt, wenn vorab kein explizites Signal zur Spielaufforderung meinerseits kam. Der Text der TE las sich nicht so, als ob das im Welpenalter angegangen wurde und ich wollte dies nicht hier unnötig aufrollen. Und bevor das auch falsch verstanden wird, im verlinkten Thread mehr dazu: https://dogorama.app/de-de/forum/Welpen_Junghunde/Beissintensitaet_Beisshemmung-cMHCdKeodRZbvsGgoDtl/
O.k., dann ist ja bei dir alles gut. Aber hier handelt es sich eben um keinen Tierschutzhund und ich vermute ja auch, dass da im Umgang mit dem Hund irgendwas schiefläuft oder gelaufen ist. Bei einem Tierschutzhund würde ich anfangs einfach das Geschirr dranlassen, um dem Stress aus dem Wege zu gehen und gut, bis er sich eingewöhnt hat. Dann kann man das üben und positiv bestärken. Hier ist der Grund aber ein ganz anderer. Der Hund lebt schon etwa 8 Monate in seiner Familie und das Verhalten zeigt er erst jetzt, nicht von Anfang an. Deshalb finde ich deine Empfehlung mit dem Spielzeug auch nicht angebracht. Das ist gefährlich und löst nicht das Problem. Unerfahrene Hundehalter könnten das gründlich missverstehen. Auch der Umgang mit dem Spielzeug und wie man mit dem Hund spielt kann ein Teil des Problems sein. Deshalb auch mein Tipp, erst einmal der Situation aus dem Wege zu gehen, einfach das Halsband zu verwenden und dann vor Ort den Hundetrainer draufschauen zu lassen. Wir können das Problem von der Ferne schlecht einschätzen. Da muss man den Hundehalter im Umgang mit dem Hund sehen und schauen, woran das liegt.
 
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Jessica
29. Dez. 15:58
Sehr gut geschrieben ! Ich selbst habe gerade eine Hündin die das Geschirr aber mit negativem durch die Vorbesitzerin verbindet. Sie knurrt nicht, sondern entzieht sich mit Demutshaltung der Situation. Aber auch da muss der Hund lernen, dass das Geschirr einfach dazu gehört. Bei ihr habe ich Geschirr mit Futter verknüpft. Sie hat also erst Futter bekommen wenn das Geschirr dran war. 3 Tage dann war die Situation erledigt. In Watte packen und bemitleiden ist in jeder Situation schlecht. Bedingt durch eure Unsicherheit verstärkt sich die Situation jetzt. Wenn er auf sitz gut reagiert würde ich ihn am Halsband mit Leine begrenzen, vor dem sitzenden Hund hinsitzen das Geschirr über den Kopf, Leckerli, wieder aus ziehen, Leckerli usw. Er muss dabei aber ruhig vor euch sitzen. Erst wenn das gut klappt und entspannt klappt würde ich weiter machen. Es bringt jetzt für euch nichts die Angelegenheit zu erzwingen und er kann ja auch mit Halsband ausgeführt werden. Kann sein bis ihr es zu machen könnt und er dabei entspannt bleibt dass es ein paar Tage dauert. Wichtig ist dass ihr in der Körperhaltung im sitzen gerade bleibt und euch nicht über den Hund beugt. Er soll also sehr dicht und ruhig bei euch sitzen. Ich hoffe dass ich das verständlich beschrieben habe
Danke, das ist hilfreich, wir machen das so. Ich gebe uns jetzt auch Zeit. Er hat ja generell schon Mühe still zu sitzen, wenn es ums Üben geht. Sobald er Leckerli sieht, freut er sich eigentlich erst mal total und wird hibbelig. Aber den Punkt, dass er ruhig bleiben soll, find ich gut, das probier ich mit viel Geduld.
 
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Jessica
29. Dez. 15:59
Ja, glaube ich auch. Mach nicht viel Gewese drumherum. Zieh das Geschirr einfach an, als ob das das Normalste der Welt ist und diskutiere nicht. Setz dich durch und fertig. Er darf nicht mit dem Gezicke durchkommen. Ich würde da auch nicht groß belohnen, wenn es klappt. Da wird das zu sehr zum Thema gemacht. Einfach Hund nehmen, Geschirr an und los geht es nach draußen. Die Pubertät lässt grüßen und er testet aus, wie weit er gehen kann. Lass ihm das nicht durchgehen, sonst wird das Problem immer schlimmer, auch wenn er klein und süß ist. Viel Erfolg! Du bist der Chef!😜
Das war eben zu Begin, als das Problem angefangen hat, mein Ansatz. Und jetzt ist es schon zu weit als dass ich das einfach machen kann. Da würd er auf mich los und das will ich nicht unbedingt fördern..:/
 
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Jessica
29. Dez. 16:03
Meine Tierschutzhündin trägt ein Sicherheitsgeschirr und hab ich sie damit gekriegt, dass ich ihr das Geschirr mit der Kopföffnung offen hinlege und ein Leckerli reinlege. Sie nimmt es, ich kann ihr das Geschirr über den Kopf ziehen und sie lässt sie die Clips zumachen. Ich knie am Boden vor ihr dabei und "bitte" sie mit ruhiger Stimme, still zu halten. Am Halsgurt lässt sie sich inzwischen die Schnallen festziehen, ohne zu schnappen oder wegzuwollen. Macht sie doch zu , lass ich ihr den Raum und rufe sie wenig später nochmal zu mir. Mit Druck und "ich will jetzt aber" käme ich nicht weiter. Ich denke, sie hat inzwischen gelernt, dass es schnell geht, wenn sie kooperiert. Ich schätze, dein Hund spürt deine Unsicherheit und Angst und spiegelt das.
Da hast du absolut Recht! Mit dem Erzwingen komm ich bei meinem auch nicht weiter. Auch wenn er nicht ausm Tierschutz ist..😅
Guter Trick mit auf den Boden legen. Danke!
 
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Jessica
29. Dez. 16:07
Das ist immer sehr schwer aus der Ferne zu beurteilen. Du schreibst, dass es mit 11 Monaten auch noch an der Leinenführigkeit hapert und dein Hund schnell aufdreht. Ist das dein erster Hund? Ich könnte mir vorstellen, dass das vielleicht ein grundsätzliches Problem im Umgang mit ihm ist oder gerade dazu wird. Dein Hund ist in dem Alter voll in der Pubertät und testet gerade seine Grenzen aus. Aber wie gesagt, dass von der Ferne einzuschätzen ist schwierig. Da müsste man euch im täglichen Umgang mit ihm sehen. Und wenn dein Mann mehr durchgehen lässt, ist das auch wenig hilfreich. Ich würde dir jetzt empfehlen, das Halsband zu verwenden, bis dein Hundetrainer wieder da ist, um die Situation nicht weiter zu verschärfen. Ich bin ja sowieso eher ein Verfechter des Halsbandes, vor allem, wenn es um das Erlernen der Leinenführigkeit geht. Mit Geschirr lässt es sich wunderbar an der Leine zerren ( ist meine Meinung, andere denken da eben anders). Mit 11 Monaten ( ich gehe mal davon aus, dass ihr den Hund nun so 8 Monate habt) sollte die Leinenführigkeit eigentlich kein Thema mehr sein. Das könnte alles miteinander zusammenhängen. Tritt auf jeden Fall selbstbewusst auf und weiche nicht zurück, wenn er rummotzt. Ich drücke euch die Daumen! Viel Erfolg!
Ja, also er läuft generell gut an der Leine, aber wenn halt was kommt, was gruselig ist oder wo er unbedingt hin will, dann zieht er einfach noch sehr. Oder wenn ein Hund zu nahe kommt, dann ist die Reaktion meines Hundes Flucht nach vorn. Und wenn der Hundebesitzer mir dann noch hinterhergeht, weil er/sie denkt, och die wollen ja spielen, wirds halt auch nicht besser.
Es ist nicht mein erster Hund, aber mein erster pubertierender Hund😅 wir sind mit der Trainerin ja dran und da er schnell reize aufnimmt und kaum filtert, umso mehr. Er hat auch mega Fortschritte gemacht in den letzten Monaten. Bin z.B. konsequent stehen geblieben sobald er gezogen hat. Hab ihm gezeigt, dass es so nicht weitergeht. Das hat dann geholfen. Wir bleiben auf jeden Fall dran...
 
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Jessica
29. Dez. 16:09
Das ist ja gerade das Problem, dass dein Hund überhaupt auf die Idee kommt, dir die Zähne zu zeigen und nach dir zu schnappen. Da läuft etwas schief, denn auf die Idee sollte er niemals kommen und das liegt an deinem Verhalten ihm gegenüber. Er hat ja sonst noch keine schlechten Erfahrungen gemacht, wie das oft bei Tierschutzhunden der Fall ist. Dann ist die Ursache eine andere. Es geht nicht, dass du als Halter Angst vor deinem Hund hast. Wie willst du ihn dann in brenzligen Situationen mit Fremden noch kontrollieren, wenn du selber vor ihm Angst hast. Das darf sich auf keinen Fall weiter verfestigten!
Das weiss ich ja. Deshalb ja auch meine Sorge..
 
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Jessica
29. Dez. 16:10
Zeigt er die Zähne jetzt nur in Verbindung mit dem Geschirr? Oder gibt es auch andere Situationen wie Futter oder Spielzeug? Wo er euch Zähne zeigt? Hast du deinen Hund von einem Züchter? Hast du mit ihm schon Kontakt aufgenommen?
Also wenn ich hm Futter aus dem Mund nehmen wollen würde, würd er das auch machen. Aber Spielzeug etc. und in sonstigen Situationen nicht.
Ja, aber die Tipps des Züchters haben uns nur bedingt weitergeholfen...
 
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Dogorama-Mitglied
29. Dez. 16:24
Also wenn ich hm Futter aus dem Mund nehmen wollen würde, würd er das auch machen. Aber Spielzeug etc. und in sonstigen Situationen nicht. Ja, aber die Tipps des Züchters haben uns nur bedingt weitergeholfen...
Hallo Jessica
Dass der Züchter nicht helfen kann ist natürlich traurig.

Wenn er sich das Futter auch nicht nehmen lässt, dann setzt dein Hund einfach gerade Grenzen, das ist ein stückweit normal in diesem Alter. Muss natürlich von Euch nun angegangen werden.
Aber jetzt mach aus deiner Unsicherheit nicht noch mehr Fehler und mach dir auch nicht so viele Gedanken.
Fuhr ihn am Halsband und die Trainerin ist ja bald zur Stelle.
Ansonsten gab es ja auch viele Ansätze

Viel Glück
 
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Andrea
29. Dez. 18:47
Ja, also er läuft generell gut an der Leine, aber wenn halt was kommt, was gruselig ist oder wo er unbedingt hin will, dann zieht er einfach noch sehr. Oder wenn ein Hund zu nahe kommt, dann ist die Reaktion meines Hundes Flucht nach vorn. Und wenn der Hundebesitzer mir dann noch hinterhergeht, weil er/sie denkt, och die wollen ja spielen, wirds halt auch nicht besser. Es ist nicht mein erster Hund, aber mein erster pubertierender Hund😅 wir sind mit der Trainerin ja dran und da er schnell reize aufnimmt und kaum filtert, umso mehr. Er hat auch mega Fortschritte gemacht in den letzten Monaten. Bin z.B. konsequent stehen geblieben sobald er gezogen hat. Hab ihm gezeigt, dass es so nicht weitergeht. Das hat dann geholfen. Wir bleiben auf jeden Fall dran...
Und deswegen ist das Halsband alleine auch nur ne halbgute Idee. Der ist dann einfach nicht gut führbar und wenn du Pech hast, schneller weg, als du Luftholen kannst