Ich bin Freund wie auch Feind von Kastration…. etwas übertrieben gesprochen, aber der Zwiespalt existiert in mir. Ich denke es kann absolut richtig sein oder auch total falsch, je nach Hund und Problematik.
Ich habe ein Problem mit der Einstellung „Schnipp schnapp und alle Verhaltensprobleme sind aus der Welt“, denn dem ist nicht so. Auch kann durchaus das Krebsrisiko ( Knochenkrebs) steigen. Es ist ein gravierender Eingriff, der auch manchmal tödlich enden kann.
Wir lassen daher nicht ohne guten Grund kastrieren und sind damit bisher gut gefahren. Bei einem habe ich es bereut, ist aber ein Rüde und nicht das Thema.
Bei Bonny musste es sein, weil sie Verwachsungen der Eierstöcke hatte, die auch noch stark entzündet waren. Aufgrund der Schmerzen zeigte sie plötzlich eine hohe Aggressivität. Da war klar, dass etwas nicht stimmt. TA, Diagnose, Kastration, Schmerzen weg = Aggressivität weg. Richtige Entscheidung. Im Verhalten hatte sie sich kaum verändert. Vielleicht etwas verspielter. Sie entwickelte aber eine Neigung zum Übergewicht, da musste man aufpassen.
Luna wurde nicht kastriert und alles gut, richtige Entscheidung es nicht zu tun. Es wurde nie bereut.
Bei Tasha war es wiederum genau die richtige Entscheidung, auch aufgrund gesundheitlicher Probleme.
Es fing schon mit der ersten Läufigkeit an, dass sie danach emotionale Probleme bekam. Entweder hatte sie eine extrem kurze Zündschnur oder war depressiv. Wirklich fröhliche Zeiten waren eher wenig. Nach jeder Läufigkeit wurde sie scheinschwanger, ist normal im Normalfall. Bei ihr war es aber so krass, dass sie Tropfen bekommen musste, damit sich das wieder einpendelt, denn von alleine passierte das einfach nicht. Und sie litt in der Zeit, war überhaupt nicht sie selbst und ich spreche hier nicht von dem was man gerne als normal bezeichnet wird, sondern alles war bis ins Extreme gesteigert. So sehr, dass sie wirklich darunter litt. Die Läufigkeiten waren komplett unregelmäßig. Die letzten beiden Läufigkeiten die sie vor der Kastration hatte lagen gerade mal 7 Wochen auseinander. Man konnte von einem Hormonchaos sprechen, dass sich nicht regulieren ließ.
Dann kontaktierte mich die Züchterin, ob Tasha irgendwelche gesundheitlichen Probleme aufweist, da alle Hündinnen dieses Wurfes hormonelle Probleme hatten oder Probleme mit den Eierstöcken, Gebärmutter usw.
Wir besprachen das alles natürlich mit dem TA und entschieden uns dann zur Kastration kurz bevor Tasha 4 Jahre alt wurde, denn es lagen ganz offensichtlich Hormonstörungen vor. Natürlich hatten wir auch alle anderen Möglichkeiten SD Kontrolle, Phytohormone usw schon ausprobiert.
Bei der OP erlitt Tasha einen Atemstillstand, wir hätten sie fast verloren aber am Ende ging alles gut. War es doch ein Fehler? fragten wir uns.
Die Kastration war aber in ihrem Fall genau das richtige, wie es sich dann herausstellte. Sie blühte richtig auf und war endlich einfach nur noch ein glücklicher Hund. Dieses hormonelle hin und her, die extremen Stimmungsschwankungen waren vorbei und es wurde dann so richtig deutlich, wie sehr diese Tasha belastet hatten.
Ich empfand es so als dürfte sie endlich so sein wie sie wirklich ist.
Sie zeigte sich quasi so wie vor der Kastration wenn sie eine der eher seltenen „guten Phasen“ hatte, nur dass diese gute Phase nun stabil war. Depressionen waren komplett weg, ihre Zündschnur wurde etwas länger, diese Verwirrtheit, dieses konfuse was sie manchmal hatte, fast schon wirkte sie senil, war auch futsch. Sie wirkte viel zufriedener, glücklicher, fröhlicher, freier, mehr Energie vorhanden, war nicht mehr so ausgelaugt.
Bei ihr war der Unterschied vorher nachher enorm, was halt ihre emotionale Stabilität und Zufriedenheit angeht. Vom Wesen her blieb sie aber die gleiche, nur glücklicher.
Vor der Kastration hatte sie Gewichtsprobleme. Sie brauchte Unmengen an Futter nur um nicht abzumagern. Bauchspeicheldrüse und alle anderen möglichen Ursachen konnten ausgeschlossen werden. Nach der Kastration normalisierte sich das. Normalgroße Portionen und Gewicht konnte problemlos gehalten werden. Schien also auch hormonell bedingt gewesen zu sein.
Mit 7 Jahren wurde sie inkontinent. Im Wachzustand tröpfelte sie durch die Gegend, während des Schlafes floss es so richtig.
Sie hat eine Kürbiskernpulver Kur bekommen. Die Pfützen waren weg, das tröpfeln blieb, war aber nach der zweiten Kur auch weg. Danach hat sie so eine Kur regelmäßig vierteljährlich bekommen und das Problem tauchte bis zu ihrem Tod mit 10 Jahren nicht wieder auf.