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Jens
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zuletzt 20. Sept.

Junge Rüden und das Festlegen der Rangordnung

Sicherlich ein bekanntes Thema: Wir haben in der Nachbarschaft mehrere junge Rüden, 1-2 Jahre alt, teils unkastriert. Man läuft sich im Park dann immer mal wieder über den Weg. Die Hunde, obwohl sie sich teilweise aus der Welpenzeit kennen, können sich leider gegenseitig gar nicht ausstehen. Vermutlich weil sie eben nie die Gelegenheit hatten sich richtig aneinander zu messen. Mir stellt sich die Frage: Ist es sinnvoll wenn man die Hunde kontrolliert einfach "machen lässt" damit sie das unter sich klären und bringt das überhaupt langfristig eine Besserung? Ich bin der Ansicht, dass normal sozialisierte Hunde sich nicht gleich gegenseitig verletzen bzw. nicht so heftig dass es lebensgefährlich wird. Ich kann mich aber auch völlig irren. Hat jemand Erfahrung wie man solche Kerle aneinander gewöhnt?
 
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Nadine
19. Sept. 05:50
Auf keinen Fall die Hunde einfach machen lassen.

Training mit gut sozialisierten älteren Hunden ist dafür super.

Oder einfach mal mehrmals mit den anderen Rüden gemeinsam spazieren gehen, ohne Kontakt.
Sie müssen sich ja nicht mögen, ein akzeptieren reicht ja oft schon.
 
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Katrin
19. Sept. 07:18
Es gibt halt Hunde die sich gegenseitig einfach nicht austehen können. Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Ich glaube das sollte man ihnen auch zugestehen. Natürlich sollte der Hund händelbar sein wenn er auf den anderen trifft aber ich sehe keinen Grund den Kontakt zu erzwingen ala da müssen sie halt durch. Da die Hunde so wie ich das verstanden habe noch im Reifungsprozess sind sehe ich auch keinen Sinn darin untereinander etwas austragen zu lassen.
 
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Dogorama-Mitglied
19. Sept. 08:03
Gutes Argument - Es ist kein Rudel, also kann es keine Rangordnung geben. Bei den exakten Details stoße ich an meine Grenzen weil es ja nicht meine Tiere sind. Generell ist es so, dass die Besitzer jeweils wissen dass A nicht mit B kann und sich gegenseitig aus dem Weg gehen. Es reicht oft schon wenn sich die Kerle aus der Entfernung sehen, dann wird gezogen und gepöbelt und die Besitzer kehren um. Logisch, den Stress will sich keiner antun. In einem Fall ist es wohl so, dass die Tiere sich schon bemerken und pöbeln wenn einer beim anderen unterm Fenster vorbei geht. Es handelt sich um eher schwierige Rassen, Akita und Wolfshund zB. Die Annäherung ist da schon das Problem. Der Akita hatte eine Weile einen Maulkorb, da hat die Interaktion ziemlich gut funktioniert. Die Lage blieb aber ein bisschen angespannt, sobald einer anfing zu bellen, egal warum, haben die sich dann gegenseitig gereizt. Wir sind auf einer Wiese im Park wo die restlichen Hunde entspannt abgeleint interagieren. Die meisten in der Gruppe sind dann Weibchen.
Ich könnte mir vorstellen, dass die Vermeidung in diesen Situationen das Verhalten der Hunde sogar verstärkt. Wenn die Hunde durch das Vermeiden oder Ausweichen lernen, dass ihre proaktive Reaktion – also das Pöbeln und Ziehen – dazu führt, dass der andere Hund verschwindet, findet keine Auseinandersetzung mit dem Stressor statt.
Statt immer auszuweichen, wäre es vielleicht sinnvoller, gezielt daran zu arbeiten, dass die Hunde lernen, die Nähe des anderen Hundes zu tolerieren, ohne sofort reagieren zu müssen.
Und das an der Leine in einem geeigneten Abstand, sodass kein dauerhaftes Bellen oder Jaulen von beiden Seiten da ist. Dann verkleinert man schrittweise den Abstand.
 
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Dogorama-Mitglied
19. Sept. 08:24
Gutes Argument - Es ist kein Rudel, also kann es keine Rangordnung geben. Bei den exakten Details stoße ich an meine Grenzen weil es ja nicht meine Tiere sind. Generell ist es so, dass die Besitzer jeweils wissen dass A nicht mit B kann und sich gegenseitig aus dem Weg gehen. Es reicht oft schon wenn sich die Kerle aus der Entfernung sehen, dann wird gezogen und gepöbelt und die Besitzer kehren um. Logisch, den Stress will sich keiner antun. In einem Fall ist es wohl so, dass die Tiere sich schon bemerken und pöbeln wenn einer beim anderen unterm Fenster vorbei geht. Es handelt sich um eher schwierige Rassen, Akita und Wolfshund zB. Die Annäherung ist da schon das Problem. Der Akita hatte eine Weile einen Maulkorb, da hat die Interaktion ziemlich gut funktioniert. Die Lage blieb aber ein bisschen angespannt, sobald einer anfing zu bellen, egal warum, haben die sich dann gegenseitig gereizt. Wir sind auf einer Wiese im Park wo die restlichen Hunde entspannt abgeleint interagieren. Die meisten in der Gruppe sind dann Weibchen.
Hm ja, das ist für die Hundewiese schwierig, da ist man statisch und die Hunde werden oft ziemlich territorial.

Ich bin selber oft auf einer grossen Freilaufwiese, sehr viele Interaktionen sind tatsächlich Verteidigungen des Steh- oder Sitzplatzes.

Eine Sache, die es vielleicht zu betrachten gäbe ist, wieviel die Anspannung und negative Erwartungshaltung, das nervöse Ausweichen und Vermeiden der HH mitspielt.
Wenn das entspannter ging mit Maulkorb, könnte das einen guten Teil des Problems ausmachen.

Ob daran zu arbeiten genügt, um die Hunde problemlos miteinander auf die Wiese zu stellen, ist natürlich nicht garantiert, aber es ist die einzig vernünftige Stellschraube, die mir bez Entspannung der Situation einfällt.
 
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Celine
19. Sept. 08:43
Man sollte schon früh seinen Rüden mit anderen intakten Rüden laufen lassen. Erst so entwickelt sich die Sozialkompetenz gegenüber Rüden.

Ich würde einen Hundetrainer ins Boot holen, die bieten auch Sozialstunden an.

Und am besten auch nie per Leine beschnuppern lassen, das führt immer zu mehr Anspannung.
Ohne Leine können Hunde ganz frei kommunizieren und Raum schaffen.
 
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Jens
19. Sept. 08:50
Danke für die Antworten. Ich sehe, "einfach machen lassen" ist keine Option. Einige der Rüden kannten sich schon als Welpen, aber mit der Geschlechtsreife konnten sie sich dann nicht mehr ab. Das ist eben schade.
 
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Sonja
19. Sept. 09:12
Ich fänds auch noch wichtig zu sagen: man kann und sollte viele Situationen trainieren. Aber man muss auch gucken, ob der Hund dann Kontakte einfach nur duldet oder wirklich genießt. Jede Rasse und jedes Individuum hat seine Veranlagung. Aus skeptischen Wächtern kann man genau so wenig Jedermanns Kuschelknutscher machen wie aus Everybodys Darling nen Einbrecherschreck. Ich wünsche den betreffenden Leuten viel Glück, dass es weiter mit der Hundewiese klappt. Aber es kann auch sein, dass das ab einem gewissen Alter nicht mehr geht.
Wir hatten vor einiger Zeit mal eine HSH Halterin die mit ihrer 1-2 Jährigen mit ging. War auch ok, hat geklappt und sie wollte das jetzt regelmäßig machen. Leider wurde da keine engmaschige Regelmäßigkeit draus und so wollte die jetzt 4 Jährige meine letztens ernsthaft schreddern, wenn sie nicht angeleint gewesen wäre. Frauchen hatte Mühe aus der Situation zu kommen, obwohl sie sich von früher kannten. So kann's gehen bei entsprechender Veranlagung und zu spätem, inkonsequentem Training. Und selbst wenn alles als Junghund passt, kann es trotzdem später anders kommen.
 
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Katja
19. Sept. 09:53
Ich weiß nicht, ob Du bei FB bist, aber ich folge da Vroni Fuchs, einer Hundetrainerin aus Nürtingen:

https://www.team-hnb.de/

Die hat dort tolle Videos zur Hundesprache und sie organisiert/coacht auch genau solche Begegnungen… im Freilauf mit Maulkorb.
Da kann man auch sehr schön einen Eindruck verschaffen, wie das aussieht, wenn 2 starke Persönlichkeiten aufeinandertreffen!
Würde ich nicht ohne erfahrene Unterstützung machen…
 
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Katharina
19. Sept. 11:13
Ich würde regelmäßig versuchen mit den anderen Leuten und ihren Hunden an der Leine mit Abstand miteinander spazieren zu gehen. Social Walk an der Leine sozusagen. Die Hunde können sich so aneinander gewöhnen. Auch da merkt man schon wie sie dem anderen gegenüber gestimmt sind. Und jeder kann sein Hund kennenlernen in seinem Verhalten. Ich hab schon oft erlebt das manche wenn sie den benötigten Abstand bekamen auch mit der Zeit merken das der andere gar nicht so schlimm ist.
 
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Wiebke
19. Sept. 11:32
Danke für die Antworten. Ich sehe, "einfach machen lassen" ist keine Option. Einige der Rüden kannten sich schon als Welpen, aber mit der Geschlechtsreife konnten sie sich dann nicht mehr ab. Das ist eben schade.
Ich denke, man muss sich da die Frage stellen, für wen das schade ist. Für die Menschen oder für die Hunde?
Die Hunde können aufeinander verzichten. Die Menschen wollen, zynisch gesagt, dass die Hunde toben und müde sind und dass sie sich dabei mit anderen HH austauschen können. Die wenigsten können wirklich beurteilen, ob die Hunde Spaß haben.
Ich kann für meinen Rüden, der auch andere intakte Rüden scheiße findet, sagen, dass der sowas gar nicht braucht. Der spielt nicht. Nicht mal mit Hündinnen gleicher Rasse, die ähnlich bollerig und körperlich unterwegs sind. Wenn ich jetzt so eine Gruppe hätte, wäre das Nix, wovon mein Hund profitiert.