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Jens
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zuletzt 20. Sept.

Junge Rüden und das Festlegen der Rangordnung

Sicherlich ein bekanntes Thema: Wir haben in der Nachbarschaft mehrere junge Rüden, 1-2 Jahre alt, teils unkastriert. Man läuft sich im Park dann immer mal wieder über den Weg. Die Hunde, obwohl sie sich teilweise aus der Welpenzeit kennen, können sich leider gegenseitig gar nicht ausstehen. Vermutlich weil sie eben nie die Gelegenheit hatten sich richtig aneinander zu messen. Mir stellt sich die Frage: Ist es sinnvoll wenn man die Hunde kontrolliert einfach "machen lässt" damit sie das unter sich klären und bringt das überhaupt langfristig eine Besserung? Ich bin der Ansicht, dass normal sozialisierte Hunde sich nicht gleich gegenseitig verletzen bzw. nicht so heftig dass es lebensgefährlich wird. Ich kann mich aber auch völlig irren. Hat jemand Erfahrung wie man solche Kerle aneinander gewöhnt?
 
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Jens
19. Sept. 13:17
Ich denke, man muss sich da die Frage stellen, für wen das schade ist. Für die Menschen oder für die Hunde? Die Hunde können aufeinander verzichten. Die Menschen wollen, zynisch gesagt, dass die Hunde toben und müde sind und dass sie sich dabei mit anderen HH austauschen können. Die wenigsten können wirklich beurteilen, ob die Hunde Spaß haben. Ich kann für meinen Rüden, der auch andere intakte Rüden scheiße findet, sagen, dass der sowas gar nicht braucht. Der spielt nicht. Nicht mal mit Hündinnen gleicher Rasse, die ähnlich bollerig und körperlich unterwegs sind. Wenn ich jetzt so eine Gruppe hätte, wäre das Nix, wovon mein Hund profitiert.
Ist völlig richtig. Wir hatten in der Gruppe festgestellt, dass die Hunde allesamt ein bisschen ausgeglichener sind wenn sie immer mal wieder Artgenossen treffen, es scheint ihnen also durchaus gut zu tun. Natürlich muss nicht jeder dicke mit jedem anderen Hund sein aber es scheint insgesamt eine positive Auswirkung auf alle zu haben. Meine Jule zB spielt auch kaum mit anderen Hunden aber es hat ihr gut getan einfach mal unter Artgenossen zu sein, insbesondere große Rassen, da fehlte ihr einfach die Erfahrung.

Das war insgesamt das Ziel der Gruppe: Hunde an Artgenossen gewöhnen und einfach mal "Hund sein lassen".
 
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Dogorama-Mitglied
19. Sept. 14:14
Ist völlig richtig. Wir hatten in der Gruppe festgestellt, dass die Hunde allesamt ein bisschen ausgeglichener sind wenn sie immer mal wieder Artgenossen treffen, es scheint ihnen also durchaus gut zu tun. Natürlich muss nicht jeder dicke mit jedem anderen Hund sein aber es scheint insgesamt eine positive Auswirkung auf alle zu haben. Meine Jule zB spielt auch kaum mit anderen Hunden aber es hat ihr gut getan einfach mal unter Artgenossen zu sein, insbesondere große Rassen, da fehlte ihr einfach die Erfahrung. Das war insgesamt das Ziel der Gruppe: Hunde an Artgenossen gewöhnen und einfach mal "Hund sein lassen".
Da muss ich jetzt wieder in bisschen pedantisch reinkommentieren - "einfach Hund" im entspannten Sinne sind Hunde nicht unbedingt, wenn sie nach Menschenvorliebe zusammengewürfelt auf eine Wiese gestellt werden.

Ich wohn bei Schönwetter halb auf unserer grossen Freilaufwiese, hab allerdings schnell gelernt, dass ich das sehr gut beobachten und moderieren muss, damit das für meinen Hund langfristig ohne größeren Stress mitzumachen ist.

Ich nutze das sehr aktiv, um an seiner Toleranz anderer Hunde um unsere Plätze herum zu arbeiten und er liegt da tw mehr an der Leine bei mir und wird für Beobachten und Akzeptieren bestätigt, als dass er wild über die Fläche tobt.

Damit will ich sagen, beobachtet mal genau, ob die Hunde wirklich Freude an den Treffen haben, oder ob die eher stressbehaftet sind.

Ich weiss, das ist jetzt nichtmehr das Kernthema, aber richtig spannend fänd ich ja ein längeres Video zu einem eurer Treffen...😉
 
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Wiebke
19. Sept. 15:29
Da muss ich jetzt wieder in bisschen pedantisch reinkommentieren - "einfach Hund" im entspannten Sinne sind Hunde nicht unbedingt, wenn sie nach Menschenvorliebe zusammengewürfelt auf eine Wiese gestellt werden. Ich wohn bei Schönwetter halb auf unserer grossen Freilaufwiese, hab allerdings schnell gelernt, dass ich das sehr gut beobachten und moderieren muss, damit das für meinen Hund langfristig ohne größeren Stress mitzumachen ist. Ich nutze das sehr aktiv, um an seiner Toleranz anderer Hunde um unsere Plätze herum zu arbeiten und er liegt da tw mehr an der Leine bei mir und wird für Beobachten und Akzeptieren bestätigt, als dass er wild über die Fläche tobt. Damit will ich sagen, beobachtet mal genau, ob die Hunde wirklich Freude an den Treffen haben, oder ob die eher stressbehaftet sind. Ich weiss, das ist jetzt nichtmehr das Kernthema, aber richtig spannend fänd ich ja ein längeres Video zu einem eurer Treffen...😉
Das denke ich nämlich auch.
Es wird immer Hunde geben, die davon profitieren, wie vllt Jule von Jens. Und dieses soziale Lernen ist ja auch toll, aber es ist und bleibt halt so, dass wenigsten wirklich korrekt einschätzen können, was spiel ist, was nur Machtkämpfe sind oder was jetzt rein jagdliches Verhalten ist und ob es dem gejagten Hund wirklich Spaß macht oder nicht.
Es ist einfach so komplex 🫣
Und bei den betreffenden Hunden kommt einfach dazu, dass ein „es mal ausdiskutieren“ echt nach hinten los gehen kann.
 
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Lisa-Eileen
20. Sept. 09:47
Gutes Argument - Es ist kein Rudel, also kann es keine Rangordnung geben. Bei den exakten Details stoße ich an meine Grenzen weil es ja nicht meine Tiere sind. Generell ist es so, dass die Besitzer jeweils wissen dass A nicht mit B kann und sich gegenseitig aus dem Weg gehen. Es reicht oft schon wenn sich die Kerle aus der Entfernung sehen, dann wird gezogen und gepöbelt und die Besitzer kehren um. Logisch, den Stress will sich keiner antun. In einem Fall ist es wohl so, dass die Tiere sich schon bemerken und pöbeln wenn einer beim anderen unterm Fenster vorbei geht. Es handelt sich um eher schwierige Rassen, Akita und Wolfshund zB. Die Annäherung ist da schon das Problem. Der Akita hatte eine Weile einen Maulkorb, da hat die Interaktion ziemlich gut funktioniert. Die Lage blieb aber ein bisschen angespannt, sobald einer anfing zu bellen, egal warum, haben die sich dann gegenseitig gereizt. Wir sind auf einer Wiese im Park wo die restlichen Hunde entspannt abgeleint interagieren. Die meisten in der Gruppe sind dann Weibchen.
Finde da is nix mit selbst klären, die Hunde haben eben nicht gelernt wie man richtig mit einem (unsympathischen) Fremdhund umgeht, da wäre der Besitzer gefragt mit dem Hund daran zu arbeiten das die eben beide lernen den anderen zu ignorieren oder so.
Andererseits müssen die Besitzer aber auch gucken das sie das Bedürfnis ihres Hundes möglichst respektieren und ihn da schützen/ ihm helfen das er das garnicht erst selbst regeln muss.
 
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Dogorama-Mitglied
20. Sept. 10:12
Jens, ich bin da jetzt richtig neugierig geworden - magst du mir vielleicht einen Eindruck vermitteln, wie die Hundewiese bei euch aussieht (gross, klein, eingezäunt, offen...) und was ihr macht, wenn ihr euch dort trefft (gehen, stehen, sitzen, Bällchen werfen...)?
 
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Jens
20. Sept. 10:29
Jens, ich bin da jetzt richtig neugierig geworden - magst du mir vielleicht einen Eindruck vermitteln, wie die Hundewiese bei euch aussieht (gross, klein, eingezäunt, offen...) und was ihr macht, wenn ihr euch dort trefft (gehen, stehen, sitzen, Bällchen werfen...)?
Ich kann mal ein Video machen wenn wir wieder zusammen sind. Es ist im Prinzip nur eine Wiese, circa die Größe von nem Fußballfeld mit ein paar Wegen und Sträuchern drum rum. Man trifft und kennt sich weil alle dort zum Gassi vorbei kommen. Aktuell sitzen wir meist im Kreis und lassen die Hunde locker interagieren. Die Tiere untereinander begrüßen sich und "hängen rum", je nach Laune versuchen sie sich dann zum spielen zu animieren. Klappt nicht immer, Jule zB hat eher weniger Lust. Ich denke nicht, dass irgendwer sich gezwungen fühlt zu interagieren. Wir haben auch ab und zu Bälle dabei, es gibt zum Glück keine Eifersucht oder so, keiner streitet sich um die Dinger. Es hat nicht den Charakter einer unkontrollierten Hundewiese wo dutzende fremde Tiere aufeinander treffen.
 
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Dogorama-Mitglied
20. Sept. 20:40
Ich kann mal ein Video machen wenn wir wieder zusammen sind. Es ist im Prinzip nur eine Wiese, circa die Größe von nem Fußballfeld mit ein paar Wegen und Sträuchern drum rum. Man trifft und kennt sich weil alle dort zum Gassi vorbei kommen. Aktuell sitzen wir meist im Kreis und lassen die Hunde locker interagieren. Die Tiere untereinander begrüßen sich und "hängen rum", je nach Laune versuchen sie sich dann zum spielen zu animieren. Klappt nicht immer, Jule zB hat eher weniger Lust. Ich denke nicht, dass irgendwer sich gezwungen fühlt zu interagieren. Wir haben auch ab und zu Bälle dabei, es gibt zum Glück keine Eifersucht oder so, keiner streitet sich um die Dinger. Es hat nicht den Charakter einer unkontrollierten Hundewiese wo dutzende fremde Tiere aufeinander treffen.
Ja ich persönlich fände ein Video super interessant.

Ich bin wie gesagt ziemlich oft auf einer Hundewiese und hab inzwischen ein ganz gutes Auge zumindest für den Unterschied zwischen einigermaßen entspannter oder peripherer Interaktion und deutlicher territorialem, fiddeligem oder aufdringlichem Gehabe entwickelt.

In jedem Fall wäre ein genereller Eindruck der Dynamik eines eurer Treffen zumindest aus meiner Sicht sehr !!! spannend.