Home / Forum / Verhalten & Psychologie / Junghund wird zum Tasmanichen Teufel

Verfasser-Bild
Stephanie
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 38
zuletzt 12. Feb.

Junghund wird zum Tasmanichen Teufel

Guten Tag, Hilde (20 Wochen alt, seit 4 Wochen bei mir) hat es zwar faustdick hinter den Ohren, typisch junger, kleinwüchsiger Hund, aber sie benimmt sich schon sehr gut. Sie war am Anfang sehr impulsiv beim Aufeinandertreffen mit anderen Hunden. Große Frustration, wenn es nicht zu jedem Hund hingeht zum Spielen. Das haben wir schon toll im Griff. Auch sonst arbeiten wir an der Frustration und Impulsivität. In meinen Augen macht mein kleines Möhrchen super Fortschritte und lernt jeden Tag prima dazu. Wie viele Hunde dreht sie abends mal fünf Minuten am Rad, rennt durch das Wohnzimmer wie von der Tarantel gestochen und gibt bestialische Geräusche von sich. Ich denke klassische fünf Minuten. Ich kann mich dabei ganz normal bewegen. Sie schießt einfach an mir vorbei oder durch mich hindurch. Seit einer Woche passiert uns das abends draußen direkt nach dem Kacken. Ich schaffe es oft gerade noch so den Haufen einzutüten und es geht los. Es wird wild gezerrt, geruppt, in die Leine gebissen, eigentlich wild um sich gebissen, in meine Schuhe, in meine Hosen, erwischt dabei auch gern mal mein Bein und macht Geräusche wie ein Biest. Ich versuche sie von meinen Beinen fernzuhalten mit der kurzen Leine, dann springt sie in meine Hand. Wahnsinn. Ich spreche sie ruhig an, sage Sitz. Das klappt oft. Oft zwar erst nach einigen Versuchen, aber immerhin. Bis zu diesem Punkt schwitze ich aber auch schon und wurde meist auch schon gebissen. Ich weiß dann, nur mit „Sitz“ hat es sich nicht. Also Platz. Dann wieder Sitz. Ein Touch mit der Schnauze an meine Hand. Sie bekommt Leckerlies fürs Ruhigbleiben und die Ausführungen meiner Kommandos. Sobald ich weitergehen möchte, geht es wieder los. Das wiederholen wir dann drei mal bis sie normal weitergehen kann. Was kann ich tun? Warum macht sie das? Heute waren wir um neun morgens anderthalb Stunden draußen, erst ein wenig an der Schleppleine an der Elbe, danach wie immer ein bisschen Training Leinenführung. 13 Uhr eine Stunde Welpenspielstunde mit Aufsicht eines Trainers. 18 Uhr Abendbrot für sie, 19 Uhr noch mal für eine kleine Runde raus. Gekackt und ausgeflippt wird hier zu Beginn dieser Abendrunde. Zwischendurch hat sie heute geschlafen, Schnüffelspiele gespielt und so ein bisschen mit mir gespielt. Sie ist nicht aggressiv mit anderen Hunden. Auch sonst nicht. Sie bellt ab und zu noch bei anderen Hunden, eher aus Frust und auch Unsicherheit. Beides hat sich aber schon sehr verbessert. Ich finde, sie könnte zu Hause mehr ruhen. Sie läuft mir viel hinterher. Wir arbeiten daran (Platztraining), ich gehe auch aus dem Raum und schließe die Türen, damit sie nicht hinterher kann. Ich sitze selbst auch viel und lese, damit sie mit mir ruhen kann, was selten der Fall ist. Das Rübchen schläft mir noch zu wenig. Kann dies ein Grund sein? Wir arbeiten kräftig daran, alles braucht seine Zeit. Aber vielleicht hat jemand noch einen Tipp oder eine Idee, was mit ihr sein könnte. Oder ob ich etwas sehr falsch mache. Lieben Dank!
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Becca
11. Feb. 23:34
Vielleicht nur um auf Nummer sicher zu gehen mal zum Tierarzt, Blutbild machen lassen ob alles in Ordnung ist und Kotproben abgeben. Finde jetzt auch nicht das du zu viel mit ihr machst. Würde die Gassirunden aber auf max 40 min pro Gang verkürzen . 1,5 Std find ich zuviel. Dann lieber öfter mal was machen dafür nicht so lange. LG
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Annett
12. Feb. 01:25
Und ich mache mir hier auch keine Sorgen um meine Beine, sondern um das Möhrchen. Das ist schon komisch, sie so zu sehen. Da werde ich ganz betrübt. Sie ist sehr lieb und lebensfroh und wir haben uns sehr lieb. Die Aussätzer abends machen mir Sorgen.
Du solltest ihr auch schon deutlich klar machen, dass sie weder in Beine, noch in Hände zu beißen hat. Woher soll sie sonst wissen, dass das nicht erwünscht ist. Ein anderer Hund würde sie auch zurechtweisen, wenn ihr Verhalten nicht in Ordnung ist. Ein Welpe muss die Beißhemmung lernen, sonst hast du später massive Probleme. Dein Hund benötigt viel mehr Ruhe und Schlaf. Wenn er das nicht von alleine macht, musst du ihn zu seinem Glück zwingen. Spiele und Beschäftigungen werden sofort abgebrochen, wenn der Hund in dieses Verhalten verfällt. Tust du das nicht und „ machst dir keine Sorgen um deine Beine“, wird das Verhalten sich verschlimmern und du wirst damit auch Probleme haben, wenn der Hund erwachsen ist.
Gerade das Durchdrehen abends, was du beschreibst, ist der beste Beweis dafür, dass sie überfordert ist. Wie hier schon geschrieben wurde, nach müde kommt blöde, wie bei Kindern auch.
Du schreibst, früh wart ihr 1 1/2 Stunden am Stück draußen, 13.00 Uhr wieder eine Stunde zur Welpenstunde, zwischendurch Beschäftigungen und Spiele und abends wieder raus. Das ist für einen Hund dieses Alters viel zu viel.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Stephanie
12. Feb. 07:19
Nur eine Idee, ob es zutreffen kann, musst Du selbst beurteilen. Du arbeitest viel mit ihr an Frustrationstoleranz, Beherrschung, Ruhe bewahren, Alleine bleiben aushalten. Da sammelt sich eine Menge Frust an, staut sich die Anspannung. Sich lösen ist für viele Hunde ein Anlass, danach erleichtert die Sau raus zu lassen. Ich denke, das versucht sie dann auch, hat aber viel angestaut, und weiß nicht, wohin damit. Versuch doch mal, sie direkt nach dem Lösen an der Schleppleine hinter einem Spielzeug her jagen zu lassen. Den Haufen kannst Du auch noch weg machen, wenn sie sich wieder ein bisschen beruhigt hat. Wichtig dabei wäre, dass Du das wirklich initiierst, also das Spielzeug wirfst, direkt wenn sie vom Kacken aufsteht. Und dass sie ein paar Minuten ausgelassen toben kann. Da das erst seit einer Woche so ist, würde ich auch einen Tierarzt befragen, ob alles OK ist.
Prima Idee mit der Schleppleine. Mal sehen, was sie dann macht. Vielleicht tobt sie dann einfach ein wenig rum.
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
12. Feb. 07:24
Ich habe solche Verhaltensänderungen bei meinem 1. Welpen übrigens auch die ersten Monate kurz vor und während meiner Periode erlebt. Am Anfang wusste ich das gar nicht einzuordnen…irgendwie hat ihm das (trotz noch gar nicht vorhandener geschlechtsreife) riesenstress verursacht, bis er ca. 8 Monate alt war. Zusammen mit dem normalen alltag war das in diesen Wochen dann einfach „zu viel“.

Manchmal kommt man gar nicht so einfach auf die stressoren…man kann dann nur versuchen, Wege zum geregelten stressabbau anzubieten.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Nicole
12. Feb. 07:53
Klar der Zahnwechsel kann da schon auch mit reinspielen, wenn du sagst das kommt seit dieser Woche vermehrt vor.
Auch durch Zahnschmerzen wissen Welpen manchmal nicht wohin mit sich.

In den meisten Fällen liegt es auch ganz einfach an anfänglicher Misskommunikation. Du hast sie ja erst 4 Wochen. Gerade genug Zeit sich gegenseitig lesen zu lernen und wichtigsten Tagesabläufe zu implementieren. Auch kommen die meisten Welpen in dieser Phase erst so richtig an und testen dann auch mal gerne wie es so mit der Glaubwürdigkeit des Menschen ausschaut.

Was manchmal sinnvoll ist einfach dem Welpen öfters mal ins Gesicht zu schauen tagsüber. Oftmals werden zuvor schon Stresssignale ausgesendet. Die andeuten, dass es Zuviel wird. Es bilden sich Stressadern über den Fang, die Augen wirken groß und weit oder werden vermehrt zusammengekniffen, häufiges Gähnen manchmal auch ein geöffnetes Maul mit nach hinten gezogenen Lefzen usw.
Sei einfach aufmerksam ob du irgendwas davon erkennen kannst.

Nur weil du einen Ausflug an die Elbe als reizarm empfindest muss das nicht unbedingt auf deine Hündin zutreffen. Gerade Wasser und Kälte Transport Unmengen an Geruchs-Informationen.

Platztraining/Ruhetraining daheim ist auch anstrengend für den Hund. Wie baust du das denn auf? Ggf musst du auch hier mal prüfen, ob du denn tatsächlich den Moment der Entspannung bestätigst (Kopf ablegen, Pfoten seitlich entspannt statt unterm Hund oder noch den Moment der Anspannung)

Natürlich ist dein Hund kein ganz kleiner Welpe mehr.

Meine Hündin ist schon 6 Monate alt und ist nach unserem 1 stündigen Programm mit Unterbrechung nach einer halben Stunde unter anderen Hunden dann eigentlich durch für den Rest des Tages.
Gestern zum Beispiel waren wir zu Besuch bei jemanden der andere Hunde hat und der Rest meiner Hunde war auch mit dabei, nach ner Stunde hat sie sich von alleine in eine offene Kiste zurückgezogen die dort rumstand und hat geschlafen.
Ein junger Hund ist ganz einfach noch kein Erwachsener was Aufnahmefähigkeit angeht. Wäre auch komisch wenn es so wäre.

Lecken hat übrigens auf viele Hunde auch beruhigende Wirkung und hilft beim runterkommen, das wäre etwas was du zum Beispiel auch mal ausprobieren könntest statt schnüffeln eine Leckmatte zwischendurch ggf kannst du die auch fürs Ruhetraining für euch nutzen.

Es sind Lernprozesse, aber ihr bekommt das schon hin, keine Sorge.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Nadine
12. Feb. 08:04
Niemand hat geschrieben, hier wäre die ganze Zeit Action. Wir sind in der Woche 2 Stunden draußen. Den Rest der Zeit sind wir zu Hause. Ich versuche sie zum Ruhen zu animieren und dazwischen gibt es ganz normal eine Spielrunde oder eben auch mal die Schnüffelmatte.
Ich sagte ja auch es lässt sich so lesen 😉 denn 1,5 Std Gassi, leinenführigkeit, Kommandos, Welpenstunde ist halt Action für ein 5 Monate alten welpe🤷‍♀️
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Nadine
12. Feb. 08:10
Wo kommt sie denn eigentlich her bzw wie ist sie aufgewachsen? Wenn du schreibst, sie ist mit 16 Wochen zu dir gekommen, schließe ich da immer auf einen Tierschutzhund, weil die in dem Alter ausreisen dürfen. Trifft das in dem Fall zu?

Falls ja, war ihr Leben vorher sicher total anders und alles - oder wenigstens vieles - ist für sie neu. 1.5h lange Spaziergänge konnte ich zum Beispiel mit meinen erwachsenen Tierschutzhunden in dem Wochen nach Ankunft nicht machen, ohne dass es sie überfordert hat. Dann würde ich es erstmal ruhiger angehen lassen, ganz unabhängig ob der Hund das körperlich im dem Alter schafft oder nicht. Kürzere Spaziergänge, keine Runden sondern Hin-und Rückweg und erstmal oft den gleichen Weg.
Probiere es doch einfach mal 1,2 Tage aus, deutlich weniger mit ihr zu machen. Vielleicht siehst du ja einen positiven Effekt, und falls nicht hast du immerhin schonmal geübt für den Fall, dass du krank wirst - dann willst du nämlich sicher auch keine 2 Stunden am Tag spazieren gehen.
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
12. Feb. 09:07
Das wird mit der Zeit besser 😉
Sora wusste auch nicht wohin mit ihrer ganzen Energie, das musste ich mit ihr lang üben ( umlenken ) in dem Alter brauchen sie mehr Ruhe und kürzere Spatziergänge. Wenn bei uns ein Tag mal mehr passiert ist w.z .b Besuch ,Lokal Besuch...wird am nächsten Tag Ruhe Tag ernannt. Inzwischen liegt Sora auch mal freiwillig und schläft ,läuft mir nicht die ganze Zeit hinterher. Das werdet ihr auch noch hinbekommen, du machst dir ja Gedanken und möchtest es ändern. Ihr seid nicht die einzigen mit dem Problem, wir haben bei uns Zaun Nachbarn, die haben das gleiche Problem und wissen nicht weiter .