Der kleine Hund läuft vor dem großen weg, geht oft in T-Stellung, bremst ab und rennt dann (nach schneller Annäherung des großen) weiter, macht beim Rennen hektische Bewegungen, hält abrupt (um eine Pause einzufordern), läuft rückwärts und hält den großen im Blick, weicht dem Schnappen aus, blickt sich zu Menschen um, zeigt beim Schnappen des großen Hundes ein Stressgesicht (Ohren hinter gelegt, Maulspalte hochgezogen, Hecheln, große Augen) und rennt dann wieder weg (in Richtung der Menschen). Ich meine auch kurzzeitig eine eingeklemmte Rute zu sehen, ansonsten wird diese steif und unbeweglich getragen.
Der große Hund läuft dem kleinen zügig hinterher, die Rute wedelt hektisch, die Muskulatur wirkt eher angespannt, er wirft die Vorderpfoten in Richtung des kleinen Hundes, springt fast auf ihn herauf, behält ihn stets im Blick, schnappt in die Luft (in Richtung des kleinen Hundes, als dieser stehen bleibt), sieht sich um, hat nach hinten gelegte Ohren, tänzelt mit den Vorderpfoten, bellt in Richtung des kleinen Hundes, als dieser verharrt, schwingt intensiv mit der Rute und rennt ihm direkt wieder nach. Das Schnappen übrigens wirkt nach einer Art Übersprunghandlung (evtl. auch aufgrund von Frust und Überforderung).
Dies ist kein Spiel. Die Hunde machen keine Pausen, bei denen beide Seiten einwilligen, es werden offensichtlich Grenzen überschritten, Rollenwechsel sind keinerlei erkennbar und die Erregungslage wirkt zu hoch. Die Bewegungen der Hunde sind steif und hektisch, es werden auf beiden Seiten Stresssignale gesendet und Spaß ist nicht erkennbar. Wenn man messen wollte, welcher Hund mehr Spaß hat, dann der große, denn er wird weniger bedrängt, kommt in den 'Genuss' zu hetzen und seine Bedürfnisse werden vom anderen Hund nicht übergangen. Dennoch wirkt der große Hund nicht sonderlich erfreut, sondern eher gestresst, aufgeregt und frustriert. Der kleine Hund hingegen wirkt vorwiegend gestresst, überfordert, bedrängt und hilflos.
Meinem Gefühl nach, ist der größere Hund noch recht jung und unerfahren. Zu seinen Vorlieben würde ich spontan Hetzen, Jagen und Rennen zählen und ich würde sogar schätzen, dass seine Reizschwelle eher niedrig ist. Würde mich sehr interessieren, ob die Hundemenschen dem zustimmen würden.
Auch wenn seine Bewegungen groß und teils auch weich wirken, ist seine Erregung einfach schon sehr hoch. Er scheint vieles spielerisch zu meinen, kann dies aber nicht fair umsetzen und ist auch selbst einfach ein wenig zu aufgeregt.
Der kleinere Hund scheint schon erfahrener zu sein, weiß sich aber in dieser Situation nicht recht zu helfen. Auf seinen fragenden Blick in Richtung Menschen hin, erhält er leider kein Feedback und auch schon während der Pause, die er einfordert, weiß er sich nicht zu retten. Der andere Hund ist einfach viel zu aufgeregt und scheint dadurch die Signale des kleineren Hundes weitgehend zu übersehen und dadurch zu übergehen.
Meine Hündin zählt leider eher in die Kategorie 'aufgeregt und übergriffig' (so wie hier der große) und ich helfe ihr und den anderen Hunden, indem ich solche Begegnungen freundlich pausiere oder gar beende. Dabei lernt nämlich kein Hund etwas sinnvolles. Die Emotionen sind viel zu unangenehm, als dass die Hunde einen Mehrwert davon haben. Für den Kleinen wäre es wichtig mehr Sicherheit zu erfahren und für den Großen, zu lernen, mehr Ruhe zu bewahren und die Bedürfnisse anderer zu erkennen und zu akzeptieren.
Meine Einschätzung :)